Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.derschafft / welche vor 110. Jahren/ als Sanct Rochus Leychnam/ auß Teutschland/ gen Venedig gebracht worden/ jhren anfang gehabt. Diese ist auch gar stattlich gebawet/ darzu viel geholffen hat/ ein Bildnuß Christi (so Titianus gemahlet) daß viel Wunderzeichen soll gethan haben/ darumb dann viel dahin geopffert vnnd geschenckt worden/ so wol von Venedigern/ als den vmbligenden Stätten. Daher dise vnter den grossen Schulen die reichste ist am einkommen/ sie gehet auch in den Processionen/ vnd vmbgängen/ den anderen allen vor: sonderlich am grünen Donnerstags Abendt/ da sich auß dieser Brüderschafft jhrer sehr viel selber geysseln/ welches in den andern Schulen auch auffkommen ist. Die sechst ist zu S. Theodor/ welche von Krämern angefangen worden. Diese hat gleichwol kein ander Einkommen/ als was die Brüderschafft für Bargelt darschiessen/ aber nichts desto weniger helt sie sich so stattlich als die andern/ in den Vmbgängen/ Allmosen / außstewren der Jungfrawen. Neben diesen seynd noch vberauß viel kleine Brüderschafften/ in vnterschiedlichen Kirchen/ vnnd hat fast ein jedes Handtwerck ein besondere/ welches alle zu erzehlen / viel zu lang seyn würde. Wöllen derhalben von etlichen fürnehmen orthen der Statt Venedig was kürtzlich melden / nemblich von S. Marx Platz/ vnnd was gedenck würdigs darauff zusehen/ vom Rialt/ vom Teutschen Hauß/ vom Arsenal oder Zeughauß/ vnnd etlich andern. Von S. Marx Platz. BEy S. Marx Kirchen/ ist ein grosser weyter vnnd schöner Platz/ deßgleichen kaum sonst in einiger Statt gefunden wirdt/ der ist durchauß mit gebackenen Steinen/ im Jahr Christi 1382. gepflastert worden. Zu vorderst auff diesem Plaß/ gegen dem grossen Canal / stehen zwo grosser vnd hoher Seulen/ so die grösten seynd in gantz Venedig. Diese seyndt sampt noch einer/ von Constantinopel vorzeiten dahin gebracht worden. Aber wie man solche anß Landt wöllen ziehen/ ist die dritte ins Wasser gefallen. Die hat man nicht wieder können herauß bringen. Auff der einen Seul stehet ein ehrinner S. Marx in Löwens gestalt / der kehret sich gegen Orient. Auff der andern Seul steht das Bildnuß S. Theodori. Zwischen diesen Seulen pflegt man die Vbelthäter zurichten. Von diesen Seulen biß an den Thurn/ da die Vhr stehet/ seyndt mehr als 500. Schuch. Daher man die grösse dieses Plaltzs mag erkennen. Es stehen gegen der Kirchen vber drey hoher auffgerichter Fahnen/ die sollen die 3. Königreich bedeuten/ so dieser Statt vnterworffen/ Nemblich/ das Venedische/ Cy- derschafft / welche vor 110. Jahren/ als Sanct Rochus Leychnam/ auß Teutschland/ gen Venedig gebracht worden/ jhren anfang gehabt. Diese ist auch gar stattlich gebawet/ darzu viel geholffen hat/ ein Bildnuß Christi (so Titianus gemahlet) daß viel Wunderzeichen soll gethan haben/ darumb dann viel dahin geopffert vnnd geschenckt worden/ so wol von Venedigern/ als den vmbligenden Stätten. Daher dise vnter den grossen Schulen die reichste ist am einkommen/ sie gehet auch in den Processionen/ vnd vmbgängen/ den anderen allen vor: sonderlich am grünen Donnerstags Abendt/ da sich auß dieser Brüderschafft jhrer sehr viel selber geysseln/ welches in den andern Schulen auch auffkommen ist. Die sechst ist zu S. Theodor/ welche von Krämern angefangen worden. Diese hat gleichwol kein ander Einkommen/ als was die Brüderschafft für Bargelt darschiessen/ aber nichts desto weniger helt sie sich so stattlich als die andern/ in den Vmbgängen/ Allmosen / außstewren der Jungfrawen. Neben diesen seynd noch vberauß viel kleine Brüderschafften/ in vnterschiedlichen Kirchen/ vnnd hat fast ein jedes Handtwerck ein besondere/ welches alle zu erzehlen / viel zu lang seyn würde. Wöllen derhalben von etlichen fürnehmen orthen der Statt Venedig was kürtzlich melden / nemblich von S. Marx Platz/ vnnd was gedenck würdigs darauff zusehen/ vom Rialt/ vom Teutschen Hauß/ vom Arsenal oder Zeughauß/ vnnd etlich andern. Von S. Marx Platz. BEy S. Marx Kirchen/ ist ein grosser weyter vnnd schöner Platz/ deßgleichen kaum sonst in einiger Statt gefunden wirdt/ der ist durchauß mit gebackenen Steinen/ im Jahr Christi 1382. gepflastert worden. Zu vorderst auff diesem Plaß/ gegen dem grossen Canal / stehen zwo grosser vnd hoher Seulen/ so die grösten seynd in gantz Venedig. Diese seyndt sampt noch einer/ von Constantinopel vorzeiten dahin gebracht worden. Aber wie man solche anß Landt wöllen ziehen/ ist die dritte ins Wasser gefallen. Die hat man nicht wieder können herauß bringen. Auff der einen Seul stehet ein ehrinner S. Marx in Löwens gestalt / der kehret sich gegen Orient. Auff der andern Seul steht das Bildnuß S. Theodori. Zwischen diesen Seulen pflegt man die Vbelthäter zurichten. Von diesen Seulen biß an den Thurn/ da die Vhr stehet/ seyndt mehr als 500. Schuch. Daher man die grösse dieses Plaltzs mag erkennen. Es stehen gegen der Kirchen vber drey hoher auffgerichter Fahnẽ/ die sollen die 3. Königreich bedeuten/ so dieser Statt vnterworffen/ Nemblich/ das Venedische/ Cy- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0274" n="254"/> derschafft / welche vor 110. Jahren/ als Sanct Rochus Leychnam/ auß Teutschland/ gen Venedig gebracht worden/ jhren anfang gehabt. Diese ist auch gar stattlich gebawet/ darzu viel geholffen hat/ ein Bildnuß Christi (so Titianus gemahlet) daß viel Wunderzeichen soll gethan haben/ darumb dann viel dahin geopffert vnnd geschenckt worden/ so wol von Venedigern/ als den vmbligenden Stätten. Daher dise vnter den grossen Schulen die reichste ist am einkommen/ sie gehet auch in den Processionen/ vnd vmbgängen/ den anderen allen vor: sonderlich am grünen Donnerstags Abendt/ da sich auß dieser Brüderschafft jhrer sehr viel selber geysseln/ welches in den andern Schulen auch auffkommen ist.</p> <p>Die sechst ist zu S. Theodor/ welche von Krämern angefangen worden. Diese hat gleichwol kein ander Einkommen/ als was die Brüderschafft für Bargelt darschiessen/ aber nichts desto weniger helt sie sich so stattlich als die andern/ in den Vmbgängen/ Allmosen / außstewren der Jungfrawen.</p> <p>Neben diesen seynd noch vberauß viel kleine Brüderschafften/ in vnterschiedlichen Kirchen/ vnnd hat fast ein jedes Handtwerck ein besondere/ welches alle zu erzehlen / viel zu lang seyn würde.</p> <p>Wöllen derhalben von etlichen fürnehmen orthen der Statt Venedig was kürtzlich melden / nemblich von S. Marx Platz/ vnnd was gedenck würdigs darauff zusehen/ vom Rialt/ vom Teutschen Hauß/ vom Arsenal oder Zeughauß/ vnnd etlich andern.</p> <p>Von S. Marx Platz.</p> <p>BEy S. Marx Kirchen/ ist ein grosser weyter vnnd schöner Platz/ deßgleichen kaum sonst in einiger Statt gefunden wirdt/ der ist durchauß mit gebackenen Steinen/ im Jahr Christi 1382. gepflastert worden. Zu vorderst auff diesem Plaß/ gegen dem grossen Canal / stehen zwo grosser vnd hoher Seulen/ so die grösten seynd in gantz Venedig. Diese seyndt sampt noch einer/ von Constantinopel vorzeiten dahin gebracht worden. Aber wie man solche anß Landt wöllen ziehen/ ist die dritte ins Wasser gefallen. Die hat man nicht wieder können herauß bringen. Auff der einen Seul stehet ein ehrinner S. Marx in Löwens gestalt / der kehret sich gegen Orient. Auff der andern Seul steht das Bildnuß S. Theodori. Zwischen diesen Seulen pflegt man die Vbelthäter zurichten. Von diesen Seulen biß an den Thurn/ da die Vhr stehet/ seyndt mehr als 500. Schuch. Daher man die grösse dieses Plaltzs mag erkennen. Es stehen gegen der Kirchen vber drey hoher auffgerichter Fahnẽ/ die sollen die 3. Königreich bedeuten/ so dieser Statt vnterworffen/ Nemblich/ das Venedische/ Cy- </p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0274]
derschafft / welche vor 110. Jahren/ als Sanct Rochus Leychnam/ auß Teutschland/ gen Venedig gebracht worden/ jhren anfang gehabt. Diese ist auch gar stattlich gebawet/ darzu viel geholffen hat/ ein Bildnuß Christi (so Titianus gemahlet) daß viel Wunderzeichen soll gethan haben/ darumb dann viel dahin geopffert vnnd geschenckt worden/ so wol von Venedigern/ als den vmbligenden Stätten. Daher dise vnter den grossen Schulen die reichste ist am einkommen/ sie gehet auch in den Processionen/ vnd vmbgängen/ den anderen allen vor: sonderlich am grünen Donnerstags Abendt/ da sich auß dieser Brüderschafft jhrer sehr viel selber geysseln/ welches in den andern Schulen auch auffkommen ist.
Die sechst ist zu S. Theodor/ welche von Krämern angefangen worden. Diese hat gleichwol kein ander Einkommen/ als was die Brüderschafft für Bargelt darschiessen/ aber nichts desto weniger helt sie sich so stattlich als die andern/ in den Vmbgängen/ Allmosen / außstewren der Jungfrawen.
Neben diesen seynd noch vberauß viel kleine Brüderschafften/ in vnterschiedlichen Kirchen/ vnnd hat fast ein jedes Handtwerck ein besondere/ welches alle zu erzehlen / viel zu lang seyn würde.
Wöllen derhalben von etlichen fürnehmen orthen der Statt Venedig was kürtzlich melden / nemblich von S. Marx Platz/ vnnd was gedenck würdigs darauff zusehen/ vom Rialt/ vom Teutschen Hauß/ vom Arsenal oder Zeughauß/ vnnd etlich andern.
Von S. Marx Platz.
BEy S. Marx Kirchen/ ist ein grosser weyter vnnd schöner Platz/ deßgleichen kaum sonst in einiger Statt gefunden wirdt/ der ist durchauß mit gebackenen Steinen/ im Jahr Christi 1382. gepflastert worden. Zu vorderst auff diesem Plaß/ gegen dem grossen Canal / stehen zwo grosser vnd hoher Seulen/ so die grösten seynd in gantz Venedig. Diese seyndt sampt noch einer/ von Constantinopel vorzeiten dahin gebracht worden. Aber wie man solche anß Landt wöllen ziehen/ ist die dritte ins Wasser gefallen. Die hat man nicht wieder können herauß bringen. Auff der einen Seul stehet ein ehrinner S. Marx in Löwens gestalt / der kehret sich gegen Orient. Auff der andern Seul steht das Bildnuß S. Theodori. Zwischen diesen Seulen pflegt man die Vbelthäter zurichten. Von diesen Seulen biß an den Thurn/ da die Vhr stehet/ seyndt mehr als 500. Schuch. Daher man die grösse dieses Plaltzs mag erkennen. Es stehen gegen der Kirchen vber drey hoher auffgerichter Fahnẽ/ die sollen die 3. Königreich bedeuten/ so dieser Statt vnterworffen/ Nemblich/ das Venedische/ Cy-
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Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/274>, abgerufen am 16.02.2025. |