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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Da bleibt dem armen Auslande blutwenig Hoffnung! spöttelte einer der drei Carmagnolen halblaut zu seinen Gefährten, aber in einer Sprache, die ganz fremdländisch klang und die schwerlich ein Akademiker verstanden haben würde.

Habt Acht! Dort kommt wieder etwas Neues! sprach der zweite der jungen Männer.

Ein Wagen voll Kinder fuhr in dem Gartenraum, ein Wagen voll blinder Kinder.

Sollte er Frankreich allegorisch darstellen, das so blind war, sich von einer Schaar entmenschter Henker den Fuß auf den Nacken setzen zu lassen?

Ein zweiter Wagen brachte Ackergeräthschaften und allerlei Gerümpel, welches die Attribute des Gewerbes und der Künste darstellen sollte.

Ah, der neue Kalender! flüsterte einer der drei. Hacke, Dreschflegel, Wurfschaufel, Bienenstock, Rechen, Jätharke, Heugabel, Sense, lauter Monatstage; die neuen Heiligen!

Lache nicht, Bursche! rief der erste Sprecher, und gab dem dritten Gefährten bei der Rede des zweiten einen Stoß in die Rippen. Ernsthaft, Junge, ernsthaft, sonst ist's um uns gethan. Ein unzeitiges Lächeln stempelt dich zum Volksfeind und bringt deinen Kopf unter das Beil.

Es dauerte eine lange Zeit, bis Alles eingetroffen war, was eintreffen sollte, und bis die Gruppen der Greise, die der Mütter, der Kinder, der Jünglinge, der Männer u. s. w. nach der Vorschrift des Programms vertheilt waren. Gegenüber den drei Zuschauern erblickte man in einigen Fenstern des vormals sogenannten Tuilerienschlosses, die alle von Zuschauern und noch mehr von Zuschauerinnen besetzt waren, eine Gesellschaft, welche dem angenehmen Geschäft des Frühstückens oblag. Der eine von den drei aufmerksamen Zuschauern flüsterte seinem dicht an ihn gedrängten Nebenmanne mehrere Namen zu. -- Jenes Weib mit dem abscheulichen Aufputz, dem fliegenden Mähnenhaar und den weit herauf entblößten Armen, ist die Bürgerin Dumas, die Frau des Präsidenten des Revolutionstribunals. Ihr Mann steht hinter ihr in großem Costüme. Dort stehen neben einander Barrere und Collot d'Herbois, und lassen sich

Da bleibt dem armen Auslande blutwenig Hoffnung! spöttelte einer der drei Carmagnolen halblaut zu seinen Gefährten, aber in einer Sprache, die ganz fremdländisch klang und die schwerlich ein Akademiker verstanden haben würde.

Habt Acht! Dort kommt wieder etwas Neues! sprach der zweite der jungen Männer.

Ein Wagen voll Kinder fuhr in dem Gartenraum, ein Wagen voll blinder Kinder.

Sollte er Frankreich allegorisch darstellen, das so blind war, sich von einer Schaar entmenschter Henker den Fuß auf den Nacken setzen zu lassen?

Ein zweiter Wagen brachte Ackergeräthschaften und allerlei Gerümpel, welches die Attribute des Gewerbes und der Künste darstellen sollte.

Ah, der neue Kalender! flüsterte einer der drei. Hacke, Dreschflegel, Wurfschaufel, Bienenstock, Rechen, Jätharke, Heugabel, Sense, lauter Monatstage; die neuen Heiligen!

Lache nicht, Bursche! rief der erste Sprecher, und gab dem dritten Gefährten bei der Rede des zweiten einen Stoß in die Rippen. Ernsthaft, Junge, ernsthaft, sonst ist’s um uns gethan. Ein unzeitiges Lächeln stempelt dich zum Volksfeind und bringt deinen Kopf unter das Beil.

Es dauerte eine lange Zeit, bis Alles eingetroffen war, was eintreffen sollte, und bis die Gruppen der Greise, die der Mütter, der Kinder, der Jünglinge, der Männer u. s. w. nach der Vorschrift des Programms vertheilt waren. Gegenüber den drei Zuschauern erblickte man in einigen Fenstern des vormals sogenannten Tuilerienschlosses, die alle von Zuschauern und noch mehr von Zuschauerinnen besetzt waren, eine Gesellschaft, welche dem angenehmen Geschäft des Frühstückens oblag. Der eine von den drei aufmerksamen Zuschauern flüsterte seinem dicht an ihn gedrängten Nebenmanne mehrere Namen zu. — Jenes Weib mit dem abscheulichen Aufputz, dem fliegenden Mähnenhaar und den weit herauf entblößten Armen, ist die Bürgerin Dumas, die Frau des Präsidenten des Revolutionstribunals. Ihr Mann steht hinter ihr in großem Costüme. Dort stehen neben einander Barrère und Collot d’Herbois, und lassen sich

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[129/0133] Da bleibt dem armen Auslande blutwenig Hoffnung! spöttelte einer der drei Carmagnolen halblaut zu seinen Gefährten, aber in einer Sprache, die ganz fremdländisch klang und die schwerlich ein Akademiker verstanden haben würde. Habt Acht! Dort kommt wieder etwas Neues! sprach der zweite der jungen Männer. Ein Wagen voll Kinder fuhr in dem Gartenraum, ein Wagen voll blinder Kinder. Sollte er Frankreich allegorisch darstellen, das so blind war, sich von einer Schaar entmenschter Henker den Fuß auf den Nacken setzen zu lassen? Ein zweiter Wagen brachte Ackergeräthschaften und allerlei Gerümpel, welches die Attribute des Gewerbes und der Künste darstellen sollte. Ah, der neue Kalender! flüsterte einer der drei. Hacke, Dreschflegel, Wurfschaufel, Bienenstock, Rechen, Jätharke, Heugabel, Sense, lauter Monatstage; die neuen Heiligen! Lache nicht, Bursche! rief der erste Sprecher, und gab dem dritten Gefährten bei der Rede des zweiten einen Stoß in die Rippen. Ernsthaft, Junge, ernsthaft, sonst ist’s um uns gethan. Ein unzeitiges Lächeln stempelt dich zum Volksfeind und bringt deinen Kopf unter das Beil. Es dauerte eine lange Zeit, bis Alles eingetroffen war, was eintreffen sollte, und bis die Gruppen der Greise, die der Mütter, der Kinder, der Jünglinge, der Männer u. s. w. nach der Vorschrift des Programms vertheilt waren. Gegenüber den drei Zuschauern erblickte man in einigen Fenstern des vormals sogenannten Tuilerienschlosses, die alle von Zuschauern und noch mehr von Zuschauerinnen besetzt waren, eine Gesellschaft, welche dem angenehmen Geschäft des Frühstückens oblag. Der eine von den drei aufmerksamen Zuschauern flüsterte seinem dicht an ihn gedrängten Nebenmanne mehrere Namen zu. — Jenes Weib mit dem abscheulichen Aufputz, dem fliegenden Mähnenhaar und den weit herauf entblößten Armen, ist die Bürgerin Dumas, die Frau des Präsidenten des Revolutionstribunals. Ihr Mann steht hinter ihr in großem Costüme. Dort stehen neben einander Barrère und Collot d’Herbois, und lassen sich

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/133>, abgerufen am 23.11.2024.