Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.auch der Attapalipa/ welche bey der Spanier Ankunfft gewesen seyndt. Das Peruvische Landt ist in drey Völcker getheilet gewesen/ welche dann andere vnder sich gehabt/ vnd stetige Kriege miteinander geführet haben/ daher es dem Gynacava entlichen all eigen worden/ hinauffwerts biß an den AEquatorem. Dardurch dann die Cusconische Sprache herrlich worden/ daß man darinnen recht gesprochen/ vnnd die Cassique oder Landtherren / vnd dere gemeine Mann sich derselbigen sehr befliessen haben: Wer auch dieselbige kan / der jenige leichtlich durch gantz Peruviam reysen kan/ wie in Europa mit der Lateinischen. Konyan Bebe ist der vornembste König gewesen bey den Brasiliern/ disseyt deß Gebirges / ein grosser Tyrann vnd Menschenfresser. 5. Sie haben sonderlich kein Regiment oder Recht bey denen in den Wiltnissen/ ohne daß ein jedere Hütte jhren Obersten hat/ den nennen sie jhren König/ vnd ist vom Geschlecht derselbigen Hütten. Es mag sich einer mehr gebraucht haben/ als der ander/ so wirdt er auch mehr gehört als ein ander/ vnd der wird jr Oberster. Die jüngsten seyndt den Eltesten gehorsam zu thun was jhre Sitten mit sich bringen. Wann einer den andern erschlegt oder erscheust/ so ist die Freundtschafft bereit/ denselbigen widerumb zu tödten/ wie wol es selten geschicht. Was der Oberst gebeut/ das thun sie nicht auß Zwang/ sondern auß gutem Willen. Well wir aber von den Hütten sagen/ vnd dieselbige zu jhrer Policey Ordnung gehören/ bawen sie dieselben also: jetze hie/ bald an einem andern Ort/ nach Wasser vnd Weyde/ wann sie es an einem andern Ort öde gemacht haben/ bawen sie sort. Sie bawen aber die Hütten in die Länge etwa fünfftzig/ in die Breyte/ etwa zwölff oder mehr Schue gerau/ daß zwo Reyen gegen einander wohnen können / vnd ein jeder Parthey zimlichen Raum hat zu Kochen/ zu sitzen/ vnnd zu liegen. Ober decken sie sie mit Palmen Zweigen vnd andern Büchsen gar dichte zu Derselbigen Hütten bawen sie etwa vier/ fünff/ sechs oder mehr an einem Ort/ zu einem Dorff oder Beywohnen in einer fünfftzig oder mehr Personen. Vmb sämptliche Hütten bawen sie von Büchsen ein dickes Stockwerck/ vnnd so fest/ daß man nicht mit einem Pfeil vermag hindurch zu schiessen. Lassen aber Schießlöcher darinnen / dardurch sie sich gegen andere zu Wehr stellen können. Ausser dem Stockwerck machen sie noch ein Stacket von auffgerichten Bäumen/ die sie Rings herumb in die Erden sticken / daß ein Mensch nit hindurch kriechen möge/ lassen auff einer seyten die Thüren zu der Hütten. Der Oberst wohnet Mitten in der Hütten/ vnnd ist der vbrigen Führer zum kriegen. Heutiges Tags ist die Regierung mehrentheils bey dem König in Hi- auch der Attapalipa/ welche bey der Spanier Ankunfft gewesen seyndt. Das Peruvische Landt ist in drey Völcker getheilet gewesen/ welche dann andere vnder sich gehabt/ vnd stetige Kriege miteinander geführet haben/ daher es dem Gynacava entlichen all eigen worden/ hinauffwerts biß an den AEquatorem. Dardurch dann die Cusconische Sprache herrlich worden/ daß man darinnen recht gesprochen/ vnnd die Cassique oder Landtherren / vnd dere gemeine Mann sich derselbigen sehr befliessen haben: Wer auch dieselbige kan / der jenige leichtlich durch gantz Peruviam reysen kan/ wie in Europa mit der Lateinischen. Konyan Bebe ist der vornembste König gewesen bey den Brasiliern/ disseyt deß Gebirges / ein grosser Tyrann vnd Menschenfresser. 5. Sie haben sonderlich kein Regiment oder Recht bey denen in den Wiltnissen/ ohne daß ein jedere Hütte jhren Obersten hat/ den nennen sie jhren König/ vnd ist vom Geschlecht derselbigen Hütten. Es mag sich einer mehr gebraucht haben/ als der ander/ so wirdt er auch mehr gehört als ein ander/ vñ der wird jr Oberster. Die jüngsten seyndt den Eltesten gehorsam zu thun was jhre Sitten mit sich bringen. Wann einer den andern erschlegt oder erscheust/ so ist die Freundtschafft bereit/ denselbigen widerumb zu tödten/ wie wol es selten geschicht. Was der Oberst gebeut/ das thun sie nicht auß Zwang/ sondern auß gutem Willen. Well wir aber von den Hütten sagen/ vnd dieselbige zu jhrer Policey Ordnung gehören/ bawen sie dieselben also: jetze hie/ bald an einem andern Ort/ nach Wasser vnd Weyde/ wann sie es an einem andern Ort öde gemacht haben/ bawen sie sort. Sie bawen aber die Hütten in die Länge etwa fünfftzig/ in die Breyte/ etwa zwölff oder mehr Schue gerau/ daß zwo Reyen gegen einander wohnen können / vnd ein jeder Parthey zimlichen Raum hat zu Kochen/ zu sitzen/ vnnd zu liegen. Ober decken sie sie mit Palmen Zweigen vnd andern Büchsen gar dichte zu Derselbigen Hütten bawen sie etwa vier/ fünff/ sechs oder mehr an einem Ort/ zu einem Dorff oder Beywohnen in einer fünfftzig oder mehr Personen. Vmb sämptliche Hütten bawen sie von Büchsen ein dickes Stockwerck/ vnnd so fest/ daß man nicht mit einem Pfeil vermag hindurch zu schiessen. Lassen aber Schießlöcher darinnen / dardurch sie sich gegen andere zu Wehr stellen können. Ausser dem Stockwerck machen sie noch ein Stacket von auffgerichten Bäumen/ die sie Rings herumb in die Erden sticken / daß ein Mensch nit hindurch kriechen möge/ lassen auff einer seyten die Thüren zu der Hütten. Der Oberst wohnet Mitten in der Hütten/ vnnd ist der vbrigen Führer zum kriegen. Heutiges Tags ist die Regierung mehrentheils bey dem König in Hi- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0440" n="420"/> auch der Attapalipa/ welche bey der Spanier Ankunfft gewesen seyndt. Das Peruvische Landt ist in drey Völcker getheilet gewesen/ welche dann andere vnder sich gehabt/ vnd stetige Kriege miteinander geführet haben/ daher es dem Gynacava entlichen all eigen worden/ hinauffwerts biß an den AEquatorem. Dardurch dann die Cusconische Sprache herrlich worden/ daß man darinnen recht gesprochen/ vnnd die Cassique oder Landtherren / vnd dere gemeine Mann sich derselbigen sehr befliessen haben: Wer auch dieselbige kan / der jenige leichtlich durch gantz Peruviam reysen kan/ wie in Europa mit der Lateinischen.</p> <p>Konyan Bebe ist der vornembste König gewesen bey den Brasiliern/ disseyt deß Gebirges / ein grosser Tyrann vnd Menschenfresser.</p> <p>5. Sie haben sonderlich kein Regiment oder Recht bey denen in den Wiltnissen/ ohne daß ein jedere Hütte jhren Obersten hat/ den nennen sie jhren König/ vnd ist vom Geschlecht derselbigen Hütten. Es mag sich einer mehr gebraucht haben/ als der ander/ so wirdt er auch mehr gehört als ein ander/ vñ der wird jr Oberster.</p> <p>Die jüngsten seyndt den Eltesten gehorsam zu thun was jhre Sitten mit sich bringen. Wann einer den andern erschlegt oder erscheust/ so ist die Freundtschafft bereit/ denselbigen widerumb zu tödten/ wie wol es selten geschicht. Was der Oberst gebeut/ das thun sie nicht auß Zwang/ sondern auß gutem Willen. Well wir aber von den Hütten sagen/ vnd dieselbige zu jhrer Policey Ordnung gehören/ bawen sie dieselben also: jetze hie/ bald an einem andern Ort/ nach Wasser vnd Weyde/ wann sie es an einem andern Ort öde gemacht haben/ bawen sie sort. Sie bawen aber die Hütten in die Länge etwa fünfftzig/ in die Breyte/ etwa zwölff oder mehr Schue gerau/ daß zwo Reyen gegen einander wohnen können / vnd ein jeder Parthey zimlichen Raum hat zu Kochen/ zu sitzen/ vnnd zu liegen. Ober decken sie sie mit Palmen Zweigen vnd andern Büchsen gar dichte zu Derselbigen Hütten bawen sie etwa vier/ fünff/ sechs oder mehr an einem Ort/ zu einem Dorff oder Beywohnen in einer fünfftzig oder mehr Personen.</p> <p>Vmb sämptliche Hütten bawen sie von Büchsen ein dickes Stockwerck/ vnnd so fest/ daß man nicht mit einem Pfeil vermag hindurch zu schiessen. Lassen aber Schießlöcher darinnen / dardurch sie sich gegen andere zu Wehr stellen können. Ausser dem Stockwerck machen sie noch ein Stacket von auffgerichten Bäumen/ die sie Rings herumb in die Erden sticken / daß ein Mensch nit hindurch kriechen möge/ lassen auff einer seyten die Thüren zu der Hütten. Der Oberst wohnet Mitten in der Hütten/ vnnd ist der vbrigen Führer zum kriegen.</p> <p>Heutiges Tags ist die Regierung mehrentheils bey dem König in Hi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [420/0440]
auch der Attapalipa/ welche bey der Spanier Ankunfft gewesen seyndt. Das Peruvische Landt ist in drey Völcker getheilet gewesen/ welche dann andere vnder sich gehabt/ vnd stetige Kriege miteinander geführet haben/ daher es dem Gynacava entlichen all eigen worden/ hinauffwerts biß an den AEquatorem. Dardurch dann die Cusconische Sprache herrlich worden/ daß man darinnen recht gesprochen/ vnnd die Cassique oder Landtherren / vnd dere gemeine Mann sich derselbigen sehr befliessen haben: Wer auch dieselbige kan / der jenige leichtlich durch gantz Peruviam reysen kan/ wie in Europa mit der Lateinischen.
Konyan Bebe ist der vornembste König gewesen bey den Brasiliern/ disseyt deß Gebirges / ein grosser Tyrann vnd Menschenfresser.
5. Sie haben sonderlich kein Regiment oder Recht bey denen in den Wiltnissen/ ohne daß ein jedere Hütte jhren Obersten hat/ den nennen sie jhren König/ vnd ist vom Geschlecht derselbigen Hütten. Es mag sich einer mehr gebraucht haben/ als der ander/ so wirdt er auch mehr gehört als ein ander/ vñ der wird jr Oberster.
Die jüngsten seyndt den Eltesten gehorsam zu thun was jhre Sitten mit sich bringen. Wann einer den andern erschlegt oder erscheust/ so ist die Freundtschafft bereit/ denselbigen widerumb zu tödten/ wie wol es selten geschicht. Was der Oberst gebeut/ das thun sie nicht auß Zwang/ sondern auß gutem Willen. Well wir aber von den Hütten sagen/ vnd dieselbige zu jhrer Policey Ordnung gehören/ bawen sie dieselben also: jetze hie/ bald an einem andern Ort/ nach Wasser vnd Weyde/ wann sie es an einem andern Ort öde gemacht haben/ bawen sie sort. Sie bawen aber die Hütten in die Länge etwa fünfftzig/ in die Breyte/ etwa zwölff oder mehr Schue gerau/ daß zwo Reyen gegen einander wohnen können / vnd ein jeder Parthey zimlichen Raum hat zu Kochen/ zu sitzen/ vnnd zu liegen. Ober decken sie sie mit Palmen Zweigen vnd andern Büchsen gar dichte zu Derselbigen Hütten bawen sie etwa vier/ fünff/ sechs oder mehr an einem Ort/ zu einem Dorff oder Beywohnen in einer fünfftzig oder mehr Personen.
Vmb sämptliche Hütten bawen sie von Büchsen ein dickes Stockwerck/ vnnd so fest/ daß man nicht mit einem Pfeil vermag hindurch zu schiessen. Lassen aber Schießlöcher darinnen / dardurch sie sich gegen andere zu Wehr stellen können. Ausser dem Stockwerck machen sie noch ein Stacket von auffgerichten Bäumen/ die sie Rings herumb in die Erden sticken / daß ein Mensch nit hindurch kriechen möge/ lassen auff einer seyten die Thüren zu der Hütten. Der Oberst wohnet Mitten in der Hütten/ vnnd ist der vbrigen Führer zum kriegen.
Heutiges Tags ist die Regierung mehrentheils bey dem König in Hi-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/440>, abgerufen am 16.02.2025. |