Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.so lässet er alle dieselbigen außgespeyten Quoniam widerumb auffraffen von der Erden/ giebet sie widerumb dem/ der sie hat praesentiret/ jm für ein Praesentz vnnd sonderlichen Ehrentitel/ dessen er sich zu erheben hab/ vnd fürter für eine ritterliche Person zuhalten sey. Darauff nimpt er alle dieselbige Caffers reyhen die Quonian an ein Pater noster, hängen sie jhren Bräuten an den Halß/ welches ein grosse Ehre bey jhnen ist. Quoniam, welche jm der König also hat verehret/ reihet sie zusammen an eine schnur / machet darauß Pater noster, wann sie dann etwan Hochheit oder sonsten ein fest haben/ so kommen die Bräute vnd Eheweiber desselbigen Ritters hinzu/ haben diese Pater noster mit allen denselbigen Quoniam vmbden Halß hangen/ welches bey jhnen so eine grosse Ehre ist/ als bey vns das gülden Flüß/ oder das Garthier auß Engelland/ zu tragen. Wann nun gemeldtes Ritters Bräut oder Eheweiber solche stattliche Pater noster anhaben / bedüncken sie sich groß vnnd hoch zu seyn/ daß sie bey nahe meynen sie seyen Königinnen der gantzen Welt. Diese Caffers werden auß Mossambique in grosser Aanzahl naher Indien verführt/ vnnd es begibt sich offtmals/ daß man in Mossambiq; ein Manns oder Frawenperson/ so da so da vollkömmlich erwachsen ist/ vmb zween oder drey Ducaten kaufft. Wann nun die Portugaleser schiff daselbsten anländen/ sich zu erquicken/ vnd frisch wasser ein zuladen/ als denn gelten sie etwas mehr/ von wegen der mänge der Kauffleut / welche als dann da sind. Die Vrsach daß so viel Slauen von allerley Nationen in Indien zu Kauff kommen/ ist diese: Nemlich/ dieweil je vber zehen oder zwölff meilwegs je ein besonder König oder herrschafft ist/ auch in jeder Statt oder Dorff ein besondere nation an volck/ welche einander gantz vngleich sindt/ in all jrem gesatz/ sprach vnd Sitten/ welches dann die Vrsach ist/ daß sie meinstentheils vnder einander stettigen krieg führen/ Die jenigen die als dann zu beyden seyten gefangen werden/ dieselbige halten sie für Slauen, vnd für Leibeigen/ verkauffen sie je einer den andern/ wie das vnuernünfftige viehe/ welchen nun das vnglück betrifft/ daß er einer auß der zahl der gefangenen ist/ derselbige muß gedult haben/ wie sie sich dann wenig darumb bekümmern. Wenn man sie fraget/ wie sie sich in solcher beschwernuß vnd gefängnuß betragen können/ geben sie zur antwort/ wie sie dasselbige so ziemlicher massen dulden mögen/ vnd sie müsten sich nach Gelegenheit darein schicken/ weil jr planet solches also jnhalte/ jr gute freunde vnd Landsleut wer den sich solches an den feinden/ (welche jn gefangen haben) wol widerumm rechen. Caffers verkauffen jhre eigene Kinder/ wann hungers noth einfelt. Wann Hunger oder andere Noth einfält/ so mögen die Eltern jre kinder wol verkauffen: Wie es sich dann also begab/ als ich da im Lande war / nemlich dz auff dem Fußfesten Lande/ vnd an den vmbliegenden Grentzen der Insel Goa so grosse theurung einfiel/ dz die eltern gen Goa vnd andere örter da Portugaleser woneten/ hin kamen/ vnd daselbsten jre kinder verkaufften. so lässet er alle dieselbigen außgespeyten Quoniam widerumb auffraffen von der Erden/ giebet sie widerumb dem/ der sie hat praesentiret/ jm für ein Praesentz vnnd sonderlichen Ehrentitel/ dessen er sich zu erheben hab/ vnd fürter für eine ritterliche Person zuhalten sey. Darauff nimpt er alle dieselbige Caffers reyhen die Quoniã an ein Pater noster, hängen sie jhren Bräuten an den Halß/ welches ein grosse Ehre bey jhnen ist. Quoniam, welche jm der König also hat verehret/ reihet sie zusammen an eine schnur / machet darauß Pater noster, wann sie dann etwan Hochheit oder sonsten ein fest haben/ so kom̃en die Bräute vnd Eheweiber desselbigen Ritters hinzu/ haben diese Pater noster mit allen denselbigen Quoniam vmbden Halß hangen/ welches bey jhnen so eine grosse Ehre ist/ als bey vns das gülden Flüß/ oder das Garthier auß Engelland/ zu tragen. Wann nun gemeldtes Ritters Bräut oder Eheweiber solche stattliche Pater noster anhaben / bedüncken sie sich groß vnnd hoch zu seyn/ daß sie bey nahe meynen sie seyen Königinnen der gantzen Welt. Diese Caffers werden auß Mossambique in grosser Aanzahl naher Indien verführt/ vnnd es begibt sich offtmals/ daß man in Mossambiq; ein Mañs oder Frawenperson/ so da so da vollköm̃lich erwachsen ist/ vmb zween oder drey Ducaten kaufft. Wann nun die Portugaleser schiff daselbsten anländen/ sich zu erquickẽ/ vnd frisch wasser ein zuladen/ als deñ gelten sie etwas mehr/ von wegen der mänge der Kauffleut / welche als dañ da sind. Die Vrsach daß so viel Slauen von allerley Nationen in Indiẽ zu Kauff kom̃en/ ist diese: Nemlich/ dieweil je vber zehen oder zwölff meilwegs je ein besonder König oder herrschafft ist/ auch in jeder Statt oder Dorff ein besondere nation an volck/ welche einander gantz vngleich sindt/ in all jrem gesatz/ sprach vnd Sitten/ welches dann die Vrsach ist/ daß sie meinstentheils vnder einander stettigen krieg führen/ Die jenigen die als dann zu beyden seyten gefangen werden/ dieselbige halten sie für Slauen, vnd für Leibeigen/ verkauffen sie je einer dẽ andern/ wie das vnuernünfftige viehe/ welchen nun das vnglück betrifft/ daß er einer auß der zahl der gefangenen ist/ derselbige muß gedult haben/ wie sie sich dañ wenig darumb beküm̃ern. Wenn man sie fraget/ wie sie sich in solcher beschwernuß vñ gefängnuß betragen können/ geben sie zur antwort/ wie sie dasselbige so ziemlicher massen dulden mögen/ vnd sie müsten sich nach Gelegenheit darein schicken/ weil jr planet solches also jnhalte/ jr gute freunde vñ Lãdsleut wer dẽ sich solches an dẽ feindẽ/ (welche jn gefangẽ haben) wol widerum̃ rechen. Caffers verkauffẽ jhre eigene Kinder/ wann hũgers noth einfelt. Wañ Hunger oder andere Noth einfält/ so mögen die Eltern jre kinder wol verkauffen: Wie es sich dañ also begab/ als ich da im Lande war / nemlich dz auff dem Fußfesten Lãde/ vnd an den vmbliegenden Grentzen der Insel Goa so grosse theurung einfiel/ dz die eltern gen Goa vñ andere örter da Portugaleser woneten/ hin kamẽ/ vnd daselbsten jre kinder verkaufften. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0411" n="391"/> so lässet er alle dieselbigen außgespeyten Quoniam widerumb auffraffen von der Erden/ giebet sie widerumb dem/ der sie hat praesentiret/ jm für ein Praesentz vnnd sonderlichen Ehrentitel/ dessen er sich zu erheben hab/ vnd fürter für eine ritterliche Person zuhalten sey. 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Wann nun gemeldtes Ritters Bräut oder Eheweiber solche stattliche Pater noster anhaben / bedüncken sie sich groß vnnd hoch zu seyn/ daß sie bey nahe meynen sie seyen Königinnen der gantzen Welt.</p> <p>Diese Caffers werden auß Mossambique in grosser Aanzahl naher Indien verführt/ vnnd es begibt sich offtmals/ daß man in Mossambiq; ein Mañs oder Frawenperson/ so da so da vollköm̃lich erwachsen ist/ vmb zween oder drey Ducaten kaufft. Wann nun die Portugaleser schiff daselbsten anländen/ sich zu erquickẽ/ vnd frisch wasser ein zuladen/ als deñ gelten sie etwas mehr/ von wegen der mänge der Kauffleut / welche als dañ da sind. Die Vrsach daß so viel Slauen von allerley Nationen in Indiẽ zu Kauff kom̃en/ ist diese: Nemlich/ dieweil je vber zehen oder zwölff meilwegs je ein besonder König oder herrschafft ist/ auch in jeder Statt oder Dorff ein besondere nation an volck/ welche einander gantz vngleich sindt/ in all jrem gesatz/ sprach vnd Sitten/ welches dann die Vrsach ist/ daß sie meinstentheils vnder einander stettigen krieg führen/ Die jenigen die als dann zu beyden seyten gefangen werden/ dieselbige halten sie für Slauen, vnd für Leibeigen/ verkauffen sie je einer dẽ andern/ wie das vnuernünfftige viehe/ welchen nun das vnglück betrifft/ daß er einer auß der zahl der gefangenen ist/ derselbige muß gedult haben/ wie sie sich dañ wenig darumb beküm̃ern. Wenn man sie fraget/ wie sie sich in solcher beschwernuß vñ gefängnuß betragen können/ geben sie zur antwort/ wie sie dasselbige so ziemlicher massen dulden mögen/ vnd sie müsten sich nach Gelegenheit darein schicken/ weil jr planet solches also jnhalte/ jr gute freunde vñ Lãdsleut wer dẽ sich solches an dẽ feindẽ/ (welche jn gefangẽ haben) wol widerum̃ rechen.</p> <p><note place="right">Caffers verkauffẽ jhre eigene Kinder/ wann hũgers noth einfelt.</note> Wañ Hunger oder andere Noth einfält/ so mögen die Eltern jre kinder wol verkauffen: Wie es sich dañ also begab/ als ich da im Lande war / nemlich dz auff dem Fußfesten Lãde/ vnd an den vmbliegenden Grentzen der Insel Goa so grosse theurung einfiel/ dz die eltern gen Goa vñ andere örter da Portugaleser woneten/ hin kamẽ/ vnd daselbsten jre kinder verkaufften.</p> </div> </body> </text> </TEI> [391/0411]
so lässet er alle dieselbigen außgespeyten Quoniam widerumb auffraffen von der Erden/ giebet sie widerumb dem/ der sie hat praesentiret/ jm für ein Praesentz vnnd sonderlichen Ehrentitel/ dessen er sich zu erheben hab/ vnd fürter für eine ritterliche Person zuhalten sey. Darauff nimpt er alle dieselbige Quoniam, welche jm der König also hat verehret/ reihet sie zusammen an eine schnur / machet darauß Pater noster, wann sie dann etwan Hochheit oder sonsten ein fest haben/ so kom̃en die Bräute vnd Eheweiber desselbigen Ritters hinzu/ haben diese Pater noster mit allen denselbigen Quoniam vmbden Halß hangen/ welches bey jhnen so eine grosse Ehre ist/ als bey vns das gülden Flüß/ oder das Garthier auß Engelland/ zu tragen. Wann nun gemeldtes Ritters Bräut oder Eheweiber solche stattliche Pater noster anhaben / bedüncken sie sich groß vnnd hoch zu seyn/ daß sie bey nahe meynen sie seyen Königinnen der gantzen Welt.
Caffers reyhen die Quoniã an ein Pater noster, hängen sie jhren Bräuten an den Halß/ welches ein grosse Ehre bey jhnen ist. Diese Caffers werden auß Mossambique in grosser Aanzahl naher Indien verführt/ vnnd es begibt sich offtmals/ daß man in Mossambiq; ein Mañs oder Frawenperson/ so da so da vollköm̃lich erwachsen ist/ vmb zween oder drey Ducaten kaufft. Wann nun die Portugaleser schiff daselbsten anländen/ sich zu erquickẽ/ vnd frisch wasser ein zuladen/ als deñ gelten sie etwas mehr/ von wegen der mänge der Kauffleut / welche als dañ da sind. Die Vrsach daß so viel Slauen von allerley Nationen in Indiẽ zu Kauff kom̃en/ ist diese: Nemlich/ dieweil je vber zehen oder zwölff meilwegs je ein besonder König oder herrschafft ist/ auch in jeder Statt oder Dorff ein besondere nation an volck/ welche einander gantz vngleich sindt/ in all jrem gesatz/ sprach vnd Sitten/ welches dann die Vrsach ist/ daß sie meinstentheils vnder einander stettigen krieg führen/ Die jenigen die als dann zu beyden seyten gefangen werden/ dieselbige halten sie für Slauen, vnd für Leibeigen/ verkauffen sie je einer dẽ andern/ wie das vnuernünfftige viehe/ welchen nun das vnglück betrifft/ daß er einer auß der zahl der gefangenen ist/ derselbige muß gedult haben/ wie sie sich dañ wenig darumb beküm̃ern. Wenn man sie fraget/ wie sie sich in solcher beschwernuß vñ gefängnuß betragen können/ geben sie zur antwort/ wie sie dasselbige so ziemlicher massen dulden mögen/ vnd sie müsten sich nach Gelegenheit darein schicken/ weil jr planet solches also jnhalte/ jr gute freunde vñ Lãdsleut wer dẽ sich solches an dẽ feindẽ/ (welche jn gefangẽ haben) wol widerum̃ rechen.
Wañ Hunger oder andere Noth einfält/ so mögen die Eltern jre kinder wol verkauffen: Wie es sich dañ also begab/ als ich da im Lande war / nemlich dz auff dem Fußfesten Lãde/ vnd an den vmbliegenden Grentzen der Insel Goa so grosse theurung einfiel/ dz die eltern gen Goa vñ andere örter da Portugaleser woneten/ hin kamẽ/ vnd daselbsten jre kinder verkaufften.
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/411>, abgerufen am 16.02.2025. |