Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

Wundergeschicht von einem Felsen bey dem Dorff Stadir in Böhmen.

ANno 722. war Regentin in Böhmen Libussa/ in Wissenheit künfftiger ding viel erfahren / diese begehrt ein Haußmann mit namen Primislaus zu jrem Gemahl/ fordert derwegen dreyssig der vornembsten Männer vor sich/ vnnd weiset jhnen deß Orts Gelegenheit/ da sie den Primislaum mit zweyen schecketen Ochsen pflügende/ auf einem eysern Tisch essen finden würden/ die Abgesandten zogen hin/ biß das sie kamen zu dem Dorff Stadir / allda funden sie jren künfftigen Herrn vnd Fürsten/ wie jhnen Libussa angemeldet/ als sie nun jhre Bottschafftwerbung gethan/ vnd jn mit Königlicher kleidung vmmgeben / steckte er seine rute in die Erden/ bandt die Ochsen ab vnd sprach: Gehet hin daher jr kommen seydt/ die erhuben sich vnder die Wolcke/ doch senckten sie sich wider/ vnd ein grosser felß vnder dem Dorff erzeigte sich als ob er sich auffgethan/ daselbst hinein fuhren sie/ vnd der felß thet sich wider zu/ auß welchem ein Wässerlein fleust/ gleich einer Mistpudel/ oder wie auß einem Kühstall/ vnnd behelt solchen Geruch biß auff heutigen tag. Weiter ist diese Historien zulesen bey Wenceslao Hageccio in der Böhmischen Chronick im ersten Theil.

Von der Hölin der Königin Lamiae.

DIodorus Siculus schreibet in seiner Bibliotheca im 20. Buch daß denen die in Africa reisen/ begegnet ein hoher/ gäher Berg auff beyden seyten/ in welches mitten ein tieffe Höle war/ darauß ein hoher Felß vber sich gieng/ im grund desselbigen war ein sehr groß Loch vnd höle/ mit Eppich vnud Ibischbäumen vmbgeben/ in derselbige sagt er/ hab gewohnet die Königin Lamia/ ein sehr schön weib zuvor/ aber jhr Angesicht/ sagt er / sey hernach vmb jhres grausamen Gemühts willen/ in eine Thierischen Gestalt verwandlet / vnd ist das geschrey/ daß als jhr die Kinder all gestorben/ da sie nach dem fall trawrig / vnd durch Neydt wider die Fruchtbare bewegt worden/ daß sie befohlen jhnen die Kinder von Armen hinzureissen/ vnd so bald zu erwürgen/ daher bleibt noch biß auff diesen Tag bey den Kindern dieses Gedächtnuß dieses Weibs/ vnd denselbigen sey jhr Nam sehr schröcklich. Das bezeuget auch Euripides/ dann er spricht: Wer weiß oder kent nicht daß ehrlose Geschlecht der Menschem Lamiae Libystrae? das ist auß Libya/ von den Lamiis, wie Petrus Martyr erzehlet in seinem Comment. vber das 28. Cap. deß ersten buch Samuel. schreibet Duris libr. 2. de rebus Libycis. Lamia sey gewesen ein sehr hüpsch schön Weib vnd Beyschläfferin deß

Wundergeschicht von einem Felsen bey dem Dorff Stadir in Böhmen.

ANno 722. war Regentin in Böhmen Libussa/ in Wissenheit künfftiger ding viel erfahren / diese begehrt ein Haußmann mit namen Primislaus zu jrem Gemahl/ fordert derwegen dreyssig der vornembsten Mäñer vor sich/ vnnd weiset jhnen deß Orts Gelegenheit/ da sie den Primislaum mit zweyen schecketen Ochsen pflügende/ auf einem eysern Tisch essen finden würdẽ/ die Abgesandten zogen hin/ biß das sie kamen zu dem Dorff Stadir / allda funden sie jren künfftigen Herrn vnd Fürsten/ wie jhnen Libussa angemeldet/ als sie nun jhre Bottschafftwerbung gethan/ vnd jn mit Königlicher kleidung vm̃geben / steckte er seine rute in die Erden/ bandt die Ochsen ab vnd sprach: Gehet hin daher jr kommen seydt/ die erhuben sich vnder die Wolcke/ doch senckten sie sich wider/ vnd ein grosser felß vnder dem Dorff erzeigte sich als ob er sich auffgethan/ daselbst hinein fuhren sie/ vnd der felß thet sich wider zu/ auß welchem ein Wässerlein fleust/ gleich einer Mistpudel/ oder wie auß einem Kühstall/ vnnd behelt solchen Geruch biß auff heutigen tag. Weiter ist diese Historien zulesen bey Wenceslao Hageccio in der Böhmischen Chronick im ersten Theil.

Von der Hölin der Königin Lamiae.

DIodorus Siculus schreibet in seiner Bibliotheca im 20. Buch daß denen die in Africa reisen/ begegnet ein hoher/ gäher Berg auff beyden seyten/ in welches mitten ein tieffe Höle war/ darauß ein hoher Felß vber sich gieng/ im grund desselbigen war ein sehr groß Loch vnd höle/ mit Eppich vnud Ibischbäumen vmbgeben/ in derselbige sagt er/ hab gewohnet die Königin Lamia/ ein sehr schön weib zuvor/ aber jhr Angesicht/ sagt er / sey hernach vmb jhres grausamen Gemühts willen/ in eine Thierischen Gestalt verwandlet / vnd ist das geschrey/ daß als jhr die Kinder all gestorben/ da sie nach dem fall trawrig / vnd durch Neydt wider die Fruchtbare bewegt worden/ daß sie befohlen jhnen die Kinder von Armẽ hinzureissen/ vnd so bald zu erwürgẽ/ daher bleibt noch biß auff diesen Tag bey den Kindern dieses Gedächtnuß dieses Weibs/ vnd denselbigen sey jhr Nam sehr schröcklich. Das bezeuget auch Euripides/ dann er spricht: Wer weiß oder kent nicht daß ehrlose Geschlecht der Menschem Lamiae Libystrae? das ist auß Libya/ von den Lamiis, wie Petrus Martyr erzehlet in seinem Comment. vber das 28. Cap. deß ersten buch Samuel. schreibet Duris libr. 2. de rebus Libycis. Lamia sey gewesen ein sehr hüpsch schön Weib vnd Beyschläfferin deß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0506" n="486"/>
        <p>Wundergeschicht von einem Felsen bey dem Dorff Stadir in Böhmen.</p>
        <p>ANno 722. war Regentin in Böhmen Libussa/ in Wissenheit künfftiger ding viel erfahren /            diese begehrt ein Haußmann mit namen Primislaus zu jrem Gemahl/ fordert derwegen dreyssig            der vornembsten Män&#x0303;er vor sich/ vnnd weiset jhnen deß Orts Gelegenheit/ da sie            den Primislaum mit zweyen schecketen Ochsen pflügende/ auf einem eysern Tisch essen            finden würde&#x0303;/ die Abgesandten zogen hin/ biß das sie kamen zu dem Dorff Stadir /            allda funden sie jren künfftigen Herrn vnd Fürsten/ wie jhnen Libussa angemeldet/ als            sie nun jhre Bottschafftwerbung gethan/ vnd jn mit Königlicher kleidung vm&#x0303;geben /            steckte er seine rute in die Erden/ bandt die Ochsen ab vnd sprach: Gehet hin daher jr            kommen seydt/ die erhuben sich vnder die Wolcke/ doch senckten sie sich wider/ vnd ein            grosser felß vnder dem Dorff erzeigte sich als ob er sich auffgethan/ daselbst hinein            fuhren sie/ vnd der felß thet sich wider zu/ auß welchem ein Wässerlein fleust/ gleich            einer Mistpudel/ oder wie auß einem Kühstall/ vnnd behelt solchen Geruch biß auff            heutigen tag. Weiter ist diese Historien zulesen bey Wenceslao Hageccio in der Böhmischen            Chronick im ersten Theil.</p>
        <p>Von der Hölin der Königin Lamiae.</p>
        <p>DIodorus Siculus schreibet in seiner Bibliotheca im 20. Buch daß denen die in Africa            reisen/ begegnet ein hoher/ gäher Berg auff beyden seyten/ in welches mitten ein tieffe            Höle war/ darauß ein hoher Felß vber sich gieng/ im grund desselbigen war ein sehr groß            Loch vnd höle/ mit Eppich vnud Ibischbäumen vmbgeben/ in derselbige sagt er/ hab            gewohnet die Königin Lamia/ ein sehr schön weib zuvor/ aber jhr Angesicht/ sagt er /            sey hernach vmb jhres grausamen Gemühts willen/ in eine Thierischen Gestalt verwandlet /            vnd ist das geschrey/ daß als jhr die Kinder all gestorben/ da sie nach dem fall trawrig           / vnd durch Neydt wider die Fruchtbare bewegt worden/ daß sie befohlen jhnen die Kinder            von Arme&#x0303; hinzureissen/ vnd so bald zu erwürge&#x0303;/ daher bleibt noch biß            auff diesen Tag bey den Kindern dieses Gedächtnuß dieses Weibs/ vnd denselbigen sey jhr            Nam sehr schröcklich. Das bezeuget auch Euripides/ dann er spricht: Wer weiß oder kent            nicht daß ehrlose Geschlecht der Menschem Lamiae Libystrae? das ist auß Libya/ von den            Lamiis, wie Petrus Martyr erzehlet in seinem Comment. vber das 28. Cap. deß ersten buch            Samuel. schreibet Duris libr. 2. de rebus Libycis. Lamia sey gewesen ein sehr hüpsch schön            Weib vnd Beyschläfferin deß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0506] Wundergeschicht von einem Felsen bey dem Dorff Stadir in Böhmen. ANno 722. war Regentin in Böhmen Libussa/ in Wissenheit künfftiger ding viel erfahren / diese begehrt ein Haußmann mit namen Primislaus zu jrem Gemahl/ fordert derwegen dreyssig der vornembsten Mäñer vor sich/ vnnd weiset jhnen deß Orts Gelegenheit/ da sie den Primislaum mit zweyen schecketen Ochsen pflügende/ auf einem eysern Tisch essen finden würdẽ/ die Abgesandten zogen hin/ biß das sie kamen zu dem Dorff Stadir / allda funden sie jren künfftigen Herrn vnd Fürsten/ wie jhnen Libussa angemeldet/ als sie nun jhre Bottschafftwerbung gethan/ vnd jn mit Königlicher kleidung vm̃geben / steckte er seine rute in die Erden/ bandt die Ochsen ab vnd sprach: Gehet hin daher jr kommen seydt/ die erhuben sich vnder die Wolcke/ doch senckten sie sich wider/ vnd ein grosser felß vnder dem Dorff erzeigte sich als ob er sich auffgethan/ daselbst hinein fuhren sie/ vnd der felß thet sich wider zu/ auß welchem ein Wässerlein fleust/ gleich einer Mistpudel/ oder wie auß einem Kühstall/ vnnd behelt solchen Geruch biß auff heutigen tag. Weiter ist diese Historien zulesen bey Wenceslao Hageccio in der Böhmischen Chronick im ersten Theil. Von der Hölin der Königin Lamiae. DIodorus Siculus schreibet in seiner Bibliotheca im 20. Buch daß denen die in Africa reisen/ begegnet ein hoher/ gäher Berg auff beyden seyten/ in welches mitten ein tieffe Höle war/ darauß ein hoher Felß vber sich gieng/ im grund desselbigen war ein sehr groß Loch vnd höle/ mit Eppich vnud Ibischbäumen vmbgeben/ in derselbige sagt er/ hab gewohnet die Königin Lamia/ ein sehr schön weib zuvor/ aber jhr Angesicht/ sagt er / sey hernach vmb jhres grausamen Gemühts willen/ in eine Thierischen Gestalt verwandlet / vnd ist das geschrey/ daß als jhr die Kinder all gestorben/ da sie nach dem fall trawrig / vnd durch Neydt wider die Fruchtbare bewegt worden/ daß sie befohlen jhnen die Kinder von Armẽ hinzureissen/ vnd so bald zu erwürgẽ/ daher bleibt noch biß auff diesen Tag bey den Kindern dieses Gedächtnuß dieses Weibs/ vnd denselbigen sey jhr Nam sehr schröcklich. Das bezeuget auch Euripides/ dann er spricht: Wer weiß oder kent nicht daß ehrlose Geschlecht der Menschem Lamiae Libystrae? das ist auß Libya/ von den Lamiis, wie Petrus Martyr erzehlet in seinem Comment. vber das 28. Cap. deß ersten buch Samuel. schreibet Duris libr. 2. de rebus Libycis. Lamia sey gewesen ein sehr hüpsch schön Weib vnd Beyschläfferin deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/506
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/506>, abgerufen am 23.11.2024.