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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
durch den Handel dahin und zwar relativ reichlicher als das Gold.
Zur Zeit, da die Israeliten nach Kanaan kamen, bestand in Syrien
bereits eine wohlgeordnete Geldwirtschaft, der sich die Einwanderer
so rasch bequemten, dass zur Zeit der Abfassung der ältesten Teile
des Pentateuch schon alle Wertangaben nach Silberwährung gemacht
wurden und sich nur in den gesetzlichen Strafbestimmungen Spuren
der früheren Wertberechnung nach Rindern und Schafen finden. Letzte-
res wurde namentlich beim Viehdiebstahl noch aufrecht erhalten. So
soll nach einem sehr alten Gesetze 1) ein Dieb Ersatz leisten: "Vier
Schafe für ein Schaf und fünf Ochsen für einen Ochsen, kann er sie
aber nicht geben, so soll er als Sklave verkauft werden." Die Tradi-
tion, dergemäss Abraham das Erbbegräbnis bei Hebron für 400 Scheckel
Silber kaufte, ist ein Zeichen, dass schon bei dem ersten Verkehre der
Israeliten mit den Eingeborenen Silbergeld im Handel gebräuchlich
war. Silber kam ferner ebenso wie Gold reichlich in das Land durch die
Kriegszüge Davids, und zu Salomos Zeit wurde es fast gering geschätzt,
so dass der König nur goldene Gefässe benutzte, denn, sagt die Chronik
in ihrer übertriebenen Weise, "Silber war für nichts geachtet in
Salomos Tagen 2)" und im Buche der Könige 3) heisst es: "Salomo
machte, dass des Silbers so viel war in Jerusalem als Steine." Dem
Propheten Ezechiel war die Art der Gewinnung des Silbers, namentlich
der Abtreibeprozess wohl bekannt, denn er sagt: "Das Haus Israel ist
zu Schaum geworden; alles Erz, Zinn, Eisen und Blei ist zu Silber-
schaum worden." Ähnliche Anspielungen auf den Abtreibeprozess und
die hüttenmännische Gewinnung finden sich an verschiedenen Stellen.

Das Kupfer war den Hebräern ebenfalls schon bei ihrem Ein-
tritte in die Geschichte bekannt. Ihre Sprache machte keinen Unter-
schied zwischen Kupfer und Erz. Letzteres wird nur zuweilen durch
ein Beiwort charakterisiert. Das Kupfer heisst n@khshet n'choschet. Die
Übersetzer der Bibel, durchgehends in der traditionellen Theorie der
Aufeinanderfolge der Metalle befangen, setzen durchgehends dafür Erz,
obgleich hierzu in vielen Fällen keine Berechtigung vorliegt.

Die Tradition nennt bereits Thubalkain einen Meister in allerlei
Kupfer und Eisenwerk. Es scheint aber, dass die Hebräer ihre metallur-
gischen Kenntnisse zum grössten Teil von den Kananitern empfingen.
Aus den Inschriften des ägyptischen Königs Thutmosis III. um 1500
v. Chr. und des grossen Ramses, die siegreiche Kriege gegen das da-
mals herrschende Volk Kanaans, gegen die Cheta, Chetiter oder die

1) 2. Mosis 22, 1 bis 4.
2) 2. Chronik 9, 20.
3) 1. Könige 10, 27; ebenso
aber auch 1. Könige 10, 21.

Syrien.
durch den Handel dahin und zwar relativ reichlicher als das Gold.
Zur Zeit, da die Israeliten nach Kanaan kamen, bestand in Syrien
bereits eine wohlgeordnete Geldwirtschaft, der sich die Einwanderer
so rasch bequemten, daſs zur Zeit der Abfassung der ältesten Teile
des Pentateuch schon alle Wertangaben nach Silberwährung gemacht
wurden und sich nur in den gesetzlichen Strafbestimmungen Spuren
der früheren Wertberechnung nach Rindern und Schafen finden. Letzte-
res wurde namentlich beim Viehdiebstahl noch aufrecht erhalten. So
soll nach einem sehr alten Gesetze 1) ein Dieb Ersatz leisten: „Vier
Schafe für ein Schaf und fünf Ochsen für einen Ochsen, kann er sie
aber nicht geben, so soll er als Sklave verkauft werden.“ Die Tradi-
tion, dergemäſs Abraham das Erbbegräbnis bei Hebron für 400 Scheckel
Silber kaufte, ist ein Zeichen, daſs schon bei dem ersten Verkehre der
Israeliten mit den Eingeborenen Silbergeld im Handel gebräuchlich
war. Silber kam ferner ebenso wie Gold reichlich in das Land durch die
Kriegszüge Davids, und zu Salomos Zeit wurde es fast gering geschätzt,
so daſs der König nur goldene Gefäſse benutzte, denn, sagt die Chronik
in ihrer übertriebenen Weise, „Silber war für nichts geachtet in
Salomos Tagen 2)“ und im Buche der Könige 3) heiſst es: „Salomo
machte, daſs des Silbers so viel war in Jerusalem als Steine.“ Dem
Propheten Ezechiel war die Art der Gewinnung des Silbers, namentlich
der Abtreibeprozeſs wohl bekannt, denn er sagt: „Das Haus Israel ist
zu Schaum geworden; alles Erz, Zinn, Eisen und Blei ist zu Silber-
schaum worden.“ Ähnliche Anspielungen auf den Abtreibeprozeſs und
die hüttenmännische Gewinnung finden sich an verschiedenen Stellen.

Das Kupfer war den Hebräern ebenfalls schon bei ihrem Ein-
tritte in die Geschichte bekannt. Ihre Sprache machte keinen Unter-
schied zwischen Kupfer und Erz. Letzteres wird nur zuweilen durch
ein Beiwort charakterisiert. Das Kupfer heiſst נְחשֶׁת n’choschet. Die
Übersetzer der Bibel, durchgehends in der traditionellen Theorie der
Aufeinanderfolge der Metalle befangen, setzen durchgehends dafür Erz,
obgleich hierzu in vielen Fällen keine Berechtigung vorliegt.

Die Tradition nennt bereits Thubalkain einen Meister in allerlei
Kupfer und Eisenwerk. Es scheint aber, daſs die Hebräer ihre metallur-
gischen Kenntnisse zum gröſsten Teil von den Kananitern empfingen.
Aus den Inschriften des ägyptischen Königs Thutmosis III. um 1500
v. Chr. und des groſsen Ramses, die siegreiche Kriege gegen das da-
mals herrschende Volk Kanaans, gegen die Cheta, Chetiter oder die

1) 2. Mosis 22, 1 bis 4.
2) 2. Chronik 9, 20.
3) 1. Könige 10, 27; ebenso
aber auch 1. Könige 10, 21.
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[150/0172] Syrien. durch den Handel dahin und zwar relativ reichlicher als das Gold. Zur Zeit, da die Israeliten nach Kanaan kamen, bestand in Syrien bereits eine wohlgeordnete Geldwirtschaft, der sich die Einwanderer so rasch bequemten, daſs zur Zeit der Abfassung der ältesten Teile des Pentateuch schon alle Wertangaben nach Silberwährung gemacht wurden und sich nur in den gesetzlichen Strafbestimmungen Spuren der früheren Wertberechnung nach Rindern und Schafen finden. Letzte- res wurde namentlich beim Viehdiebstahl noch aufrecht erhalten. So soll nach einem sehr alten Gesetze 1) ein Dieb Ersatz leisten: „Vier Schafe für ein Schaf und fünf Ochsen für einen Ochsen, kann er sie aber nicht geben, so soll er als Sklave verkauft werden.“ Die Tradi- tion, dergemäſs Abraham das Erbbegräbnis bei Hebron für 400 Scheckel Silber kaufte, ist ein Zeichen, daſs schon bei dem ersten Verkehre der Israeliten mit den Eingeborenen Silbergeld im Handel gebräuchlich war. Silber kam ferner ebenso wie Gold reichlich in das Land durch die Kriegszüge Davids, und zu Salomos Zeit wurde es fast gering geschätzt, so daſs der König nur goldene Gefäſse benutzte, denn, sagt die Chronik in ihrer übertriebenen Weise, „Silber war für nichts geachtet in Salomos Tagen 2)“ und im Buche der Könige 3) heiſst es: „Salomo machte, daſs des Silbers so viel war in Jerusalem als Steine.“ Dem Propheten Ezechiel war die Art der Gewinnung des Silbers, namentlich der Abtreibeprozeſs wohl bekannt, denn er sagt: „Das Haus Israel ist zu Schaum geworden; alles Erz, Zinn, Eisen und Blei ist zu Silber- schaum worden.“ Ähnliche Anspielungen auf den Abtreibeprozeſs und die hüttenmännische Gewinnung finden sich an verschiedenen Stellen. Das Kupfer war den Hebräern ebenfalls schon bei ihrem Ein- tritte in die Geschichte bekannt. Ihre Sprache machte keinen Unter- schied zwischen Kupfer und Erz. Letzteres wird nur zuweilen durch ein Beiwort charakterisiert. Das Kupfer heiſst נְחשֶׁת n’choschet. Die Übersetzer der Bibel, durchgehends in der traditionellen Theorie der Aufeinanderfolge der Metalle befangen, setzen durchgehends dafür Erz, obgleich hierzu in vielen Fällen keine Berechtigung vorliegt. Die Tradition nennt bereits Thubalkain einen Meister in allerlei Kupfer und Eisenwerk. Es scheint aber, daſs die Hebräer ihre metallur- gischen Kenntnisse zum gröſsten Teil von den Kananitern empfingen. Aus den Inschriften des ägyptischen Königs Thutmosis III. um 1500 v. Chr. und des groſsen Ramses, die siegreiche Kriege gegen das da- mals herrschende Volk Kanaans, gegen die Cheta, Chetiter oder die 1) 2. Mosis 22, 1 bis 4. 2) 2. Chronik 9, 20. 3) 1. Könige 10, 27; ebenso aber auch 1. Könige 10, 21.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/172>, abgerufen am 30.11.2024.