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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Männern werdend, sich ernstlich zur Wehre setzte, so stand, wenn auch keine Niederlage, doch ernstliche Gefahr für Windt's Person, wie für das Häuflein seiner Getreuen in Aussicht; allein es sollte schnell und überraschend anders kommen.

Galoppschlag von Rosseshufen, Säbelgerassel, wehende Fähnlein, Trompetengeschmetter -- sechzig Uhlanen und berittene Jäger (Chasseurs) vom Corps de Rhoon, an ihrer Spitze Graf Ludwig und Leonardus, sprengten auf den kleinen Schauplatz überraschend heran; die Säbel flogen aus den Scheiden -- da fiel kein Schuß, im Nu war der Marodeurhaufe umritten, im Nu streckte er die Waffen und bat um Pardon. Das war nur ein Vortrab; es folgte eine starke Schaar niederländische Gardereiterei unter einem Escadronchef, an der Zahl 237 Mann aus der Elite der Armee. O weh, wie wurde da dem marodirenden Gesindel! Hinter den Gardereitern vom Regimente Oranien kamen eine Menge Staabsoffiziere hohen und höchsten Ranges geritten, blitzend in der Pracht des Schmuckes und der Waffen, die Brust manches Einzelnen von Sternen und Orden strahlend. Windt selbst war ganz voll Erstaunen; er ließ sein kleines Commando schnell alle wohl eingeübten und üblichen soldatischen Ehrenbezeugungen machen; da sprengte der Erbherr an ihn heran und rief: Bravo, bester Windt! Bravo! Ich bringe Ihnen leider viele Einquartierung -- allein Noth lehrt beten! Thun Sie, was Ihnen möglich ist! Besorgen Sie uns einen Stegreifimbis, wie Sie's eben haben! Im Kriege nimmt man's nicht genau; man hat nicht Zeit für Etikette, oft kaum für Toilette! Seine Hoheit der Erbstatthalter und seine beiden Söhne, der Erbprinz und Prinz Friedrich folgen uns auf dem Fuße, mit ihnen ein Prinz von Conde, Prinz Ernst August von Großbritannien, Herzog von Cumberland, der Prinz von Solens und Andere.

Ich sinke in die Erde, gnädigster Herr Graf! rief Windt erschrocken.

Oh, versetzte lachend der Erbherr: das wäre in diesem hiesigen Boden gar keine Kunst, lieber Windt! Nein, bleiben Sie, wie bisher, auf festem Boden! Erschrecken Sie nur nicht zu sehr; wir bleiben nicht Alle -- aber eine gute Besatzung lassen wir Ihnen im Kastell; den Obrist der Gardereiter mit seinen Adjutanten, Bedienten und

Männern werdend, sich ernstlich zur Wehre setzte, so stand, wenn auch keine Niederlage, doch ernstliche Gefahr für Windt’s Person, wie für das Häuflein seiner Getreuen in Aussicht; allein es sollte schnell und überraschend anders kommen.

Galoppschlag von Rosseshufen, Säbelgerassel, wehende Fähnlein, Trompetengeschmetter — sechzig Uhlanen und berittene Jäger (Chasseurs) vom Corps de Rhoon, an ihrer Spitze Graf Ludwig und Leonardus, sprengten auf den kleinen Schauplatz überraschend heran; die Säbel flogen aus den Scheiden — da fiel kein Schuß, im Nu war der Marodeurhaufe umritten, im Nu streckte er die Waffen und bat um Pardon. Das war nur ein Vortrab; es folgte eine starke Schaar niederländische Gardereiterei unter einem Escadronchef, an der Zahl 237 Mann aus der Elite der Armee. O weh, wie wurde da dem marodirenden Gesindel! Hinter den Gardereitern vom Regimente Oranien kamen eine Menge Staabsoffiziere hohen und höchsten Ranges geritten, blitzend in der Pracht des Schmuckes und der Waffen, die Brust manches Einzelnen von Sternen und Orden strahlend. Windt selbst war ganz voll Erstaunen; er ließ sein kleines Commando schnell alle wohl eingeübten und üblichen soldatischen Ehrenbezeugungen machen; da sprengte der Erbherr an ihn heran und rief: Bravo, bester Windt! Bravo! Ich bringe Ihnen leider viele Einquartierung — allein Noth lehrt beten! Thun Sie, was Ihnen möglich ist! Besorgen Sie uns einen Stegreifimbis, wie Sie’s eben haben! Im Kriege nimmt man’s nicht genau; man hat nicht Zeit für Etikette, oft kaum für Toilette! Seine Hoheit der Erbstatthalter und seine beiden Söhne, der Erbprinz und Prinz Friedrich folgen uns auf dem Fuße, mit ihnen ein Prinz von Condé, Prinz Ernst August von Großbritannien, Herzog von Cumberland, der Prinz von Solens und Andere.

Ich sinke in die Erde, gnädigster Herr Graf! rief Windt erschrocken.

Oh, versetzte lachend der Erbherr: das wäre in diesem hiesigen Boden gar keine Kunst, lieber Windt! Nein, bleiben Sie, wie bisher, auf festem Boden! Erschrecken Sie nur nicht zu sehr; wir bleiben nicht Alle — aber eine gute Besatzung lassen wir Ihnen im Kastell; den Obrist der Gardereiter mit seinen Adjutanten, Bedienten und

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[190/0194] Männern werdend, sich ernstlich zur Wehre setzte, so stand, wenn auch keine Niederlage, doch ernstliche Gefahr für Windt’s Person, wie für das Häuflein seiner Getreuen in Aussicht; allein es sollte schnell und überraschend anders kommen. Galoppschlag von Rosseshufen, Säbelgerassel, wehende Fähnlein, Trompetengeschmetter — sechzig Uhlanen und berittene Jäger (Chasseurs) vom Corps de Rhoon, an ihrer Spitze Graf Ludwig und Leonardus, sprengten auf den kleinen Schauplatz überraschend heran; die Säbel flogen aus den Scheiden — da fiel kein Schuß, im Nu war der Marodeurhaufe umritten, im Nu streckte er die Waffen und bat um Pardon. Das war nur ein Vortrab; es folgte eine starke Schaar niederländische Gardereiterei unter einem Escadronchef, an der Zahl 237 Mann aus der Elite der Armee. O weh, wie wurde da dem marodirenden Gesindel! Hinter den Gardereitern vom Regimente Oranien kamen eine Menge Staabsoffiziere hohen und höchsten Ranges geritten, blitzend in der Pracht des Schmuckes und der Waffen, die Brust manches Einzelnen von Sternen und Orden strahlend. Windt selbst war ganz voll Erstaunen; er ließ sein kleines Commando schnell alle wohl eingeübten und üblichen soldatischen Ehrenbezeugungen machen; da sprengte der Erbherr an ihn heran und rief: Bravo, bester Windt! Bravo! Ich bringe Ihnen leider viele Einquartierung — allein Noth lehrt beten! Thun Sie, was Ihnen möglich ist! Besorgen Sie uns einen Stegreifimbis, wie Sie’s eben haben! Im Kriege nimmt man’s nicht genau; man hat nicht Zeit für Etikette, oft kaum für Toilette! Seine Hoheit der Erbstatthalter und seine beiden Söhne, der Erbprinz und Prinz Friedrich folgen uns auf dem Fuße, mit ihnen ein Prinz von Condé, Prinz Ernst August von Großbritannien, Herzog von Cumberland, der Prinz von Solens und Andere. Ich sinke in die Erde, gnädigster Herr Graf! rief Windt erschrocken. Oh, versetzte lachend der Erbherr: das wäre in diesem hiesigen Boden gar keine Kunst, lieber Windt! Nein, bleiben Sie, wie bisher, auf festem Boden! Erschrecken Sie nur nicht zu sehr; wir bleiben nicht Alle — aber eine gute Besatzung lassen wir Ihnen im Kastell; den Obrist der Gardereiter mit seinen Adjutanten, Bedienten und

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/194>, abgerufen am 25.11.2024.