werke. Die ältesten Bilder der Götter waren von Holz und wurden mit Goldblech überzogen, erst später fertigte man massive Bilder. Ebenso wurden Thronsessel, die Thüren in den Palästen, das Holz- getäfel an den Wänden, die Streitwagen der Könige mit Goldblech überzogen.
Silber hat sich in den ältesten Trümmerstädten des südlichen Mesopotamiens nicht gefunden, es wäre deshalb möglich, dass ähn- lich wie in Ägypten, das Silber erst später bekannt geworden ist. Die ältesten Tributlisten berichten indess schon von Silber und scheint dieses Metall sogar in ungeheueren Mengen in den grösseren Städten Westasiens angehäuft gewesen zu sein. Meist ist das Gewichtsquantum, was bei den Brandschatzungen erhoben wird, weit grösser, als dem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber entsprechen würde. So er- hebt Bin -nirar von Damaskus nur 20 Talente Gold, dagegen 2300 Ta- lente Silber, also mehr als das Hundertfache, während der relative Wert von Gold zu Silber nach dem Münzsystem wie 1:13 1/3 war. Silber kam um diese Zeit schon in grossen Mengen durch den phöni- zischen Handel von Spanien nach Asien. Silber heisst im Assyrischen kaspu (kaspa) @. Silber wurde ausser zu den gangbarsten Münzen, dem Silberscheckel, zum Schmuck und Bildwerken, ähnlich wie das Gold verarbeitet. Vier silberne Stiere liess Assurbanipal zu Borsippa im Tempel Bit-sida aufstellen. In einer sehr alten akkadischen In- schrift heisst es schon: "Mit Platten von Silber und poliertem Kupfer bekleidete ich das Innere (des Tempels 1). Pasalli hiessen hölzerne Götterfiguren, welche mit Gold, öfter noch mit Silberblech überzogen wurden 2). Die Figuren von gediegenem Gold und Silber waren wohl nicht gegossen, sondern getrieben und zusammengesetzt. In den Inschriften ist ein interessanter Gegensatz sowohl zwischen den edlen Metallen, die durch das Feuer geläutert werden, und denen, die mittels Feuer ge- gossen werden. In einer für die Metallurgie bedeutsamen Hymne an das Feuer heisst es: "O Feuer, von jedem Ding, das Namen hat, schaffst du die Herstellung. Vom Erz und Blei bist du der Schmelzer. Vom Gold und Silber bist du der Reiniger 3)!"
Das Kupfer war in früher Anwendung teils zum Schmuck, teils zu Waffen und Werkzeugen.
Es fand sich in den ältesten chaldäischen Trümmerstädten zusam-
1) Siehe Talbot, Wörterverzeichnis Asiatick Journal VI. XLVII.
2) Siehe Talbot.
3) Siehe Talbot.
Die Semiten.
werke. Die ältesten Bilder der Götter waren von Holz und wurden mit Goldblech überzogen, erst später fertigte man massive Bilder. Ebenso wurden Thronsessel, die Thüren in den Palästen, das Holz- getäfel an den Wänden, die Streitwagen der Könige mit Goldblech überzogen.
Silber hat sich in den ältesten Trümmerstädten des südlichen Mesopotamiens nicht gefunden, es wäre deshalb möglich, daſs ähn- lich wie in Ägypten, das Silber erst später bekannt geworden ist. Die ältesten Tributlisten berichten indeſs schon von Silber und scheint dieses Metall sogar in ungeheueren Mengen in den gröſseren Städten Westasiens angehäuft gewesen zu sein. Meist ist das Gewichtsquantum, was bei den Brandschatzungen erhoben wird, weit gröſser, als dem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber entsprechen würde. So er- hebt Bin -nirar von Damaskus nur 20 Talente Gold, dagegen 2300 Ta- lente Silber, also mehr als das Hundertfache, während der relative Wert von Gold zu Silber nach dem Münzsystem wie 1:13⅓ war. Silber kam um diese Zeit schon in groſsen Mengen durch den phöni- zischen Handel von Spanien nach Asien. Silber heiſst im Assyrischen kaspu (kaspa) . Silber wurde auſser zu den gangbarsten Münzen, dem Silberscheckel, zum Schmuck und Bildwerken, ähnlich wie das Gold verarbeitet. Vier silberne Stiere lieſs Assurbanipal zu Borsippa im Tempel Bit-sida aufstellen. In einer sehr alten akkadischen In- schrift heiſst es schon: „Mit Platten von Silber und poliertem Kupfer bekleidete ich das Innere (des Tempels 1). Pasalli hieſsen hölzerne Götterfiguren, welche mit Gold, öfter noch mit Silberblech überzogen wurden 2). Die Figuren von gediegenem Gold und Silber waren wohl nicht gegossen, sondern getrieben und zusammengesetzt. In den Inschriften ist ein interessanter Gegensatz sowohl zwischen den edlen Metallen, die durch das Feuer geläutert werden, und denen, die mittels Feuer ge- gossen werden. In einer für die Metallurgie bedeutsamen Hymne an das Feuer heiſst es: „O Feuer, von jedem Ding, das Namen hat, schaffst du die Herstellung. Vom Erz und Blei bist du der Schmelzer. Vom Gold und Silber bist du der Reiniger 3)!“
Das Kupfer war in früher Anwendung teils zum Schmuck, teils zu Waffen und Werkzeugen.
Es fand sich in den ältesten chaldäischen Trümmerstädten zusam-
1) Siehe Talbot, Wörterverzeichnis Asiatick Journal VI. XLVII.
2) Siehe Talbot.
3) Siehe Talbot.
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Die Semiten.
werke. Die ältesten Bilder der Götter waren von Holz und wurden
mit Goldblech überzogen, erst später fertigte man massive Bilder.
Ebenso wurden Thronsessel, die Thüren in den Palästen, das Holz-
getäfel an den Wänden, die Streitwagen der Könige mit Goldblech
überzogen.
Silber hat sich in den ältesten Trümmerstädten des südlichen
Mesopotamiens nicht gefunden, es wäre deshalb möglich, daſs ähn-
lich wie in Ägypten, das Silber erst später bekannt geworden ist.
Die ältesten Tributlisten berichten indeſs schon von Silber und scheint
dieses Metall sogar in ungeheueren Mengen in den gröſseren Städten
Westasiens angehäuft gewesen zu sein. Meist ist das Gewichtsquantum,
was bei den Brandschatzungen erhoben wird, weit gröſser, als dem
Wertverhältnis zwischen Gold und Silber entsprechen würde. So er-
hebt Bin -nirar von Damaskus nur 20 Talente Gold, dagegen 2300 Ta-
lente Silber, also mehr als das Hundertfache, während der relative
Wert von Gold zu Silber nach dem Münzsystem wie 1:13⅓ war.
Silber kam um diese Zeit schon in groſsen Mengen durch den phöni-
zischen Handel von Spanien nach Asien. Silber heiſst im Assyrischen
kaspu (kaspa) . Silber wurde auſser zu den gangbarsten Münzen,
dem Silberscheckel, zum Schmuck und Bildwerken, ähnlich wie das
Gold verarbeitet. Vier silberne Stiere lieſs Assurbanipal zu Borsippa
im Tempel Bit-sida aufstellen. In einer sehr alten akkadischen In-
schrift heiſst es schon: „Mit Platten von Silber und poliertem Kupfer
bekleidete ich das Innere (des Tempels 1). Pasalli hieſsen hölzerne
Götterfiguren, welche mit Gold, öfter noch mit Silberblech überzogen
wurden 2). Die Figuren von gediegenem Gold und Silber waren wohl nicht
gegossen, sondern getrieben und zusammengesetzt. In den Inschriften
ist ein interessanter Gegensatz sowohl zwischen den edlen Metallen, die
durch das Feuer geläutert werden, und denen, die mittels Feuer ge-
gossen werden. In einer für die Metallurgie bedeutsamen Hymne an
das Feuer heiſst es: „O Feuer, von jedem Ding, das Namen hat, schaffst
du die Herstellung. Vom Erz und Blei bist du der Schmelzer. Vom
Gold und Silber bist du der Reiniger 3)!“
Das Kupfer war in früher Anwendung teils zum Schmuck, teils
zu Waffen und Werkzeugen.
Es fand sich in den ältesten chaldäischen Trümmerstädten zusam-
1) Siehe Talbot, Wörterverzeichnis Asiatick Journal VI. XLVII.
2) Siehe Talbot.
3) Siehe Talbot.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/147>, abgerufen am 18.12.2024.
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