Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia,

Plätzen nicht heuchlen noch Böses thun/ in ge-
heim sein Hertz GOtt und seinem Nechsten offen-
bahren/ und guts thun/ die einerley Meynung und
Lebens seyn/ lieben/ die anderer Meynung seyn/
nicht hassen/ niemand mit seiner Lehr und Lebens-
Art Aergernüß geben/ von niemand hingegen ge-
ärgert werden/ in allgemeinen Glaubens-Articuln
eins seyn/ in absonderlichen und fürwitzigen Fra-
gen einfältig seyn. Viel Sachen werden nützli-
cher nicht gewust/ als mit grosser Mühe erlernet.
Der hat einen grossen Grad zur Heiligkeit gethan/
der niemanden um seinen Glauben fragt/ noch
mit ihm disputirt/ hingegen niemand seinen Glau-
ben und Meynung einpredigen und eindringen
will/ sondern der seinen Nechsten liebt/ weil er sein
Mit-Geschöpff ist/ der GOtt fürchtet/ und liebet/
weil Er sein Schöpffer ist/ der sich selbsten fürch-
tet/ liebet und ehret/ Furcht und Achtung auf sich
giebt/ damit er nicht irre noch falle/ liebt/ damit er
ihme keinen Schaden thue/ sondern an Leib und
Seel erhalte/ ehret/ dieweit er ein Wohnhauß der
Seelen/ und diese GOttes Ebenbild ist/ und diese
Relation ist die Heiligkeit/ so die Seel schöpf-
fet aus der Heiligkeit Gottes/ nemlich
der ersten Kennung.

Die

Pſychoſophia,

Plaͤtzen nicht heuchlen noch Boͤſes thun/ in ge-
heim ſein Hertz GOtt und ſeinem Nechſten offen-
bahren/ und guts thun/ die einerley Meynung und
Lebens ſeyn/ lieben/ die anderer Meynung ſeyn/
nicht haſſen/ niemand mit ſeiner Lehr und Lebens-
Art Aergernuͤß geben/ von niemand hingegen ge-
aͤrgert werden/ in allgemeinen Glaubens-Articuln
eins ſeyn/ in abſonderlichen und fuͤrwitzigen Fra-
gen einfaͤltig ſeyn. Viel Sachen werden nuͤtzli-
cher nicht gewuſt/ als mit groſſer Muͤhe erlernet.
Der hat einen groſſen Grad zur Heiligkeit gethan/
der niemanden um ſeinen Glauben fragt/ noch
mit ihm diſputirt/ hingegen niemand ſeinen Glau-
ben und Meynung einpredigen und eindringen
will/ ſondern der ſeinen Nechſten liebt/ weil er ſein
Mit-Geſchoͤpff iſt/ der GOtt fuͤrchtet/ und liebet/
weil Er ſein Schoͤpffer iſt/ der ſich ſelbſten fuͤrch-
tet/ liebet und ehret/ Furcht und Achtung auf ſich
giebt/ damit er nicht irre noch falle/ liebt/ damit er
ihme keinen Schaden thue/ ſondern an Leib und
Seel erhalte/ ehret/ dieweit er ein Wohnhauß der
Seelen/ und dieſe GOttes Ebenbild iſt/ und dieſe
Relation iſt die Heiligkeit/ ſo die Seel ſchoͤpf-
fet aus der Heiligkeit Gottes/ nemlich
der erſten Kennung.

Die

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[46/0104] Pſychoſophia, Plaͤtzen nicht heuchlen noch Boͤſes thun/ in ge- heim ſein Hertz GOtt und ſeinem Nechſten offen- bahren/ und guts thun/ die einerley Meynung und Lebens ſeyn/ lieben/ die anderer Meynung ſeyn/ nicht haſſen/ niemand mit ſeiner Lehr und Lebens- Art Aergernuͤß geben/ von niemand hingegen ge- aͤrgert werden/ in allgemeinen Glaubens-Articuln eins ſeyn/ in abſonderlichen und fuͤrwitzigen Fra- gen einfaͤltig ſeyn. Viel Sachen werden nuͤtzli- cher nicht gewuſt/ als mit groſſer Muͤhe erlernet. Der hat einen groſſen Grad zur Heiligkeit gethan/ der niemanden um ſeinen Glauben fragt/ noch mit ihm diſputirt/ hingegen niemand ſeinen Glau- ben und Meynung einpredigen und eindringen will/ ſondern der ſeinen Nechſten liebt/ weil er ſein Mit-Geſchoͤpff iſt/ der GOtt fuͤrchtet/ und liebet/ weil Er ſein Schoͤpffer iſt/ der ſich ſelbſten fuͤrch- tet/ liebet und ehret/ Furcht und Achtung auf ſich giebt/ damit er nicht irre noch falle/ liebt/ damit er ihme keinen Schaden thue/ ſondern an Leib und Seel erhalte/ ehret/ dieweit er ein Wohnhauß der Seelen/ und dieſe GOttes Ebenbild iſt/ und dieſe Relation iſt die Heiligkeit/ ſo die Seel ſchoͤpf- fet aus der Heiligkeit Gottes/ nemlich der erſten Kennung. Die

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Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/104>, abgerufen am 27.11.2024.

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