Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Psychosophia. istam in qua vos collocavit. Enimvero exi-guum tempus hujus incolatus, & facile, nec grave iis, qui sic sunt affecti. Das ist/ Jhr Men- schen ertraget/ erwartet Gott/ biß daß er euch Zeichen gibt/ und euch aufflöset auß diesem Dien- ste; Alsdann gehet wieder zu ihm. Nun aber in dem gegenwärtigen Zustande/ ertraget es mit ei- nem friedlichen Gemüthe/ und wohnet in dem Lande/ in welchem er euch bestellet hat. Dann es ist eine kurtze Zeit dieser Wohnung/ und leicht/ und nicht beschwehrlich denen die nicht also gesin- net seyn. Und Cicero in somnio Scipionis schreibt; Piis omnibus retinendus est animus in custodia corporis, nec injussu ejus, a quo ille datus est, vita migrandum, ne munus humanum assignatum a Deo defugisse videamur. Das ist/ Alle Frommen müssen einen Muth behalten in der Herberge dieses Leibes/ und müssen nicht ohne Befehl dessen auß dem Leben gehen/ von dem sie den Muth haben/ auff daß sie nicht ange- sehen werden/ als ob sie den Dienst/ der ihnen von Gott anvertrauet worden/ verlassen haben. So schreibet auch Quintus Curtius: Fortium viro- tum est, magis mortem contemnere, quam o- disse vitam. Saepe taedio laboris ad vilitatem sui compelluntur ignavi: at virtus nihil inexper- tum omittit. Itaque ultimum omnium malo- tum mors est, ad quam non pigre ire, satis est. Var-
Pſychoſophia. iſtam in quâ vos collocavit. Enimverò exi-guum tempus hujus incolatus, & facile, nec grave iis, qui ſic ſunt affecti. Das iſt/ Jhr Men- ſchen ertraget/ erwartet Gott/ biß daß er euch Zeichen gibt/ und euch auffloͤſet auß dieſem Dien- ſte; Alsdann gehet wieder zu ihm. Nun aber in dem gegenwaͤrtigen Zuſtande/ ertraget es mit ei- nem friedlichen Gemuͤthe/ und wohnet in dem Lande/ in welchem er euch beſtellet hat. Dann es iſt eine kurtze Zeit dieſer Wohnung/ und leicht/ und nicht beſchwehrlich denen die nicht alſo geſin- net ſeyn. Und Cicero in ſomnio Scipionis ſchreibt; Piis omnibus retinendus eſt animus in cuſtodia corporis, nec injuſſu ejus, à quo ille datus eſt, vita migrandum, ne munus humanum aſſignatum à Deo defugiſſe videamur. Das iſt/ Alle Frommen muͤſſen einen Muth behalten in der Herberge dieſes Leibes/ und muͤſſen nicht ohne Befehl deſſen auß dem Leben gehen/ von dem ſie den Muth haben/ auff daß ſie nicht ange- ſehen werden/ als ob ſie den Dienſt/ der ihnen von Gott anvertrauet worden/ verlaſſen haben. So ſchreibet auch Quintus Curtius: Fortium viro- tum eſt, magis mortem contemnere, quam o- diſſe vitam. Sæpè tædio laboris ad vilitatem ſui compelluntur ignavi: at virtus nihil inexper- tum omittit. Itaque ultimum omnium malo- tum mors eſt, ad quam non pigrè ire, ſatis eſt. Var-
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Pſychoſophia.
iſtam in quâ vos collocavit. Enimverò exi-
guum tempus hujus incolatus, & facile, nec
grave iis, qui ſic ſunt affecti. Das iſt/ Jhr Men-
ſchen ertraget/ erwartet Gott/ biß daß er euch
Zeichen gibt/ und euch auffloͤſet auß dieſem Dien-
ſte; Alsdann gehet wieder zu ihm. Nun aber in
dem gegenwaͤrtigen Zuſtande/ ertraget es mit ei-
nem friedlichen Gemuͤthe/ und wohnet in dem
Lande/ in welchem er euch beſtellet hat. Dann es
iſt eine kurtze Zeit dieſer Wohnung/ und leicht/
und nicht beſchwehrlich denen die nicht alſo geſin-
net ſeyn. Und Cicero in ſomnio Scipionis
ſchreibt; Piis omnibus retinendus eſt animus in
cuſtodia corporis, nec injuſſu ejus, à quo ille
datus eſt, vita migrandum, ne munus humanum
aſſignatum à Deo defugiſſe videamur. Das iſt/
Alle Frommen muͤſſen einen Muth behalten in
der Herberge dieſes Leibes/ und muͤſſen nicht
ohne Befehl deſſen auß dem Leben gehen/ von
dem ſie den Muth haben/ auff daß ſie nicht ange-
ſehen werden/ als ob ſie den Dienſt/ der ihnen von
Gott anvertrauet worden/ verlaſſen haben. So
ſchreibet auch Quintus Curtius: Fortium viro-
tum eſt, magis mortem contemnere, quam o-
diſſe vitam. Sæpè tædio laboris ad vilitatem
ſui compelluntur ignavi: at virtus nihil inexper-
tum omittit. Itaque ultimum omnium malo-
tum mors eſt, ad quam non pigrè ire, ſatis eſt.
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