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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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eines Landes und Volkes Alles that, und für Wissenschaften und Künste mit Aufopferung thätig war."

Mit Freude griff Ludwig nach dem eingelegten Briefe der Kronprinzessin von Preußen und las:

"Madame!

Ich war sehr geschmeichelt von dem Zeichen des Vertrauens, welches Sie mir gegeben, indem Sie in meine Hände Ihre kostbarsten Interessen legten. Auch hatte ich nichts Eiligeres zu thun, als gleich darauf an meinen Gemahl zu schreiben, welcher ganz gewiß alles ihm Mögliche thun wird, um Ihnen zu dienen. Gebe der Himmel, daß diese Angelegenheit nach Ihren Wünschen gelinge. Wenn er meine Wünsche zu erhören geruht, so wird Ihnen, Madame, Ihr Enkel erhalten bleiben und ich werde mich sehr aufrichtig freuen, in Etwas zu Ihrer Zufriedenstellung beigetragen zu haben. Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein

Ihre ergebene Dienerin
Luise." *)

Diese Zeilen einer reizendschönen, edelgesinnten und über alle Worte herrlichen jungen Fürstin, welche von Gott berufen war, dereinst der angebetete Schutzengel Preußens und der Stolz des ganzen großen deutschen Vaterlandes zu werden, entzückten Ludwig, und er hielt dieselben mit Ehrfurcht in seiner Hand.

Die Großmutter schrieb noch: "Du findest in diesen Sächsischen Residenzen die herrlichsten und ausgezeichnetsten Gemäldesammlungen, Münzsammlungen, Kunst-Museen, Bibliotheken, und ich rathe dir, da du doch nach Thüringen zu gehen gedenkst und in Jena den Hofrath Starke zu Rathe ziehen willst, ja nicht zu versäumen, den Weimarischen Hof zu besuchen und dort mein Andenken zu erneuern. Vielleicht weckt das Beisammenleben strebender Geister in der schönen Literatur dich auf, und du gefällst dir dort. Der Herzog Carl August kennt mich, und seine Gemahlin Luise Auguste, eine Frau von trefflichem und hochsinnigen Charakter, hat mich von Jugend auf als eine ältere Freundin geehrt. Dann gehe nach Gotha, nach Meiningen und von da nach Hildburghausen, du wirst, von mir empfohlen, dich überall gut aufgenommen

*) Die Urschrift dieses Briefes ist französisch.

eines Landes und Volkes Alles that, und für Wissenschaften und Künste mit Aufopferung thätig war.“

Mit Freude griff Ludwig nach dem eingelegten Briefe der Kronprinzessin von Preußen und las:

„Madame!

Ich war sehr geschmeichelt von dem Zeichen des Vertrauens, welches Sie mir gegeben, indem Sie in meine Hände Ihre kostbarsten Interessen legten. Auch hatte ich nichts Eiligeres zu thun, als gleich darauf an meinen Gemahl zu schreiben, welcher ganz gewiß alles ihm Mögliche thun wird, um Ihnen zu dienen. Gebe der Himmel, daß diese Angelegenheit nach Ihren Wünschen gelinge. Wenn er meine Wünsche zu erhören geruht, so wird Ihnen, Madame, Ihr Enkel erhalten bleiben und ich werde mich sehr aufrichtig freuen, in Etwas zu Ihrer Zufriedenstellung beigetragen zu haben. Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein

Ihre ergebene Dienerin
Luise.“ *)

Diese Zeilen einer reizendschönen, edelgesinnten und über alle Worte herrlichen jungen Fürstin, welche von Gott berufen war, dereinst der angebetete Schutzengel Preußens und der Stolz des ganzen großen deutschen Vaterlandes zu werden, entzückten Ludwig, und er hielt dieselben mit Ehrfurcht in seiner Hand.

Die Großmutter schrieb noch: „Du findest in diesen Sächsischen Residenzen die herrlichsten und ausgezeichnetsten Gemäldesammlungen, Münzsammlungen, Kunst-Museen, Bibliotheken, und ich rathe dir, da du doch nach Thüringen zu gehen gedenkst und in Jena den Hofrath Starke zu Rathe ziehen willst, ja nicht zu versäumen, den Weimarischen Hof zu besuchen und dort mein Andenken zu erneuern. Vielleicht weckt das Beisammenleben strebender Geister in der schönen Literatur dich auf, und du gefällst dir dort. Der Herzog Carl August kennt mich, und seine Gemahlin Luise Auguste, eine Frau von trefflichem und hochsinnigen Charakter, hat mich von Jugend auf als eine ältere Freundin geehrt. Dann gehe nach Gotha, nach Meiningen und von da nach Hildburghausen, du wirst, von mir empfohlen, dich überall gut aufgenommen

*) Die Urschrift dieses Briefes ist französisch.
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[303/0307] eines Landes und Volkes Alles that, und für Wissenschaften und Künste mit Aufopferung thätig war.“ Mit Freude griff Ludwig nach dem eingelegten Briefe der Kronprinzessin von Preußen und las: „Madame! Ich war sehr geschmeichelt von dem Zeichen des Vertrauens, welches Sie mir gegeben, indem Sie in meine Hände Ihre kostbarsten Interessen legten. Auch hatte ich nichts Eiligeres zu thun, als gleich darauf an meinen Gemahl zu schreiben, welcher ganz gewiß alles ihm Mögliche thun wird, um Ihnen zu dienen. Gebe der Himmel, daß diese Angelegenheit nach Ihren Wünschen gelinge. Wenn er meine Wünsche zu erhören geruht, so wird Ihnen, Madame, Ihr Enkel erhalten bleiben und ich werde mich sehr aufrichtig freuen, in Etwas zu Ihrer Zufriedenstellung beigetragen zu haben. Mit der vollkommensten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Ihre ergebene Dienerin Luise.“ *) Diese Zeilen einer reizendschönen, edelgesinnten und über alle Worte herrlichen jungen Fürstin, welche von Gott berufen war, dereinst der angebetete Schutzengel Preußens und der Stolz des ganzen großen deutschen Vaterlandes zu werden, entzückten Ludwig, und er hielt dieselben mit Ehrfurcht in seiner Hand. Die Großmutter schrieb noch: „Du findest in diesen Sächsischen Residenzen die herrlichsten und ausgezeichnetsten Gemäldesammlungen, Münzsammlungen, Kunst-Museen, Bibliotheken, und ich rathe dir, da du doch nach Thüringen zu gehen gedenkst und in Jena den Hofrath Starke zu Rathe ziehen willst, ja nicht zu versäumen, den Weimarischen Hof zu besuchen und dort mein Andenken zu erneuern. Vielleicht weckt das Beisammenleben strebender Geister in der schönen Literatur dich auf, und du gefällst dir dort. Der Herzog Carl August kennt mich, und seine Gemahlin Luise Auguste, eine Frau von trefflichem und hochsinnigen Charakter, hat mich von Jugend auf als eine ältere Freundin geehrt. Dann gehe nach Gotha, nach Meiningen und von da nach Hildburghausen, du wirst, von mir empfohlen, dich überall gut aufgenommen *) Die Urschrift dieses Briefes ist französisch.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/307>, abgerufen am 25.11.2024.