Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.

es gehe den Guten wol oder übel/ so dienets allezeit
zu ihrem Nutzen/ so es wol gehet/ dancken sie Gott/
und dienen ihrem Nechsten damit. So es übel
gehet/ ruffen sie zu GOtt/ versuchen ihre Art/ und
üben sich in Tugenden/ der Beständigkeit/ Hoff-
nung und Leiden. Solte aber gleichwol dem Men-
schen unrecht geschehen ohne einige sichtliche Ur-
sach/ so seynd doch die göttliche Ursachen nicht
bekandt/ warum er solches thut/ oder dergleichen
Unrecht geschehen läst/ und gegen alles Anruffen
zusiehet/ dann/ entweder will er die straffen/ welche
solches Unrecht thun/ oder die von andern Schul-
den herstraffen/ oder anderwertlich belohnen/ wel-
chen solch Unrecht geschicht/ dann GOtt in sei-
ner Gerechtigkeit wunderlich und unbegreifflich.
Das aber ist gewiß/ daß er barmhertzig und wahr
ist/ und nichts Böses thun kan/ sondern wenn
man ihm vertrauet/ alles zu gutem Ende ausfüh-
ren thut/ zu seiner Majestät Ehr/ und der Seelen
Seligkeit; so ist seine Güte bey uns. Dann was
hätte GOtt Ursach/ eines armen Menschen oder
Kindes halben unrecht zuthun/ und seine göttli-
che Gerechtigkeit zu brechen/ der den Menschen
darum erschaffen/ daß er sie daran erweisen will.
Es wäre ihm ja ein schlechtes Werck/ einen ar-
men Menschen über einen Hauffen zu werffen.
Daß aber gleichwol in der Welt Unrecht ge-
schicht/ ist solche selbsten schuld daran/ und rühret

her

Pſychoſophia.

es gehe den Guten wol oder uͤbel/ ſo dienets allezeit
zu ihrem Nutzen/ ſo es wol gehet/ dancken ſie Gott/
und dienen ihrem Nechſten damit. So es uͤbel
gehet/ ruffen ſie zu GOtt/ verſuchen ihre Art/ und
uͤben ſich in Tugenden/ der Beſtaͤndigkeit/ Hoff-
nung und Leiden. Solte aber gleichwol dem Men-
ſchen unrecht geſchehen ohne einige ſichtliche Ur-
ſach/ ſo ſeynd doch die goͤttliche Urſachen nicht
bekandt/ warum er ſolches thut/ oder dergleichen
Unrecht geſchehen laͤſt/ und gegen alles Anruffen
zuſiehet/ dann/ entweder will er die ſtraffen/ welche
ſolches Unrecht thun/ oder die von andern Schul-
den herſtraffen/ oder anderwertlich belohnen/ wel-
chen ſolch Unrecht geſchicht/ dann GOtt in ſei-
ner Gerechtigkeit wunderlich und unbegreifflich.
Das aber iſt gewiß/ daß er barmhertzig und wahr
iſt/ und nichts Boͤſes thun kan/ ſondern wenn
man ihm vertrauet/ alles zu gutem Ende ausfuͤh-
ren thut/ zu ſeiner Majeſtaͤt Ehr/ und der Seelen
Seligkeit; ſo iſt ſeine Guͤte bey uns. Dann was
haͤtte GOtt Urſach/ eines armen Menſchen oder
Kindes halben unrecht zuthun/ und ſeine goͤttli-
che Gerechtigkeit zu brechen/ der den Menſchen
darum erſchaffen/ daß er ſie daran erweiſen will.
Es waͤre ihm ja ein ſchlechtes Werck/ einen ar-
men Menſchen uͤber einen Hauffen zu werffen.
Daß aber gleichwol in der Welt Unrecht ge-
ſchicht/ iſt ſolche ſelbſten ſchuld daran/ und ruͤhret

her

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[50/0108] Pſychoſophia. es gehe den Guten wol oder uͤbel/ ſo dienets allezeit zu ihrem Nutzen/ ſo es wol gehet/ dancken ſie Gott/ und dienen ihrem Nechſten damit. So es uͤbel gehet/ ruffen ſie zu GOtt/ verſuchen ihre Art/ und uͤben ſich in Tugenden/ der Beſtaͤndigkeit/ Hoff- nung und Leiden. Solte aber gleichwol dem Men- ſchen unrecht geſchehen ohne einige ſichtliche Ur- ſach/ ſo ſeynd doch die goͤttliche Urſachen nicht bekandt/ warum er ſolches thut/ oder dergleichen Unrecht geſchehen laͤſt/ und gegen alles Anruffen zuſiehet/ dann/ entweder will er die ſtraffen/ welche ſolches Unrecht thun/ oder die von andern Schul- den herſtraffen/ oder anderwertlich belohnen/ wel- chen ſolch Unrecht geſchicht/ dann GOtt in ſei- ner Gerechtigkeit wunderlich und unbegreifflich. Das aber iſt gewiß/ daß er barmhertzig und wahr iſt/ und nichts Boͤſes thun kan/ ſondern wenn man ihm vertrauet/ alles zu gutem Ende ausfuͤh- ren thut/ zu ſeiner Majeſtaͤt Ehr/ und der Seelen Seligkeit; ſo iſt ſeine Guͤte bey uns. Dann was haͤtte GOtt Urſach/ eines armen Menſchen oder Kindes halben unrecht zuthun/ und ſeine goͤttli- che Gerechtigkeit zu brechen/ der den Menſchen darum erſchaffen/ daß er ſie daran erweiſen will. Es waͤre ihm ja ein ſchlechtes Werck/ einen ar- men Menſchen uͤber einen Hauffen zu werffen. Daß aber gleichwol in der Welt Unrecht ge- ſchicht/ iſt ſolche ſelbſten ſchuld daran/ und ruͤhret her

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/108>, abgerufen am 27.11.2024.

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