Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.darüber bis zur Unversöhnlichkeit überworfen hatte. Darauf haben beide junge Herren mitsammt dem geliebten Gegenstande und einem leider auch schon vorhandenen kleinen Kinde Amsterdam verlassen, zu allem Glück nicht eher, als bis ich den jungen Herrn gesprochen und ihm begreiflich gemacht habe, wie thöricht er handle, so mir nichts dir nichts in die Welt hinein zu abenteuern, zumal er ja nicht denken darf, die goldenen Berge zu finden, die Ihre Excellenz ihm vorgespiegelt haben, denn leider ist dazu die Wünschelruthe verloren gegangen. Um zu sehen was zu thun und ob etwas zu retten ist, habe ich mich selbst nach Paris gewagt, in die Löwengrube mitten hinein, und auch die jungen Leute haben die Thorheit begangen, sich an mich anzuschließen und mich gleichsam zum Beschützer jener Dame und besagten Kindes gemacht, obschon ich mich mit Händen und Füßen dagegen sträubte -- aber meine gar zu große Gutmüthigkeit und der Trieb, wo möglich allen Hülfsbedürftigen zu helfen, gibt meinem Verstande einen Rippenstoß über den andern. Wir halten uns verborgen und nur die jungen Leute wagen sich in Begleitung Philipp's unter allerlei Maskeraden in die Stadt, ich hoffe aber alle Geschäfte beschleunigen zu können und dann nach Doorwerth aufzubrechen so schnell als möglich, und die jungen Leute mit dorthin zu nehmen, wo sie wenigstens für jetzt noch sicher sind. Ich war auch in Utrecht bei Hochderen zweitem Herrn Enkel, dem Grafen Johann Carl; Hochdessen Frau Gemahlin, die geborene Gräfin von Athlone und dero Kinder, Gräfin Antoinette, Graf Wilhelm Christian Friedrich, und der kleine erst zweijährige Graf Carl befinden sich im besten Wohlsein und legen sich Ihrer Excellenz zu Füßen. Der Herr Graf werden ohne Zweifel zur englischen Armee sich begeben. Heute ist Paris wie ausgestorben, Alles ist hinaus nach dem Marsfeld, wo dieselben Republikaner, welche den lieben Gott und das Christenthum abgeschafft haben, ein Fest des höchsten Wesens feiern, während hier doch von nichts Anderem die Rede sein kann, als vom höchsten Unwesen. Diesen Brief erhalten Excellenz nicht von hier aus, denn auf der Post wird jeder Brief erbrochen und gelesen. Die Plackerei mit den Pässen übersteigt alle Grenzen, wir sind indeß als holländische Haarkäufer hier einpassirt, in welchem Handelsartikel hier jetzt haarsträubende Geschäfte gemacht werden. Dieser in Holland stark darüber bis zur Unversöhnlichkeit überworfen hatte. Darauf haben beide junge Herren mitsammt dem geliebten Gegenstande und einem leider auch schon vorhandenen kleinen Kinde Amsterdam verlassen, zu allem Glück nicht eher, als bis ich den jungen Herrn gesprochen und ihm begreiflich gemacht habe, wie thöricht er handle, so mir nichts dir nichts in die Welt hinein zu abenteuern, zumal er ja nicht denken darf, die goldenen Berge zu finden, die Ihre Excellenz ihm vorgespiegelt haben, denn leider ist dazu die Wünschelruthe verloren gegangen. Um zu sehen was zu thun und ob etwas zu retten ist, habe ich mich selbst nach Paris gewagt, in die Löwengrube mitten hinein, und auch die jungen Leute haben die Thorheit begangen, sich an mich anzuschließen und mich gleichsam zum Beschützer jener Dame und besagten Kindes gemacht, obschon ich mich mit Händen und Füßen dagegen sträubte — aber meine gar zu große Gutmüthigkeit und der Trieb, wo möglich allen Hülfsbedürftigen zu helfen, gibt meinem Verstande einen Rippenstoß über den andern. Wir halten uns verborgen und nur die jungen Leute wagen sich in Begleitung Philipp’s unter allerlei Maskeraden in die Stadt, ich hoffe aber alle Geschäfte beschleunigen zu können und dann nach Doorwerth aufzubrechen so schnell als möglich, und die jungen Leute mit dorthin zu nehmen, wo sie wenigstens für jetzt noch sicher sind. Ich war auch in Utrecht bei Hochderen zweitem Herrn Enkel, dem Grafen Johann Carl; Hochdessen Frau Gemahlin, die geborene Gräfin von Athlone und dero Kinder, Gräfin Antoinette, Graf Wilhelm Christian Friedrich, und der kleine erst zweijährige Graf Carl befinden sich im besten Wohlsein und legen sich Ihrer Excellenz zu Füßen. Der Herr Graf werden ohne Zweifel zur englischen Armee sich begeben. Heute ist Paris wie ausgestorben, Alles ist hinaus nach dem Marsfeld, wo dieselben Republikaner, welche den lieben Gott und das Christenthum abgeschafft haben, ein Fest des höchsten Wesens feiern, während hier doch von nichts Anderem die Rede sein kann, als vom höchsten Unwesen. Diesen Brief erhalten Excellenz nicht von hier aus, denn auf der Post wird jeder Brief erbrochen und gelesen. Die Plackerei mit den Pässen übersteigt alle Grenzen, wir sind indeß als holländische Haarkäufer hier einpassirt, in welchem Handelsartikel hier jetzt haarsträubende Geschäfte gemacht werden. 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Um zu sehen was zu thun und ob etwas zu retten ist, habe ich mich selbst nach Paris gewagt, in die Löwengrube mitten hinein, und auch die jungen Leute haben die Thorheit begangen, sich an mich anzuschließen und mich gleichsam zum Beschützer jener Dame und besagten Kindes gemacht, obschon ich mich mit Händen und Füßen dagegen sträubte — aber meine gar zu große Gutmüthigkeit und der Trieb, wo möglich allen Hülfsbedürftigen zu helfen, gibt meinem Verstande einen Rippenstoß über den andern. Wir halten uns verborgen und nur die jungen Leute wagen sich in Begleitung Philipp’s unter allerlei Maskeraden in die Stadt, ich hoffe aber alle Geschäfte beschleunigen zu können und dann nach Doorwerth aufzubrechen so schnell als möglich, und die jungen Leute mit dorthin zu nehmen, wo sie wenigstens für jetzt noch sicher sind. Ich war auch in Utrecht bei Hochderen zweitem Herrn Enkel, dem Grafen Johann Carl; Hochdessen Frau Gemahlin, die geborene Gräfin von Athlone und dero Kinder, Gräfin Antoinette, Graf Wilhelm Christian Friedrich, und der kleine erst zweijährige Graf Carl befinden sich im besten Wohlsein und legen sich Ihrer Excellenz zu Füßen. Der Herr Graf werden ohne Zweifel zur englischen Armee sich begeben.</p> <p>Heute ist Paris wie ausgestorben, Alles ist hinaus nach dem Marsfeld, wo dieselben Republikaner, welche den lieben Gott und das Christenthum abgeschafft haben, ein Fest des höchsten Wesens feiern, während hier doch von nichts Anderem die Rede sein kann, als vom höchsten Unwesen. Diesen Brief erhalten Excellenz nicht von hier aus, denn auf der Post wird jeder Brief erbrochen und gelesen. Die Plackerei mit den Pässen übersteigt alle Grenzen, wir sind indeß als holländische Haarkäufer hier einpassirt, in welchem Handelsartikel hier jetzt haarsträubende Geschäfte gemacht werden. 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darüber bis zur Unversöhnlichkeit überworfen hatte. Darauf haben beide junge Herren mitsammt dem geliebten Gegenstande und einem leider auch schon vorhandenen kleinen Kinde Amsterdam verlassen, zu allem Glück nicht eher, als bis ich den jungen Herrn gesprochen und ihm begreiflich gemacht habe, wie thöricht er handle, so mir nichts dir nichts in die Welt hinein zu abenteuern, zumal er ja nicht denken darf, die goldenen Berge zu finden, die Ihre Excellenz ihm vorgespiegelt haben, denn leider ist dazu die Wünschelruthe verloren gegangen. Um zu sehen was zu thun und ob etwas zu retten ist, habe ich mich selbst nach Paris gewagt, in die Löwengrube mitten hinein, und auch die jungen Leute haben die Thorheit begangen, sich an mich anzuschließen und mich gleichsam zum Beschützer jener Dame und besagten Kindes gemacht, obschon ich mich mit Händen und Füßen dagegen sträubte — aber meine gar zu große Gutmüthigkeit und der Trieb, wo möglich allen Hülfsbedürftigen zu helfen, gibt meinem Verstande einen Rippenstoß über den andern. Wir halten uns verborgen und nur die jungen Leute wagen sich in Begleitung Philipp’s unter allerlei Maskeraden in die Stadt, ich hoffe aber alle Geschäfte beschleunigen zu können und dann nach Doorwerth aufzubrechen so schnell als möglich, und die jungen Leute mit dorthin zu nehmen, wo sie wenigstens für jetzt noch sicher sind. Ich war auch in Utrecht bei Hochderen zweitem Herrn Enkel, dem Grafen Johann Carl; Hochdessen Frau Gemahlin, die geborene Gräfin von Athlone und dero Kinder, Gräfin Antoinette, Graf Wilhelm Christian Friedrich, und der kleine erst zweijährige Graf Carl befinden sich im besten Wohlsein und legen sich Ihrer Excellenz zu Füßen. Der Herr Graf werden ohne Zweifel zur englischen Armee sich begeben.
Heute ist Paris wie ausgestorben, Alles ist hinaus nach dem Marsfeld, wo dieselben Republikaner, welche den lieben Gott und das Christenthum abgeschafft haben, ein Fest des höchsten Wesens feiern, während hier doch von nichts Anderem die Rede sein kann, als vom höchsten Unwesen. Diesen Brief erhalten Excellenz nicht von hier aus, denn auf der Post wird jeder Brief erbrochen und gelesen. Die Plackerei mit den Pässen übersteigt alle Grenzen, wir sind indeß als holländische Haarkäufer hier einpassirt, in welchem Handelsartikel hier jetzt haarsträubende Geschäfte gemacht werden. Dieser in Holland stark
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Zitationshilfe: | Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/140>, abgerufen am 16.07.2024. |