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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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sage ich es, und sage es Ihnen, und bitte Sie, es ihm wieder zu sagen, daß ich ihn unendlich geliebt habe -- ja unendlich -- unendlich! Das sagen Sie ihm, beste Großmutter -- und er soll meiner nie vergessen -- ach, ich möchte so gern -- ihm ein Andenken geben -- wäre nur der Falke mein -- der Falke, aus dem wir tranken -- den ich ihm kredenzte -- er sollte ihn haben -- das wollte ich Ihnen sagen, Großmutter -- das ist mein letzter Wunsch auf Erden.

Ich sichere dessen Erfüllung zu, antwortete die alte Herrin, und ein stummer, aber leuchtender, schon halb verklärter Blick dankte ihr; dann erhob Ottoline beide Hände, und rief: Meine Kinder! Wo sind meine Kinder? Ich will sie noch einmal sehen und sie segnen!

Die Reichsgräfin gebot die Mädchen zu bringen, sie nahm sie selbst in Empfang und führte sie an das Lager ihrer sterbenden Mutter. Ottoline weinte ihre letzten Thränen, der Erbherr trat herein im stummen männlichen Schmerz, der Schloßkaplan, die Kammerfrauen, Windt, die Dienerschaft, Alle still, leise schluchzend.

Bereits am Morgen dieses Tages hatte Ottoline das heilige Nachtmahl empfangen. Jetzt begann der Schloßkaplan laut zu beten, während die ganze Dienerschaft auf die Kniee sank.

Auf den Schwingen des Gebetes entfloh Ottolinens reine Seele, sie verschied ohne Kampf, ohne Schmerz, kaum mit einem leisen Röcheln -- und über das stille bleiche Antlitz, über die vom Tode selbst sanftgeschlossenen Augenlieder mit ihren langen seidenen Wimpern lagerte sich der Friede Gottes.

Noch einmal erhob der Geistliche die Stimme, indem er nahe zum Lager der Verblichenen trat, die Hände erhob und das Zeichen des Kreuzes über sie schlug. --

Die Reichsgräfin weilte später mit dem Erbherrn im Fremdenzimmer, beide im stummen Schweigen. Solche Stunden voll heiliger Weihe des Schmerzes machen nicht gesprächig.

Die alte Dame klingelte einem Diener, Jakob, der Jäger, trat ein.

Rufe er den Hausmeister Mack einmal herauf, Jakob, auch Herrn Windt!

Was wollen Sie befehlen, gnädige Großmama? fragte der Erbherr, überrascht von diesem Worte.

sage ich es, und sage es Ihnen, und bitte Sie, es ihm wieder zu sagen, daß ich ihn unendlich geliebt habe — ja unendlich — unendlich! Das sagen Sie ihm, beste Großmutter — und er soll meiner nie vergessen — ach, ich möchte so gern — ihm ein Andenken geben — wäre nur der Falke mein — der Falke, aus dem wir tranken — den ich ihm kredenzte — er sollte ihn haben — das wollte ich Ihnen sagen, Großmutter — das ist mein letzter Wunsch auf Erden.

Ich sichere dessen Erfüllung zu, antwortete die alte Herrin, und ein stummer, aber leuchtender, schon halb verklärter Blick dankte ihr; dann erhob Ottoline beide Hände, und rief: Meine Kinder! Wo sind meine Kinder? Ich will sie noch einmal sehen und sie segnen!

Die Reichsgräfin gebot die Mädchen zu bringen, sie nahm sie selbst in Empfang und führte sie an das Lager ihrer sterbenden Mutter. Ottoline weinte ihre letzten Thränen, der Erbherr trat herein im stummen männlichen Schmerz, der Schloßkaplan, die Kammerfrauen, Windt, die Dienerschaft, Alle still, leise schluchzend.

Bereits am Morgen dieses Tages hatte Ottoline das heilige Nachtmahl empfangen. Jetzt begann der Schloßkaplan laut zu beten, während die ganze Dienerschaft auf die Kniee sank.

Auf den Schwingen des Gebetes entfloh Ottolinens reine Seele, sie verschied ohne Kampf, ohne Schmerz, kaum mit einem leisen Röcheln — und über das stille bleiche Antlitz, über die vom Tode selbst sanftgeschlossenen Augenlieder mit ihren langen seidenen Wimpern lagerte sich der Friede Gottes.

Noch einmal erhob der Geistliche die Stimme, indem er nahe zum Lager der Verblichenen trat, die Hände erhob und das Zeichen des Kreuzes über sie schlug. —

Die Reichsgräfin weilte später mit dem Erbherrn im Fremdenzimmer, beide im stummen Schweigen. Solche Stunden voll heiliger Weihe des Schmerzes machen nicht gesprächig.

Die alte Dame klingelte einem Diener, Jakob, der Jäger, trat ein.

Rufe er den Hausmeister Mack einmal herauf, Jakob, auch Herrn Windt!

Was wollen Sie befehlen, gnädige Großmama? fragte der Erbherr, überrascht von diesem Worte.

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[348/0352] sage ich es, und sage es Ihnen, und bitte Sie, es ihm wieder zu sagen, daß ich ihn unendlich geliebt habe — ja unendlich — unendlich! Das sagen Sie ihm, beste Großmutter — und er soll meiner nie vergessen — ach, ich möchte so gern — ihm ein Andenken geben — wäre nur der Falke mein — der Falke, aus dem wir tranken — den ich ihm kredenzte — er sollte ihn haben — das wollte ich Ihnen sagen, Großmutter — das ist mein letzter Wunsch auf Erden. Ich sichere dessen Erfüllung zu, antwortete die alte Herrin, und ein stummer, aber leuchtender, schon halb verklärter Blick dankte ihr; dann erhob Ottoline beide Hände, und rief: Meine Kinder! Wo sind meine Kinder? Ich will sie noch einmal sehen und sie segnen! Die Reichsgräfin gebot die Mädchen zu bringen, sie nahm sie selbst in Empfang und führte sie an das Lager ihrer sterbenden Mutter. Ottoline weinte ihre letzten Thränen, der Erbherr trat herein im stummen männlichen Schmerz, der Schloßkaplan, die Kammerfrauen, Windt, die Dienerschaft, Alle still, leise schluchzend. Bereits am Morgen dieses Tages hatte Ottoline das heilige Nachtmahl empfangen. Jetzt begann der Schloßkaplan laut zu beten, während die ganze Dienerschaft auf die Kniee sank. Auf den Schwingen des Gebetes entfloh Ottolinens reine Seele, sie verschied ohne Kampf, ohne Schmerz, kaum mit einem leisen Röcheln — und über das stille bleiche Antlitz, über die vom Tode selbst sanftgeschlossenen Augenlieder mit ihren langen seidenen Wimpern lagerte sich der Friede Gottes. Noch einmal erhob der Geistliche die Stimme, indem er nahe zum Lager der Verblichenen trat, die Hände erhob und das Zeichen des Kreuzes über sie schlug. — Die Reichsgräfin weilte später mit dem Erbherrn im Fremdenzimmer, beide im stummen Schweigen. Solche Stunden voll heiliger Weihe des Schmerzes machen nicht gesprächig. Die alte Dame klingelte einem Diener, Jakob, der Jäger, trat ein. Rufe er den Hausmeister Mack einmal herauf, Jakob, auch Herrn Windt! Was wollen Sie befehlen, gnädige Großmama? fragte der Erbherr, überrascht von diesem Worte.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/352>, abgerufen am 22.11.2024.