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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.
cten ihres Glücks erhalten/ wann sie zurück wol-
len/ fortziehen/ wann sie zu hoch wollen/ im Zaum
halten sollen; Aber eben diese Mittel seyn öffters
die Ursachen alles Unglücks in der Welt/ bringen
die Menschen selbst aus ihrem Ruhe-Punct ih-
rer Glückseligkeit/ und lassen ihnen entweder zu
viel oder zu wenig zu/ also/ daß die Wagschal bey
den Menschen allerseits auf zweyerley Theilen
ausschlägt.

72. Phil. Was ist dann heutiges Tags der doppelte
Ausschlag und Ruhe-Punct des Glücks
und der Tugenden?

Psych. Die Wage von der Tugend schlägt aus
zu wenig/ stehet recht/ schlägt aus zu hoch.

Jm Verstande Rath zu geben/
Unverständig/ verständig/ arglistig.
Jm Willen/ jedem das Seinige zu ge-
ben.
Zu viel zu geben/ Gerechtigkeit/ zu wenig.
Jm Leiden des Leibes/
Verzagheit/ Stärck/ Vermessenheit.
Jn Gütern des Leibes/
Dummheit/ Mässigkeit/ Unmässigkeit.
Jn äusserlichen mittelmässigen Gütern/
Geitz/ Freygebigkeit/ Thorheit.
Jn grossen Gütern.
Unter seinem Stande/ prächtig/ über seinen
Stand.
Jn
C jv

Seelen-Weißheit.
cten ihres Gluͤcks erhalten/ wann ſie zuruͤck wol-
len/ fortziehen/ wann ſie zu hoch wollen/ im Zaum
halten ſollen; Aber eben dieſe Mittel ſeyn oͤffters
die Urſachen alles Ungluͤcks in der Welt/ bringen
die Menſchen ſelbſt aus ihrem Ruhe-Punct ih-
rer Gluͤckſeligkeit/ und laſſen ihnen entweder zu
viel oder zu wenig zu/ alſo/ daß die Wagſchal bey
den Menſchen allerſeits auf zweyerley Theilen
ausſchlaͤgt.

72. Phil. Was iſt dann heutiges Tags der doppelte
Ausſchlag und Ruhe-Punct des Gluͤcks
und der Tugenden?

Pſych. Die Wage von der Tugend ſchlaͤgt aus
zu wenig/ ſtehet recht/ ſchlaͤgt aus zu hoch.

Jm Verſtande Rath zu geben/
Unverſtaͤndig/ verſtaͤndig/ argliſtig.
Jm Willen/ jedem das Seinige zu ge-
ben.
Zu viel zu geben/ Gerechtigkeit/ zu wenig.
Jm Leiden des Leibes/
Verzagheit/ Staͤrck/ Vermeſſenheit.
Jn Guͤtern des Leibes/
Dum̃heit/ Maͤſſigkeit/ Unmaͤſſigkeit.
Jn aͤuſſerlichen mittelmaͤſſigẽ Guͤtern/
Geitz/ Freygebigkeit/ Thorheit.
Jn groſſen Guͤtern.
Unter ſeinem Stande/ praͤchtig/ uͤber ſeinen
Stand.
Jn
C jv
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[55/0113] Seelen-Weißheit. cten ihres Gluͤcks erhalten/ wann ſie zuruͤck wol- len/ fortziehen/ wann ſie zu hoch wollen/ im Zaum halten ſollen; Aber eben dieſe Mittel ſeyn oͤffters die Urſachen alles Ungluͤcks in der Welt/ bringen die Menſchen ſelbſt aus ihrem Ruhe-Punct ih- rer Gluͤckſeligkeit/ und laſſen ihnen entweder zu viel oder zu wenig zu/ alſo/ daß die Wagſchal bey den Menſchen allerſeits auf zweyerley Theilen ausſchlaͤgt. 72. Phil. Was iſt dann heutiges Tags der doppelte Ausſchlag und Ruhe-Punct des Gluͤcks und der Tugenden? Pſych. Die Wage von der Tugend ſchlaͤgt aus zu wenig/ ſtehet recht/ ſchlaͤgt aus zu hoch. Jm Verſtande Rath zu geben/ Unverſtaͤndig/ verſtaͤndig/ argliſtig. Jm Willen/ jedem das Seinige zu ge- ben. Zu viel zu geben/ Gerechtigkeit/ zu wenig. Jm Leiden des Leibes/ Verzagheit/ Staͤrck/ Vermeſſenheit. Jn Guͤtern des Leibes/ Dum̃heit/ Maͤſſigkeit/ Unmaͤſſigkeit. Jn aͤuſſerlichen mittelmaͤſſigẽ Guͤtern/ Geitz/ Freygebigkeit/ Thorheit. Jn groſſen Guͤtern. Unter ſeinem Stande/ praͤchtig/ uͤber ſeinen Stand. Jn C jv

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/113>, abgerufen am 26.11.2024.