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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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gelendet/ bawen die Schifflent Hütten/ fangen Wilpert vnd Fische/ samlen Obst/ lesen Holtz vnd ruhen sich auß. Der König von Portugall (oder nunmehr Castilia in Hispanien) wil nicht das jemand da wohnen solle/ sondern/ daß alles was die Natur von sich selbst ohne bawen vnd pflantzen bringet/ solle gemein seyn. Es hat vorzeiten ein Einsidler da gewohnet/ so vnter dem schein der Heiligkeit seinen Handel getrieben/ dann da die Schiffe auß India dahin ankahmen/ verkauffte er jnen Jährlich 500 oder 600. Bockfelle oder Heute. Der König aber ließ jhn gefänglich nach Portugall führen. Es hat sich auch zugetragen/ dz sich zwene Crassas oder Leibeigene von Mosambie jenseit Africa (welches eine von den dreyen Inseln ist/ so gleich an das Königreich Zanzibar stossen/ darinnen die Portugaleser eine Statt haben vnd grosse Hendel treiben) vnd einer auß Javan mit zweyen Leibeigenen Weibern in der Insel S. Helena lange zeit auffgehalten vnnd sich gemehret/ daß jhrer in die 20. worden. Diese/ da sich jhrer Herren Schiffe widerumb haben auffmachen wöllen/ haben sie sich in das Gebirge verstohlen / dahin niemahls einiger Portugeleser kommen war. Wann Schiffe ankamen/ haben sie sich verborgen gehalte/ vnd wann keine Schiffe da waren/ lehten sie nach jhrem gefallen. Man hat jhnen aber auß befehl deß Königes der massen nachgesetzt/ daß sie alle in Portugall seindt gefangen geführet worden. Madagascar/ ligt vnter Tropico Capricorni zur lincken seiten Africae nach Morgen/ neben dem Königreich Benemotano/ hat im vmbkeiß 400. Meylen vnd ist lenger dann Italia. Andere schreiben sie haben in jhrem vmbkeiß 1060. Teutsche Meylen/ so were sie grösser als Engeland/ welches sampt Schottland 460. Meylen hat/ ist eine reiche fruchtbare Insel von allerley gewechsen/ wie in India. Ihre Heuser stehen vier oder fünff Schuehoch vber der Erden auff Pfeilern wegen der gifftigen Thiere/ deren da die menge ist. Die Holländer haben sie gelehret die geschütz fürchten. Dann nach dem sie von den Madagascaren auff einen fluß/ auff welchen sie in die Inseln geschiffet mit steinen vnnd drawung der Schild vnd Spisse deß einzugs verwehret vnd angefeindet worden/ haben die Hollender mit jhren Rohren vnter sie geschossen / welches die Heyden erst wenig geachtet/ dann sie gemeynet/ die Wehre reichen nit weiter als sie lang seyen. Aber nach dem sie gesehen/ der jhren acht oder neune darnider fallen / seind sie mit hauffen nach dem Walt zugeflohen. Der Madagascaren Waffen aber seindt ein Spieß von neun oder zehen Schuen lang vnd ein Hültzener Schild. Diese Insel wird auch S. Laurentii genandt.

Gar oben in der Insel hat es einen grossen Golfo oder Meerbusen: (werden auch Baja genent:) mit namen S. Antongil. daselbst ist der

gelendet/ bawen die Schifflent Hütten/ fangen Wilpert vnd Fische/ samlen Obst/ lesen Holtz vnd ruhen sich auß. Der König von Portugall (oder nunmehr Castilia in Hispanien) wil nicht das jemand da wohnen solle/ sondern/ daß alles was die Natur von sich selbst ohne bawen vnd pflantzen bringet/ solle gemein seyn. Es hat vorzeiten ein Einsidler da gewohnet/ so vnter dem schein der Heiligkeit seinen Handel getrieben/ dann da die Schiffe auß India dahin ankahmen/ verkauffte er jnen Jährlich 500 oder 600. Bockfelle oder Heute. Der König aber ließ jhn gefänglich nach Portugall führen. Es hat sich auch zugetragen/ dz sich zwene Crassas oder Leibeigene von Mosambie jenseit Africa (welches eine von den dreyen Inseln ist/ so gleich an das Königreich Zanzibar stossen/ darinnen die Portugaleser eine Statt haben vnd grosse Hendel treiben) vnd einer auß Javan mit zweyen Leibeigenen Weibern in der Insel S. Helena lange zeit auffgehalten vnnd sich gemehret/ daß jhrer in die 20. worden. Diese/ da sich jhrer Herren Schiffe widerumb haben auffmachen wöllen/ haben sie sich in das Gebirge verstohlen / dahin niemahls einiger Portugeleser kommen war. Wann Schiffe ankamen/ haben sie sich verborgen gehalte/ vnd wann keine Schiffe da waren/ lehten sie nach jhrem gefallen. Man hat jhnen aber auß befehl deß Königes der massen nachgesetzt/ daß sie alle in Portugall seindt gefangen geführet worden. Madagascar/ ligt vnter Tropico Capricorni zur lincken seiten Africae nach Morgen/ neben dem Königreich Benemotano/ hat im vmbkeiß 400. Meylen vnd ist lenger dann Italia. Andere schreiben sie haben in jhrem vmbkeiß 1060. Teutsche Meylen/ so were sie grösser als Engeland/ welches sampt Schottland 460. Meylen hat/ ist eine reiche fruchtbare Insel von allerley gewechsen/ wie in India. Ihre Heuser stehen vier oder fünff Schuehoch vber der Erden auff Pfeilern wegen der gifftigen Thiere/ deren da die menge ist. Die Holländer haben sie gelehret die geschütz fürchten. Dañ nach dem sie von den Madagascaren auff einẽ fluß/ auff welchen sie in die Inseln geschiffet mit steinen vnnd drawung der Schild vnd Spisse deß einzugs verwehret vnd angefeindet worden/ habẽ die Hollender mit jhren Rohren vnter sie geschossen / welches die Heyden erst wenig geachtet/ dann sie gemeynet/ die Wehre reichen nit weiter als sie lang seyen. Aber nach dem sie gesehen/ der jhren acht oder neune darnider fallen / seind sie mit hauffen nach dem Walt zugeflohen. Der Madagascaren Waffen aber seindt ein Spieß von neun oder zehen Schuen lang vnd ein Hültzener Schild. Diese Insel wird auch S. Laurentii genandt.

Gar oben in der Insel hat es einen grossen Golfo oder Meerbusen: (werden auch Baja genent:) mit namen S. Antongil. daselbst ist der

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gelendet/ bawen die Schifflent Hütten/ fangen            Wilpert vnd Fische/ samlen Obst/ lesen Holtz vnd ruhen sich auß. Der König von Portugall            (oder nunmehr Castilia in Hispanien) wil nicht das jemand da wohnen solle/ sondern/ daß            alles was die Natur von sich selbst ohne bawen vnd pflantzen bringet/ solle gemein seyn.            Es hat vorzeiten ein Einsidler da gewohnet/ so vnter dem schein der Heiligkeit seinen            Handel getrieben/ dann da die Schiffe auß India dahin ankahmen/ verkauffte er jnen            Jährlich 500 oder 600. Bockfelle oder Heute. Der König aber ließ jhn gefänglich nach            Portugall führen. Es hat sich auch zugetragen/ dz sich zwene Crassas oder Leibeigene von            Mosambie jenseit Africa (welches eine von den dreyen Inseln ist/ so gleich an das            Königreich Zanzibar stossen/ darinnen die Portugaleser eine Statt haben vnd grosse Hendel            treiben) vnd einer auß Javan mit zweyen Leibeigenen Weibern in der Insel S. Helena lange            zeit auffgehalten vnnd sich gemehret/ daß jhrer in die 20. worden. Diese/ da sich jhrer            Herren Schiffe widerumb haben auffmachen wöllen/ haben sie sich in das Gebirge verstohlen           / dahin niemahls einiger Portugeleser kommen war. Wann Schiffe ankamen/ haben sie sich            verborgen gehalte/ vnd wann keine Schiffe da waren/ lehten sie nach jhrem gefallen. Man            hat jhnen aber auß befehl deß Königes der massen nachgesetzt/ daß sie alle in Portugall            seindt gefangen geführet worden. Madagascar/ ligt vnter Tropico Capricorni zur lincken            seiten Africae nach Morgen/ neben dem Königreich Benemotano/ hat im vmbkeiß 400. Meylen            vnd ist lenger dann Italia. Andere schreiben sie haben in jhrem vmbkeiß 1060. Teutsche            Meylen/ so were sie grösser als Engeland/ welches sampt Schottland 460. Meylen hat/ ist            eine reiche fruchtbare Insel von allerley gewechsen/ wie in India. Ihre Heuser stehen            vier oder fünff Schuehoch vber der Erden auff Pfeilern wegen der gifftigen Thiere/ deren            da die menge ist. Die Holländer haben sie gelehret die geschütz fürchten. Dan&#x0303; nach            dem sie von den Madagascaren auff eine&#x0303; fluß/ auff welchen sie in die Inseln            geschiffet mit steinen vnnd drawung der Schild vnd Spisse deß einzugs verwehret vnd            angefeindet worden/ habe&#x0303; die Hollender mit jhren Rohren vnter sie geschossen /            welches die Heyden erst wenig geachtet/ dann sie gemeynet/ die Wehre reichen nit weiter            als sie lang seyen. Aber nach dem sie gesehen/ der jhren acht oder neune darnider fallen           / seind sie mit hauffen nach dem Walt zugeflohen. Der Madagascaren Waffen aber seindt ein            Spieß von neun oder zehen Schuen lang vnd ein Hültzener Schild. Diese Insel wird auch S.            Laurentii genandt.</p>
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[311/0331] gelendet/ bawen die Schifflent Hütten/ fangen Wilpert vnd Fische/ samlen Obst/ lesen Holtz vnd ruhen sich auß. Der König von Portugall (oder nunmehr Castilia in Hispanien) wil nicht das jemand da wohnen solle/ sondern/ daß alles was die Natur von sich selbst ohne bawen vnd pflantzen bringet/ solle gemein seyn. Es hat vorzeiten ein Einsidler da gewohnet/ so vnter dem schein der Heiligkeit seinen Handel getrieben/ dann da die Schiffe auß India dahin ankahmen/ verkauffte er jnen Jährlich 500 oder 600. Bockfelle oder Heute. Der König aber ließ jhn gefänglich nach Portugall führen. Es hat sich auch zugetragen/ dz sich zwene Crassas oder Leibeigene von Mosambie jenseit Africa (welches eine von den dreyen Inseln ist/ so gleich an das Königreich Zanzibar stossen/ darinnen die Portugaleser eine Statt haben vnd grosse Hendel treiben) vnd einer auß Javan mit zweyen Leibeigenen Weibern in der Insel S. Helena lange zeit auffgehalten vnnd sich gemehret/ daß jhrer in die 20. worden. Diese/ da sich jhrer Herren Schiffe widerumb haben auffmachen wöllen/ haben sie sich in das Gebirge verstohlen / dahin niemahls einiger Portugeleser kommen war. Wann Schiffe ankamen/ haben sie sich verborgen gehalte/ vnd wann keine Schiffe da waren/ lehten sie nach jhrem gefallen. Man hat jhnen aber auß befehl deß Königes der massen nachgesetzt/ daß sie alle in Portugall seindt gefangen geführet worden. Madagascar/ ligt vnter Tropico Capricorni zur lincken seiten Africae nach Morgen/ neben dem Königreich Benemotano/ hat im vmbkeiß 400. Meylen vnd ist lenger dann Italia. Andere schreiben sie haben in jhrem vmbkeiß 1060. Teutsche Meylen/ so were sie grösser als Engeland/ welches sampt Schottland 460. Meylen hat/ ist eine reiche fruchtbare Insel von allerley gewechsen/ wie in India. Ihre Heuser stehen vier oder fünff Schuehoch vber der Erden auff Pfeilern wegen der gifftigen Thiere/ deren da die menge ist. Die Holländer haben sie gelehret die geschütz fürchten. Dañ nach dem sie von den Madagascaren auff einẽ fluß/ auff welchen sie in die Inseln geschiffet mit steinen vnnd drawung der Schild vnd Spisse deß einzugs verwehret vnd angefeindet worden/ habẽ die Hollender mit jhren Rohren vnter sie geschossen / welches die Heyden erst wenig geachtet/ dann sie gemeynet/ die Wehre reichen nit weiter als sie lang seyen. Aber nach dem sie gesehen/ der jhren acht oder neune darnider fallen / seind sie mit hauffen nach dem Walt zugeflohen. Der Madagascaren Waffen aber seindt ein Spieß von neun oder zehen Schuen lang vnd ein Hültzener Schild. Diese Insel wird auch S. Laurentii genandt. Gar oben in der Insel hat es einen grossen Golfo oder Meerbusen: (werden auch Baja genent:) mit namen S. Antongil. daselbst ist der

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/331>, abgerufen am 22.07.2024.