Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.

vor kein Fleisch geachtet/ und derenthalben in der
Fasten/ vor Fisch gegessen werden/ aber ich wil
dir ein näheres Mittel sagen: Kauff ein stück distil-
lir-Leim/ thu es in ein Leimpfanne/ geuß Wasser
darauff/ setz es bey das Feuer/ und laß es sieden/
dann wieder kalt werden/ so wirst du eine schöne
Gallre haben/ welche in nichts von der gemeinen
unterschieden ist/ als daß diese durch den Koch/ jene
aber durch den Weißgärber oder Schinder berei-
tet/ und von der Haut/ diese von den Füssen gemacht
worden. Wann wir aber von der Nahrung
wollen reden/ so sey versichert/ daß ein guter
Meel-Reiß-oder Mandelbrey/ eben so substan-
tios sey/ als Fleisch/ und in dem Zucker ein grös-
sere nehrsamheit und gluten, auch mehrere
assimilation zum Geblüth/ als in dem Fleisch
selbsten stecke/ eben so seyn alle Kern und emul-
siones nehrsam. Siede Bier/ ehe es gehopfft/
noch vergoren/ zur Consistentz eines Syrups ein/
mache einen Täig von Mehl mit Wasser/ thue
Sauertäig darzu/ und laß sichs über Nachtheben/
dann mische diesen eingesottenen Safft darzu/
und backe Biscuyt oder Zweyback daraus/ wir-
stu einen gantzen Tag an einem genug haben/ und
doppelt ein mehrers thun/ als die Chocolada
thut. Der vorige alte Hertzog zu Venedig/ wel-
cher so alt worden/ hat gantz wenig gessen und alle
seine Speise abgewogen/ damit er ein gleiches

Ge-

Pſychoſophia.

vor kein Fleiſch geachtet/ und derenthalben in der
Faſten/ vor Fiſch gegeſſen werden/ aber ich wil
dir ein naͤheꝛes Mittel ſagen: Kauff ein ſtuͤck diſtil-
lir-Leim/ thu es in ein Leimpfanne/ geuß Waſſer
darauff/ ſetz es bey das Feuer/ und laß es ſieden/
dann wieder kalt werden/ ſo wirſt du eine ſchoͤne
Gallre haben/ welche in nichts von der gemeinen
unterſchieden iſt/ als daß dieſe duꝛch den Koch/ jene
aber durch den Weißgaͤrber oder Schinder berei-
tet/ uñ von der Haut/ dieſe von den Fuͤſſen gemacht
worden. Wann wir aber von der Nahrung
wollen reden/ ſo ſey verſichert/ daß ein guter
Meel-Reiß-oder Mandelbrey/ eben ſo ſubſtan-
tios ſey/ als Fleiſch/ und in dem Zucker ein groͤſ-
ſere nehrſamheit und gluten, auch mehrere
aſſimilation zum Gebluͤth/ als in dem Fleiſch
ſelbſten ſtecke/ eben ſo ſeyn alle Kern und emul-
ſiones nehrſam. Siede Bier/ ehe es gehopfft/
noch vergoren/ zur Conſiſtentz eines Syrups ein/
mache einen Taͤig von Mehl mit Waſſer/ thue
Sauertaͤig darzu/ und laß ſichs uͤber Nachtheben/
dann miſche dieſen eingeſottenen Safft darzu/
und backe Biscuyt oder Zweyback daraus/ wir-
ſtu einen gantzen Tag an einem genug haben/ und
doppelt ein mehrers thun/ als die Chocolada
thut. Der vorige alte Hertzog zu Venedig/ wel-
cher ſo alt worden/ hat gantz wenig geſſen und alle
ſeine Speiſe abgewogen/ damit er ein gleiches

Ge-

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[202/0260] Pſychoſophia. vor kein Fleiſch geachtet/ und derenthalben in der Faſten/ vor Fiſch gegeſſen werden/ aber ich wil dir ein naͤheꝛes Mittel ſagen: Kauff ein ſtuͤck diſtil- lir-Leim/ thu es in ein Leimpfanne/ geuß Waſſer darauff/ ſetz es bey das Feuer/ und laß es ſieden/ dann wieder kalt werden/ ſo wirſt du eine ſchoͤne Gallre haben/ welche in nichts von der gemeinen unterſchieden iſt/ als daß dieſe duꝛch den Koch/ jene aber durch den Weißgaͤrber oder Schinder berei- tet/ uñ von der Haut/ dieſe von den Fuͤſſen gemacht worden. Wann wir aber von der Nahrung wollen reden/ ſo ſey verſichert/ daß ein guter Meel-Reiß-oder Mandelbrey/ eben ſo ſubſtan- tios ſey/ als Fleiſch/ und in dem Zucker ein groͤſ- ſere nehrſamheit und gluten, auch mehrere aſſimilation zum Gebluͤth/ als in dem Fleiſch ſelbſten ſtecke/ eben ſo ſeyn alle Kern und emul- ſiones nehrſam. Siede Bier/ ehe es gehopfft/ noch vergoren/ zur Conſiſtentz eines Syrups ein/ mache einen Taͤig von Mehl mit Waſſer/ thue Sauertaͤig darzu/ und laß ſichs uͤber Nachtheben/ dann miſche dieſen eingeſottenen Safft darzu/ und backe Biscuyt oder Zweyback daraus/ wir- ſtu einen gantzen Tag an einem genug haben/ und doppelt ein mehrers thun/ als die Chocolada thut. Der vorige alte Hertzog zu Venedig/ wel- cher ſo alt worden/ hat gantz wenig geſſen und alle ſeine Speiſe abgewogen/ damit er ein gleiches Ge-

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/260>, abgerufen am 22.11.2024.

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