alter Mauern (aus der Zeit der achtzehnten Dynastie?) gefunden worden sein. Kleine Kunstgegenstände von Eisen von hohem Alter (bis 2000 v. Chr.) erwähnt Manduit1), der auch angiebt, dass zur Zeit Ramses II. das Eisen im allgemeinen Gebrauche für Pflugscharen gewesen sei. -- Bei einer Mumie fanden sich chirurgische Instrumente von Eisen (Stahl?) zum Teil mit Elfenbeingriffen. Lord Prudhoe brachte ein altes eisernes Instrument von Ägypten mit 2). Auch hat man eiserne Ringe in ägyp- tischen Gräbern gefunden.
Im Louvre befinden sich eiserne Pfeil- und Lanzenspitzen aus ägyptischen Gräbern, die allerdings wahrscheinlich einer jüngeren Zeit angehören. Ebenso gehören die Funde von Rhind, der in einem Grabe von Sebau Thürangeln und Nägel von Eisen fand und zwar so wohl erhalten, glänzend und biegsam, als hätten sie eben die Schmiede verlassen, dem Anfang unserer Zeitrechnung an.
Wenn uns die Entdeckung der uralten Eisenbergwerke zu Surabit- el-Khadur, sowie der merkwürdige Fund von Howard Vyse den Be- weis liefern, dass Eisen schon zur Zeit der vierten Dynastie in Ägypten im Gebrauch war, so wird dies fernerhin durch die Abbildungen in den alten Grabkammern bestätigt, aus denen wir zugleich die Mannig- faltigkeit der Anwendung, wie die Art der Gewinnung des Eisens kennen lernen. Auf den Wandgemälden wird das Eisen mit blauer Farbe dargestellt, wie wir dies noch heute zu thun pflegen. Blau war für die Ägypter zur Bezeichnung des Eisens umsomehr die einzig mög- liche Farbe, da sie eine graue Farbe nicht kannten und Grau, wie Blau durch dieselbe Farbe, ein helles Kupferblau, darstellten. Ein charakte- ristisches Beispiel hierfür giebt der Esel ab, der stets blau gemalt ist. Mancherlei Werkzeuge, Geräte und Teile solcher sind schon in den Gräbern der fünften Dynastie mit blauer Farbe bezeichnet. Ein be- merkenswertes Beispiel ist der blau gemalte Wetzstahl, den der Schlächter an der Seite trägt, um an demselben sein breites Messer zu wetzen. Blau werden Schiffsbeschläge und das Band, das den Schiffsschnabel zusammenhält, gemalt. Blau werden besonders ver- schiedene Waffen und Teile von Kriegsgeräten dargestellt. Ein kurzer Blick auf die Bewaffnung der Ägypter dürfte hier am Platze sein. Dieselbe war sehr mannigfaltig. Diejenige Waffe, welche die älteste gewesen zu sein scheint, auch schon deshalb, weil es die ein- fachste und natürlichste ist, und die Kenntnis der Metalle nicht vor-
1) Manduit, Emploie d'aisain 1844, und Troade 1848.
2) Vincent Day a. a. O. p. 32.
Ägypten.
alter Mauern (aus der Zeit der achtzehnten Dynastie?) gefunden worden sein. Kleine Kunstgegenstände von Eisen von hohem Alter (bis 2000 v. Chr.) erwähnt Manduit1), der auch angiebt, daſs zur Zeit Ramses II. das Eisen im allgemeinen Gebrauche für Pflugscharen gewesen sei. — Bei einer Mumie fanden sich chirurgische Instrumente von Eisen (Stahl?) zum Teil mit Elfenbeingriffen. Lord Prudhoe brachte ein altes eisernes Instrument von Ägypten mit 2). Auch hat man eiserne Ringe in ägyp- tischen Gräbern gefunden.
Im Louvre befinden sich eiserne Pfeil- und Lanzenspitzen aus ägyptischen Gräbern, die allerdings wahrscheinlich einer jüngeren Zeit angehören. Ebenso gehören die Funde von Rhind, der in einem Grabe von Sebau Thürangeln und Nägel von Eisen fand und zwar so wohl erhalten, glänzend und biegsam, als hätten sie eben die Schmiede verlassen, dem Anfang unserer Zeitrechnung an.
Wenn uns die Entdeckung der uralten Eisenbergwerke zu Surabit- el-Khadur, sowie der merkwürdige Fund von Howard Vyse den Be- weis liefern, daſs Eisen schon zur Zeit der vierten Dynastie in Ägypten im Gebrauch war, so wird dies fernerhin durch die Abbildungen in den alten Grabkammern bestätigt, aus denen wir zugleich die Mannig- faltigkeit der Anwendung, wie die Art der Gewinnung des Eisens kennen lernen. Auf den Wandgemälden wird das Eisen mit blauer Farbe dargestellt, wie wir dies noch heute zu thun pflegen. Blau war für die Ägypter zur Bezeichnung des Eisens umsomehr die einzig mög- liche Farbe, da sie eine graue Farbe nicht kannten und Grau, wie Blau durch dieselbe Farbe, ein helles Kupferblau, darstellten. Ein charakte- ristisches Beispiel hierfür giebt der Esel ab, der stets blau gemalt ist. Mancherlei Werkzeuge, Geräte und Teile solcher sind schon in den Gräbern der fünften Dynastie mit blauer Farbe bezeichnet. Ein be- merkenswertes Beispiel ist der blau gemalte Wetzstahl, den der Schlächter an der Seite trägt, um an demselben sein breites Messer zu wetzen. Blau werden Schiffsbeschläge und das Band, das den Schiffsschnabel zusammenhält, gemalt. Blau werden besonders ver- schiedene Waffen und Teile von Kriegsgeräten dargestellt. Ein kurzer Blick auf die Bewaffnung der Ägypter dürfte hier am Platze sein. Dieselbe war sehr mannigfaltig. Diejenige Waffe, welche die älteste gewesen zu sein scheint, auch schon deshalb, weil es die ein- fachste und natürlichste ist, und die Kenntnis der Metalle nicht vor-
1) Manduit, Emploie d’aisain 1844, und Troade 1848.
2) Vincent Day a. a. O. p. 32.
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Ägypten.
alter Mauern (aus der Zeit der achtzehnten Dynastie?) gefunden worden
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v. Chr.) erwähnt Manduit 1), der auch angiebt, daſs zur Zeit Ramses II.
das Eisen im allgemeinen Gebrauche für Pflugscharen gewesen sei. —
Bei einer Mumie fanden sich chirurgische Instrumente von Eisen (Stahl?)
zum Teil mit Elfenbeingriffen. Lord Prudhoe brachte ein altes eisernes
Instrument von Ägypten mit 2). Auch hat man eiserne Ringe in ägyp-
tischen Gräbern gefunden.
Im Louvre befinden sich eiserne Pfeil- und Lanzenspitzen aus
ägyptischen Gräbern, die allerdings wahrscheinlich einer jüngeren Zeit
angehören. Ebenso gehören die Funde von Rhind, der in einem
Grabe von Sebau Thürangeln und Nägel von Eisen fand und zwar so
wohl erhalten, glänzend und biegsam, als hätten sie eben die Schmiede
verlassen, dem Anfang unserer Zeitrechnung an.
Wenn uns die Entdeckung der uralten Eisenbergwerke zu Surabit-
el-Khadur, sowie der merkwürdige Fund von Howard Vyse den Be-
weis liefern, daſs Eisen schon zur Zeit der vierten Dynastie in Ägypten
im Gebrauch war, so wird dies fernerhin durch die Abbildungen in den
alten Grabkammern bestätigt, aus denen wir zugleich die Mannig-
faltigkeit der Anwendung, wie die Art der Gewinnung des Eisens
kennen lernen. Auf den Wandgemälden wird das Eisen mit blauer
Farbe dargestellt, wie wir dies noch heute zu thun pflegen. Blau war
für die Ägypter zur Bezeichnung des Eisens umsomehr die einzig mög-
liche Farbe, da sie eine graue Farbe nicht kannten und Grau, wie Blau
durch dieselbe Farbe, ein helles Kupferblau, darstellten. Ein charakte-
ristisches Beispiel hierfür giebt der Esel ab, der stets blau gemalt ist.
Mancherlei Werkzeuge, Geräte und Teile solcher sind schon in den
Gräbern der fünften Dynastie mit blauer Farbe bezeichnet. Ein be-
merkenswertes Beispiel ist der blau gemalte Wetzstahl, den der
Schlächter an der Seite trägt, um an demselben sein breites Messer
zu wetzen. Blau werden Schiffsbeschläge und das Band, das den
Schiffsschnabel zusammenhält, gemalt. Blau werden besonders ver-
schiedene Waffen und Teile von Kriegsgeräten dargestellt. Ein
kurzer Blick auf die Bewaffnung der Ägypter dürfte hier am Platze
sein. Dieselbe war sehr mannigfaltig. Diejenige Waffe, welche die
älteste gewesen zu sein scheint, auch schon deshalb, weil es die ein-
fachste und natürlichste ist, und die Kenntnis der Metalle nicht vor-
1) Manduit, Emploie d’aisain 1844, und Troade 1848.
2) Vincent Day a. a. O. p. 32.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/111>, abgerufen am 28.11.2024.
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