Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. dem der Wein selbsten zeitig und wol gekocht/ süßoder sauer ist. Daß aber fürnemlich die Metal- len von Quecksilber bestehen/ weiset ihr Fluß aus/ in welchem sie wie Quecksilber fliessen. Dann weiter/ so kan man aus allen Metallen Quecksil- ber ziehen/ und so solches daraus gezogen/ vergehet die metallische Form/ und bleibet nur eine todte Erde zurück. Uber dieses haben auch die Me- tallen mit dem Quecksilber eine grosse Liebe und Verwandschafft/ so der Schwehre/ als Vermi- schung halben/ ja/ je mehr sie Quecksilber haben/ je mehr sind sie Metall/ je schwerer und je geschmei- diger/ also/ daß die warhafftige Form und Materi der Metallen Quecksilber ist. Daß aber ein Quecksilber reiner/ zeitiger und gekochter/ als das andere sey/ beweisen die Metallen selbst; Dann das Quecksilber in dem Golde ist das reineste/ und bestehet das Feuer; das in dem Silber nicht so sehr/ das in den andern Metallen noch weniger. Seyn also der Materi nach die Metallen eins/ a- ber der Unterscheid ihrer Form und Gestalt be- ruhet allein in den gradibus der Reinigkeit und Kochung der Materi/ nemlich des Quecksilbers. Schliesse derohalben/ wann etwas in Gold ver- wandelt werden könne/ so sey das nächste/ so in ihnen verwandelt wird/ das jenige/ woraus sie be- stehen/ nemlich ihre quecksilberichte Substantz. 3. Das
Seelen-Weißheit. dem der Wein ſelbſten zeitig und wol gekocht/ ſuͤßoder ſauer iſt. Daß aber fuͤrnemlich die Metal- len von Queckſilber beſtehen/ weiſet ihr Fluß aus/ in welchem ſie wie Queckſilber flieſſen. Dann weiter/ ſo kan man aus allen Metallen Queckſil- ber ziehen/ und ſo ſolches daraus gezogen/ vergehet die metalliſche Form/ und bleibet nur eine todte Erde zuruͤck. Uber dieſes haben auch die Me- tallen mit dem Queckſilber eine groſſe Liebe und Verwandſchafft/ ſo der Schwehre/ als Vermi- ſchung halben/ ja/ je mehr ſie Queckſilber haben/ je mehr ſind ſie Metall/ je ſchwerer und je geſchmei- diger/ alſo/ daß die warhafftige Form und Materi der Metallen Queckſilber iſt. Daß aber ein Queckſilber reiner/ zeitiger und gekochter/ als das andere ſey/ beweiſen die Metallen ſelbſt; Dann das Queckſilber in dem Golde iſt das reineſte/ und beſtehet das Feuer; das in dem Silber nicht ſo ſehr/ das in den andern Metallen noch weniger. Seyn alſo der Materi nach die Metallen eins/ a- ber der Unterſcheid ihrer Form und Geſtalt be- ruhet allein in den gradibus der Reinigkeit und Kochung der Materi/ nemlich des Queckſilbers. Schlieſſe derohalben/ wann etwas in Gold ver- wandelt werden koͤnne/ ſo ſey das naͤchſte/ ſo in ihnen verwandelt wird/ das jenige/ woraus ſie be- ſtehen/ nemlich ihre queckſilberichte Subſtantz. 3. Das
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Seelen-Weißheit.
dem der Wein ſelbſten zeitig und wol gekocht/ ſuͤß
oder ſauer iſt. Daß aber fuͤrnemlich die Metal-
len von Queckſilber beſtehen/ weiſet ihr Fluß aus/
in welchem ſie wie Queckſilber flieſſen. Dann
weiter/ ſo kan man aus allen Metallen Queckſil-
ber ziehen/ und ſo ſolches daraus gezogen/ vergehet
die metalliſche Form/ und bleibet nur eine todte
Erde zuruͤck. Uber dieſes haben auch die Me-
tallen mit dem Queckſilber eine groſſe Liebe und
Verwandſchafft/ ſo der Schwehre/ als Vermi-
ſchung halben/ ja/ je mehr ſie Queckſilber haben/ je
mehr ſind ſie Metall/ je ſchwerer und je geſchmei-
diger/ alſo/ daß die warhafftige Form und Materi
der Metallen Queckſilber iſt. Daß aber ein
Queckſilber reiner/ zeitiger und gekochter/ als das
andere ſey/ beweiſen die Metallen ſelbſt; Dann
das Queckſilber in dem Golde iſt das reineſte/
und beſtehet das Feuer; das in dem Silber nicht
ſo ſehr/ das in den andern Metallen noch weniger.
Seyn alſo der Materi nach die Metallen eins/ a-
ber der Unterſcheid ihrer Form und Geſtalt be-
ruhet allein in den gradibus der Reinigkeit und
Kochung der Materi/ nemlich des Queckſilbers.
Schlieſſe derohalben/ wann etwas in Gold ver-
wandelt werden koͤnne/ ſo ſey das naͤchſte/ ſo in
ihnen verwandelt wird/ das jenige/ woraus ſie be-
ſtehen/ nemlich ihre queckſilberichte Subſtantz.
3. Das
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