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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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ich aussprechen, und das allein ist der Zweck, weshalb ich überhaupt noch einmal das schriftliche Wort ergreife. Die alte Frau -- in ihrer stets ungerechten und unbeugsamen Härte, in ihrem unermeßlichen Stolze auf ihre Familie und ihre Abkunft -- hat auf das Empfindlichste die Ehre der Familie angegriffen, der sie sich doch ohne Zwang verbunden hat. Wenn nun in meinem Gegner, wie sie zu sagen beliebte, wie in mir, das Blut jenes Ahnherrn, den sie nannte, fließt, so wird derselbe nicht wollen und wünschen, daß seine deutsche Abkunft wegwerfend behandelt und der französischen untergeordnet werde. Auch wir haben Familienehre, auch wir haben einen Namen von hellem Klang und guter Geltung, wenn wir auch nicht voll aragonischer Arroganz mit Königskronen und Sternenmänteln halbmythischer Personen prahlen. Nicht ererbter Glanz und hohe Namen eines wälschen Geschlechtes, das auch in den Schoos seiner Verwandtschaft eine Lucretia Borgia aufnahm, sondern Thaten, Thaten des Muthes, der Aufopferung und der Treue, haben unsern Vorfahren die Wege zu Ruhm und Ehre gebahnt. Jener berühmte William schwang sich durch seine Treue und Einsicht von einem Leibpagen empor zum Baron von Cirenchester, Viscount von Woodstock, zum Grafen -- zum Herzog von Portland, zum Pair von England. Er war es, der Wilhelm den Dritten, Prinzen von Oranien, auf den Königsthron Großbritanniens hob, er war es, der den weltgeschichtlichen Frieden zu Ryswik vermittelte und zu Stande brachte, und den von langjährigen Kriegen erschöpften Ländern die Ruhe wieder gab. Das wiegt schwerer als das verdienstlose Glück, in weiblicher Linie von einem vertriebenen Titularkönige von Neapel abzustammen, dem Frankreich das Gnadenbrod bis zu seinem ruhmlosen Tode gab. Meine Vettern in England bekleiden hohe Aemter zu Lande und bei der Marine, sie sind Lords und Ritter des Hosenbandordens, die Töchter des Hauses vermählten sich in die angesehensten englischen Familien, eine mit einem Grafen von Essex, eine andere mit Wilhelm, Lord Byron, u. s. w. Mein Großvater war Präsident des Rathes der Staaten von Holland und Westfriesland, ein Herr zu Rhoon und Pentrecht, welche Herrschaften in Holland noch heute mir und Niemand sonst, als meiner Familie gehören. Der Zwist, in dessen Folge die Großmutter sich von dem Großvater trennte, entsprang über die von

ich aussprechen, und das allein ist der Zweck, weshalb ich überhaupt noch einmal das schriftliche Wort ergreife. Die alte Frau — in ihrer stets ungerechten und unbeugsamen Härte, in ihrem unermeßlichen Stolze auf ihre Familie und ihre Abkunft — hat auf das Empfindlichste die Ehre der Familie angegriffen, der sie sich doch ohne Zwang verbunden hat. Wenn nun in meinem Gegner, wie sie zu sagen beliebte, wie in mir, das Blut jenes Ahnherrn, den sie nannte, fließt, so wird derselbe nicht wollen und wünschen, daß seine deutsche Abkunft wegwerfend behandelt und der französischen untergeordnet werde. Auch wir haben Familienehre, auch wir haben einen Namen von hellem Klang und guter Geltung, wenn wir auch nicht voll aragonischer Arroganz mit Königskronen und Sternenmänteln halbmythischer Personen prahlen. Nicht ererbter Glanz und hohe Namen eines wälschen Geschlechtes, das auch in den Schoos seiner Verwandtschaft eine Lucretia Borgia aufnahm, sondern Thaten, Thaten des Muthes, der Aufopferung und der Treue, haben unsern Vorfahren die Wege zu Ruhm und Ehre gebahnt. Jener berühmte William schwang sich durch seine Treue und Einsicht von einem Leibpagen empor zum Baron von Cirenchester, Viscount von Woodstock, zum Grafen — zum Herzog von Portland, zum Pair von England. Er war es, der Wilhelm den Dritten, Prinzen von Oranien, auf den Königsthron Großbritanniens hob, er war es, der den weltgeschichtlichen Frieden zu Ryswik vermittelte und zu Stande brachte, und den von langjährigen Kriegen erschöpften Ländern die Ruhe wieder gab. Das wiegt schwerer als das verdienstlose Glück, in weiblicher Linie von einem vertriebenen Titularkönige von Neapel abzustammen, dem Frankreich das Gnadenbrod bis zu seinem ruhmlosen Tode gab. Meine Vettern in England bekleiden hohe Aemter zu Lande und bei der Marine, sie sind Lords und Ritter des Hosenbandordens, die Töchter des Hauses vermählten sich in die angesehensten englischen Familien, eine mit einem Grafen von Essex, eine andere mit Wilhelm, Lord Byron, u. s. w. Mein Großvater war Präsident des Rathes der Staaten von Holland und Westfriesland, ein Herr zu Rhoon und Pentrecht, welche Herrschaften in Holland noch heute mir und Niemand sonst, als meiner Familie gehören. Der Zwist, in dessen Folge die Großmutter sich von dem Großvater trennte, entsprang über die von

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/50>, abgerufen am 22.11.2024.