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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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sinnlos und handelt sinnlos, und wenn er sonst der einsichtvollste, gebildetste, beste Mensch wäre; die Leidenschaften sind Dämonen und werden es ewig bleiben. Die poetische Weltanschauung der Alten nannte sie Götter. Und fürwahr, es erscheint als etwas Göttliches, Hohes und unbegreiflich Wunderbares, daß das kleine Herz jedes einzelnen Menschen, der die Jahre der Reife erreichte, ein Pandämonium ist und bleibt bis zum Grabeshügel.

Ich hoffe, daß ich mich irre, versetzte der von Eifersucht ganz verblendete Mann, aber möglich ist Alles. Die Krankheit kann erheuchelt gewesen sein, die Liebe zu dem jungen hübschen Laffen, dem Lebensretter, übergroß, die Flucht vorbereitet. Ehe ich meine Jacht bestieg, trugen vier oder sechs rasche Pferde sie den Landweg zum Carolinen-Siel; dieser Vorsprung war ein Leichtes.

Ja wohl! spottete der Vetter: und der beste Schlupfwinkel, dir zu entgehen, war jedenfalls Amsterdam, dein jetziger Aufenthaltsort und deiner Rückreise wohlbekanntes Ziel.

Jener schwieg, aber das klirrende Stampfen seines Sporentritts, das durch die Stille der menschenleeren Gracht hallte, kündete seine innere Bewegung an. Jetzt war das Haus erreicht.

Noch ein Wort! sprach der Jüngste der drei Herren. Kein Feldherr unternimmt irgend eine Waffenthat ohne Plan. Erlauben Sie mir, meine Herren, wohl den Entwurf? Heute kundschaften wir nur das Schlachtgebiet aus, ich verbiete jeden Angriff, morgen können dann die Vorpostengefechte beginnen und die Laufgräben eröffnet werden, auf übermorgen sage ich das Haupttreffen an, wenn nicht schon vorher ein günstiger Friedensschluß den Feind zur Unterwerfung nöthigt.

Zu hohem Befehl! erwiderten die Begleiter, der Eine lachend auf den Scherz eingehend, der Andere mit unterdrücktem murrendem Widerwillen.

Herr Adrianus hatte, während die Gesellschaft sich der Betrachtung der erwähnten, wie auch anderer kostbarerer und in jeder Beziehung anziehenderer und werthvollerer Bilderbücher hingab, auf den Wink eines Dieners unbemerkt das Zimmer verlassen und empfing mit ehrfurchtvollem Gruße in einem der vorderen Säle die drei Herren.

Nach gegenseitigen verbindlichen Worten fragte der Mittlere der Gekommenen etwas hastig den Hausherrn: Sind die Personen bei

sinnlos und handelt sinnlos, und wenn er sonst der einsichtvollste, gebildetste, beste Mensch wäre; die Leidenschaften sind Dämonen und werden es ewig bleiben. Die poetische Weltanschauung der Alten nannte sie Götter. Und fürwahr, es erscheint als etwas Göttliches, Hohes und unbegreiflich Wunderbares, daß das kleine Herz jedes einzelnen Menschen, der die Jahre der Reife erreichte, ein Pandämonium ist und bleibt bis zum Grabeshügel.

Ich hoffe, daß ich mich irre, versetzte der von Eifersucht ganz verblendete Mann, aber möglich ist Alles. Die Krankheit kann erheuchelt gewesen sein, die Liebe zu dem jungen hübschen Laffen, dem Lebensretter, übergroß, die Flucht vorbereitet. Ehe ich meine Jacht bestieg, trugen vier oder sechs rasche Pferde sie den Landweg zum Carolinen-Siel; dieser Vorsprung war ein Leichtes.

Ja wohl! spottete der Vetter: und der beste Schlupfwinkel, dir zu entgehen, war jedenfalls Amsterdam, dein jetziger Aufenthaltsort und deiner Rückreise wohlbekanntes Ziel.

Jener schwieg, aber das klirrende Stampfen seines Sporentritts, das durch die Stille der menschenleeren Gracht hallte, kündete seine innere Bewegung an. Jetzt war das Haus erreicht.

Noch ein Wort! sprach der Jüngste der drei Herren. Kein Feldherr unternimmt irgend eine Waffenthat ohne Plan. Erlauben Sie mir, meine Herren, wohl den Entwurf? Heute kundschaften wir nur das Schlachtgebiet aus, ich verbiete jeden Angriff, morgen können dann die Vorpostengefechte beginnen und die Laufgräben eröffnet werden, auf übermorgen sage ich das Haupttreffen an, wenn nicht schon vorher ein günstiger Friedensschluß den Feind zur Unterwerfung nöthigt.

Zu hohem Befehl! erwiderten die Begleiter, der Eine lachend auf den Scherz eingehend, der Andere mit unterdrücktem murrendem Widerwillen.

Herr Adrianus hatte, während die Gesellschaft sich der Betrachtung der erwähnten, wie auch anderer kostbarerer und in jeder Beziehung anziehenderer und werthvollerer Bilderbücher hingab, auf den Wink eines Dieners unbemerkt das Zimmer verlassen und empfing mit ehrfurchtvollem Gruße in einem der vorderen Säle die drei Herren.

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[118/0122] sinnlos und handelt sinnlos, und wenn er sonst der einsichtvollste, gebildetste, beste Mensch wäre; die Leidenschaften sind Dämonen und werden es ewig bleiben. Die poetische Weltanschauung der Alten nannte sie Götter. Und fürwahr, es erscheint als etwas Göttliches, Hohes und unbegreiflich Wunderbares, daß das kleine Herz jedes einzelnen Menschen, der die Jahre der Reife erreichte, ein Pandämonium ist und bleibt bis zum Grabeshügel. Ich hoffe, daß ich mich irre, versetzte der von Eifersucht ganz verblendete Mann, aber möglich ist Alles. Die Krankheit kann erheuchelt gewesen sein, die Liebe zu dem jungen hübschen Laffen, dem Lebensretter, übergroß, die Flucht vorbereitet. Ehe ich meine Jacht bestieg, trugen vier oder sechs rasche Pferde sie den Landweg zum Carolinen-Siel; dieser Vorsprung war ein Leichtes. Ja wohl! spottete der Vetter: und der beste Schlupfwinkel, dir zu entgehen, war jedenfalls Amsterdam, dein jetziger Aufenthaltsort und deiner Rückreise wohlbekanntes Ziel. Jener schwieg, aber das klirrende Stampfen seines Sporentritts, das durch die Stille der menschenleeren Gracht hallte, kündete seine innere Bewegung an. Jetzt war das Haus erreicht. Noch ein Wort! sprach der Jüngste der drei Herren. Kein Feldherr unternimmt irgend eine Waffenthat ohne Plan. Erlauben Sie mir, meine Herren, wohl den Entwurf? Heute kundschaften wir nur das Schlachtgebiet aus, ich verbiete jeden Angriff, morgen können dann die Vorpostengefechte beginnen und die Laufgräben eröffnet werden, auf übermorgen sage ich das Haupttreffen an, wenn nicht schon vorher ein günstiger Friedensschluß den Feind zur Unterwerfung nöthigt. Zu hohem Befehl! erwiderten die Begleiter, der Eine lachend auf den Scherz eingehend, der Andere mit unterdrücktem murrendem Widerwillen. Herr Adrianus hatte, während die Gesellschaft sich der Betrachtung der erwähnten, wie auch anderer kostbarerer und in jeder Beziehung anziehenderer und werthvollerer Bilderbücher hingab, auf den Wink eines Dieners unbemerkt das Zimmer verlassen und empfing mit ehrfurchtvollem Gruße in einem der vorderen Säle die drei Herren. Nach gegenseitigen verbindlichen Worten fragte der Mittlere der Gekommenen etwas hastig den Hausherrn: Sind die Personen bei

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/122>, abgerufen am 25.11.2024.