Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Seelen-Weißheit.

mir ein stück Brod/ so ich mit meiner Faust aus
der Mechanic oder Handwerckssachen geniesse/
zehenmal lieber seyn/ als alles Goldmachen: Jn-
dem ich aber die Natur der Mineralien unter-
sucht/ wie meine Metallurgia und Physica Sub-
terranea, mit ihren zweyen Supplementen aus-
weisen/ so hab ich in dem Experimentiren einige
Sachen gefunden/ die mir ohngefehr in die Hän-
de kommen/ und welche auf deine Frag zu einer
Antwort dienen können. Jch habe befunden/ daß
der Ursprung von der Goldmacherey dahero
kommen/ daß erstlich die Menschen gesehen/ daß
Ertz und Mineralien in der Natur seyn/ und
durch die Bergknappen aus den Bergen gehau-
en werden; hernach hat man auf Muttel gedacht/
dieselbe zu schmeltzen/ und zu Metallen zu seygern
und zu läutern; drittens/ hat man die Metallen
von einander geschieden/ und viertens/ hat man
gesucht/ die geschiedene Metallen zu zeitigen/ reiff
zu machen/ und in bessere zu verwandeln. Zum
ersten/ als Bergbau/ gehört grosser Verstand/ von
den Bergwercken/ derer Gestein/ Klüfft/ Gänge/
Adern/ hangend/ ligend/ Wänd/ Berg-Compaß/
Schienzeug/ sprengen/ hauen/ besteigen/ den Stein
vom Ertz scheiden/ den Berg- und Wasserbau füh-
ren. Zum schmeltzen wird auch nicht geringer
Verstand erfordert/ das Gebläß zurichten/ Schla-

cken/

F v

Seelen-Weißheit.

mir ein ſtuͤck Brod/ ſo ich mit meiner Fauſt aus
der Mechanic oder Handwercksſachen genieſſe/
zehenmal lieber ſeyn/ als alles Goldmachen: Jn-
dem ich aber die Natur der Mineralien unter-
ſucht/ wie meine Metallurgia und Phyſica Sub-
terranea, mit ihren zweyen Supplementen aus-
weiſen/ ſo hab ich in dem Experimentiren einige
Sachen gefunden/ die mir ohngefehr in die Haͤn-
de kommen/ und welche auf deine Frag zu einer
Antwort dienen koͤnnen. Jch habe befunden/ daß
der Urſprung von der Goldmacherey dahero
kommen/ daß erſtlich die Menſchen geſehen/ daß
Ertz und Mineralien in der Natur ſeyn/ und
durch die Bergknappen aus den Bergen gehau-
en werden; hernach hat man auf Muttel gedacht/
dieſelbe zu ſchmeltzen/ und zu Metallen zu ſeygern
und zu laͤutern; drittens/ hat man die Metallen
von einander geſchieden/ und viertens/ hat man
geſucht/ die geſchiedene Metallen zu zeitigen/ reiff
zu machen/ und in beſſere zu verwandeln. Zum
erſten/ als Bergbau/ gehoͤrt groſſer Verſtand/ von
den Bergwercken/ derer Geſtein/ Kluͤfft/ Gaͤnge/
Adern/ hangend/ ligend/ Waͤnd/ Berg-Compaß/
Schienzeug/ ſprengen/ hauen/ beſteigen/ den Stein
vom Ertz ſcheiden/ den Berg- und Waſſerbau fuͤh-
ren. Zum ſchmeltzen wird auch nicht geringer
Verſtand erfordert/ das Geblaͤß zurichtẽ/ Schla-

cken/

F v

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0187" n="129"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi></fw><lb/>
mir ein &#x017F;tu&#x0364;ck Brod/ &#x017F;o ich mit meiner Fau&#x017F;t aus<lb/>
der Mechanic oder Handwercks&#x017F;achen genie&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
zehenmal lieber &#x017F;eyn/ als alles Goldmachen: Jn-<lb/>
dem ich aber die Natur der Mineralien unter-<lb/>
&#x017F;ucht/ wie meine <hi rendition="#aq">Metallurgia</hi> und <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ica Sub-<lb/>
terranea,</hi> mit ihren zweyen <hi rendition="#aq">Supplement</hi>en aus-<lb/>
wei&#x017F;en/ &#x017F;o hab ich in dem Experimentiren einige<lb/>
Sachen gefunden/ die mir ohngefehr in die Ha&#x0364;n-<lb/>
de kommen/ und welche auf deine Frag zu einer<lb/>
Antwort dienen ko&#x0364;nnen. Jch habe befunden/ daß<lb/>
der <hi rendition="#fr">U</hi>r&#x017F;prung von der Goldmacherey dahero<lb/>
kommen/ daß er&#x017F;tlich die Men&#x017F;chen ge&#x017F;ehen/ daß<lb/>
Ertz und Mineralien in der Natur &#x017F;eyn/ und<lb/>
durch die Bergknappen aus den Bergen gehau-<lb/>
en werden; hernach hat man auf Muttel gedacht/<lb/>
die&#x017F;elbe zu &#x017F;chmeltzen/ und zu Metallen zu &#x017F;eygern<lb/>
und zu la&#x0364;utern; drittens/ hat man die Metallen<lb/>
von einander ge&#x017F;chieden/ und viertens/ hat man<lb/>
ge&#x017F;ucht/ die ge&#x017F;chiedene Metallen zu zeitigen/ reiff<lb/>
zu machen/ und in be&#x017F;&#x017F;ere zu verwandeln. Zum<lb/>
er&#x017F;ten/ als Bergbau/ geho&#x0364;rt gro&#x017F;&#x017F;er Ver&#x017F;tand/ von<lb/>
den Bergwercken/ derer Ge&#x017F;tein/ Klu&#x0364;fft/ Ga&#x0364;nge/<lb/>
Adern/ hangend/ ligend/ Wa&#x0364;nd/ Berg-Compaß/<lb/>
Schienzeug/ &#x017F;prengen/ hauen/ be&#x017F;teigen/ den Stein<lb/>
vom Ertz &#x017F;cheiden/ den Berg- und Wa&#x017F;&#x017F;erbau fu&#x0364;h-<lb/>
ren. Zum &#x017F;chmeltzen wird auch nicht geringer<lb/>
Ver&#x017F;tand erfordert/ das Gebla&#x0364;ß zurichte&#x0303;/ Schla-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F v</fw><fw place="bottom" type="catch">cken/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[129/0187] Seelen-Weißheit. mir ein ſtuͤck Brod/ ſo ich mit meiner Fauſt aus der Mechanic oder Handwercksſachen genieſſe/ zehenmal lieber ſeyn/ als alles Goldmachen: Jn- dem ich aber die Natur der Mineralien unter- ſucht/ wie meine Metallurgia und Phyſica Sub- terranea, mit ihren zweyen Supplementen aus- weiſen/ ſo hab ich in dem Experimentiren einige Sachen gefunden/ die mir ohngefehr in die Haͤn- de kommen/ und welche auf deine Frag zu einer Antwort dienen koͤnnen. Jch habe befunden/ daß der Urſprung von der Goldmacherey dahero kommen/ daß erſtlich die Menſchen geſehen/ daß Ertz und Mineralien in der Natur ſeyn/ und durch die Bergknappen aus den Bergen gehau- en werden; hernach hat man auf Muttel gedacht/ dieſelbe zu ſchmeltzen/ und zu Metallen zu ſeygern und zu laͤutern; drittens/ hat man die Metallen von einander geſchieden/ und viertens/ hat man geſucht/ die geſchiedene Metallen zu zeitigen/ reiff zu machen/ und in beſſere zu verwandeln. Zum erſten/ als Bergbau/ gehoͤrt groſſer Verſtand/ von den Bergwercken/ derer Geſtein/ Kluͤfft/ Gaͤnge/ Adern/ hangend/ ligend/ Waͤnd/ Berg-Compaß/ Schienzeug/ ſprengen/ hauen/ beſteigen/ den Stein vom Ertz ſcheiden/ den Berg- und Waſſerbau fuͤh- ren. Zum ſchmeltzen wird auch nicht geringer Verſtand erfordert/ das Geblaͤß zurichtẽ/ Schla- cken/ F v

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/187
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/187>, abgerufen am 28.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.