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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Daß sie der Brunst der Liebe bald /

Geniessen möchten beyde /

Beschieden sich drumb in ein Wald /

Solch bracht jn bald groß Leyde.

Thysbe gar schön bey Mondes schein /

In Wald zu erst thut kommen /

Als sie nun aber gieng allein /

Hofft/ ob jr Lieb wirdt kommen /

Bald hört sie im Wald ein wildes Thier /

Ein Löuwin starck vnd schöne /

Vom raub er blutig war/ glaub mir /

Drumb Thysbe lieff darvone /

Jhren Schleyer sie bald fallen ließ /

Welchen die Löuwin name /

Macht jn gar blutig vnd zuriß /

Gar bald bey einem Baume /

Darbey da war ein Brünnlein kalt /

Pyramus dahin thet kommen /

Als er aber sahe solch gestallt /

Er meynt/ sie wer vmbkommen /

Thysbe sein aller schönstes Lieb /

Groß Klag thet er da führen /

Solch Klag er jämmerlich antrieb /

Sein Schwert thet er anrühren /

Er raufft es auß/ stieß in sein Hertz /

Darnider todt thet fallen /

Als Thysbe kan mit grossem schmertz /

Jhr Lieb war schon erk allen /

Beym brunnen kalt trieb grosse klag /

D[unleserliches Material] schwert auß Pyramo name /

Stieß in jr Hertz/ daß sie bald lag /

Vnter dem grünen Baume /

Vmb solcher außgang beyder Lieb /

Pyrami vnd auch Thysbe schone /

Fraw Nachtigal groß Klage trieb /

Mit jrem Gesang vnd Thone /

Die grüne Bäum mit grossem schall /

Betrawrten in dem Walde /

Auß diesem bey spiel in der zeit

Lern/ was sey Liebes Flamme /

Lieb alles Leyds vnd Trawrens ist /

Ein brunnquell vnd anfange /

Ob schon lang wärt/ Gut in der frist /

Nimpt doch ein böß Außgange.

Drumb hüt dich daß du habest nicht /

Viel Freundtschafft mit Jungfrauwen /

Vnd hüt dich für jrem Gesicht /

So wirdt dichs nimmer reuwen.

Von der Veneris Dienerin etliche Exempel.

Von Julia/ Keysers Seueri Gemahl.

DIese ist auch ein rechte Venus gewesen/ dann als sie einmahl gegen jhrem Stieffsohn / M. Aurelium Antonium Bassianum Caracallam sich entblösset/ hat er gesagt/ Vellem si liceret, at illa: si libet licet, an nescis Impetatorem leges dare, non accipere, das ist / Ich wolte wol/ wann ich dörffte/ Hat sie geantwortet: So es dir gefellt/ so magst du es wol thun/ Weist du nicht/ daß ein Keyser Gesetz geben kan vnnd mag/ aber nicht empfangen/ Vnnd hat sie hernacher jhr Stieffsohn/ obgenannt/ zu der Ehe genommen / Sextus Aurelius Victor in Anton. Caracalla.

Daß sie der Brunst der Liebe bald /

Geniessen möchten beyde /

Beschieden sich drumb in ein Wald /

Solch bracht jn bald groß Leyde.

Thysbe gar schön bey Mõdes schein /

In Wald zu erst thut kommen /

Als sie nun aber gieng allein /

Hofft/ ob jr Lieb wirdt kommen /

Bald hört sie im Wald ein wildes Thier /

Ein Löuwin starck vnd schöne /

Vom raub er blutig war/ glaub mir /

Drumb Thysbe lieff darvone /

Jhren Schleyer sie bald fallen ließ /

Welchen die Löuwin name /

Macht jn gar blutig vnd zuriß /

Gar bald bey einem Baume /

Darbey da war ein Brünnlein kalt /

Pyramus dahin thet kommen /

Als er aber sahe solch gestallt /

Er meynt/ sie wer vmbkommen /

Thysbe sein aller schönstes Lieb /

Groß Klag thet er da führen /

Solch Klag er jämmerlich antrieb /

Sein Schwert thet er anrühren /

Er raufft es auß/ stieß in sein Hertz /

Darnider todt thet fallen /

Als Thysbe kã mit grossem schmertz /

Jhr Lieb war schon erk allen /

Beym brunnen kalt trieb grosse klag /

D[unleserliches Material] schwert auß Pyramo name /

Stieß in jr Hertz/ daß sie bald lag /

Vnter dem grünen Baume /

Vmb solcher außgang beyder Lieb /

Pyrami vñ auch Thysbe schone /

Fraw Nachtigal groß Klage trieb /

Mit jrem Gesang vnd Thone /

Die grüne Bäum mit grossem schall /

Betrawrten in dem Walde /

Auß diesem bey spiel in der zeit

Lern/ was sey Liebes Flamme /

Lieb alles Leyds vnd Trawrens ist /

Ein brunnquell vnd anfange /

Ob schon lang wärt/ Gut in der frist /

Nimpt doch ein böß Außgange.

Drumb hüt dich daß du habest nicht /

Viel Freundtschafft mit Jungfrauwen /

Vnd hüt dich für jrem Gesicht /

So wirdt dichs nimmer reuwen.

Von der Veneris Dienerin etliche Exempel.

Von Julia/ Keysers Seueri Gemahl.

DIese ist auch ein rechte Venus gewesen/ dann als sie einmahl gegen jhrem Stieffsohn / M. Aurelium Antonium Bassianum Caracallam sich entblösset/ hat er gesagt/ Vellem si liceret, at illa: si libet licet, an nescis Impetatorem leges dare, non accipere, das ist / Ich wolte wol/ wann ich dörffte/ Hat sie geantwortet: So es dir gefellt/ so magst du es wol thun/ Weist du nicht/ daß ein Keyser Gesetz geben kan vnnd mag/ aber nicht empfangen/ Vnnd hat sie hernacher jhr Stieffsohn/ obgenannt/ zu der Ehe genommen / Sextus Aurelius Victor in Anton. Caracalla.

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        <p>Daß sie der Brunst der Liebe bald /</p>
        <p>Geniessen möchten beyde /</p>
        <p>Beschieden sich drumb in ein Wald /</p>
        <p>Solch bracht jn bald groß Leyde.</p>
        <p>Thysbe gar schön bey Mo&#x0303;des schein /</p>
        <p>In Wald zu erst thut kommen /</p>
        <p>Als sie nun aber gieng allein /</p>
        <p>Hofft/ ob jr Lieb wirdt kommen /</p>
        <p>Bald hört sie im Wald ein wildes Thier /</p>
        <p>Ein Löuwin starck vnd schöne /</p>
        <p>Vom raub er blutig war/ glaub mir /</p>
        <p>Drumb Thysbe lieff darvone /</p>
        <p>Jhren Schleyer sie bald fallen ließ /</p>
        <p>Welchen die Löuwin name /</p>
        <p>Macht jn gar blutig vnd zuriß /</p>
        <p>Gar bald bey einem Baume /</p>
        <p>Darbey da war ein Brünnlein kalt /</p>
        <p>Pyramus dahin thet kommen /</p>
        <p>Als er aber sahe solch gestallt /</p>
        <p>Er meynt/ sie wer vmbkommen /</p>
        <p>Thysbe sein aller schönstes Lieb /</p>
        <p>Groß Klag thet er da führen /</p>
        <p>Solch Klag er jämmerlich antrieb /</p>
        <p>Sein Schwert thet er anrühren /</p>
        <p>Er raufft es auß/ stieß in sein Hertz /</p>
        <p>Darnider todt thet fallen /</p>
        <p>Als Thysbe ka&#x0303; mit grossem schmertz /</p>
        <p>Jhr Lieb war schon erk allen /</p>
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        <p>D<gap reason="illegible"/> schwert auß Pyramo name /</p>
        <p>Stieß in jr Hertz/ daß sie bald lag /</p>
        <p>Vnter dem grünen Baume /</p>
        <p>Vmb solcher außgang beyder Lieb /</p>
        <p>Pyrami vn&#x0303; auch Thysbe schone /</p>
        <p>Fraw Nachtigal groß Klage trieb /</p>
        <p>Mit jrem Gesang vnd Thone /</p>
        <p>Die grüne Bäum mit grossem schall /</p>
        <p>Betrawrten in dem Walde /</p>
        <p>Auß diesem bey spiel in der zeit</p>
        <p>Lern/ was sey Liebes Flamme /</p>
        <p>Lieb alles Leyds vnd Trawrens ist /</p>
        <p>Ein brunnquell vnd anfange /</p>
        <p>Ob schon lang wärt/ Gut in der frist /</p>
        <p>Nimpt doch ein böß Außgange.</p>
        <p>Drumb hüt dich daß du habest nicht /</p>
        <p>Viel Freundtschafft mit Jungfrauwen /</p>
        <p>Vnd hüt dich für jrem Gesicht /</p>
        <p>So wirdt dichs nimmer reuwen.</p>
        <p>Von der Veneris Dienerin etliche Exempel.</p>
        <p>Von Julia/ Keysers Seueri Gemahl.</p>
        <p>DIese ist auch ein rechte Venus gewesen/ dann als sie einmahl gegen jhrem Stieffsohn /            M. Aurelium Antonium Bassianum Caracallam sich entblösset/ hat er gesagt/ Vellem si            liceret, at illa: si libet licet, an nescis Impetatorem leges dare, non accipere, das ist           / Ich wolte wol/ wann ich dörffte/ Hat sie geantwortet: So es dir gefellt/ so magst du            es wol thun/ Weist du nicht/ daß ein Keyser Gesetz geben kan vnnd mag/ aber nicht            empfangen/ Vnnd hat sie hernacher jhr Stieffsohn/ obgenannt/ zu der Ehe genommen /            Sextus Aurelius Victor in Anton. Caracalla.</p>
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[537/0557] Daß sie der Brunst der Liebe bald / Geniessen möchten beyde / Beschieden sich drumb in ein Wald / Solch bracht jn bald groß Leyde. Thysbe gar schön bey Mõdes schein / In Wald zu erst thut kommen / Als sie nun aber gieng allein / Hofft/ ob jr Lieb wirdt kommen / Bald hört sie im Wald ein wildes Thier / Ein Löuwin starck vnd schöne / Vom raub er blutig war/ glaub mir / Drumb Thysbe lieff darvone / Jhren Schleyer sie bald fallen ließ / Welchen die Löuwin name / Macht jn gar blutig vnd zuriß / Gar bald bey einem Baume / Darbey da war ein Brünnlein kalt / Pyramus dahin thet kommen / Als er aber sahe solch gestallt / Er meynt/ sie wer vmbkommen / Thysbe sein aller schönstes Lieb / Groß Klag thet er da führen / Solch Klag er jämmerlich antrieb / Sein Schwert thet er anrühren / Er raufft es auß/ stieß in sein Hertz / Darnider todt thet fallen / Als Thysbe kã mit grossem schmertz / Jhr Lieb war schon erk allen / Beym brunnen kalt trieb grosse klag / D_ schwert auß Pyramo name / Stieß in jr Hertz/ daß sie bald lag / Vnter dem grünen Baume / Vmb solcher außgang beyder Lieb / Pyrami vñ auch Thysbe schone / Fraw Nachtigal groß Klage trieb / Mit jrem Gesang vnd Thone / Die grüne Bäum mit grossem schall / Betrawrten in dem Walde / Auß diesem bey spiel in der zeit Lern/ was sey Liebes Flamme / Lieb alles Leyds vnd Trawrens ist / Ein brunnquell vnd anfange / Ob schon lang wärt/ Gut in der frist / Nimpt doch ein böß Außgange. Drumb hüt dich daß du habest nicht / Viel Freundtschafft mit Jungfrauwen / Vnd hüt dich für jrem Gesicht / So wirdt dichs nimmer reuwen. Von der Veneris Dienerin etliche Exempel. Von Julia/ Keysers Seueri Gemahl. DIese ist auch ein rechte Venus gewesen/ dann als sie einmahl gegen jhrem Stieffsohn / M. Aurelium Antonium Bassianum Caracallam sich entblösset/ hat er gesagt/ Vellem si liceret, at illa: si libet licet, an nescis Impetatorem leges dare, non accipere, das ist / Ich wolte wol/ wann ich dörffte/ Hat sie geantwortet: So es dir gefellt/ so magst du es wol thun/ Weist du nicht/ daß ein Keyser Gesetz geben kan vnnd mag/ aber nicht empfangen/ Vnnd hat sie hernacher jhr Stieffsohn/ obgenannt/ zu der Ehe genommen / Sextus Aurelius Victor in Anton. Caracalla.

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/557>, abgerufen am 22.11.2024.