Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. Florentinischen und Frantzösischen Machiavel-lum. Jn dem Krlege seyn die Strategemata oder Kriegsliste/ in dem bürgerlichen Leben darff bald kein Vatter seinem Sohn/ kein Mann seiner Frau- en/ kein Bruder/ kein Bürger/ kein Nachbar dem andern mehr trauen/ wer einander vervortheilen kan/ der verstehet des Hieronymi Cardani Pru- dentiam Civilem zum besten. Derentwegen so viel tausend Auslegungen der Gesetze und Contra- cten entstanden/ also daß aus der Welt Umgang mehr Schaden und Leyd/ als Nutzen und Freud zu gewarten. Die sechste Abtheilung. 100. Phil. Sage mir/ Psychosophe/ was hat die Seel. ferncr vor Kennung von GOtt? Psych. Daß er allmächtig sey. 101. Phil. Was ist allmächtig? Psych. Daß er alles in seiner Gewalt hat/ daß ihm von
Seelen-Weißheit. Florentiniſchen und Frantzoͤſiſchen Machiavel-lum. Jn dem Krlege ſeyn die Strategemata oder Kriegsliſte/ in dem buͤrgerlichen Leben darff bald kein Vatter ſeinem Sohn/ kein Mann ſeiner Frau- en/ kein Bruder/ kein Buͤrger/ kein Nachbar dem andern mehr trauen/ wer einander vervortheilen kan/ der verſtehet des Hieronymi Cardani Pru- dentiam Civilem zum beſten. Derentwegen ſo viel tauſend Auslegungẽ der Geſetze und Contra- cten entſtanden/ alſo daß aus der Welt Umgang mehr Schaden und Leyd/ als Nutzen und Freud zu gewarten. Die ſechſte Abtheilung. 100. Phil. Sage mir/ Pſychoſophe/ was hat die Seel. ferncr vor Kennung von GOtt? Pſych. Daß er allmaͤchtig ſey. 101. Phil. Was iſt allmaͤchtig? Pſych. Daß er alles in ſeiner Gewalt hat/ daß ihm von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0145" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen-Weißheit.</hi></fw><lb/> Florentiniſchen und Frantzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">Machiavel-<lb/> lum.</hi> Jn dem Krlege ſeyn die <hi rendition="#aq">Strategemata</hi> oder<lb/> Kriegsliſte/ in dem buͤrgerlichen Leben darff bald<lb/> kein Vatter ſeinem Sohn/ kein Mann ſeiner Frau-<lb/> en/ kein Bruder/ kein Buͤrger/ kein Nachbar dem<lb/> andern mehr trauen/ wer einander vervortheilen<lb/> kan/ der verſtehet des <hi rendition="#aq">Hieronymi Cardani Pru-<lb/> dentiam Civilem</hi> zum beſten. Derentwegen ſo<lb/> viel tauſend Auslegungẽ der Geſetze und Contra-<lb/> cten entſtanden/ alſo daß aus der Welt <hi rendition="#fr">U</hi>mgang<lb/> mehr Schaden und Leyd/ als Nutzen und Freud zu<lb/> gewarten.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die ſechſte Abtheilung.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>100. <hi rendition="#aq">Phil.</hi> Sage mir/ Pſychoſophe/ was hat die Seel.<lb/> ferncr vor Kennung von GOtt?</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Pſych.</hi> Daß er allmaͤchtig ſey.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>101. <hi rendition="#aq">Phil.</hi> Was iſt allmaͤchtig?</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Pſych.</hi> Daß er alles in ſeiner Gewalt hat/ daß ihm<lb/> alles zukommt/ dann dieweil alles von ihm her-<lb/> kommt/ ſo kommt ihm auch alles zu/ als einem<lb/> Schoͤpffer und Erhalter/ er iſt in allem/ und alles<lb/> in ihm/ er iſt auſſer allem/ uͤber allem/ unter allem/<lb/> druͤber iſt er durch ſeine Allmacht/ darunter durch<lb/> ſeine Erhaltung/ auſſer allem durch ſeine Groͤſſe/<lb/> in allem durch ſeine Scharffſinnigkeit uñ Krafft/<lb/> von oben regieret ers/ von unten erhaͤlt ers/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0145]
Seelen-Weißheit.
Florentiniſchen und Frantzoͤſiſchen Machiavel-
lum. Jn dem Krlege ſeyn die Strategemata oder
Kriegsliſte/ in dem buͤrgerlichen Leben darff bald
kein Vatter ſeinem Sohn/ kein Mann ſeiner Frau-
en/ kein Bruder/ kein Buͤrger/ kein Nachbar dem
andern mehr trauen/ wer einander vervortheilen
kan/ der verſtehet des Hieronymi Cardani Pru-
dentiam Civilem zum beſten. Derentwegen ſo
viel tauſend Auslegungẽ der Geſetze und Contra-
cten entſtanden/ alſo daß aus der Welt Umgang
mehr Schaden und Leyd/ als Nutzen und Freud zu
gewarten.
Die ſechſte Abtheilung.
100. Phil. Sage mir/ Pſychoſophe/ was hat die Seel.
ferncr vor Kennung von GOtt?
Pſych. Daß er allmaͤchtig ſey.
101. Phil. Was iſt allmaͤchtig?
Pſych. Daß er alles in ſeiner Gewalt hat/ daß ihm
alles zukommt/ dann dieweil alles von ihm her-
kommt/ ſo kommt ihm auch alles zu/ als einem
Schoͤpffer und Erhalter/ er iſt in allem/ und alles
in ihm/ er iſt auſſer allem/ uͤber allem/ unter allem/
druͤber iſt er durch ſeine Allmacht/ darunter durch
ſeine Erhaltung/ auſſer allem durch ſeine Groͤſſe/
in allem durch ſeine Scharffſinnigkeit uñ Krafft/
von oben regieret ers/ von unten erhaͤlt ers/
von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |