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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
rer Leiber wiederum zusammen in vorige Gestalt
bringen/ der sie so wunderlich im Mutterleibe
hat zusammen gebracht/ und der da die Seele
hineingesetzt hat/ wird auch am Jüngsten Tage
unsere Seele wiederumb in den glorificirten Leib
setzen können/ da wir dann nochmalen unzer-
trennet ewig im Jhm bleiben werden. Und das
ist das jenige/ was die Seele auß der fünfften
Erkennung von Gott/ nemlich/ daß Er ewig sey/
erlernet.

150. Phil.

Sage mir aber zum Beschluß/ weil die
Seel weiß/ daß sie ewig bleiben/ und mit ihrem Leibe
wiederumb vereiniget werden wird/ auch viel voll-
kommener seyn wird als zuvor/ warumb scheuet sie
dann so den Tod/ förchtet das Sterben und
hasset das Scheiden auß dem
Leibe?

Psych. Es ist natürlich/ daß zwey Dinge so
zusammen gehören/ und lang bey einander gewe-
sen/ auch einander vonnöthen haben/ gern bey-
sammen seyn/ und bey einander bleiben/ und das
ist die Ursach/ daß die Seel ungern von dem
Leibescheidet. Wanns ihr aber in dem Leibe übel
gehet/ und wann sie ihren rechten Ruhe-Punct
betrachtet/ worinn sie kommt/ wann sie durch den Tod
von dem Leibe geschieden wird/ wie sie in Gott ruhet/
aller Passionen/ Affecten/ Anligen/ Sorgen
und Schmertzen entfreyet ist/ so soll sie billich

ver-

Seelen-Weißheit.
rer Leiber wiederum zuſammen in vorige Geſtalt
bringen/ der ſie ſo wunderlich im Mutterleibe
hat zuſammen gebracht/ und der da die Seele
hineingeſetzt hat/ wird auch am Juͤngſten Tage
unſere Seele wiederumb in den glorificirten Leib
ſetzen koͤnnen/ da wir dann nochmalen unzer-
trennet ewig im Jhm bleiben werden. Und das
iſt das jenige/ was die Seele auß der fuͤnfften
Erkennung von Gott/ nemlich/ daß Er ewig ſey/
erlernet.

150. Phil.

Sage mir aber zum Beſchluß/ weil die
Seel weiß/ daß ſie ewig bleiben/ und mit ihrem Leibe
wiederumb vereiniget werden wird/ auch viel voll-
kommener ſeyn wird als zuvor/ warumb ſcheuet ſie
dann ſo den Tod/ foͤrchtet das Sterben und
haſſet das Scheiden auß dem
Leibe?

Pſych. Es iſt natuͤrlich/ daß zwey Dinge ſo
zuſammen gehoͤren/ und lang bey einander gewe-
ſen/ auch einander vonnoͤthen haben/ gern bey-
ſammen ſeyn/ und bey einander bleiben/ und das
iſt die Urſach/ daß die Seel ungern von dem
Leibeſcheidet. Wanns ihr aber in dem Leibe uͤbel
gehet/ und wann ſie ihren rechten Ruhe-Punct
betrachtet/ woriñ ſie kom̃t/ wañ ſie durch den Tod
von dem Leibe geſchiedẽ wird/ wie ſie in Gott ruhet/
aller Paſſionen/ Affecten/ Anligen/ Sorgen
und Schmertzen entfreyet iſt/ ſo ſoll ſie billich

ver-
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[303/0361] Seelen-Weißheit. rer Leiber wiederum zuſammen in vorige Geſtalt bringen/ der ſie ſo wunderlich im Mutterleibe hat zuſammen gebracht/ und der da die Seele hineingeſetzt hat/ wird auch am Juͤngſten Tage unſere Seele wiederumb in den glorificirten Leib ſetzen koͤnnen/ da wir dann nochmalen unzer- trennet ewig im Jhm bleiben werden. Und das iſt das jenige/ was die Seele auß der fuͤnfften Erkennung von Gott/ nemlich/ daß Er ewig ſey/ erlernet. 150. Phil. Sage mir aber zum Beſchluß/ weil die Seel weiß/ daß ſie ewig bleiben/ und mit ihrem Leibe wiederumb vereiniget werden wird/ auch viel voll- kommener ſeyn wird als zuvor/ warumb ſcheuet ſie dann ſo den Tod/ foͤrchtet das Sterben und haſſet das Scheiden auß dem Leibe? Pſych. Es iſt natuͤrlich/ daß zwey Dinge ſo zuſammen gehoͤren/ und lang bey einander gewe- ſen/ auch einander vonnoͤthen haben/ gern bey- ſammen ſeyn/ und bey einander bleiben/ und das iſt die Urſach/ daß die Seel ungern von dem Leibeſcheidet. Wanns ihr aber in dem Leibe uͤbel gehet/ und wann ſie ihren rechten Ruhe-Punct betrachtet/ woriñ ſie kom̃t/ wañ ſie durch den Tod von dem Leibe geſchiedẽ wird/ wie ſie in Gott ruhet/ aller Paſſionen/ Affecten/ Anligen/ Sorgen und Schmertzen entfreyet iſt/ ſo ſoll ſie billich ver-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/361>, abgerufen am 25.11.2024.