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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
einen ganzen Berg umgewendet. Demnach scheint es ein grossartiger
Tagebau gewesen zu sein. Die grössere Menge des Goldes floss aber
aus ihrem Handel mit Arabien 1) und später aus ihren Ophirfahrten.
Es entsprang wohl in beiden Fällen denselben Quellen, denn auch die
arabischen Händler von Saba und Raema gewannen es nicht im eigenen
Lande, sondern erwarben es durch ihren Seehandel. Die Ophirfahrten
hatten denn auch wesentlich den Zweck, den Arabern den Gewinn zu
entziehen, den sie aus dem Zwischenhandel zogen. Wo die ophirischen
Goldländer lagen, ist noch immer eine Streitfrage. Seitdem neuer-
dings die Goldlager westlich von Sofala aufgefunden worden sind und
man dort die Trümmer einer alten, wohlgebauten, angeblich in ihren
Resten an ägyptische Bauart erinnernde Stadt entdeckt hat, neigt man
wieder allgemeiner zu der Ansicht, dass das Ophir der Alten an der
Ostküste Afrikas in dem Lande der Äthiopier lag, indem man glaubt,
in jenen Goldfeldern die ophirischen Lager wieder aufgefunden zu
haben. Die entgegenstehende Ansicht ist die, dass das ophirische Gold
von Indien kam und zwar, da das indische Tiefland arm an Gold ist,
dass es aus dem Berglande am oberen Indus gekommen wäre. Eine dritte
Ansicht ist die, dass es aus Ceylon gekommen sei. Da aus den Angaben
der heiligen Schrift hervorzugehen scheint, dass das Gold von ver-
schiedenen Plätzen kam, indem es unter verschiedenen Namen aufge-
führt wird, so könnten wohl sämtliche Annahmen richtig sein. Dennoch
ist es wahrscheinlicher, dass die grössere Menge des Goldes von Ost-
afrika kam, während von Indien, wohin allerdings sowohl die arabischen,
als die phönizischen Händler fuhren, besonders Edelsteine, Perlen,
Pfauen und ein Teil der "Gewürze Arabias" geholt wurden. Gold
scheinen indes die Araber selbst in Madian, südwestlich von Sinai ge-
wonnen zu haben. Eine weit grössere Rolle spielte aber in dem phöni-
zischen Handel das Silber. Es ist anzunehmen, dass auch in Kanaan
Silber gewonnen wurde, oder dass vielleicht auch Silbererze aus fremden
Ländern da verschmolzen wurden. Das Silberland der Phönizier war
Spanien und der Silberhandel in diesem Lande bildete eine der wichtig-
sten Grundlagen ihres Handels und Reichtums. Den Silbererzen spürten
die Phönizier überall nach und eine grosse Zahl ihrer Ansiedelungen
wurde veranlasst durch Bergbauunternehmungen auf Silber. Dies
zeugt von grossen montanistischen und geognostischen Kenntnissen,
denn ohne diese ist das absichtliche Aufsuchen und Erschürfen solcher
Erzlagerstätten nicht möglich. Dazu kommt, dass das Silber nicht wie

1) Ezechiel 27, 22.

Syrien.
einen ganzen Berg umgewendet. Demnach scheint es ein groſsartiger
Tagebau gewesen zu sein. Die gröſsere Menge des Goldes floſs aber
aus ihrem Handel mit Arabien 1) und später aus ihren Ophirfahrten.
Es entsprang wohl in beiden Fällen denselben Quellen, denn auch die
arabischen Händler von Saba und Raema gewannen es nicht im eigenen
Lande, sondern erwarben es durch ihren Seehandel. Die Ophirfahrten
hatten denn auch wesentlich den Zweck, den Arabern den Gewinn zu
entziehen, den sie aus dem Zwischenhandel zogen. Wo die ophirischen
Goldländer lagen, ist noch immer eine Streitfrage. Seitdem neuer-
dings die Goldlager westlich von Sofala aufgefunden worden sind und
man dort die Trümmer einer alten, wohlgebauten, angeblich in ihren
Resten an ägyptische Bauart erinnernde Stadt entdeckt hat, neigt man
wieder allgemeiner zu der Ansicht, daſs das Ophir der Alten an der
Ostküste Afrikas in dem Lande der Äthiopier lag, indem man glaubt,
in jenen Goldfeldern die ophirischen Lager wieder aufgefunden zu
haben. Die entgegenstehende Ansicht ist die, daſs das ophirische Gold
von Indien kam und zwar, da das indische Tiefland arm an Gold ist,
daſs es aus dem Berglande am oberen Indus gekommen wäre. Eine dritte
Ansicht ist die, daſs es aus Ceylon gekommen sei. Da aus den Angaben
der heiligen Schrift hervorzugehen scheint, daſs das Gold von ver-
schiedenen Plätzen kam, indem es unter verschiedenen Namen aufge-
führt wird, so könnten wohl sämtliche Annahmen richtig sein. Dennoch
ist es wahrscheinlicher, daſs die gröſsere Menge des Goldes von Ost-
afrika kam, während von Indien, wohin allerdings sowohl die arabischen,
als die phönizischen Händler fuhren, besonders Edelsteine, Perlen,
Pfauen und ein Teil der „Gewürze Arabias“ geholt wurden. Gold
scheinen indes die Araber selbst in Madian, südwestlich von Sinai ge-
wonnen zu haben. Eine weit gröſsere Rolle spielte aber in dem phöni-
zischen Handel das Silber. Es ist anzunehmen, daſs auch in Kanaan
Silber gewonnen wurde, oder daſs vielleicht auch Silbererze aus fremden
Ländern da verschmolzen wurden. Das Silberland der Phönizier war
Spanien und der Silberhandel in diesem Lande bildete eine der wichtig-
sten Grundlagen ihres Handels und Reichtums. Den Silbererzen spürten
die Phönizier überall nach und eine groſse Zahl ihrer Ansiedelungen
wurde veranlaſst durch Bergbauunternehmungen auf Silber. Dies
zeugt von groſsen montanistischen und geognostischen Kenntnissen,
denn ohne diese ist das absichtliche Aufsuchen und Erschürfen solcher
Erzlagerstätten nicht möglich. Dazu kommt, daſs das Silber nicht wie

1) Ezechiel 27, 22.
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[182/0204] Syrien. einen ganzen Berg umgewendet. Demnach scheint es ein groſsartiger Tagebau gewesen zu sein. Die gröſsere Menge des Goldes floſs aber aus ihrem Handel mit Arabien 1) und später aus ihren Ophirfahrten. Es entsprang wohl in beiden Fällen denselben Quellen, denn auch die arabischen Händler von Saba und Raema gewannen es nicht im eigenen Lande, sondern erwarben es durch ihren Seehandel. Die Ophirfahrten hatten denn auch wesentlich den Zweck, den Arabern den Gewinn zu entziehen, den sie aus dem Zwischenhandel zogen. Wo die ophirischen Goldländer lagen, ist noch immer eine Streitfrage. Seitdem neuer- dings die Goldlager westlich von Sofala aufgefunden worden sind und man dort die Trümmer einer alten, wohlgebauten, angeblich in ihren Resten an ägyptische Bauart erinnernde Stadt entdeckt hat, neigt man wieder allgemeiner zu der Ansicht, daſs das Ophir der Alten an der Ostküste Afrikas in dem Lande der Äthiopier lag, indem man glaubt, in jenen Goldfeldern die ophirischen Lager wieder aufgefunden zu haben. Die entgegenstehende Ansicht ist die, daſs das ophirische Gold von Indien kam und zwar, da das indische Tiefland arm an Gold ist, daſs es aus dem Berglande am oberen Indus gekommen wäre. Eine dritte Ansicht ist die, daſs es aus Ceylon gekommen sei. Da aus den Angaben der heiligen Schrift hervorzugehen scheint, daſs das Gold von ver- schiedenen Plätzen kam, indem es unter verschiedenen Namen aufge- führt wird, so könnten wohl sämtliche Annahmen richtig sein. Dennoch ist es wahrscheinlicher, daſs die gröſsere Menge des Goldes von Ost- afrika kam, während von Indien, wohin allerdings sowohl die arabischen, als die phönizischen Händler fuhren, besonders Edelsteine, Perlen, Pfauen und ein Teil der „Gewürze Arabias“ geholt wurden. Gold scheinen indes die Araber selbst in Madian, südwestlich von Sinai ge- wonnen zu haben. Eine weit gröſsere Rolle spielte aber in dem phöni- zischen Handel das Silber. Es ist anzunehmen, daſs auch in Kanaan Silber gewonnen wurde, oder daſs vielleicht auch Silbererze aus fremden Ländern da verschmolzen wurden. Das Silberland der Phönizier war Spanien und der Silberhandel in diesem Lande bildete eine der wichtig- sten Grundlagen ihres Handels und Reichtums. Den Silbererzen spürten die Phönizier überall nach und eine groſse Zahl ihrer Ansiedelungen wurde veranlaſst durch Bergbauunternehmungen auf Silber. Dies zeugt von groſsen montanistischen und geognostischen Kenntnissen, denn ohne diese ist das absichtliche Aufsuchen und Erschürfen solcher Erzlagerstätten nicht möglich. Dazu kommt, daſs das Silber nicht wie 1) Ezechiel 27, 22.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/204>, abgerufen am 27.11.2024.