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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Tremouille'schen Renten hinweg und erfaßte die Möglichkeit des Ankaufs des Grundkapitals, dessen niedriger Stand in der Gegenwart reichen Gewinn für die Folgezeit in Aussicht stellt, sobald eine bessere Zukunft, die nicht ausbleiben wird, die Werthpapiere Frankreichs wieder zum Steigen bringt. Nun verfolgte er seine Lieblingsidee und vergaß, denn er ist alt und wird schwächlich, das eigentliche einfache Hauptanliegen.

Und ich soll Anges mitbringen! begann Ludwig mit neuer Verlegenheit. Wird sie auch mitkommen wollen? Beim Himmel, mir fuhr die Lüge nur so heraus, hinterdrein bereute ich sie im Augenblick. Ich spinne mich da in ein Netz von Täuschungen ein, das mir selbst sehr gefährlich werden kann!

Was könnte denn dir geschehen, bester Bruder? fragte Leonardus empfindlich. Du bist frei, bist unabhängig; wird mein und Ange's unbegrenztes Vertrauen dir lästig, so kannst du leicht das Band zerreißen, das uns seit so kurzer Zeit erst eint, du kannst uns meiden.

Sprich nicht so, Leonardus! entgegnete Ludwig, und verzeihe mir meine Bedenklichkeiten. Ich bin noch so jung, trete unerfahren in die große Welt, kenne von ihren Verhältnissen noch so wenig; da ist es kein Wunder, daß Manches mich befangen macht, daß ich in mir selbst nicht sicher bin über mein Handeln.

Sei nur unbesorgt, alles wird gut gehen, tröstete ihn der Freund.

Und wenn es nicht gut ausgeht? Was dann, Leonardus? Wenn dein Vater bereits Argwohn geschöpft hätte, durch Kundschafter schon unterrichtet wäre? Kann er nicht im Gewand eines Matrosen auf jedem seiner Schiffe einen solchen Kundschafter haben, der treulich bei jeder Heimkehr ihm Bericht erstattet über Alles, was auf dem Schiffe vorging?

Himmel, welch eine dunkle Wolke der Besorgniß beschwörst du mir da herauf! rief Leonardus, und seine Züge wurden bleich, die angstvolle Ahnung des Freundes wirkte ansteckend auf ihn.

Und sage, was hast du zu thun im Sinne mit der armen Anges? setzte Ludwig seine Rede fort. Kannst du ihre Zukunft nicht sichern, so ist es Pflicht, ihre wie die deine, ihrem väterlichen Hause Nachricht zu geben, und in dieses Haus sie zurückzusenden, das ist auch ihr Verlangen. Sie ist gut und edel, sie will nicht, daß du ihr dein Leben, das Glück deiner Zukunft zum Opfer bringest; und ich meine, es sei

Tremouille’schen Renten hinweg und erfaßte die Möglichkeit des Ankaufs des Grundkapitals, dessen niedriger Stand in der Gegenwart reichen Gewinn für die Folgezeit in Aussicht stellt, sobald eine bessere Zukunft, die nicht ausbleiben wird, die Werthpapiere Frankreichs wieder zum Steigen bringt. Nun verfolgte er seine Lieblingsidee und vergaß, denn er ist alt und wird schwächlich, das eigentliche einfache Hauptanliegen.

Und ich soll Angés mitbringen! begann Ludwig mit neuer Verlegenheit. Wird sie auch mitkommen wollen? Beim Himmel, mir fuhr die Lüge nur so heraus, hinterdrein bereute ich sie im Augenblick. Ich spinne mich da in ein Netz von Täuschungen ein, das mir selbst sehr gefährlich werden kann!

Was könnte denn dir geschehen, bester Bruder? fragte Leonardus empfindlich. Du bist frei, bist unabhängig; wird mein und Angé’s unbegrenztes Vertrauen dir lästig, so kannst du leicht das Band zerreißen, das uns seit so kurzer Zeit erst eint, du kannst uns meiden.

Sprich nicht so, Leonardus! entgegnete Ludwig, und verzeihe mir meine Bedenklichkeiten. Ich bin noch so jung, trete unerfahren in die große Welt, kenne von ihren Verhältnissen noch so wenig; da ist es kein Wunder, daß Manches mich befangen macht, daß ich in mir selbst nicht sicher bin über mein Handeln.

Sei nur unbesorgt, alles wird gut gehen, tröstete ihn der Freund.

Und wenn es nicht gut ausgeht? Was dann, Leonardus? Wenn dein Vater bereits Argwohn geschöpft hätte, durch Kundschafter schon unterrichtet wäre? Kann er nicht im Gewand eines Matrosen auf jedem seiner Schiffe einen solchen Kundschafter haben, der treulich bei jeder Heimkehr ihm Bericht erstattet über Alles, was auf dem Schiffe vorging?

Himmel, welch eine dunkle Wolke der Besorgniß beschwörst du mir da herauf! rief Leonardus, und seine Züge wurden bleich, die angstvolle Ahnung des Freundes wirkte ansteckend auf ihn.

Und sage, was hast du zu thun im Sinne mit der armen Angés? setzte Ludwig seine Rede fort. Kannst du ihre Zukunft nicht sichern, so ist es Pflicht, ihre wie die deine, ihrem väterlichen Hause Nachricht zu geben, und in dieses Haus sie zurückzusenden, das ist auch ihr Verlangen. Sie ist gut und edel, sie will nicht, daß du ihr dein Leben, das Glück deiner Zukunft zum Opfer bringest; und ich meine, es sei

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          <p>Sprich nicht so, Leonardus! entgegnete Ludwig, und verzeihe mir meine Bedenklichkeiten. Ich bin noch so jung, trete unerfahren in die große Welt, kenne von ihren Verhältnissen noch so wenig; da ist es kein Wunder, daß Manches mich befangen macht, daß ich in mir selbst nicht sicher bin über mein Handeln.</p>
          <p>Sei nur unbesorgt, alles wird gut gehen, tröstete ihn der Freund.</p>
          <p>Und wenn es nicht gut ausgeht? Was dann, Leonardus? Wenn dein Vater bereits Argwohn geschöpft hätte, durch Kundschafter schon unterrichtet wäre? Kann er nicht im Gewand eines Matrosen auf jedem seiner Schiffe einen solchen Kundschafter haben, der treulich bei jeder Heimkehr ihm Bericht erstattet über Alles, was auf dem Schiffe vorging?</p>
          <p>Himmel, welch eine dunkle Wolke der Besorgniß beschwörst du mir da herauf! rief Leonardus, und seine Züge wurden bleich, die angstvolle Ahnung des Freundes wirkte ansteckend auf ihn.</p>
          <p>Und sage, was hast du zu thun im Sinne mit der armen Angés? setzte Ludwig seine Rede fort. Kannst du ihre Zukunft nicht sichern, so ist es Pflicht, ihre wie die deine, ihrem väterlichen Hause Nachricht zu geben, und in dieses Haus sie zurückzusenden, das ist auch ihr Verlangen. Sie ist gut und edel, sie will nicht, daß du ihr dein Leben, das Glück deiner Zukunft zum Opfer bringest; und ich meine, es sei
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[105/0109] Tremouille’schen Renten hinweg und erfaßte die Möglichkeit des Ankaufs des Grundkapitals, dessen niedriger Stand in der Gegenwart reichen Gewinn für die Folgezeit in Aussicht stellt, sobald eine bessere Zukunft, die nicht ausbleiben wird, die Werthpapiere Frankreichs wieder zum Steigen bringt. Nun verfolgte er seine Lieblingsidee und vergaß, denn er ist alt und wird schwächlich, das eigentliche einfache Hauptanliegen. Und ich soll Angés mitbringen! begann Ludwig mit neuer Verlegenheit. Wird sie auch mitkommen wollen? Beim Himmel, mir fuhr die Lüge nur so heraus, hinterdrein bereute ich sie im Augenblick. Ich spinne mich da in ein Netz von Täuschungen ein, das mir selbst sehr gefährlich werden kann! Was könnte denn dir geschehen, bester Bruder? fragte Leonardus empfindlich. Du bist frei, bist unabhängig; wird mein und Angé’s unbegrenztes Vertrauen dir lästig, so kannst du leicht das Band zerreißen, das uns seit so kurzer Zeit erst eint, du kannst uns meiden. Sprich nicht so, Leonardus! entgegnete Ludwig, und verzeihe mir meine Bedenklichkeiten. Ich bin noch so jung, trete unerfahren in die große Welt, kenne von ihren Verhältnissen noch so wenig; da ist es kein Wunder, daß Manches mich befangen macht, daß ich in mir selbst nicht sicher bin über mein Handeln. Sei nur unbesorgt, alles wird gut gehen, tröstete ihn der Freund. Und wenn es nicht gut ausgeht? Was dann, Leonardus? Wenn dein Vater bereits Argwohn geschöpft hätte, durch Kundschafter schon unterrichtet wäre? Kann er nicht im Gewand eines Matrosen auf jedem seiner Schiffe einen solchen Kundschafter haben, der treulich bei jeder Heimkehr ihm Bericht erstattet über Alles, was auf dem Schiffe vorging? Himmel, welch eine dunkle Wolke der Besorgniß beschwörst du mir da herauf! rief Leonardus, und seine Züge wurden bleich, die angstvolle Ahnung des Freundes wirkte ansteckend auf ihn. Und sage, was hast du zu thun im Sinne mit der armen Angés? setzte Ludwig seine Rede fort. Kannst du ihre Zukunft nicht sichern, so ist es Pflicht, ihre wie die deine, ihrem väterlichen Hause Nachricht zu geben, und in dieses Haus sie zurückzusenden, das ist auch ihr Verlangen. Sie ist gut und edel, sie will nicht, daß du ihr dein Leben, das Glück deiner Zukunft zum Opfer bringest; und ich meine, es sei

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/109>, abgerufen am 22.11.2024.