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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Eine Obligation, nahm Brünings hastig das Wort, welche der gnädige Herr sehr gut ausstellen kann, da ausdrücklich bedungen ist, daß diese Summe nicht verzinst, auch weder von der Frau Gräfin selbst, noch von einem sonstigen Besitzer baar eingefordert werden kann und soll, bis sich günstigere Finanz- oder besondere Glücksumstände ereignen.

O weh, Herr College! rief Melchers. Bauen Sie auf solchen Grund den Palast Ihrer Hoffnungen? Auf Finanzverbesserungen hoffen Sie? Ich sehe in der Zukunft nur Verschlimmerungen! Oder auf Glücksumstände? Da thun Sie mir leid, das sind die trüglichen Hoffnungen eines Spielers! Bedenken Sie doch selbst als erfahrener Finanzmann, denn in Ihrem Fach sind Sie nicht so unpraktisch, wie in Ihren politischen Ideen, was ist die Obligation eines Mannes werth, der insolvent ist? Wer bürgt für ihn? Auf welche Besitzungen kann er erste Hypotheke geben? Wo fließen ihm außergewöhnliche Einnahmequellen? Und das Alles in einer Zeit, in welcher Niemand sagen kann, daß sein Vermögen gedeckt und gesichert sei, und seine zeitlichen Umstände nicht schneller Umwandlung erliegen? Möglich ist Alles, und es wird ja genugsam auf den Umsturz hingearbeitet. Dann sind wir die längste Zeit Herren in den Herrlichkeiten gewesen. Dänemark greift zu und vereinigt dieses Land mit Holstein.

Nun denn, sprach Brünings: wenn es so steht, daß an die Stelle erwarteten Vertrauens das offenbare Mißtrauen tritt, wenn statt bedachter Klugheit die Klügelei vorwaltet, dann rathe ich und muß ich rathen, mit dem Vergleich und dem Verkaufs-Geschäft noch zu warten, und Alles einer sich ruhiger gestaltenden Zukunft zur weiteren Entwickelung anheim zu geben.

Concedo, mein werther Herr College! rief Melchers: dacht' es gleich, daß wir uns einigen würden; inzwischen wird wohl für meine hochgnädige Gebieterin das Beste sein, die Güter, wie ganz in der Ordnung, und wie es auch billig ist, lieber an sich zu behalten, als sie so auf ein Gerathewohl hinzugeben; darum denke ich, meine Herren, wir machen Schicht!

Und sind so weit wie zuvor! rief plötzlich die Stimme der still wieder eingetretenen Reichsgräfin mit heftigem Tone. Wahrlich, wenn

Eine Obligation, nahm Brünings hastig das Wort, welche der gnädige Herr sehr gut ausstellen kann, da ausdrücklich bedungen ist, daß diese Summe nicht verzinst, auch weder von der Frau Gräfin selbst, noch von einem sonstigen Besitzer baar eingefordert werden kann und soll, bis sich günstigere Finanz- oder besondere Glücksumstände ereignen.

O weh, Herr College! rief Melchers. Bauen Sie auf solchen Grund den Palast Ihrer Hoffnungen? Auf Finanzverbesserungen hoffen Sie? Ich sehe in der Zukunft nur Verschlimmerungen! Oder auf Glücksumstände? Da thun Sie mir leid, das sind die trüglichen Hoffnungen eines Spielers! Bedenken Sie doch selbst als erfahrener Finanzmann, denn in Ihrem Fach sind Sie nicht so unpraktisch, wie in Ihren politischen Ideen, was ist die Obligation eines Mannes werth, der insolvent ist? Wer bürgt für ihn? Auf welche Besitzungen kann er erste Hypotheke geben? Wo fließen ihm außergewöhnliche Einnahmequellen? Und das Alles in einer Zeit, in welcher Niemand sagen kann, daß sein Vermögen gedeckt und gesichert sei, und seine zeitlichen Umstände nicht schneller Umwandlung erliegen? Möglich ist Alles, und es wird ja genugsam auf den Umsturz hingearbeitet. Dann sind wir die längste Zeit Herren in den Herrlichkeiten gewesen. Dänemark greift zu und vereinigt dieses Land mit Holstein.

Nun denn, sprach Brünings: wenn es so steht, daß an die Stelle erwarteten Vertrauens das offenbare Mißtrauen tritt, wenn statt bedachter Klugheit die Klügelei vorwaltet, dann rathe ich und muß ich rathen, mit dem Vergleich und dem Verkaufs-Geschäft noch zu warten, und Alles einer sich ruhiger gestaltenden Zukunft zur weiteren Entwickelung anheim zu geben.

Concedo, mein werther Herr College! rief Melchers: dacht’ es gleich, daß wir uns einigen würden; inzwischen wird wohl für meine hochgnädige Gebieterin das Beste sein, die Güter, wie ganz in der Ordnung, und wie es auch billig ist, lieber an sich zu behalten, als sie so auf ein Gerathewohl hinzugeben; darum denke ich, meine Herren, wir machen Schicht!

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[344/0348] Eine Obligation, nahm Brünings hastig das Wort, welche der gnädige Herr sehr gut ausstellen kann, da ausdrücklich bedungen ist, daß diese Summe nicht verzinst, auch weder von der Frau Gräfin selbst, noch von einem sonstigen Besitzer baar eingefordert werden kann und soll, bis sich günstigere Finanz- oder besondere Glücksumstände ereignen. O weh, Herr College! rief Melchers. Bauen Sie auf solchen Grund den Palast Ihrer Hoffnungen? Auf Finanzverbesserungen hoffen Sie? Ich sehe in der Zukunft nur Verschlimmerungen! Oder auf Glücksumstände? Da thun Sie mir leid, das sind die trüglichen Hoffnungen eines Spielers! Bedenken Sie doch selbst als erfahrener Finanzmann, denn in Ihrem Fach sind Sie nicht so unpraktisch, wie in Ihren politischen Ideen, was ist die Obligation eines Mannes werth, der insolvent ist? Wer bürgt für ihn? Auf welche Besitzungen kann er erste Hypotheke geben? Wo fließen ihm außergewöhnliche Einnahmequellen? Und das Alles in einer Zeit, in welcher Niemand sagen kann, daß sein Vermögen gedeckt und gesichert sei, und seine zeitlichen Umstände nicht schneller Umwandlung erliegen? Möglich ist Alles, und es wird ja genugsam auf den Umsturz hingearbeitet. Dann sind wir die längste Zeit Herren in den Herrlichkeiten gewesen. Dänemark greift zu und vereinigt dieses Land mit Holstein. Nun denn, sprach Brünings: wenn es so steht, daß an die Stelle erwarteten Vertrauens das offenbare Mißtrauen tritt, wenn statt bedachter Klugheit die Klügelei vorwaltet, dann rathe ich und muß ich rathen, mit dem Vergleich und dem Verkaufs-Geschäft noch zu warten, und Alles einer sich ruhiger gestaltenden Zukunft zur weiteren Entwickelung anheim zu geben. Concedo, mein werther Herr College! rief Melchers: dacht’ es gleich, daß wir uns einigen würden; inzwischen wird wohl für meine hochgnädige Gebieterin das Beste sein, die Güter, wie ganz in der Ordnung, und wie es auch billig ist, lieber an sich zu behalten, als sie so auf ein Gerathewohl hinzugeben; darum denke ich, meine Herren, wir machen Schicht! Und sind so weit wie zuvor! rief plötzlich die Stimme der still wieder eingetretenen Reichsgräfin mit heftigem Tone. Wahrlich, wenn

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/348>, abgerufen am 23.11.2024.