Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.

brauchen/ so viel man kan/ das beste heraus von
ihr locken/ auch ihre Mängel und Tugenden
wohl erlernen/ nachmalen/ so muß man durch
die dritte Hand entweder durch Pfaffen/ oder
Weiber/ oder unverschämte Schwätzer/ oder
Bediente/ die Sach dahin bringen/ daß eines
ehrlichen Mannes Propositionen und
Rathschläge zwar angenommen und ange-
hört/ auch werckstellig zu machen anbefohlen
werde/ aber unter der Hand/ alle Mittel darge-
gen hervorgesucht werden/ das Werck hinter-
stellig zu machen/ und unterzudrucken/ dann muß
man dem Principalen sagen/ dieses Mannes
Vorschlag ist zwar gut gewesen/ hat
sich aber vor dißmal nicht practiciren
lassen/ unterdessen muß man den ehrlichen
Mann auffmuntern/ zu was anders zu schreiten/
das muß man ihm auch nicht angehen lassen/
und dieses einmal etliche also/ dann kan man
mit gutem Fug sagen/ der Mann fängt viel
an und führet nichts aus. Man muß auch
bißweilen sagen/ ich sage voraus/ diese
Sache wird sich nicht thun lassen/
dann muß man sie selbsten hindern/ und her-
nach sagen/ hab ich nicht voraus gesagt/
es werde nicht gut thun? Böse Prophe-
ten! Welchen man was anders prophezeyen
solte. Man muß unterdessen aber/ unter einem

andern

Pſychoſophia.

brauchen/ ſo viel man kan/ das beſte heraus von
ihr locken/ auch ihre Maͤngel und Tugenden
wohl erlernen/ nachmalen/ ſo muß man durch
die dritte Hand entweder durch Pfaffen/ oder
Weiber/ oder unverſchaͤmte Schwaͤtzer/ oder
Bediente/ die Sach dahin bringen/ daß eines
ehrlichen Mannes Propoſitionen und
Rathſchlaͤge zwar angenommen und ange-
hoͤrt/ auch werckſtellig zu machen anbefohlen
werde/ aber unter der Hand/ alle Mittel darge-
gen hervorgeſucht werden/ das Werck hinter-
ſtellig zu machen/ und unterzudrucken/ dann muß
man dem Principalen ſagen/ dieſes Mannes
Vorſchlag iſt zwar gut geweſen/ hat
ſich aber vor dißmal nicht practiciren
laſſen/ unterdeſſen muß man den ehrlichen
Mann auffmuntern/ zu was anders zu ſchreiten/
das muß man ihm auch nicht angehen laſſen/
und dieſes einmal etliche alſo/ dann kan man
mit gutem Fug ſagen/ der Mann faͤngt viel
an und fuͤhret nichts aus. Man muß auch
bißweilen ſagen/ ich ſage voraus/ dieſe
Sache wird ſich nicht thun laſſen/
dann muß man ſie ſelbſten hindern/ und her-
nach ſagen/ hab ich nicht voraus geſagt/
es werde nicht gut thun? Boͤſe Prophe-
ten! Welchen man was anders prophezeyen
ſolte. Man muß unterdeſſen aber/ unter einem

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[324/0382] Pſychoſophia. brauchen/ ſo viel man kan/ das beſte heraus von ihr locken/ auch ihre Maͤngel und Tugenden wohl erlernen/ nachmalen/ ſo muß man durch die dritte Hand entweder durch Pfaffen/ oder Weiber/ oder unverſchaͤmte Schwaͤtzer/ oder Bediente/ die Sach dahin bringen/ daß eines ehrlichen Mannes Propoſitionen und Rathſchlaͤge zwar angenommen und ange- hoͤrt/ auch werckſtellig zu machen anbefohlen werde/ aber unter der Hand/ alle Mittel darge- gen hervorgeſucht werden/ das Werck hinter- ſtellig zu machen/ und unterzudrucken/ dann muß man dem Principalen ſagen/ dieſes Mannes Vorſchlag iſt zwar gut geweſen/ hat ſich aber vor dißmal nicht practiciren laſſen/ unterdeſſen muß man den ehrlichen Mann auffmuntern/ zu was anders zu ſchreiten/ das muß man ihm auch nicht angehen laſſen/ und dieſes einmal etliche alſo/ dann kan man mit gutem Fug ſagen/ der Mann faͤngt viel an und fuͤhret nichts aus. Man muß auch bißweilen ſagen/ ich ſage voraus/ dieſe Sache wird ſich nicht thun laſſen/ dann muß man ſie ſelbſten hindern/ und her- nach ſagen/ hab ich nicht voraus geſagt/ es werde nicht gut thun? Boͤſe Prophe- ten! Welchen man was anders prophezeyen ſolte. Man muß unterdeſſen aber/ unter einem andern

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/382>, abgerufen am 22.11.2024.

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