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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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guten Takt nebst einer stets zum Dreinschlagen bereiten Herzhaftigkeit an Tag legte.

Philipp sah sich mit scharfem Blicke die Mannen an, die voll Aerger, verbissener Wuth und in tiefem Schweigen von den Kriegern umringt ihres Weges gingen, und heftete fest und anhaltend seine Blicke auf jenen Sprecher und Schreier, der kurz zuvor eine Art Häuptling der nichtsnutzen Bande gespielt. Einmal drückte er sein Pferd so nahe an diesen Gesellen heran, daß derselbe unwillig in seiner Muttersprache laut wurde. Ha Kiebitz, dich kenn' ich! dachte Philipp und ließ den Marodeur nicht mehr aus den Augen.

Am Rheinufer, wo das Schiff in nächstmöglicher Nähe von Doorwerth anhielt, gab es nun eine nicht eben ästhetische Scene, vielmehr gab es viele und sehr bedeutende Prügel und flache Klingenhiebe von Seiten der Reiter auf die Marodeurs als Valet und Angedenken, während dessen Philipp von seinem Braunen sprang, diesen dem Reitknecht von Leonardus zu halten gab und sich dicht an den Franzosen drängte, auch denselben bis hart an den ziemlich hohen und vom Wasser schroff abgespühlten Uferbord folgte und ihn schützte, als einer der Kameraden auch auf diesen losfuchteln wollte. Als aber der Franzose so eben im Begriffe war, seinen Fuß nach dem Schiffe zu lenken, ergriff Philipp ihn mit starker Hand am Kragen, riß ihn zurück, schüttelte ihn derb und tüchtig und rief ihm spöttisch zu: Bürger, wenn ich nicht irre, so dürstet Euch wieder? He? Und seht so schmutzig aus, Bürger! Habet lange kein Bad genommen! Nehmet man jarst diar jahn üp! -- und mit einem gewaltigen Griff, gegen den kein Sträuben half, nahm Philipp den Franzosen, hob ihn auf beiden Armen hoch in der Schwebe und gab ihm einen Schwung, daß er einen Burzelbaum in der Luft schlug und Kopfüber hinab in den Rhein schoß, zur großen Ergötzlichkeit derer, die es sahen.

Philipp! Philipp! bist du toll! zürnte Graf Ludwig, der zu spät diese That gewahrte, aber Philipp entgegnete ganz pflegmatisch und wie in gutem Recht: Halten zu Gnaden, gnädiger Herr Hauptmann, das war der verdammte "Ueppasser" von Paris -- hat lange nicht kalt gebadet, der Kerl! -- Dort nach dem jenseitigen Ufer hinüber sah man den Franzosen schwimmen wie einen Frosch; mit Noth gewann er den halb in das Wasser gesunkenen Stamm einer alten Weide, an

guten Takt nebst einer stets zum Dreinschlagen bereiten Herzhaftigkeit an Tag legte.

Philipp sah sich mit scharfem Blicke die Mannen an, die voll Aerger, verbissener Wuth und in tiefem Schweigen von den Kriegern umringt ihres Weges gingen, und heftete fest und anhaltend seine Blicke auf jenen Sprecher und Schreier, der kurz zuvor eine Art Häuptling der nichtsnutzen Bande gespielt. Einmal drückte er sein Pferd so nahe an diesen Gesellen heran, daß derselbe unwillig in seiner Muttersprache laut wurde. Ha Kiebitz, dich kenn’ ich! dachte Philipp und ließ den Marodeur nicht mehr aus den Augen.

Am Rheinufer, wo das Schiff in nächstmöglicher Nähe von Doorwerth anhielt, gab es nun eine nicht eben ästhetische Scene, vielmehr gab es viele und sehr bedeutende Prügel und flache Klingenhiebe von Seiten der Reiter auf die Marodeurs als Valet und Angedenken, während dessen Philipp von seinem Braunen sprang, diesen dem Reitknecht von Leonardus zu halten gab und sich dicht an den Franzosen drängte, auch denselben bis hart an den ziemlich hohen und vom Wasser schroff abgespühlten Uferbord folgte und ihn schützte, als einer der Kameraden auch auf diesen losfuchteln wollte. Als aber der Franzose so eben im Begriffe war, seinen Fuß nach dem Schiffe zu lenken, ergriff Philipp ihn mit starker Hand am Kragen, riß ihn zurück, schüttelte ihn derb und tüchtig und rief ihm spöttisch zu: Bürger, wenn ich nicht irre, so dürstet Euch wieder? He? Und seht so schmutzig aus, Bürger! Habet lange kein Bad genommen! Nehmet man jarst diar jahn üp! — und mit einem gewaltigen Griff, gegen den kein Sträuben half, nahm Philipp den Franzosen, hob ihn auf beiden Armen hoch in der Schwebe und gab ihm einen Schwung, daß er einen Burzelbaum in der Luft schlug und Kopfüber hinab in den Rhein schoß, zur großen Ergötzlichkeit derer, die es sahen.

Philipp! Philipp! bist du toll! zürnte Graf Ludwig, der zu spät diese That gewahrte, aber Philipp entgegnete ganz pflegmatisch und wie in gutem Recht: Halten zu Gnaden, gnädiger Herr Hauptmann, das war der verdammte „Ueppasser“ von Paris — hat lange nicht kalt gebadet, der Kerl! — Dort nach dem jenseitigen Ufer hinüber sah man den Franzosen schwimmen wie einen Frosch; mit Noth gewann er den halb in das Wasser gesunkenen Stamm einer alten Weide, an

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          <p>Am Rheinufer, wo das Schiff in nächstmöglicher Nähe von Doorwerth anhielt, gab es nun eine nicht eben ästhetische Scene, vielmehr gab es viele und sehr bedeutende Prügel und flache Klingenhiebe von Seiten der Reiter auf die Marodeurs als Valet und Angedenken, während dessen Philipp von seinem Braunen sprang, diesen dem Reitknecht von Leonardus zu halten gab und sich dicht an den Franzosen drängte, auch denselben bis hart an den ziemlich hohen und vom Wasser schroff abgespühlten Uferbord folgte und ihn schützte, als einer der Kameraden auch auf diesen losfuchteln wollte. Als aber der Franzose so eben im Begriffe war, seinen Fuß nach dem Schiffe zu lenken, ergriff Philipp ihn mit starker Hand am Kragen, riß ihn zurück, schüttelte ihn derb und tüchtig und rief ihm spöttisch zu: Bürger, wenn ich nicht irre, so dürstet Euch wieder? He? Und seht so schmutzig aus, Bürger! Habet lange kein Bad genommen! Nehmet man jarst diar jahn üp! &#x2014; und mit einem gewaltigen Griff, gegen den kein Sträuben half, nahm Philipp den Franzosen, hob ihn auf beiden Armen hoch in der Schwebe und gab ihm einen Schwung, daß er einen Burzelbaum in der Luft schlug und Kopfüber hinab in den Rhein schoß, zur großen Ergötzlichkeit derer, die es sahen.</p>
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[192/0196] guten Takt nebst einer stets zum Dreinschlagen bereiten Herzhaftigkeit an Tag legte. Philipp sah sich mit scharfem Blicke die Mannen an, die voll Aerger, verbissener Wuth und in tiefem Schweigen von den Kriegern umringt ihres Weges gingen, und heftete fest und anhaltend seine Blicke auf jenen Sprecher und Schreier, der kurz zuvor eine Art Häuptling der nichtsnutzen Bande gespielt. Einmal drückte er sein Pferd so nahe an diesen Gesellen heran, daß derselbe unwillig in seiner Muttersprache laut wurde. Ha Kiebitz, dich kenn’ ich! dachte Philipp und ließ den Marodeur nicht mehr aus den Augen. Am Rheinufer, wo das Schiff in nächstmöglicher Nähe von Doorwerth anhielt, gab es nun eine nicht eben ästhetische Scene, vielmehr gab es viele und sehr bedeutende Prügel und flache Klingenhiebe von Seiten der Reiter auf die Marodeurs als Valet und Angedenken, während dessen Philipp von seinem Braunen sprang, diesen dem Reitknecht von Leonardus zu halten gab und sich dicht an den Franzosen drängte, auch denselben bis hart an den ziemlich hohen und vom Wasser schroff abgespühlten Uferbord folgte und ihn schützte, als einer der Kameraden auch auf diesen losfuchteln wollte. Als aber der Franzose so eben im Begriffe war, seinen Fuß nach dem Schiffe zu lenken, ergriff Philipp ihn mit starker Hand am Kragen, riß ihn zurück, schüttelte ihn derb und tüchtig und rief ihm spöttisch zu: Bürger, wenn ich nicht irre, so dürstet Euch wieder? He? Und seht so schmutzig aus, Bürger! Habet lange kein Bad genommen! Nehmet man jarst diar jahn üp! — und mit einem gewaltigen Griff, gegen den kein Sträuben half, nahm Philipp den Franzosen, hob ihn auf beiden Armen hoch in der Schwebe und gab ihm einen Schwung, daß er einen Burzelbaum in der Luft schlug und Kopfüber hinab in den Rhein schoß, zur großen Ergötzlichkeit derer, die es sahen. Philipp! Philipp! bist du toll! zürnte Graf Ludwig, der zu spät diese That gewahrte, aber Philipp entgegnete ganz pflegmatisch und wie in gutem Recht: Halten zu Gnaden, gnädiger Herr Hauptmann, das war der verdammte „Ueppasser“ von Paris — hat lange nicht kalt gebadet, der Kerl! — Dort nach dem jenseitigen Ufer hinüber sah man den Franzosen schwimmen wie einen Frosch; mit Noth gewann er den halb in das Wasser gesunkenen Stamm einer alten Weide, an

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/196>, abgerufen am 22.11.2024.