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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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die Bourbons naturgemäß hassen mußten. Schon waren Thaten geschehen, die es offenkundig machten, daß es Menschen gab, welche nicht an die Göttlichkeit der Sendung des neuen Messias von Frankreich glaubten, obschon dieser, mit hohem Muthe gewappnet, seine Feinde vor sich niederwarf und die staatliche Ordnung wieder herstellte.

Graf Ludwig entdeckte der Prinzessin, daß man sich in die Ohren flüstere, der Herzog sei mit George Cadoudal im Einverständniß, habe für denselben das rothe Band und den Generallieutenantstitel vom Grafen von Artois ausgewirkt, stehe auch mit Pichegru im geheimen Bündniß und es sei ganz zweifellos, daß eine große weitverzweigte Verschwörung existire, die der Herrschaft und dem Leben des ersten Consuls ein Ende zu machen beabsichtige. Zu diesem Ende reise der Herzog von Zeit zu Zeit verkleidet zu George, wo demselben im Kreise der Verschwornen königliche Ehren erwiesen würden.

Die Prinzessin erschrak heftig über diese Nachrichten und traf auf der Stelle ihre Anstalten.

Ich sehe klar, sprach sie, daß hier ein ganz anderes Complott vorliegt, als blos das gegen Leben und Freiheit meines Gemahls! Man weiß, daß wir auf dem Punkte stehen, unsere bis jetzt heimlich gehaltene Verbindung vor aller Welt zu erklären, man sieht ein, daß durch diese Verbindung das Vermögen des Herzogs nicht an Die, welche darauf hoffen, sondern an dessen rechtmäßige Erben fallen wird, daher will man den letzten Zweig vom Hause Conde abhauen, auf daß der ganze Stamm verdorre, und will dies durch Verdächtigungen bewirken. Tausendfacher Dank sei Ihnen gesagt, mein bester Graf! Sie sind der Freund, auf dessen Hochherzigkeit ich in allen Fällen fest vertraue. Lassen Sie uns rasch und entschieden handeln, retten Sie mein Kind! In Ihre treue Hut übergebe ich, die Mutter, es für Leben und Sterben. Der Herzog hört auf keine Warnung, ist blind für die Gefahren, die ihn umdrohen; ich muß selbständig handeln, Mutterpflicht und Mutterliebe gebieten es mir. Sie, bester Graf, rüsten sofort Alles zur Abreise, Sie gehen noch heute, höchstens morgen mit Sophie, die ich nur noch einmal sehen und segnen will, in Begleitung von Anges, Jacques und Sophie Botta nach Ingelfingen, und verbergen dort durchaus Herkunft und Stand von Ihnen Allen. Mittlerweile werde ich den Herzog überzeugen und bewegen, daß er mit mir Ihnen folgt und

die Bourbons naturgemäß hassen mußten. Schon waren Thaten geschehen, die es offenkundig machten, daß es Menschen gab, welche nicht an die Göttlichkeit der Sendung des neuen Messias von Frankreich glaubten, obschon dieser, mit hohem Muthe gewappnet, seine Feinde vor sich niederwarf und die staatliche Ordnung wieder herstellte.

Graf Ludwig entdeckte der Prinzessin, daß man sich in die Ohren flüstere, der Herzog sei mit George Cadoudal im Einverständniß, habe für denselben das rothe Band und den Generallieutenantstitel vom Grafen von Artois ausgewirkt, stehe auch mit Pichegru im geheimen Bündniß und es sei ganz zweifellos, daß eine große weitverzweigte Verschwörung existire, die der Herrschaft und dem Leben des ersten Consuls ein Ende zu machen beabsichtige. Zu diesem Ende reise der Herzog von Zeit zu Zeit verkleidet zu George, wo demselben im Kreise der Verschwornen königliche Ehren erwiesen würden.

Die Prinzessin erschrak heftig über diese Nachrichten und traf auf der Stelle ihre Anstalten.

Ich sehe klar, sprach sie, daß hier ein ganz anderes Complott vorliegt, als blos das gegen Leben und Freiheit meines Gemahls! Man weiß, daß wir auf dem Punkte stehen, unsere bis jetzt heimlich gehaltene Verbindung vor aller Welt zu erklären, man sieht ein, daß durch diese Verbindung das Vermögen des Herzogs nicht an Die, welche darauf hoffen, sondern an dessen rechtmäßige Erben fallen wird, daher will man den letzten Zweig vom Hause Condé abhauen, auf daß der ganze Stamm verdorre, und will dies durch Verdächtigungen bewirken. Tausendfacher Dank sei Ihnen gesagt, mein bester Graf! Sie sind der Freund, auf dessen Hochherzigkeit ich in allen Fällen fest vertraue. Lassen Sie uns rasch und entschieden handeln, retten Sie mein Kind! In Ihre treue Hut übergebe ich, die Mutter, es für Leben und Sterben. Der Herzog hört auf keine Warnung, ist blind für die Gefahren, die ihn umdrohen; ich muß selbständig handeln, Mutterpflicht und Mutterliebe gebieten es mir. Sie, bester Graf, rüsten sofort Alles zur Abreise, Sie gehen noch heute, höchstens morgen mit Sophie, die ich nur noch einmal sehen und segnen will, in Begleitung von Angés, Jacques und Sophie Botta nach Ingelfingen, und verbergen dort durchaus Herkunft und Stand von Ihnen Allen. Mittlerweile werde ich den Herzog überzeugen und bewegen, daß er mit mir Ihnen folgt und

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[369/0373] die Bourbons naturgemäß hassen mußten. Schon waren Thaten geschehen, die es offenkundig machten, daß es Menschen gab, welche nicht an die Göttlichkeit der Sendung des neuen Messias von Frankreich glaubten, obschon dieser, mit hohem Muthe gewappnet, seine Feinde vor sich niederwarf und die staatliche Ordnung wieder herstellte. Graf Ludwig entdeckte der Prinzessin, daß man sich in die Ohren flüstere, der Herzog sei mit George Cadoudal im Einverständniß, habe für denselben das rothe Band und den Generallieutenantstitel vom Grafen von Artois ausgewirkt, stehe auch mit Pichegru im geheimen Bündniß und es sei ganz zweifellos, daß eine große weitverzweigte Verschwörung existire, die der Herrschaft und dem Leben des ersten Consuls ein Ende zu machen beabsichtige. Zu diesem Ende reise der Herzog von Zeit zu Zeit verkleidet zu George, wo demselben im Kreise der Verschwornen königliche Ehren erwiesen würden. Die Prinzessin erschrak heftig über diese Nachrichten und traf auf der Stelle ihre Anstalten. Ich sehe klar, sprach sie, daß hier ein ganz anderes Complott vorliegt, als blos das gegen Leben und Freiheit meines Gemahls! Man weiß, daß wir auf dem Punkte stehen, unsere bis jetzt heimlich gehaltene Verbindung vor aller Welt zu erklären, man sieht ein, daß durch diese Verbindung das Vermögen des Herzogs nicht an Die, welche darauf hoffen, sondern an dessen rechtmäßige Erben fallen wird, daher will man den letzten Zweig vom Hause Condé abhauen, auf daß der ganze Stamm verdorre, und will dies durch Verdächtigungen bewirken. Tausendfacher Dank sei Ihnen gesagt, mein bester Graf! Sie sind der Freund, auf dessen Hochherzigkeit ich in allen Fällen fest vertraue. Lassen Sie uns rasch und entschieden handeln, retten Sie mein Kind! In Ihre treue Hut übergebe ich, die Mutter, es für Leben und Sterben. Der Herzog hört auf keine Warnung, ist blind für die Gefahren, die ihn umdrohen; ich muß selbständig handeln, Mutterpflicht und Mutterliebe gebieten es mir. Sie, bester Graf, rüsten sofort Alles zur Abreise, Sie gehen noch heute, höchstens morgen mit Sophie, die ich nur noch einmal sehen und segnen will, in Begleitung von Angés, Jacques und Sophie Botta nach Ingelfingen, und verbergen dort durchaus Herkunft und Stand von Ihnen Allen. Mittlerweile werde ich den Herzog überzeugen und bewegen, daß er mit mir Ihnen folgt und

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/373>, abgerufen am 22.11.2024.