Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.Von dem Propolio und dessen remedien. rechte definition einer Civil societät seyn sol/eine Volckrekche Nahrhaffte Gemeind/ und eine Republic, Land oder Stadt alsdann werde Volckreich werden/ wo Nahrung/ und zu leben ist/ die Nahrung aber herbey gebracht werde durch die Gemeinde/ daß nemlich ein Stand von dem anderen lebe/ Gemeinschafft habe/ einander die Nah- rung in die Händ gebe/ ja daß jeder Stand unter sich selbst einig seye/ und jeder sich so ernehre/ daß er die Nahrung nicht allein nehme/ sondern seinem Nachbaurn gemein lasse; wo nun solche Einigkeit und Gemein- schaft vorhanden/ da ist auch Nahrung/ und wo sich diese blicken lässet/ folget der Zulauff der Menschen/ daß also an dieser Gemein- schafft alles beruhet/ und wol heisset Con- cordia res parvae crescunt, discordia magnae dilabuntur, gleich die Holländer vor die- sem in Symbolo geführt/ wie nun diese Ge- meinschafft allein in ordine der Nahrung/ damit nemlich jedem sein Stück Brod gelassen wird/ bestehet/ also wird sie hingegen durch dieses allein am meisten hintertrie- ben/ welches die Nahrung hindert/ sol- ches aber geschicht nun negst dem Monopolio, und Polypolio, darvon zuvor gehandelt/ principaliter durch das propolium, auf teutsch/ den Vorkauff: diesem übel aber ist umb so viel böser zusteuren/ je grösseren Schein der Bil- ligkeit K iiij
Von dem Propolio und deſſen remedien. rechte definition einer Civil ſocietaͤt ſeyn ſol/eine Volckrekche Nahrhaffte Gemeind/ und eine Republic, Land oder Stadt alsdann werde Volckreich werden/ wo Nahrung/ und zu leben iſt/ die Nahrung aber herbey gebracht werde durch die Gemeinde/ daß nemlich ein Stand von dem anderen lebe/ Gemeinſchafft habe/ einander die Nah- rung in die Haͤnd gebe/ ja daß jeder Stand unter ſich ſelbſt einig ſeye/ und jeder ſich ſo ernehre/ daß er die Nahrung nicht allein nehme/ ſondern ſeinem Nachbaurn gemein laſſe; wo nun ſolche Einigkeit und Gemein- ſchaft vorhanden/ da iſt auch Nahrung/ und wo ſich dieſe blicken laͤſſet/ folget der Zulauff der Menſchen/ daß alſo an dieſer Gemein- ſchafft alles beruhet/ und wol heiſſet Con- cordiâ res parvæ creſcunt, diſcordiâ magnæ dilabuntur, gleich die Hollaͤnder vor die- ſem in Symbolo gefuͤhrt/ wie nun dieſe Ge- meinſchafft allein in ordine der Nahrung/ damit nemlich jedem ſein Stuͤck Brod gelaſſen wird/ beſtehet/ alſo wird ſie hingegen durch dieſes allein am meiſten hintertrie- ben/ welches die Nahrung hindert/ ſol- ches aber geſchicht nun negſt dem Monopolio, und Polypolio, darvon zuvor gehandelt/ principaliter durch das propolium, auf teutſch/ den Vorkauff: dieſem uͤbel aber iſt umb ſo viel boͤſer zuſteuren/ je groͤſſeren Schein der Bil- ligkeit K iiij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="151"/><fw place="top" type="header">Von dem <hi rendition="#aq">Propolio</hi> und deſſen <hi rendition="#aq">remedi</hi>en.</fw><lb/> rechte <hi rendition="#aq">definition</hi> einer <hi rendition="#aq">Civil ſocie</hi>taͤt ſeyn ſol/<lb/> eine Volckrekche Nahrhaffte Gemeind/ und<lb/> eine <hi rendition="#aq">Republic,</hi> Land oder Stadt alsdann<lb/> werde Volckreich werden/ wo Nahrung/<lb/> und zu leben iſt/ die Nahrung aber herbey<lb/> gebracht werde durch die Gemeinde/ daß<lb/> nemlich ein Stand von dem anderen lebe/<lb/> Gemeinſchafft habe/ einander die Nah-<lb/> rung in die Haͤnd gebe/ ja daß jeder Stand<lb/> unter ſich ſelbſt einig ſeye/ und jeder ſich ſo<lb/> ernehre/ daß er die Nahrung nicht allein<lb/> nehme/ ſondern ſeinem Nachbaurn gemein<lb/> laſſe; wo nun ſolche Einigkeit und Gemein-<lb/> ſchaft vorhanden/ da iſt auch Nahrung/ und<lb/> wo ſich dieſe blicken laͤſſet/ folget der Zulauff<lb/> der Menſchen/ daß alſo an dieſer Gemein-<lb/> ſchafft alles beruhet/ und wol heiſſet <hi rendition="#aq">Con-<lb/> cordiâ res parvæ creſcunt, diſcordiâ magnæ<lb/> dilabuntur,</hi> gleich die Hollaͤnder vor die-<lb/> ſem in <hi rendition="#aq">Symbolo</hi> gefuͤhrt/ wie nun dieſe Ge-<lb/> meinſchafft allein <hi rendition="#aq">in ordine</hi> der Nahrung/<lb/> damit nemlich jedem ſein Stuͤck Brod gelaſſen<lb/> wird/ beſtehet/ alſo wird ſie hingegen<lb/> durch dieſes allein am meiſten hintertrie-<lb/> ben/ welches die Nahrung hindert/ ſol-<lb/> ches aber geſchicht nun negſt dem <hi rendition="#aq">Monopolio,</hi><lb/> und <hi rendition="#aq">Polypolio,</hi> darvon zuvor gehandelt/<lb/><hi rendition="#aq">principaliter</hi> durch das <hi rendition="#aq">propolium,</hi> auf teutſch/<lb/> den Vorkauff: dieſem uͤbel aber iſt umb ſo viel<lb/> boͤſer zuſteuren/ je groͤſſeren Schein der Bil-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">ligkeit</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0177]
Von dem Propolio und deſſen remedien.
rechte definition einer Civil ſocietaͤt ſeyn ſol/
eine Volckrekche Nahrhaffte Gemeind/ und
eine Republic, Land oder Stadt alsdann
werde Volckreich werden/ wo Nahrung/
und zu leben iſt/ die Nahrung aber herbey
gebracht werde durch die Gemeinde/ daß
nemlich ein Stand von dem anderen lebe/
Gemeinſchafft habe/ einander die Nah-
rung in die Haͤnd gebe/ ja daß jeder Stand
unter ſich ſelbſt einig ſeye/ und jeder ſich ſo
ernehre/ daß er die Nahrung nicht allein
nehme/ ſondern ſeinem Nachbaurn gemein
laſſe; wo nun ſolche Einigkeit und Gemein-
ſchaft vorhanden/ da iſt auch Nahrung/ und
wo ſich dieſe blicken laͤſſet/ folget der Zulauff
der Menſchen/ daß alſo an dieſer Gemein-
ſchafft alles beruhet/ und wol heiſſet Con-
cordiâ res parvæ creſcunt, diſcordiâ magnæ
dilabuntur, gleich die Hollaͤnder vor die-
ſem in Symbolo gefuͤhrt/ wie nun dieſe Ge-
meinſchafft allein in ordine der Nahrung/
damit nemlich jedem ſein Stuͤck Brod gelaſſen
wird/ beſtehet/ alſo wird ſie hingegen
durch dieſes allein am meiſten hintertrie-
ben/ welches die Nahrung hindert/ ſol-
ches aber geſchicht nun negſt dem Monopolio,
und Polypolio, darvon zuvor gehandelt/
principaliter durch das propolium, auf teutſch/
den Vorkauff: dieſem uͤbel aber iſt umb ſo viel
boͤſer zuſteuren/ je groͤſſeren Schein der Bil-
ligkeit
K iiij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |