Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

Rinde/ Cinamomum oder vnser Zimmet wirdt nach dem sie ein Monat lang gelegen hat. Die Einwohner so am Meer wohnen / sindt mehrertheils Mahometischen glaubens/ die andere aber so besser hinein sitzen/ sind Heyden/ welche sie Cingalen nennen. Sie sind weiß vnd langer gestalt / haben einen grossen bauch/ vnd taugen nit zu kriegen. Sie brauchen weder büchsen/ noch eysen/ sondern jhre waffen sind röhr/ darumb sie auch im streit wider einander wenig vmmkommen. Sonst sind sie gar kunstreich in gold/ si ber/ eisen/ helffenbein vnd dergleichen zu arbeiten/ in massen dann Hugo Linschoten vermeldet daß den Ertzbischoffen ein crucifix daselbst verehret sey/ welches so artig von einen Meister der Insel gemacht/ daß dergleichen in gantz Europa nie ist gesehen/ darumb auch der König in Hispanien/ dem es vom Ertzbischoffe vberschickt/ es vnder anderen Seinen Kleinodien als einen sonderlichen schatz auffheben lassen.

Gemelter einwohner essenspeiß ist Milch/ Butter/ Käß/ Reiß: jhr Trincken aber der Safft auß Palmenbäumen: jhre Kleydung betreffendt/ ist die von Seiden oder Buaumwollen / damit sie sich allein vnderwerts bedecken jhre gantze Brust vnnd Arme aber bleiben bloß: auff dem haupt tragen sie eine Binde von rein Leinwath gemacht/ wie denn auch an jhren Ohren vnd Armen güldene Kinge vnd Bände/ damit sie sich ziehren. Vnd so viel sey auch kürtzlich gesagt von der Insel Ceylon, davon der Leser bey dem Strabone, Ptolomaeo, Ammiano Marcellino, vnnd Diodoro Siculo mach nachlesen.

Java Maior liegt ferrner nach Mittag von der Insul Sumatra/ vnnd hat eine vornehme Kauffstatt mit nahmen Bantan/ dahin auß aller Welt ein sehr grosser handel ist.

Ist eine Statt/ so groß als München in Bäyerlandt. Hat viel Geschütz auff jhren Mawren / könnens aber nicht recht brauchen. Die Häuser stehen gemeinstlich vnder Cocos Bäumen/ nur von Stro vnd Gerörich gemacht. Bey Bantham herumm wächset der Pfeffer/ vnd ist im Augst vnd Herbstmonat zeitig. Die Mußcatnüß kommen dahin von der Insel Banda/ die Neglein aber von den Inseln Moluccis. Man kan ein Psundt Mußcatnüß vngefehr vmb einen Kreutzer oder vier Pfenning käuffen. Anstatt deß Brots haben sie Keyß. Ist ein hochütig Volck / stoltz vnd Halßstarrig. Man hat auch vor zeiten ind dieser Insel die Menschen gefressen / wie dann ein Jovaner zu Signor Barthema vnd einem Persianischen Kauffman gesagt hat: O jhr Armen Persianer warumb wolt ihr schön Fleich/ als daß ewer ist/ die Würme fressenlassen.

In dieser Insel macht die Sonne/ wann man nach Occident siehet/ einen Schatwen zur Lincken Handt/ mehr dann einer Spannen lang/ im Junio. Vrsach/ es liegen die Inseln Javan jenseyt dem AEquator.

Rinde/ Cinamomum oder vnser Zimmet wirdt nach dem sie ein Monat lang gelegen hat. Die Einwohner so am Meer wohnen / sindt mehrertheils Mahometischen glaubens/ die andere aber so besser hinein sitzen/ sind Heyden/ welche sie Cingalen nẽnen. Sie sind weiß vñ langer gestalt / haben einen grossen bauch/ vnd taugen nit zu kriegen. Sie brauchen weder büchsen/ noch eysen/ sondern jhre waffen sind röhr/ darumb sie auch im streit wider einander wenig vm̃kommen. Sonst sind sie gar kunstreich in gold/ si ber/ eisen/ helffenbein vnd dergleichen zu arbeiten/ in massen dann Hugo Linschoten vermeldet daß dẽ Ertzbischoffen ein crucifix daselbst verehret sey/ welches so artig von einẽ Meister der Insel gemacht/ daß dergleichen in gantz Europa nie ist gesehen/ darumb auch der König in Hispanien/ dem es vom Ertzbischoffe vberschickt/ es vnder anderen Seinen Kleinodien als einen sonderlichen schatz auffheben lassen.

Gemelter einwohner essenspeiß ist Milch/ Butter/ Käß/ Reiß: jhr Trincken aber der Safft auß Palmenbäumen: jhre Kleydung betreffendt/ ist die von Seiden oder Buaumwollen / damit sie sich allein vnderwerts bedecken jhre gantze Brust vnnd Arme aber bleibẽ bloß: auff dem haupt tragen sie eine Binde von rein Leinwath gemacht/ wie denn auch an jhren Ohren vnd Armen güldene Kinge vnd Bände/ damit sie sich ziehren. Vnd so viel sey auch kürtzlich gesagt von der Insel Ceylon, davon der Leser bey dem Strabone, Ptolomaeo, Ammiano Marcellino, vnnd Diodoro Siculo mach nachlesen.

Java Maior liegt ferrner nach Mittag von der Insul Sumatra/ vnnd hat eine vornehme Kauffstatt mit nahmen Bantan/ dahin auß aller Welt ein sehr grosser handel ist.

Ist eine Statt/ so groß als München in Bäyerlandt. Hat viel Geschütz auff jhren Mawren / könnens aber nicht recht brauchen. Die Häuser stehen gemeinstlich vnder Cocos Bäumen/ nur von Stro vnd Gerörich gemacht. Bey Bantham herum̃ wächset der Pfeffer/ vnd ist im Augst vnd Herbstmonat zeitig. Die Mußcatnüß kommen dahin von der Insel Banda/ die Neglein aber von den Inseln Moluccis. Man kan ein Psundt Mußcatnüß vngefehr vmb einen Kreutzer oder vier Pfenning käuffen. Anstatt deß Brots haben sie Keyß. Ist ein hochütig Volck / stoltz vnd Halßstarrig. Man hat auch vor zeiten ind dieser Insel die Menschen gefressen / wie dann ein Jovaner zu Signor Barthema vnd einem Persianischen Kauffman gesagt hat: O jhr Armen Persianer warumb wolt ihr schön Fleich/ als daß ewer ist/ die Würme fressenlassen.

In dieser Insel macht die Sonne/ wann man nach Occident siehet/ einen Schatwen zur Lincken Handt/ mehr dann einer Spannen lang/ im Junio. Vrsach/ es liegen die Inseln Javan jenseyt dem AEquator.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0389" n="369"/>
Rinde/ Cinamomum oder vnser            Zimmet wirdt nach dem sie ein Monat lang gelegen hat. Die Einwohner so am Meer wohnen /            sindt mehrertheils Mahometischen glaubens/ die andere aber so besser hinein sitzen/ sind            Heyden/ welche sie Cingalen ne&#x0303;nen. Sie sind weiß vn&#x0303; langer gestalt /            haben einen grossen bauch/ vnd taugen nit zu kriegen. Sie brauchen weder büchsen/ noch            eysen/ sondern jhre waffen sind röhr/ darumb sie auch im streit wider einander wenig            vm&#x0303;kommen. Sonst sind sie gar kunstreich in gold/ si ber/ eisen/ helffenbein vnd            dergleichen zu arbeiten/ in massen dann Hugo Linschoten vermeldet daß de&#x0303;            Ertzbischoffen ein crucifix daselbst verehret sey/ welches so artig von eine&#x0303;            Meister der Insel gemacht/ daß dergleichen in gantz Europa nie ist gesehen/ darumb auch            der König in Hispanien/ dem es vom Ertzbischoffe vberschickt/ es vnder anderen Seinen            Kleinodien als einen sonderlichen schatz auffheben lassen.</p>
        <p>Gemelter einwohner essenspeiß ist Milch/ Butter/ Käß/ Reiß: jhr Trincken aber der            Safft auß Palmenbäumen: jhre Kleydung betreffendt/ ist die von Seiden oder Buaumwollen /            damit sie sich allein vnderwerts bedecken jhre gantze Brust vnnd Arme aber bleibe&#x0303;            bloß: auff dem haupt tragen sie eine Binde von rein Leinwath gemacht/ wie denn auch an            jhren Ohren vnd Armen güldene Kinge vnd Bände/ damit sie sich ziehren. Vnd so viel sey            auch kürtzlich gesagt von der Insel Ceylon, davon der Leser bey dem Strabone, Ptolomaeo,            Ammiano Marcellino, vnnd Diodoro Siculo mach nachlesen.</p>
        <p>Java Maior liegt ferrner nach Mittag von der Insul Sumatra/ vnnd hat eine vornehme            Kauffstatt mit nahmen Bantan/ dahin auß aller Welt ein sehr grosser handel ist.</p>
        <p>Ist eine Statt/ so groß als München in Bäyerlandt. Hat viel Geschütz auff jhren Mawren /            könnens aber nicht recht brauchen. Die Häuser stehen gemeinstlich vnder Cocos Bäumen/ nur            von Stro vnd Gerörich gemacht. Bey Bantham herum&#x0303; wächset der Pfeffer/ vnd ist im            Augst vnd Herbstmonat zeitig. Die Mußcatnüß kommen dahin von der Insel Banda/ die Neglein            aber von den Inseln Moluccis. Man kan ein Psundt Mußcatnüß vngefehr vmb einen Kreutzer            oder vier Pfenning käuffen. Anstatt deß Brots haben sie Keyß. Ist ein hochütig Volck /            stoltz vnd Halßstarrig. Man hat auch vor zeiten ind dieser Insel die Menschen gefressen /            wie dann ein Jovaner zu Signor Barthema vnd einem Persianischen Kauffman gesagt hat: O jhr            Armen Persianer warumb wolt ihr schön Fleich/ als daß ewer ist/ die Würme            fressenlassen.</p>
        <p>In dieser Insel macht die Sonne/ wann man nach Occident siehet/ einen Schatwen zur            Lincken Handt/ mehr dann einer Spannen lang/ im Junio. Vrsach/ es liegen die Inseln            Javan jenseyt dem AEquator.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0389] Rinde/ Cinamomum oder vnser Zimmet wirdt nach dem sie ein Monat lang gelegen hat. Die Einwohner so am Meer wohnen / sindt mehrertheils Mahometischen glaubens/ die andere aber so besser hinein sitzen/ sind Heyden/ welche sie Cingalen nẽnen. Sie sind weiß vñ langer gestalt / haben einen grossen bauch/ vnd taugen nit zu kriegen. Sie brauchen weder büchsen/ noch eysen/ sondern jhre waffen sind röhr/ darumb sie auch im streit wider einander wenig vm̃kommen. Sonst sind sie gar kunstreich in gold/ si ber/ eisen/ helffenbein vnd dergleichen zu arbeiten/ in massen dann Hugo Linschoten vermeldet daß dẽ Ertzbischoffen ein crucifix daselbst verehret sey/ welches so artig von einẽ Meister der Insel gemacht/ daß dergleichen in gantz Europa nie ist gesehen/ darumb auch der König in Hispanien/ dem es vom Ertzbischoffe vberschickt/ es vnder anderen Seinen Kleinodien als einen sonderlichen schatz auffheben lassen. Gemelter einwohner essenspeiß ist Milch/ Butter/ Käß/ Reiß: jhr Trincken aber der Safft auß Palmenbäumen: jhre Kleydung betreffendt/ ist die von Seiden oder Buaumwollen / damit sie sich allein vnderwerts bedecken jhre gantze Brust vnnd Arme aber bleibẽ bloß: auff dem haupt tragen sie eine Binde von rein Leinwath gemacht/ wie denn auch an jhren Ohren vnd Armen güldene Kinge vnd Bände/ damit sie sich ziehren. Vnd so viel sey auch kürtzlich gesagt von der Insel Ceylon, davon der Leser bey dem Strabone, Ptolomaeo, Ammiano Marcellino, vnnd Diodoro Siculo mach nachlesen. Java Maior liegt ferrner nach Mittag von der Insul Sumatra/ vnnd hat eine vornehme Kauffstatt mit nahmen Bantan/ dahin auß aller Welt ein sehr grosser handel ist. Ist eine Statt/ so groß als München in Bäyerlandt. Hat viel Geschütz auff jhren Mawren / könnens aber nicht recht brauchen. Die Häuser stehen gemeinstlich vnder Cocos Bäumen/ nur von Stro vnd Gerörich gemacht. Bey Bantham herum̃ wächset der Pfeffer/ vnd ist im Augst vnd Herbstmonat zeitig. Die Mußcatnüß kommen dahin von der Insel Banda/ die Neglein aber von den Inseln Moluccis. Man kan ein Psundt Mußcatnüß vngefehr vmb einen Kreutzer oder vier Pfenning käuffen. Anstatt deß Brots haben sie Keyß. Ist ein hochütig Volck / stoltz vnd Halßstarrig. Man hat auch vor zeiten ind dieser Insel die Menschen gefressen / wie dann ein Jovaner zu Signor Barthema vnd einem Persianischen Kauffman gesagt hat: O jhr Armen Persianer warumb wolt ihr schön Fleich/ als daß ewer ist/ die Würme fressenlassen. In dieser Insel macht die Sonne/ wann man nach Occident siehet/ einen Schatwen zur Lincken Handt/ mehr dann einer Spannen lang/ im Junio. Vrsach/ es liegen die Inseln Javan jenseyt dem AEquator.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/389
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/389>, abgerufen am 22.07.2024.