Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

det wird/ darauff man alsdann mit Bestand und
Gesundheit beten kan; Dann gleichwie ein bö-
ses Gewissen/ nicht allein die Seele plaget/ son-
dern wie ein beissender Wurm das Hertz naget/
appetit zum Essen und den Schlafhinweg nimmt/
ja wie David saget/ die Beine verschmachten
macht/ dannenhero etliche/ welche sich grosser
Laster bewust/ ehe sie solche Pein des Gewissens
länger leiden wolten/ sich selbsten der Obrigkeit
angeben/ und lieber sterben/ als also länger leben
wollen: Also und im Gegentheil muß auch ein
fröliches Gewissen/ das ein gutes festes Ver-
trauen zu GOtt hat/ und das sich auff den Wil-
len GOttes und ein tugendhafftes Leben fun-
dirt/ welches nach dem Tod eine Aufferstehung
und die himmlische Freude erwartet/ und gläubet
nothwendig/ sag ich/ muß eine solche gute Confe-
rentz dem bösen zuwider/ contrar effecten in
in dem Menschen thun/ nemlich/ es muß densel-
ben erfreuen/ frölich machen/ die Lebens-Geister
verklären/ daß sie ihr Ampt wohl verrichten/ ein
lüfftiges fröliches Geblüth zeugen/ wordurch
der Leib ein subtiles temperirtes nutrimentum,
temperamentum erlanget/ und die tödtliche fau-
le/ melancholische/ gallichte/ schwehre/ irdische/
auffsteigende Feuchtigkeiten und Dämpffe/ nie-
der gehalten/ und präcipitirt werden: So viel
kan ein gutes Gewissen zur Gesundheit thun.

Zwey-

Seelen-Weißheit.

det wird/ darauff man alsdann mit Beſtand und
Geſundheit beten kan; Dann gleichwie ein boͤ-
ſes Gewiſſen/ nicht allein die Seele plaget/ ſon-
dern wie ein beiſſender Wurm das Hertz naget/
appetit zum Eſſen und den Schlafhinweg nim̃t/
ja wie David ſaget/ die Beine verſchmachten
macht/ dannenhero etliche/ welche ſich groſſer
Laſter bewuſt/ ehe ſie ſolche Pein des Gewiſſens
laͤnger leiden wolten/ ſich ſelbſten der Obrigkeit
angeben/ und lieber ſterben/ als alſo laͤnger leben
wollen: Alſo und im Gegentheil muß auch ein
froͤliches Gewiſſen/ das ein gutes feſtes Ver-
trauen zu GOtt hat/ und das ſich auff den Wil-
len GOttes und ein tugendhafftes Leben fun-
dirt/ welches nach dem Tod eine Aufferſtehung
und die himmliſche Freude erwartet/ und glaͤubet
nothwendig/ ſag ich/ muß eine ſolche gute Confe-
rentz dem boͤſen zuwider/ contrar effecten in
in dem Menſchen thun/ nemlich/ es muß denſel-
ben erfreuen/ froͤlich machen/ die Lebens-Geiſter
verklaͤren/ daß ſie ihr Ampt wohl verrichten/ ein
luͤfftiges froͤliches Gebluͤth zeugen/ wordurch
der Leib ein ſubtiles temperirtes nutrimentum,
temperamentum erlanget/ und die toͤdtliche fau-
le/ melancholiſche/ gallichte/ ſchwehre/ irdiſche/
auffſteigende Feuchtigkeiten und Daͤmpffe/ nie-
der gehalten/ und praͤcipitirt werden: So viel
kan ein gutes Gewiſſen zur Geſundheit thun.

Zwey-

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[187/0245] Seelen-Weißheit. det wird/ darauff man alsdann mit Beſtand und Geſundheit beten kan; Dann gleichwie ein boͤ- ſes Gewiſſen/ nicht allein die Seele plaget/ ſon- dern wie ein beiſſender Wurm das Hertz naget/ appetit zum Eſſen und den Schlafhinweg nim̃t/ ja wie David ſaget/ die Beine verſchmachten macht/ dannenhero etliche/ welche ſich groſſer Laſter bewuſt/ ehe ſie ſolche Pein des Gewiſſens laͤnger leiden wolten/ ſich ſelbſten der Obrigkeit angeben/ und lieber ſterben/ als alſo laͤnger leben wollen: Alſo und im Gegentheil muß auch ein froͤliches Gewiſſen/ das ein gutes feſtes Ver- trauen zu GOtt hat/ und das ſich auff den Wil- len GOttes und ein tugendhafftes Leben fun- dirt/ welches nach dem Tod eine Aufferſtehung und die himmliſche Freude erwartet/ und glaͤubet nothwendig/ ſag ich/ muß eine ſolche gute Confe- rentz dem boͤſen zuwider/ contrar effecten in in dem Menſchen thun/ nemlich/ es muß denſel- ben erfreuen/ froͤlich machen/ die Lebens-Geiſter verklaͤren/ daß ſie ihr Ampt wohl verrichten/ ein luͤfftiges froͤliches Gebluͤth zeugen/ wordurch der Leib ein ſubtiles temperirtes nutrimentum, temperamentum erlanget/ und die toͤdtliche fau- le/ melancholiſche/ gallichte/ ſchwehre/ irdiſche/ auffſteigende Feuchtigkeiten und Daͤmpffe/ nie- der gehalten/ und praͤcipitirt werden: So viel kan ein gutes Gewiſſen zur Geſundheit thun. Zwey-

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/245>, abgerufen am 22.11.2024.

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