Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Psychosophia.

unfruchtbar seine Commission abgelegt/ und
darff man ihm dann nichts gut machen/ oder
weist ihn auff extraordinar Gefälle an/ die er
anzeigen werde/ welche man aber nimmermehr
angehen lässet. Das ist nun der nechste Weg
einen ehrlichen Mann zu ruiniren/ aber GOttes-
und Ehr vergessen. Dieweil man weiter gleich-
wol äusserlich ehrliche Leute haben und lieben/
unterdessen aber nicht zulassen muß/ daß solche
den Gebrauch auffbringen/ ehrlich dem Prin-
cipalen zu dienen/ und keine Partiten zu machen
(dann solcher Gestalt werde es einem Herrn
böß zu dienen seyn/ und würden die Weiber am
Leib wenig Diamanten tragen können) man
muß derohalben die ehrlichen Leute zwar anhö-
ren/ auch selbsten recommendiren/ aber sie so an-
lauffen und die Finger verbrennen lassen/ daß sie
GOtt dancken/ daß sie von selbsten wieder dar-
auß scheiden/ oder davon ablassen/ oder sich be-
kehren/ und in ein Horn blasen helffen. Jndem
dieses also in eines ehrlichen Mannes Beruff
und Dienst vorgehet/ und man ihm also con-
traminirt/ daß man hernach öffentlich mit gu-
tem Fug sagen kan/ er habe keine merita, habe
nichts prästiret/ und wisse seinen Herrn nichts
zu bedienen/ so hat man ihm bereits ein gutes
Fundament gelegt zur Ungnad. Nun muß

man

Pſychoſophia.

unfruchtbar ſeine Commiſſion abgelegt/ und
darff man ihm dann nichts gut machen/ oder
weiſt ihn auff extraordinar Gefaͤlle an/ die er
anzeigen werde/ welche man aber nimmermehr
angehen laͤſſet. Das iſt nun der nechſte Weg
einen ehrlichen Mann zu ruiniren/ aber GOttes-
und Ehr vergeſſen. Dieweil man weiter gleich-
wol aͤuſſerlich ehrliche Leute haben und lieben/
unterdeſſen aber nicht zulaſſen muß/ daß ſolche
den Gebrauch auffbringen/ ehrlich dem Prin-
cipalen zu dienen/ und keine Partiten zu machen
(dann ſolcher Geſtalt werde es einem Herrn
boͤß zu dienen ſeyn/ und wuͤrden die Weiber am
Leib wenig Diamanten tragen koͤnnen) man
muß derohalben die ehrlichen Leute zwar anhoͤ-
ren/ auch ſelbſten recommendiren/ aber ſie ſo an-
lauffen und die Finger verbrennen laſſen/ daß ſie
GOtt dancken/ daß ſie von ſelbſten wieder dar-
auß ſcheiden/ oder davon ablaſſen/ oder ſich be-
kehren/ und in ein Horn blaſen helffen. Jndem
dieſes alſo in eines ehrlichen Mannes Beruff
und Dienſt vorgehet/ und man ihm alſo con-
traminirt/ daß man hernach oͤffentlich mit gu-
tem Fug ſagen kan/ er habe keine merita, habe
nichts praͤſtiret/ und wiſſe ſeinen Herꝛn nichts
zu bedienen/ ſo hat man ihm bereits ein gutes
Fundament gelegt zur Ungnad. Nun muß

man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0384" n="326"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">P&#x017F;ycho&#x017F;ophia.</hi></fw><lb/>
unfruchtbar &#x017F;eine Commi&#x017F;&#x017F;ion abgelegt/ und<lb/>
darff man ihm dann nichts gut machen/ oder<lb/>
wei&#x017F;t ihn auff extraordinar Gefa&#x0364;lle an/ die er<lb/>
anzeigen werde/ welche man aber nimmermehr<lb/>
angehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Das i&#x017F;t nun der nech&#x017F;te Weg<lb/>
einen ehrlichen Mann zu ruiniren/ aber GOttes-<lb/>
und Ehr verge&#x017F;&#x017F;en. Dieweil man weiter gleich-<lb/>
wol a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich ehrliche Leute haben und lieben/<lb/>
unterde&#x017F;&#x017F;en aber nicht zula&#x017F;&#x017F;en muß/ daß &#x017F;olche<lb/>
den Gebrauch auffbringen/ ehrlich dem Prin-<lb/>
cipalen zu dienen/ und keine Partiten zu machen<lb/>
(dann &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt werde es einem Herrn<lb/>
bo&#x0364;ß zu dienen &#x017F;eyn/ und wu&#x0364;rden die Weiber am<lb/>
Leib wenig Diamanten tragen ko&#x0364;nnen) man<lb/>
muß derohalben die ehrlichen Leute zwar anho&#x0364;-<lb/>
ren/ auch &#x017F;elb&#x017F;ten recommendiren/ aber &#x017F;ie &#x017F;o an-<lb/>
lauffen und die Finger verbrennen la&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie<lb/>
GOtt dancken/ daß &#x017F;ie von &#x017F;elb&#x017F;ten wieder dar-<lb/>
auß &#x017F;cheiden/ oder davon abla&#x017F;&#x017F;en/ oder &#x017F;ich be-<lb/>
kehren/ und in ein Horn bla&#x017F;en helffen. Jndem<lb/>
die&#x017F;es al&#x017F;o in eines ehrlichen Mannes Beruff<lb/>
und Dien&#x017F;t vorgehet/ und man ihm al&#x017F;o con-<lb/>
traminirt/ daß man hernach o&#x0364;ffentlich mit gu-<lb/>
tem Fug &#x017F;agen kan/ er habe keine <hi rendition="#aq">merita,</hi> habe<lb/>
nichts pra&#x0364;&#x017F;tiret/ und wi&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einen Her&#xA75B;n nichts<lb/>
zu bedienen/ &#x017F;o hat man ihm bereits ein gutes<lb/>
Fundament gelegt zur <hi rendition="#fr">U</hi>ngnad. Nun muß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[326/0384] Pſychoſophia. unfruchtbar ſeine Commiſſion abgelegt/ und darff man ihm dann nichts gut machen/ oder weiſt ihn auff extraordinar Gefaͤlle an/ die er anzeigen werde/ welche man aber nimmermehr angehen laͤſſet. Das iſt nun der nechſte Weg einen ehrlichen Mann zu ruiniren/ aber GOttes- und Ehr vergeſſen. Dieweil man weiter gleich- wol aͤuſſerlich ehrliche Leute haben und lieben/ unterdeſſen aber nicht zulaſſen muß/ daß ſolche den Gebrauch auffbringen/ ehrlich dem Prin- cipalen zu dienen/ und keine Partiten zu machen (dann ſolcher Geſtalt werde es einem Herrn boͤß zu dienen ſeyn/ und wuͤrden die Weiber am Leib wenig Diamanten tragen koͤnnen) man muß derohalben die ehrlichen Leute zwar anhoͤ- ren/ auch ſelbſten recommendiren/ aber ſie ſo an- lauffen und die Finger verbrennen laſſen/ daß ſie GOtt dancken/ daß ſie von ſelbſten wieder dar- auß ſcheiden/ oder davon ablaſſen/ oder ſich be- kehren/ und in ein Horn blaſen helffen. Jndem dieſes alſo in eines ehrlichen Mannes Beruff und Dienſt vorgehet/ und man ihm alſo con- traminirt/ daß man hernach oͤffentlich mit gu- tem Fug ſagen kan/ er habe keine merita, habe nichts praͤſtiret/ und wiſſe ſeinen Herꝛn nichts zu bedienen/ ſo hat man ihm bereits ein gutes Fundament gelegt zur Ungnad. Nun muß man

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/384
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/384>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.