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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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aus weiter Ferne herbeigeführt werden mussten. Diese Platten waren,
ähnlich den Steinwänden ägyptischer Bauten, mit Skulpturen bedeckt,
welche in kräftigen Konturen teils stereotype Götter und Königsbilder,
teils Thaten der Herrscher im Krieg und auf der Jagd wiedergaben.
Ein anderes Material der Bekleidung, welches namentlich zur Dekoration
der Aussenwände gern verwendet wurde, waren glasierte, farbige Ziegel.
Die Verwendung der Metalle zu gleichem Zweck berühren wir später.
Das Material bedingte den Styl. Die geringe Festigkeit verlangte bei
den hohen Bauten kolossale Grundmauern, auf welche dann die oberen
Stockwerke in Absätzen aufgesetzt wurden. Eigentlicher Gewölbe
bediente man sich nicht, nur kamen bei besserem Material Überkragungen
vor, die bei schmalen Räumen einen Schluss bilden, der an gotische
Spitzbogen erinnert. Die Decken wurden aber meist aus Holzbalken
hergestellt, die einfach auf den Stützmauern auflagen; die Grundform
der Gebäude war durchgehend rechtwinklig und erscheinen die Stock-
werke wie aufeinandergelegte Bauklötze von abnehmender Grösse.
Die Aufgänge waren durchgängig von aussen. So typisch der Aufbau,
so typisch erscheint auch die Zerstörung. Sobald die Holzdecke durch
Feuer zerstört wurde, zerbröckelten die dicken Mauern, fielen in sich
zusammen, die Kammern mit ihrem Schutt füllend, der ihren Inhalt be-
grub. Das so zerstörte Material war wertlos und dies sowohl, als die
dicke Schicht, die den Raum erfüllte, waren Ursache, dass verhältnis-
mässig so wenig Nachgrabungen von den späteren Bewohnern des Landes
gemacht wurden und diese erst durch das wissenschaftliche Interesse
unseres Jahrhunderts veranlasst wurden. Ausser den Gips- und Kalk-
platten, welche die Wände bekleiden, sind die Bauten mit grossen
Steinfiguren geschmückt, meist aus demselben Material, doch finden
sich auch grossartige viereckige Denksteine, ähnlich Obelisken, oder
Altarsteine aus sehr hartem Basalt, die dann mit besonders wichtigen
Keilinschriften bedeckt sind. -- Über die Grösse und den Umfang der
Königsbauten in Niniveh haben wir bereits bei den historischen Be-
trachtungen Zahlen mitgeteilt.

Im Festungsbau leisteten die Herrscher Babyloniens und Ninivehs
Gewaltiges. Da die Ebenen, in der die reichen Städte lagen, keinen
natürlichen Schutz gewährten, so musste er künstlich geschaffen wer-
den. Das geschah durch Mauern und Thürme von riesiger Stärke und
Höhe. Kein Volk des Altertums hat auch nur entfernt so umfang-
reiche Befestigungsbauten aufzuweisen, wie sie Babylon und Niniveh
besassen. Die Schutzmauer Babylons war acht deutsche Meilen lang.
Fast noch bewundernswerter waren die Kanalbauten, von deren

Die Semiten.
aus weiter Ferne herbeigeführt werden muſsten. Diese Platten waren,
ähnlich den Steinwänden ägyptischer Bauten, mit Skulpturen bedeckt,
welche in kräftigen Konturen teils stereotype Götter und Königsbilder,
teils Thaten der Herrscher im Krieg und auf der Jagd wiedergaben.
Ein anderes Material der Bekleidung, welches namentlich zur Dekoration
der Auſsenwände gern verwendet wurde, waren glasierte, farbige Ziegel.
Die Verwendung der Metalle zu gleichem Zweck berühren wir später.
Das Material bedingte den Styl. Die geringe Festigkeit verlangte bei
den hohen Bauten kolossale Grundmauern, auf welche dann die oberen
Stockwerke in Absätzen aufgesetzt wurden. Eigentlicher Gewölbe
bediente man sich nicht, nur kamen bei besserem Material Überkragungen
vor, die bei schmalen Räumen einen Schluſs bilden, der an gotische
Spitzbogen erinnert. Die Decken wurden aber meist aus Holzbalken
hergestellt, die einfach auf den Stützmauern auflagen; die Grundform
der Gebäude war durchgehend rechtwinklig und erscheinen die Stock-
werke wie aufeinandergelegte Bauklötze von abnehmender Gröſse.
Die Aufgänge waren durchgängig von auſsen. So typisch der Aufbau,
so typisch erscheint auch die Zerstörung. Sobald die Holzdecke durch
Feuer zerstört wurde, zerbröckelten die dicken Mauern, fielen in sich
zusammen, die Kammern mit ihrem Schutt füllend, der ihren Inhalt be-
grub. Das so zerstörte Material war wertlos und dies sowohl, als die
dicke Schicht, die den Raum erfüllte, waren Ursache, daſs verhältnis-
mäſsig so wenig Nachgrabungen von den späteren Bewohnern des Landes
gemacht wurden und diese erst durch das wissenschaftliche Interesse
unseres Jahrhunderts veranlaſst wurden. Auſser den Gips- und Kalk-
platten, welche die Wände bekleiden, sind die Bauten mit groſsen
Steinfiguren geschmückt, meist aus demselben Material, doch finden
sich auch groſsartige viereckige Denksteine, ähnlich Obelisken, oder
Altarsteine aus sehr hartem Basalt, die dann mit besonders wichtigen
Keilinschriften bedeckt sind. — Über die Gröſse und den Umfang der
Königsbauten in Niniveh haben wir bereits bei den historischen Be-
trachtungen Zahlen mitgeteilt.

Im Festungsbau leisteten die Herrscher Babyloniens und Ninivehs
Gewaltiges. Da die Ebenen, in der die reichen Städte lagen, keinen
natürlichen Schutz gewährten, so muſste er künstlich geschaffen wer-
den. Das geschah durch Mauern und Thürme von riesiger Stärke und
Höhe. Kein Volk des Altertums hat auch nur entfernt so umfang-
reiche Befestigungsbauten aufzuweisen, wie sie Babylon und Niniveh
besaſsen. Die Schutzmauer Babylons war acht deutsche Meilen lang.
Fast noch bewundernswerter waren die Kanalbauten, von deren

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[118/0140] Die Semiten. aus weiter Ferne herbeigeführt werden muſsten. Diese Platten waren, ähnlich den Steinwänden ägyptischer Bauten, mit Skulpturen bedeckt, welche in kräftigen Konturen teils stereotype Götter und Königsbilder, teils Thaten der Herrscher im Krieg und auf der Jagd wiedergaben. Ein anderes Material der Bekleidung, welches namentlich zur Dekoration der Auſsenwände gern verwendet wurde, waren glasierte, farbige Ziegel. Die Verwendung der Metalle zu gleichem Zweck berühren wir später. Das Material bedingte den Styl. Die geringe Festigkeit verlangte bei den hohen Bauten kolossale Grundmauern, auf welche dann die oberen Stockwerke in Absätzen aufgesetzt wurden. Eigentlicher Gewölbe bediente man sich nicht, nur kamen bei besserem Material Überkragungen vor, die bei schmalen Räumen einen Schluſs bilden, der an gotische Spitzbogen erinnert. Die Decken wurden aber meist aus Holzbalken hergestellt, die einfach auf den Stützmauern auflagen; die Grundform der Gebäude war durchgehend rechtwinklig und erscheinen die Stock- werke wie aufeinandergelegte Bauklötze von abnehmender Gröſse. Die Aufgänge waren durchgängig von auſsen. So typisch der Aufbau, so typisch erscheint auch die Zerstörung. Sobald die Holzdecke durch Feuer zerstört wurde, zerbröckelten die dicken Mauern, fielen in sich zusammen, die Kammern mit ihrem Schutt füllend, der ihren Inhalt be- grub. Das so zerstörte Material war wertlos und dies sowohl, als die dicke Schicht, die den Raum erfüllte, waren Ursache, daſs verhältnis- mäſsig so wenig Nachgrabungen von den späteren Bewohnern des Landes gemacht wurden und diese erst durch das wissenschaftliche Interesse unseres Jahrhunderts veranlaſst wurden. Auſser den Gips- und Kalk- platten, welche die Wände bekleiden, sind die Bauten mit groſsen Steinfiguren geschmückt, meist aus demselben Material, doch finden sich auch groſsartige viereckige Denksteine, ähnlich Obelisken, oder Altarsteine aus sehr hartem Basalt, die dann mit besonders wichtigen Keilinschriften bedeckt sind. — Über die Gröſse und den Umfang der Königsbauten in Niniveh haben wir bereits bei den historischen Be- trachtungen Zahlen mitgeteilt. Im Festungsbau leisteten die Herrscher Babyloniens und Ninivehs Gewaltiges. Da die Ebenen, in der die reichen Städte lagen, keinen natürlichen Schutz gewährten, so muſste er künstlich geschaffen wer- den. Das geschah durch Mauern und Thürme von riesiger Stärke und Höhe. Kein Volk des Altertums hat auch nur entfernt so umfang- reiche Befestigungsbauten aufzuweisen, wie sie Babylon und Niniveh besaſsen. Die Schutzmauer Babylons war acht deutsche Meilen lang. Fast noch bewundernswerter waren die Kanalbauten, von deren

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/140>, abgerufen am 22.11.2024.