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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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Monumenten ergraben/ derer etliche nie-
mals angezündet gewesen: unter dessen wars
eine Bedeutung deß ewigen Lichts/ welches
sie der Seele wünschten. Daß aber etliche
sagen/ sie haben Ampullen und nicht Am-
pelen gefunden/ welche/ so lange sie zu gewe-
sen/ geleuchtet/ so bald sie aber auffgethan/
verlosch en seyn: So muß der Leser hier wol
wissen und unterscheiden/ daß zwey erley Sa-
chen seyn/ Brennen und Leuchten/ was
brennet verzehret sich: denn Brennen kan
nicht geschehen ohne Rarefaction, aber es
kan wol eine Sache leuchten/ die weder bren-
net noch warm ist: das ist kein rechtes ewi-
ges Licht/ welches kan ausgelöschet
werden/ wenn es eröffnet wird/ die weil es
seine Krafft verliehret/ aber ich wil deme zu-
gegen ein contrares sagen/ nehmlich ein ver-
schlossen Glaß voll Liquor geben/ welches
wol hundert Jahr also stehen/ und dennoch
eröffnet alsobald Feuer geben wird/ und
darumb heisse ich es der Philosophorum
Feuerzeug/ aber ich muß hiervon still schwei-
gen/ denn man wirds doch nicht glauben/
so wenig als wann ich sagen thäte von einem
blinden Fechtmeister/ welcher doch heutiges
Tages der beste hier in Londen ist/ Namens

Mr.
C

Monumenten ergraben/ derer etliche nie-
mals angezuͤndet geweſen: unter deſſen wars
eine Bedeutung deß ewigen Lichts/ welches
ſie der Seele wuͤnſchten. Daß aber etliche
ſagen/ ſie haben Ampullen und nicht Am-
pelen gefunden/ welche/ ſo lange ſie zu gewe-
ſen/ geleuchtet/ ſo bald ſie aber auffgethan/
verloſch en ſeyn: So muß der Leſer hier wol
wiſſen und unterſcheiden/ daß zwey eꝛley Sa-
chen ſeyn/ Brennen und Leuchten/ was
brennet verzehret ſich: denn Brennen kan
nicht geſchehen ohne Rarefaction, aber es
kan wol eine Sache leuchten/ die weder bren-
net noch warm iſt: das iſt kein rechtes ewi-
ges Licht/ welches kan ausgeloͤſchet
werden/ wenn es eroͤffnet wird/ die weil es
ſeine Krafft verliehret/ aber ich wil deme zu-
gegen ein contrares ſagen/ nehmlich ein ver-
ſchloſſen Glaß voll Liquor geben/ welches
wol hundert Jahr alſo ſtehen/ und dennoch
eroͤffnet alſobald Feuer geben wird/ und
darumb heiſſe ich es der Philoſophorum
Feuerzeug/ aber ich muß hiervon ſtill ſchwei-
gen/ denn man wirds doch nicht glauben/
ſo wenig als wann ich ſagen thaͤte von einem
blinden Fechtmeiſter/ welcher doch heutiges
Tages der beſte hier in Londen iſt/ Namens

Mr.
C
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[43[42]/0065] Monumenten ergraben/ derer etliche nie- mals angezuͤndet geweſen: unter deſſen wars eine Bedeutung deß ewigen Lichts/ welches ſie der Seele wuͤnſchten. Daß aber etliche ſagen/ ſie haben Ampullen und nicht Am- pelen gefunden/ welche/ ſo lange ſie zu gewe- ſen/ geleuchtet/ ſo bald ſie aber auffgethan/ verloſch en ſeyn: So muß der Leſer hier wol wiſſen und unterſcheiden/ daß zwey eꝛley Sa- chen ſeyn/ Brennen und Leuchten/ was brennet verzehret ſich: denn Brennen kan nicht geſchehen ohne Rarefaction, aber es kan wol eine Sache leuchten/ die weder bren- net noch warm iſt: das iſt kein rechtes ewi- ges Licht/ welches kan ausgeloͤſchet werden/ wenn es eroͤffnet wird/ die weil es ſeine Krafft verliehret/ aber ich wil deme zu- gegen ein contrares ſagen/ nehmlich ein ver- ſchloſſen Glaß voll Liquor geben/ welches wol hundert Jahr alſo ſtehen/ und dennoch eroͤffnet alſobald Feuer geben wird/ und darumb heiſſe ich es der Philoſophorum Feuerzeug/ aber ich muß hiervon ſtill ſchwei- gen/ denn man wirds doch nicht glauben/ ſo wenig als wann ich ſagen thaͤte von einem blinden Fechtmeiſter/ welcher doch heutiges Tages der beſte hier in Londen iſt/ Namens Mr. C

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 43[42]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/65>, abgerufen am 24.11.2024.