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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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purpurverbrämten Mänteln, ihren weißwollenen römischen Togen und Tuniken, ihren Federhüten und Harlekinskappen. Es ist doch nichts als eine heillose Bande von Gurgelabschneidern, Mordbrennern, Räubern, Bluthunden und Brüllaffen!

Es waren in der That die Trachten dargestellt, in welche die große Nation jene Beamten kleidete, durch deren Machtsprüche sie ihre besten Köpfe gouillotiniren ließ. Schlaue Theaterschneider waren es, welche diese Trachten ausgesonnen hatten; keiner hatte sich selbst vergessen; nur Frankreich vergaß sich selbst ganz und gar. --

Während die Abendgesellschaft sich mit dem Beschauen dieser Bilder beschäftigte, waren drei Herren, von Reitknechten begleitet über die Gracht geritten, in welcher van der Valcks Wohnhaus stand, waren eine gute Strecke von demselben abgestiegen und hatten den Dienern die Zügel ihrer Rosse zu halten gegeben, mit dem Befehl, letztere langsam auf- und abzuführen. Diese Herren waren alle drei von stattlichem Wuchs, trugen Soldatenmäntel und waren in Galla-Uniform, im vollen Schmuck blitzender Orden, offenbar Offiziere von hohem Rang. Der Aeltere trug die Uniform eines Vice-Admirals der englischen Marine, und schien dreißig Jahre zu zählen; der zweite erschien einige Jahre jünger, hatte aber gleich jenem eine athletische Gestalt und ernste kriegerische Haltung; der jüngste war ein schlankgewachsener schöner Jüngling, der kaum zweiundzwanzig Jahre zählen mochte. Sein Auge war äußerst lebendig, sein Wuchs wie seine Haltung stattlich, und ein freundlich offenes Wesen mußte für ihn einnehmen.

Noch einmal, lieber Graf! flüsterte der Jüngste dieser Herren dem Mittleren zu, indem sie dem Hause van der Valck zuschritten, Mäßigung und Ruhe; nichts thun, was man hinterdrein bereut! Wer weiß, was der alte Herr gesehen oder gehört hat, und wie er Wunder denkt, welche Freude er Ihnen bereitet, welche Ueberraschung!

Ueberraschung auf jeden Fall, mein --

Still! unterbrach der Andere. Mein Incognito nicht auf der Gracht vor der Zeit offenbaren!

Ueberraschung ganz gewiß, wiederholte der Andere mit schlecht verhehltem Ingrimm. Es ist so, wie soll ich's denn anders denken? "Wenn dem Hause van der Valck die hohe Ehre des unterthänig erbetenen Besuches zu Theil wird -- schreibt mir wörtlich der alte Herr --

purpurverbrämten Mänteln, ihren weißwollenen römischen Togen und Tuniken, ihren Federhüten und Harlekinskappen. Es ist doch nichts als eine heillose Bande von Gurgelabschneidern, Mordbrennern, Räubern, Bluthunden und Brüllaffen!

Es waren in der That die Trachten dargestellt, in welche die große Nation jene Beamten kleidete, durch deren Machtsprüche sie ihre besten Köpfe gouillotiniren ließ. Schlaue Theaterschneider waren es, welche diese Trachten ausgesonnen hatten; keiner hatte sich selbst vergessen; nur Frankreich vergaß sich selbst ganz und gar. —

Während die Abendgesellschaft sich mit dem Beschauen dieser Bilder beschäftigte, waren drei Herren, von Reitknechten begleitet über die Gracht geritten, in welcher van der Valcks Wohnhaus stand, waren eine gute Strecke von demselben abgestiegen und hatten den Dienern die Zügel ihrer Rosse zu halten gegeben, mit dem Befehl, letztere langsam auf- und abzuführen. Diese Herren waren alle drei von stattlichem Wuchs, trugen Soldatenmäntel und waren in Galla-Uniform, im vollen Schmuck blitzender Orden, offenbar Offiziere von hohem Rang. Der Aeltere trug die Uniform eines Vice-Admirals der englischen Marine, und schien dreißig Jahre zu zählen; der zweite erschien einige Jahre jünger, hatte aber gleich jenem eine athletische Gestalt und ernste kriegerische Haltung; der jüngste war ein schlankgewachsener schöner Jüngling, der kaum zweiundzwanzig Jahre zählen mochte. Sein Auge war äußerst lebendig, sein Wuchs wie seine Haltung stattlich, und ein freundlich offenes Wesen mußte für ihn einnehmen.

Noch einmal, lieber Graf! flüsterte der Jüngste dieser Herren dem Mittleren zu, indem sie dem Hause van der Valck zuschritten, Mäßigung und Ruhe; nichts thun, was man hinterdrein bereut! Wer weiß, was der alte Herr gesehen oder gehört hat, und wie er Wunder denkt, welche Freude er Ihnen bereitet, welche Ueberraschung!

Ueberraschung auf jeden Fall, mein —

Still! unterbrach der Andere. Mein Incognito nicht auf der Gracht vor der Zeit offenbaren!

Ueberraschung ganz gewiß, wiederholte der Andere mit schlecht verhehltem Ingrimm. Es ist so, wie soll ich’s denn anders denken? „Wenn dem Hause van der Valck die hohe Ehre des unterthänig erbetenen Besuches zu Theil wird — schreibt mir wörtlich der alte Herr —

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[116/0120] purpurverbrämten Mänteln, ihren weißwollenen römischen Togen und Tuniken, ihren Federhüten und Harlekinskappen. Es ist doch nichts als eine heillose Bande von Gurgelabschneidern, Mordbrennern, Räubern, Bluthunden und Brüllaffen! Es waren in der That die Trachten dargestellt, in welche die große Nation jene Beamten kleidete, durch deren Machtsprüche sie ihre besten Köpfe gouillotiniren ließ. Schlaue Theaterschneider waren es, welche diese Trachten ausgesonnen hatten; keiner hatte sich selbst vergessen; nur Frankreich vergaß sich selbst ganz und gar. — Während die Abendgesellschaft sich mit dem Beschauen dieser Bilder beschäftigte, waren drei Herren, von Reitknechten begleitet über die Gracht geritten, in welcher van der Valcks Wohnhaus stand, waren eine gute Strecke von demselben abgestiegen und hatten den Dienern die Zügel ihrer Rosse zu halten gegeben, mit dem Befehl, letztere langsam auf- und abzuführen. Diese Herren waren alle drei von stattlichem Wuchs, trugen Soldatenmäntel und waren in Galla-Uniform, im vollen Schmuck blitzender Orden, offenbar Offiziere von hohem Rang. Der Aeltere trug die Uniform eines Vice-Admirals der englischen Marine, und schien dreißig Jahre zu zählen; der zweite erschien einige Jahre jünger, hatte aber gleich jenem eine athletische Gestalt und ernste kriegerische Haltung; der jüngste war ein schlankgewachsener schöner Jüngling, der kaum zweiundzwanzig Jahre zählen mochte. Sein Auge war äußerst lebendig, sein Wuchs wie seine Haltung stattlich, und ein freundlich offenes Wesen mußte für ihn einnehmen. Noch einmal, lieber Graf! flüsterte der Jüngste dieser Herren dem Mittleren zu, indem sie dem Hause van der Valck zuschritten, Mäßigung und Ruhe; nichts thun, was man hinterdrein bereut! Wer weiß, was der alte Herr gesehen oder gehört hat, und wie er Wunder denkt, welche Freude er Ihnen bereitet, welche Ueberraschung! Ueberraschung auf jeden Fall, mein — Still! unterbrach der Andere. Mein Incognito nicht auf der Gracht vor der Zeit offenbaren! Ueberraschung ganz gewiß, wiederholte der Andere mit schlecht verhehltem Ingrimm. Es ist so, wie soll ich’s denn anders denken? „Wenn dem Hause van der Valck die hohe Ehre des unterthänig erbetenen Besuches zu Theil wird — schreibt mir wörtlich der alte Herr —

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/120>, abgerufen am 28.11.2024.