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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Sense zu schärfen. Da nun der Streittag kam, ward kein Schwert
und Spiess gefunden in des ganzen Volkes Hand, das mit Saul und
Jonathan war, nur Saul und sein Sohn hatten Waffen."

Aus dem Mitgeteilten geht immerhin schon hervor, dass die Zimmer-
leute, die Gold- und die Eisenschmiede selbständige Gewerbe waren,
die bereits in früher Zeit im Ansehen standen. Ausser diesen werden
noch besonders Salbenbereiter, Töpfer, Walker, Weber und Bäcker ge-
nannt, zu denen in den grösseren Städten später auch noch die Barbiere
hinzukamen. Die Gewerbetreibenden pflegten in den grossen Städten
in Strassen und Quartieren zusammen zu wohnen. So kennen wir in
Jerusalem eine Bäckerstrasse, ein Töpferthor.

Trotzdem dürfen wir uns keine übertriebene Vorstellung weder
vom Kunstgewerbe, noch von der eigentlichen Kunst in Israel machen.
In allen diesem waren die Juden von ihren Nachbarn, den Phöniziern
abhängig. Der Entwickelung der Bildkunst stand das strenge Gebot
Moses' entgegen, welches das erste der zehn Gebote auf den Tafeln des
Sinai war, "du sollst dir kein Bild noch ein Gleichnis machen". Noch
bestimmter heisst es 5. Mos. 27, 15: "Verflucht sei, wer einen Götzen
oder gegossenes Bild macht, ein Werk aus Werkmeister Hände." Auch
in der Baukunst waren die Israeliten abhängig. Der eigentlich natio-
nale Bau war der Holzbau. In der Beziehung ist die Stiftshütte Moses'
das Prototyp. Die gewaltigen Steinbauten, der Palast des David und
der Tempel Salomos wurden beide durch fremde Künstler aus Tyrus
und mit fremder Hilfe aufgeführt. So weit wir den Stil des Gold-
schmucks, der Säulen, der Leuchter beurteilen können, war die Kunst-
richtung eher mehr assyrisch, als ägyptisch. Die Cherubim, die schon
beim Gnadenstuhl in der Stiftshütte vorkommen, entsprechen gewiss
den analogen Bildwerken Ninivehs, den geflügelten Löwen mit Menschen-
gesichtern u. s. w. Die Zedern des Libanon waren das beliebteste Bau-
material. Doch hatten die Juden selbst zur Zeit Davids und Salomos
über deren Fällung keine freie Verfügung, sondern sie bekamen sie durch
die Könige von Tyrus 1). Die Mitteilungen über den Bau des Palastes
Davids und des salomonischen Tempels geben uns einen ziemlich deut-
lichen Einblick über die Leistung der Hebräer in Bezug auf Kunst und
Gewerbe. Hiram von Tyrus sendet dem David zu seinem Palastbau
sowohl die gefällten Zedern als auch die Steinmetzen. David trug
sich bereits mit der Idee, auch Jehovah einen würdigeren Tempel zu
bauen, aber die vielen Kriege liessen sie nicht zur Ausführung kommen.

1) Siehe 2. Samuel 5, 11.
Beck, Geschichte des Eisens. 11

Syrien.
Sense zu schärfen. Da nun der Streittag kam, ward kein Schwert
und Spieſs gefunden in des ganzen Volkes Hand, das mit Saul und
Jonathan war, nur Saul und sein Sohn hatten Waffen.“

Aus dem Mitgeteilten geht immerhin schon hervor, daſs die Zimmer-
leute, die Gold- und die Eisenschmiede selbständige Gewerbe waren,
die bereits in früher Zeit im Ansehen standen. Auſser diesen werden
noch besonders Salbenbereiter, Töpfer, Walker, Weber und Bäcker ge-
nannt, zu denen in den gröſseren Städten später auch noch die Barbiere
hinzukamen. Die Gewerbetreibenden pflegten in den groſsen Städten
in Straſsen und Quartieren zusammen zu wohnen. So kennen wir in
Jerusalem eine Bäckerstraſse, ein Töpferthor.

Trotzdem dürfen wir uns keine übertriebene Vorstellung weder
vom Kunstgewerbe, noch von der eigentlichen Kunst in Israel machen.
In allen diesem waren die Juden von ihren Nachbarn, den Phöniziern
abhängig. Der Entwickelung der Bildkunst stand das strenge Gebot
Moses’ entgegen, welches das erste der zehn Gebote auf den Tafeln des
Sinai war, „du sollst dir kein Bild noch ein Gleichnis machen“. Noch
bestimmter heiſst es 5. Mos. 27, 15: „Verflucht sei, wer einen Götzen
oder gegossenes Bild macht, ein Werk aus Werkmeister Hände.“ Auch
in der Baukunst waren die Israeliten abhängig. Der eigentlich natio-
nale Bau war der Holzbau. In der Beziehung ist die Stiftshütte Moses’
das Prototyp. Die gewaltigen Steinbauten, der Palast des David und
der Tempel Salomos wurden beide durch fremde Künstler aus Tyrus
und mit fremder Hilfe aufgeführt. So weit wir den Stil des Gold-
schmucks, der Säulen, der Leuchter beurteilen können, war die Kunst-
richtung eher mehr assyrisch, als ägyptisch. Die Cherubim, die schon
beim Gnadenstuhl in der Stiftshütte vorkommen, entsprechen gewiſs
den analogen Bildwerken Ninivehs, den geflügelten Löwen mit Menschen-
gesichtern u. s. w. Die Zedern des Libanon waren das beliebteste Bau-
material. Doch hatten die Juden selbst zur Zeit Davids und Salomos
über deren Fällung keine freie Verfügung, sondern sie bekamen sie durch
die Könige von Tyrus 1). Die Mitteilungen über den Bau des Palastes
Davids und des salomonischen Tempels geben uns einen ziemlich deut-
lichen Einblick über die Leistung der Hebräer in Bezug auf Kunst und
Gewerbe. Hiram von Tyrus sendet dem David zu seinem Palastbau
sowohl die gefällten Zedern als auch die Steinmetzen. David trug
sich bereits mit der Idee, auch Jehovah einen würdigeren Tempel zu
bauen, aber die vielen Kriege lieſsen sie nicht zur Ausführung kommen.

1) Siehe 2. Samuel 5, 11.
Beck, Geschichte des Eisens. 11
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[161/0183] Syrien. Sense zu schärfen. Da nun der Streittag kam, ward kein Schwert und Spieſs gefunden in des ganzen Volkes Hand, das mit Saul und Jonathan war, nur Saul und sein Sohn hatten Waffen.“ Aus dem Mitgeteilten geht immerhin schon hervor, daſs die Zimmer- leute, die Gold- und die Eisenschmiede selbständige Gewerbe waren, die bereits in früher Zeit im Ansehen standen. Auſser diesen werden noch besonders Salbenbereiter, Töpfer, Walker, Weber und Bäcker ge- nannt, zu denen in den gröſseren Städten später auch noch die Barbiere hinzukamen. Die Gewerbetreibenden pflegten in den groſsen Städten in Straſsen und Quartieren zusammen zu wohnen. So kennen wir in Jerusalem eine Bäckerstraſse, ein Töpferthor. Trotzdem dürfen wir uns keine übertriebene Vorstellung weder vom Kunstgewerbe, noch von der eigentlichen Kunst in Israel machen. In allen diesem waren die Juden von ihren Nachbarn, den Phöniziern abhängig. Der Entwickelung der Bildkunst stand das strenge Gebot Moses’ entgegen, welches das erste der zehn Gebote auf den Tafeln des Sinai war, „du sollst dir kein Bild noch ein Gleichnis machen“. Noch bestimmter heiſst es 5. Mos. 27, 15: „Verflucht sei, wer einen Götzen oder gegossenes Bild macht, ein Werk aus Werkmeister Hände.“ Auch in der Baukunst waren die Israeliten abhängig. Der eigentlich natio- nale Bau war der Holzbau. In der Beziehung ist die Stiftshütte Moses’ das Prototyp. Die gewaltigen Steinbauten, der Palast des David und der Tempel Salomos wurden beide durch fremde Künstler aus Tyrus und mit fremder Hilfe aufgeführt. So weit wir den Stil des Gold- schmucks, der Säulen, der Leuchter beurteilen können, war die Kunst- richtung eher mehr assyrisch, als ägyptisch. Die Cherubim, die schon beim Gnadenstuhl in der Stiftshütte vorkommen, entsprechen gewiſs den analogen Bildwerken Ninivehs, den geflügelten Löwen mit Menschen- gesichtern u. s. w. Die Zedern des Libanon waren das beliebteste Bau- material. Doch hatten die Juden selbst zur Zeit Davids und Salomos über deren Fällung keine freie Verfügung, sondern sie bekamen sie durch die Könige von Tyrus 1). Die Mitteilungen über den Bau des Palastes Davids und des salomonischen Tempels geben uns einen ziemlich deut- lichen Einblick über die Leistung der Hebräer in Bezug auf Kunst und Gewerbe. Hiram von Tyrus sendet dem David zu seinem Palastbau sowohl die gefällten Zedern als auch die Steinmetzen. David trug sich bereits mit der Idee, auch Jehovah einen würdigeren Tempel zu bauen, aber die vielen Kriege lieſsen sie nicht zur Ausführung kommen. 1) Siehe 2. Samuel 5, 11. Beck, Geschichte des Eisens. 11

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/183>, abgerufen am 29.11.2024.