Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.so wird es Hochdenenselben gewiß zum höchsten Vergnügen gereichen, in meinem Abendzirkel einen liebenswürdigen jungen Verwandten mit einer doppelt liebenswürdigen Verwandtin, Gemahlin eines der verehrten Herren Vettern, und einem Kinde, welches man ein Wunder von Schönheit nennt, zu finden, welche beide gestern mit meiner Pinke, die "vergulde Rose" , Curs Hamburg, Carolinen Siel a Amsterdam, hier eingelaufen sind. In der That zum Lachen! nahm der englische Vice-Admiral das Wort. Wenn es nicht deine Frau ist, so bin ich äußerst neugierig auf die schöne Verwandte! Denn wer von uns hat denn eine schöne junge Frau und ein so schönes Kind, als du? Der Teufelsjunge fängt gut an. Der Apfel wird wohl nicht weit vom Stamme gefallen sein. Ich denke, ich denke, lieber Vetter, du grollst vergebens; es wird wohl ein Mühmlein vom Hamburger Jungfernsteig sein, Alsterfleisch mit Zulage, das den Gimpel auf der Leimruthe einer hübschen Larve gefangen nahm, und so gnädig ist, in diesem ehrbaren Hause Myn Heeren van der Valck's die junge Gräfin zu spielen. Was geht das zuletzt uns an? Wenn der Vogel gerupft ist, wird er schon zur Vernunft kommen und das gebrannte Kind sein, welches das Feuer scheut. Jeder muß selbst lernen, an dieser Stange Wasser zu tragen. Jedenfalls aber muß dieser Trug entlarvt werden! rief der oranische Offizier fast heftig. Wenn er wagen will, unseres Hauses Namen zu führen, so darf er diesen mit solchen Streichen nicht verunehren! Nur erst prüfen, theurer Graf, nur prüfen; erst noch einmal den alten Herrn selbst sprechen, es wird sich Alles finden! ermahnte der jüngste Begleiter. Wie kannst du nur, begann der Aelteste wieder, den seltsamen Gedanken hegen, es sei deine Frau, Vetter? Ich hätte große Lust, mich mit dir zu schlagen, daß deine Gedanken dieses treffliche hochherzige Wesen so beleidigen! Als du wegfuhrst, verließest du sie doch leidend; so ätherisch sie ist, so sehr ich sie vor aller Welt für einen Engel, einen Seraph erkläre, eine seraphische Eigenschaft fehlt ihr doch, und das ist sehr gut für dich, sie hat keine Flügel, folglich kann sie dir unmöglich unter den Händen weg voraus geflogen sein. Was half all' dieses Reden! Der eifersüchtige Mensch ist stets so wird es Hochdenenselben gewiß zum höchsten Vergnügen gereichen, in meinem Abendzirkel einen liebenswürdigen jungen Verwandten mit einer doppelt liebenswürdigen Verwandtin, Gemahlin eines der verehrten Herren Vettern, und einem Kinde, welches man ein Wunder von Schönheit nennt, zu finden, welche beide gestern mit meiner Pinke, die »vergulde Rose“ , Curs Hamburg, Carolinen Siel à Amsterdam, hier eingelaufen sind. In der That zum Lachen! nahm der englische Vice-Admiral das Wort. Wenn es nicht deine Frau ist, so bin ich äußerst neugierig auf die schöne Verwandte! Denn wer von uns hat denn eine schöne junge Frau und ein so schönes Kind, als du? Der Teufelsjunge fängt gut an. Der Apfel wird wohl nicht weit vom Stamme gefallen sein. Ich denke, ich denke, lieber Vetter, du grollst vergebens; es wird wohl ein Mühmlein vom Hamburger Jungfernsteig sein, Alsterfleisch mit Zulage, das den Gimpel auf der Leimruthe einer hübschen Larve gefangen nahm, und so gnädig ist, in diesem ehrbaren Hause Myn Heeren van der Valck’s die junge Gräfin zu spielen. Was geht das zuletzt uns an? Wenn der Vogel gerupft ist, wird er schon zur Vernunft kommen und das gebrannte Kind sein, welches das Feuer scheut. Jeder muß selbst lernen, an dieser Stange Wasser zu tragen. Jedenfalls aber muß dieser Trug entlarvt werden! rief der oranische Offizier fast heftig. Wenn er wagen will, unseres Hauses Namen zu führen, so darf er diesen mit solchen Streichen nicht verunehren! Nur erst prüfen, theurer Graf, nur prüfen; erst noch einmal den alten Herrn selbst sprechen, es wird sich Alles finden! ermahnte der jüngste Begleiter. Wie kannst du nur, begann der Aelteste wieder, den seltsamen Gedanken hegen, es sei deine Frau, Vetter? Ich hätte große Lust, mich mit dir zu schlagen, daß deine Gedanken dieses treffliche hochherzige Wesen so beleidigen! Als du wegfuhrst, verließest du sie doch leidend; so ätherisch sie ist, so sehr ich sie vor aller Welt für einen Engel, einen Seraph erkläre, eine seraphische Eigenschaft fehlt ihr doch, und das ist sehr gut für dich, sie hat keine Flügel, folglich kann sie dir unmöglich unter den Händen weg voraus geflogen sein. Was half all’ dieses Reden! Der eifersüchtige Mensch ist stets <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0121" n="117"/> so wird es Hochdenenselben gewiß zum höchsten Vergnügen gereichen, in meinem Abendzirkel einen liebenswürdigen jungen Verwandten mit einer doppelt liebenswürdigen Verwandtin, Gemahlin eines der verehrten Herren Vettern, und einem Kinde, welches man ein Wunder von Schönheit nennt, zu finden, welche beide gestern mit meiner Pinke, die »vergulde Rose“ , Curs Hamburg, Carolinen Siel <hi rendition="#aq">à</hi> Amsterdam, hier eingelaufen sind.</p> <p>In der That zum Lachen! nahm der englische Vice-Admiral das Wort. Wenn es nicht deine Frau ist, so bin ich äußerst neugierig auf die schöne Verwandte! Denn wer von uns hat denn eine schöne junge Frau und ein so schönes Kind, als du? Der Teufelsjunge fängt gut an. Der Apfel wird wohl nicht weit vom Stamme gefallen sein. Ich denke, ich denke, lieber Vetter, du grollst vergebens; es wird wohl ein Mühmlein vom Hamburger Jungfernsteig sein, Alsterfleisch mit Zulage, das den Gimpel auf der Leimruthe einer hübschen Larve gefangen nahm, und so gnädig ist, in diesem ehrbaren Hause Myn Heeren van der Valck’s die junge Gräfin zu spielen. Was geht das zuletzt uns an? Wenn der Vogel gerupft ist, wird er schon zur Vernunft kommen und das gebrannte Kind sein, welches das Feuer scheut. Jeder muß selbst lernen, an dieser Stange Wasser zu tragen.</p> <p>Jedenfalls aber muß dieser Trug entlarvt werden! rief der oranische Offizier fast heftig. Wenn er wagen will, unseres Hauses Namen zu führen, so darf er diesen mit solchen Streichen nicht verunehren!</p> <p>Nur erst prüfen, theurer Graf, nur prüfen; erst noch einmal den alten Herrn selbst sprechen, es wird sich Alles finden! ermahnte der jüngste Begleiter.</p> <p>Wie kannst du nur, begann der Aelteste wieder, den seltsamen Gedanken hegen, es sei deine Frau, Vetter? Ich hätte große Lust, mich mit dir zu schlagen, daß deine Gedanken dieses treffliche hochherzige Wesen so beleidigen! Als du wegfuhrst, verließest du sie doch leidend; so ätherisch sie ist, so sehr ich sie vor aller Welt für einen Engel, einen Seraph erkläre, eine seraphische Eigenschaft fehlt ihr doch, und das ist sehr gut für dich, sie hat keine Flügel, folglich kann sie dir unmöglich unter den Händen weg voraus geflogen sein.</p> <p>Was half all’ dieses Reden! Der eifersüchtige Mensch ist stets </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0121]
so wird es Hochdenenselben gewiß zum höchsten Vergnügen gereichen, in meinem Abendzirkel einen liebenswürdigen jungen Verwandten mit einer doppelt liebenswürdigen Verwandtin, Gemahlin eines der verehrten Herren Vettern, und einem Kinde, welches man ein Wunder von Schönheit nennt, zu finden, welche beide gestern mit meiner Pinke, die »vergulde Rose“ , Curs Hamburg, Carolinen Siel à Amsterdam, hier eingelaufen sind.
In der That zum Lachen! nahm der englische Vice-Admiral das Wort. Wenn es nicht deine Frau ist, so bin ich äußerst neugierig auf die schöne Verwandte! Denn wer von uns hat denn eine schöne junge Frau und ein so schönes Kind, als du? Der Teufelsjunge fängt gut an. Der Apfel wird wohl nicht weit vom Stamme gefallen sein. Ich denke, ich denke, lieber Vetter, du grollst vergebens; es wird wohl ein Mühmlein vom Hamburger Jungfernsteig sein, Alsterfleisch mit Zulage, das den Gimpel auf der Leimruthe einer hübschen Larve gefangen nahm, und so gnädig ist, in diesem ehrbaren Hause Myn Heeren van der Valck’s die junge Gräfin zu spielen. Was geht das zuletzt uns an? Wenn der Vogel gerupft ist, wird er schon zur Vernunft kommen und das gebrannte Kind sein, welches das Feuer scheut. Jeder muß selbst lernen, an dieser Stange Wasser zu tragen.
Jedenfalls aber muß dieser Trug entlarvt werden! rief der oranische Offizier fast heftig. Wenn er wagen will, unseres Hauses Namen zu führen, so darf er diesen mit solchen Streichen nicht verunehren!
Nur erst prüfen, theurer Graf, nur prüfen; erst noch einmal den alten Herrn selbst sprechen, es wird sich Alles finden! ermahnte der jüngste Begleiter.
Wie kannst du nur, begann der Aelteste wieder, den seltsamen Gedanken hegen, es sei deine Frau, Vetter? Ich hätte große Lust, mich mit dir zu schlagen, daß deine Gedanken dieses treffliche hochherzige Wesen so beleidigen! Als du wegfuhrst, verließest du sie doch leidend; so ätherisch sie ist, so sehr ich sie vor aller Welt für einen Engel, einen Seraph erkläre, eine seraphische Eigenschaft fehlt ihr doch, und das ist sehr gut für dich, sie hat keine Flügel, folglich kann sie dir unmöglich unter den Händen weg voraus geflogen sein.
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Zitationshilfe: | Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/121>, abgerufen am 16.02.2025. |