rah kommt das Zeichen in liegender Stellung vor und hat mehr die Form einer Schale @; es geht später auch in nebenstehende Form über @. In einer Inschrift heisst es, die Lanze des Sonnengottes sei von leuch- tendem Chomt, worunter wohl eher Bronze wie Kupfer zu verstehen sein dürfte. Das Kupfer wurde, wie Abbildungen darstellen, in Barren oder Planschen gegossen, ähnlich wie Silber und Blei. Eine Inschrift führt "108 Ziegel von Kupfer gleich 2040 Ten" auf. Ten war das ägyptische Einheitsgewicht. Eine solche Plansche, die hier mit "Ziegel" übersetzt ist, wog demnach 185/9 Ten = 1818 Gramm. "Löcheriges Kupfer" in dem Sinne von rohem Kupfer wird in Inschriften genannt, ebenso heisst es "das Kupfer in seinem Gestein" im Sinne von Kupfererz und analog dem "Golde in seinem Gestein". Es wird dem Golde gegenübergestellt, mit dem es die meiste Ähnlichkeit in der Farbe hat.
Neben der gewöhnlichen Bezeichnung chomt findet sich in der In- schrift von Dendera der Ausdruck @, d. h. schwarzes Kupfer (khalkos melas). Wenn Lepsius dies direkt mit Schwarzkupfer übersetzen zu können glaubt, so ist er doch wohl im Unrecht, denn es handelt sich hier um die Bezeichnung eines verarbeiteten Metalles. Schwarzkupfer als hüttenmännischer terminus, bedeutet aber ein unfertiges Zwischenprodukt bei der Kupfergewinnung, welches keiner technischen Verwendung fähig ist. Eher dürfte hier das "schwarze Kupfer" in demselben Sinne gemeint sein, wie der khalkos melas der Griechen, nämlich als Bezeichnung des dunklen Kupfers im Gegensatze zu der helleren Bronze.
So kommen wir denn, nachdem wir die Gewerbe der Ägypter im allgemeinen und die metallurgischen Gewerbe, namentlich die Gewinnung und Verarbeitung des Goldes, Silbers, Kupfers und Erzes insbesondere geschildert haben, zu dem Hauptgegenstande unserer Betrachtung, zu dem Eisen und dessen Gewinnung und Benutzung bei den Ägyptern.
Das Eisen war den Ägyptern schon in frühester Zeit bekannt. Hierfür sprechen direkte und indirekte Gründe.
Die indirekten Gründe sind die, dass Eisenerze im Gebiete der Ägypter vorhanden waren, dass die Bewohner schon in ältester Zeit so bedeutende metallurgische Kenntnisse und Erfahrungen besassen, dass es auffallend gewesen wäre, wenn ihnen die Gewinnung des Eisens aus seinen Erzen unbekannt geblieben wäre, dass ihre vollendeten Stein- hauerarbeiten aus härtestem Material, die Verarbeitung quarzhaltiger
Ägypten.
rah kommt das Zeichen in liegender Stellung vor und hat mehr die Form einer Schale ; es geht später auch in nebenstehende Form über . In einer Inschrift heiſst es, die Lanze des Sonnengottes sei von leuch- tendem Chomt, worunter wohl eher Bronze wie Kupfer zu verstehen sein dürfte. Das Kupfer wurde, wie Abbildungen darstellen, in Barren oder Planschen gegossen, ähnlich wie Silber und Blei. Eine Inschrift führt „108 Ziegel von Kupfer gleich 2040 Ten“ auf. Ten war das ägyptische Einheitsgewicht. Eine solche Plansche, die hier mit „Ziegel“ übersetzt ist, wog demnach 185/9 Ten = 1818 Gramm. „Löcheriges Kupfer“ in dem Sinne von rohem Kupfer wird in Inschriften genannt, ebenso heiſst es „das Kupfer in seinem Gestein“ im Sinne von Kupfererz und analog dem „Golde in seinem Gestein“. Es wird dem Golde gegenübergestellt, mit dem es die meiste Ähnlichkeit in der Farbe hat.
Neben der gewöhnlichen Bezeichnung chomt findet sich in der In- schrift von Dendera der Ausdruck , d. h. schwarzes Kupfer (χάλκος μέλας). Wenn Lepsius dies direkt mit Schwarzkupfer übersetzen zu können glaubt, so ist er doch wohl im Unrecht, denn es handelt sich hier um die Bezeichnung eines verarbeiteten Metalles. Schwarzkupfer als hüttenmännischer terminus, bedeutet aber ein unfertiges Zwischenprodukt bei der Kupfergewinnung, welches keiner technischen Verwendung fähig ist. Eher dürfte hier das „schwarze Kupfer“ in demselben Sinne gemeint sein, wie der χάλκος μέλας der Griechen, nämlich als Bezeichnung des dunklen Kupfers im Gegensatze zu der helleren Bronze.
So kommen wir denn, nachdem wir die Gewerbe der Ägypter im allgemeinen und die metallurgischen Gewerbe, namentlich die Gewinnung und Verarbeitung des Goldes, Silbers, Kupfers und Erzes insbesondere geschildert haben, zu dem Hauptgegenstande unserer Betrachtung, zu dem Eisen und dessen Gewinnung und Benutzung bei den Ägyptern.
Das Eisen war den Ägyptern schon in frühester Zeit bekannt. Hierfür sprechen direkte und indirekte Gründe.
Die indirekten Gründe sind die, daſs Eisenerze im Gebiete der Ägypter vorhanden waren, daſs die Bewohner schon in ältester Zeit so bedeutende metallurgische Kenntnisse und Erfahrungen besaſsen, daſs es auffallend gewesen wäre, wenn ihnen die Gewinnung des Eisens aus seinen Erzen unbekannt geblieben wäre, daſs ihre vollendeten Stein- hauerarbeiten aus härtestem Material, die Verarbeitung quarzhaltiger
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Ägypten.
rah kommt das Zeichen in liegender Stellung vor und hat mehr die Form
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In einer Inschrift heiſst es, die Lanze des Sonnengottes sei von leuch-
tendem Chomt, worunter wohl eher Bronze wie Kupfer zu verstehen sein
dürfte. Das Kupfer wurde, wie Abbildungen darstellen, in Barren oder
Planschen gegossen, ähnlich wie Silber und Blei. Eine Inschrift führt
„108 Ziegel von Kupfer gleich 2040 Ten“ auf. Ten war das ägyptische
Einheitsgewicht. Eine solche Plansche, die hier mit „Ziegel“ übersetzt
ist, wog demnach 185/9 Ten = 1818 Gramm. „Löcheriges Kupfer“ in
dem Sinne von rohem Kupfer wird in Inschriften genannt, ebenso heiſst
es „das Kupfer in seinem Gestein“ im Sinne von Kupfererz und analog
dem „Golde in seinem Gestein“. Es wird dem Golde gegenübergestellt,
mit dem es die meiste Ähnlichkeit in der Farbe hat.
Neben der gewöhnlichen Bezeichnung chomt findet sich in der In-
schrift von Dendera der Ausdruck , d. h. schwarzes
Kupfer (χάλκος μέλας). Wenn Lepsius dies direkt mit Schwarzkupfer
übersetzen zu können glaubt, so ist er doch wohl im Unrecht, denn es
handelt sich hier um die Bezeichnung eines verarbeiteten Metalles.
Schwarzkupfer als hüttenmännischer terminus, bedeutet aber ein
unfertiges Zwischenprodukt bei der Kupfergewinnung, welches keiner
technischen Verwendung fähig ist. Eher dürfte hier das „schwarze
Kupfer“ in demselben Sinne gemeint sein, wie der χάλκος μέλας der
Griechen, nämlich als Bezeichnung des dunklen Kupfers im Gegensatze
zu der helleren Bronze.
So kommen wir denn, nachdem wir die Gewerbe der Ägypter im
allgemeinen und die metallurgischen Gewerbe, namentlich die Gewinnung
und Verarbeitung des Goldes, Silbers, Kupfers und Erzes insbesondere
geschildert haben, zu dem Hauptgegenstande unserer Betrachtung, zu
dem Eisen und dessen Gewinnung und Benutzung bei den Ägyptern.
Das Eisen war den Ägyptern schon in frühester Zeit bekannt.
Hierfür sprechen direkte und indirekte Gründe.
Die indirekten Gründe sind die, daſs Eisenerze im Gebiete der
Ägypter vorhanden waren, daſs die Bewohner schon in ältester Zeit so
bedeutende metallurgische Kenntnisse und Erfahrungen besaſsen, daſs
es auffallend gewesen wäre, wenn ihnen die Gewinnung des Eisens aus
seinen Erzen unbekannt geblieben wäre, daſs ihre vollendeten Stein-
hauerarbeiten aus härtestem Material, die Verarbeitung quarzhaltiger
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/104>, abgerufen am 25.11.2024.
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