Herodot beschreibt genau die Karawanenstrasse von Ephesus und Sardes nach Susa, wie sie zu seiner Zeit war. Die Strasse war regel- mässig gebaut. Den ganzen Weg entlang waren öffentliche Karawan- sereien angelegt in einem regelmässigen Abstand von 7 bis 8 Stunden zur nächtlichen Unterkunft. Zum grossen Teil ist diese Strasse dieselbe, die noch heute zwischen Smyrna und Ispahan benutzt wird, wie auf der alten Strasse über Damaskus noch heute die Pilgerkarawanen nach Mekka ziehen. Alle diese Strassen waren regelmässig gebaute, soge- nannte "Königsstrassen", deren Anlage die assyrische Tradition schon der Semiramis zuschreibt.
Die Handelswaren der Babylonier waren nicht bloss eigene Erzeug- nisse, sondern ihre Lage verschaffte ihnen auch einen grossartigen Zwischenhandel. Die Euphratstädte waren die Hauptstapelplätze aller asiatischen Waren und so kam es, dass mit dem Namen assyrischer oder babylonischer Waren manches bezeichnet wurde, was bloss über Assyrien seinen Weg nahm. Die Waren, die von den südaramäischen Völkern nach Babylon gingen, waren Byssus, Korallen und Rubinen (Ezechiel 27, 16). Von Damaskus kam der Wein von Hebron, und die Wolle von Sachar. Ausserdem wurden von den phönizischen Städten besonders gefärbte Purpurgarne, die zur Buntstickerei verwendet wur- den, ferner Zinn- und Erzwaren, ägyptische Glaswaren und Silber ge- handelt. Von Arabien tauschten die Euphratstädte ausser den indischen Waren besonders einheimische Wolle gegen Waffen und Geräte ein.
Wie einflussreich und ausgedehnt der babylonische Handel schon in ältester Zeit war, geht daraus hervor, dass nicht nur die semitischen Nachbarvölker, sondern die Perser und Griechen das babylonische Mass- und Gewichtssystem, sowie selbst das Münzsystem annahmen. Die Babylonier hatten Doppelwährung. Man zahlte mit Gold und Silber in Form von Scheiben, Ringen und Barren, der Wert des Silbers zu dem des Goldes stand wie 1:13 1/3 1). Die Mine war die Einheit, die- selbe war in fünfzig Scheckel geteilt. Die Goldmine war aber etwas leichter als die Silbermine, so dass zehn Silberscheckel einem Gold- scheckel des leichteren Gewichtes gleich kamen.
Nach dieser Skizze des Handels und der Industrie Mesopotamiens bedarf es kaum mehr der Erwähnung, dass die Bewohner des Euphrat- und Tigrislandes schon in sehr früher Zeit die Metalle kannten und verarbeiteten. Schon das Münzsystem beweist die Bekanntschaft des Goldes und Silbers in sehr alter Zeit. Zur Zeit Thuthmosis III. war das
1)Brandis, Münzwesen Vorderasiens S. 158 u. s. w.
Die Semiten.
Herodot beschreibt genau die Karawanenstraſse von Ephesus und Sardes nach Susa, wie sie zu seiner Zeit war. Die Straſse war regel- mäſsig gebaut. Den ganzen Weg entlang waren öffentliche Karawan- sereien angelegt in einem regelmäſsigen Abstand von 7 bis 8 Stunden zur nächtlichen Unterkunft. Zum groſsen Teil ist diese Straſse dieselbe, die noch heute zwischen Smyrna und Ispahan benutzt wird, wie auf der alten Straſse über Damaskus noch heute die Pilgerkarawanen nach Mekka ziehen. Alle diese Straſsen waren regelmäſsig gebaute, soge- nannte „Königsstraſsen“, deren Anlage die assyrische Tradition schon der Semiramis zuschreibt.
Die Handelswaren der Babylonier waren nicht bloſs eigene Erzeug- nisse, sondern ihre Lage verschaffte ihnen auch einen groſsartigen Zwischenhandel. Die Euphratstädte waren die Hauptstapelplätze aller asiatischen Waren und so kam es, daſs mit dem Namen assyrischer oder babylonischer Waren manches bezeichnet wurde, was bloſs über Assyrien seinen Weg nahm. Die Waren, die von den südaramäischen Völkern nach Babylon gingen, waren Byssus, Korallen und Rubinen (Ezechiel 27, 16). Von Damaskus kam der Wein von Hebron, und die Wolle von Sachar. Auſserdem wurden von den phönizischen Städten besonders gefärbte Purpurgarne, die zur Buntstickerei verwendet wur- den, ferner Zinn- und Erzwaren, ägyptische Glaswaren und Silber ge- handelt. Von Arabien tauschten die Euphratstädte auſser den indischen Waren besonders einheimische Wolle gegen Waffen und Geräte ein.
Wie einfluſsreich und ausgedehnt der babylonische Handel schon in ältester Zeit war, geht daraus hervor, daſs nicht nur die semitischen Nachbarvölker, sondern die Perser und Griechen das babylonische Maſs- und Gewichtssystem, sowie selbst das Münzsystem annahmen. Die Babylonier hatten Doppelwährung. Man zahlte mit Gold und Silber in Form von Scheiben, Ringen und Barren, der Wert des Silbers zu dem des Goldes stand wie 1:13⅓ 1). Die Mine war die Einheit, die- selbe war in fünfzig Scheckel geteilt. Die Goldmine war aber etwas leichter als die Silbermine, so daſs zehn Silberscheckel einem Gold- scheckel des leichteren Gewichtes gleich kamen.
Nach dieser Skizze des Handels und der Industrie Mesopotamiens bedarf es kaum mehr der Erwähnung, daſs die Bewohner des Euphrat- und Tigrislandes schon in sehr früher Zeit die Metalle kannten und verarbeiteten. Schon das Münzsystem beweist die Bekanntschaft des Goldes und Silbers in sehr alter Zeit. Zur Zeit Thuthmosis III. war das
1)Brandis, Münzwesen Vorderasiens S. 158 u. s. w.
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Die Semiten.
Herodot beschreibt genau die Karawanenstraſse von Ephesus und
Sardes nach Susa, wie sie zu seiner Zeit war. Die Straſse war regel-
mäſsig gebaut. Den ganzen Weg entlang waren öffentliche Karawan-
sereien angelegt in einem regelmäſsigen Abstand von 7 bis 8 Stunden
zur nächtlichen Unterkunft. Zum groſsen Teil ist diese Straſse dieselbe,
die noch heute zwischen Smyrna und Ispahan benutzt wird, wie auf
der alten Straſse über Damaskus noch heute die Pilgerkarawanen nach
Mekka ziehen. Alle diese Straſsen waren regelmäſsig gebaute, soge-
nannte „Königsstraſsen“, deren Anlage die assyrische Tradition schon
der Semiramis zuschreibt.
Die Handelswaren der Babylonier waren nicht bloſs eigene Erzeug-
nisse, sondern ihre Lage verschaffte ihnen auch einen groſsartigen
Zwischenhandel. Die Euphratstädte waren die Hauptstapelplätze aller
asiatischen Waren und so kam es, daſs mit dem Namen assyrischer
oder babylonischer Waren manches bezeichnet wurde, was bloſs über
Assyrien seinen Weg nahm. Die Waren, die von den südaramäischen
Völkern nach Babylon gingen, waren Byssus, Korallen und Rubinen
(Ezechiel 27, 16). Von Damaskus kam der Wein von Hebron, und die
Wolle von Sachar. Auſserdem wurden von den phönizischen Städten
besonders gefärbte Purpurgarne, die zur Buntstickerei verwendet wur-
den, ferner Zinn- und Erzwaren, ägyptische Glaswaren und Silber ge-
handelt. Von Arabien tauschten die Euphratstädte auſser den indischen
Waren besonders einheimische Wolle gegen Waffen und Geräte ein.
Wie einfluſsreich und ausgedehnt der babylonische Handel schon
in ältester Zeit war, geht daraus hervor, daſs nicht nur die semitischen
Nachbarvölker, sondern die Perser und Griechen das babylonische
Maſs- und Gewichtssystem, sowie selbst das Münzsystem annahmen.
Die Babylonier hatten Doppelwährung. Man zahlte mit Gold und
Silber in Form von Scheiben, Ringen und Barren, der Wert des Silbers
zu dem des Goldes stand wie 1:13⅓ 1). Die Mine war die Einheit, die-
selbe war in fünfzig Scheckel geteilt. Die Goldmine war aber etwas
leichter als die Silbermine, so daſs zehn Silberscheckel einem Gold-
scheckel des leichteren Gewichtes gleich kamen.
Nach dieser Skizze des Handels und der Industrie Mesopotamiens
bedarf es kaum mehr der Erwähnung, daſs die Bewohner des Euphrat-
und Tigrislandes schon in sehr früher Zeit die Metalle kannten und
verarbeiteten. Schon das Münzsystem beweist die Bekanntschaft des
Goldes und Silbers in sehr alter Zeit. Zur Zeit Thuthmosis III. war das
1) Brandis, Münzwesen Vorderasiens S. 158 u. s. w.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/145>, abgerufen am 22.11.2024.
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