Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.vnderscheiden/ sondern auch viel newer Wöter zu brauchen pflegen/ so einem Latino gantz vnbekandt sindt. Als zum Exempel: Non e bisogno, das ist so viel: non est necesse, es ist nicht von nöhten. Sie reden auch das bisogno, nicht nach der schrifft/ sondern gleich als wann stünde bisoinggho, sagen nach dem casu also: il huomo: der Mensch/ del huomo deß Menschen/ al huomo dem Menschene al huomo den Menschen/ o huomo [unleserliches Material] Mensch/ dal huomo von dem Menschen. In plurali machen sie eyteli also: i huomini, delli huommini, alli huomini, i huomini, o huomini, dal li huomini. So haben sie auch kein Neutrum, sie haben auch kein sonderlich Passivum: sondern brauchen den Zusatz si, als insegnirsi gelehrt werden. Sie brauchen das ho vnnd sono: io ho fatto, feci, ich habs gethan. egli ha vice vuto, recepit: er hat entpfangen. Sono stimpt den alten Lateinischen Sum gleich/ Das L können sie nicht wol nennen/ derowegen sie ein I darfür reden/ als chiave das ist clavis ein Schlüssel. Chiesa das ist Ecclesia, es sey dann vornen im Wort/ als il lume, lumen das Liecht/ sc. Summa sie zwingens all zu Leichtigkeit der Sprache/ vnd sagen vor pate, patre. Kan demnach kein Italianer die alte Lateinische Sprache von Natur/ sondern muß sie von der Kunst in der Schuhle lernen/ wie dann in gantz Europa/ da man Hebraeisch/ Griechisch vnnd Lateinisch lernet. In der Insel Malda reden sie Africanische Sprache/ Als Alla scleb: Gott grüß euch/ Nesi ceiri: Gott danck euch/ vemort ve cento: wo seyd jhr gewesen. Iena racilta ich bin ein ehrlich Mann. Jhre Handthierung in Italia ist vornemblich die Kauffmanschafft/ bey Gelegenheit deß Meers auff beyden seiten/ vnnd sonderlich deren zu Venediga vnnd Genua/ sc. Also daß sich auch die Edlen der Kauffmanschafft gebrauchen/ mit grossen Händelen in ferrne Lande. Deßgleichen ist die Befleissigung zur Artzney bey jhnen gar gebräuchlich. Es giebt auch bey Gelegenheit der herrlichen Länder viel Cavallierens vnnd Cortegien/ das ist / Ritterlich vnd Hofflebens/ Belustirung in Reden/ spatziren vnd dem Singen/ also daß die besten Componisten oder Musici in Italien gefunden werden/ auch ein solche Art der Thonen vnnd liebliche Frembde/ vnd Frembde Lieblichkeit zu hören/ daß man seiner drüber vergessen solte. Vnd da die Italianer der Teutschen etwa spotteten/ wegen Beliebniß deß Truncks/ daß den Teutschen wegen calidae & humidi constitutionis anhänget/ da andere Völcker nach Mittage frigidi vnnd sicci findt. Da antworten die Teutschen: vt nos ebrietas: sic vos Venus improba vexat. Darumb dieweil viel vnderm Italianischen Volck sehr zum Buhlen geneigt / vnderscheiden/ sondern auch viel newer Wöter zu brauchen pflegen/ so einem Latino gantz vnbekandt sindt. Als zum Exempel: Non è bisogno, das ist so viel: non est necesse, es ist nicht von nöhten. Sie reden auch das bisogno, nicht nach der schrifft/ sondern gleich als wann stünde bisoinggho, sagen nach dem casu also: il huomo: der Mensch/ del huomo deß Menschen/ al huomo dem Menschene al huomo den Menschen/ o huomo [unleserliches Material] Mensch/ dal huomo von dem Menschen. In plurali machen sie eyteli also: i huomini, delli huommini, alli huomini, i huomini, o huomini, dal li huomini. So haben sie auch kein Neutrum, sie haben auch kein sonderlich Passivum: sondern brauchen den Zusatz si, als insegnirsi gelehrt werden. Sie brauchen das ho vnnd sono: io ho fatto, feci, ich habs gethan. egli ha vice vuto, recepit: er hat entpfangen. Sono stimpt den alten Lateinischen Sum gleich/ Das L können sie nicht wol nennen/ derowegen sie ein I darfür reden/ als chiave das ist clavis ein Schlüssel. Chiesa das ist Ecclesia, es sey dann vornen im Wort/ als il lume, lumen das Liecht/ sc. Summa sie zwingens all zu Leichtigkeit der Sprache/ vnd sagen vor pate, patre. Kan demnach kein Italianer die alte Lateinische Sprache von Natur/ sondern muß sie von der Kunst in der Schuhle lernen/ wie dann in gantz Europa/ da man Hebraeisch/ Griechisch vnnd Lateinisch lernet. In der Insel Malda reden sie Africanische Sprache/ Als Alla scleb: Gott grüß euch/ Nesi ceiri: Gott danck euch/ vemort ve cento: wo seyd jhr gewesen. Iena racilta ich bin ein ehrlich Mann. Jhre Handthierung in Italia ist vornemblich die Kauffmanschafft/ bey Gelegenheit deß Meers auff beyden seiten/ vnnd sonderlich deren zu Venediga vnnd Genua/ sc. Also daß sich auch die Edlen der Kauffmanschafft gebrauchen/ mit grossen Händelen in ferrne Lande. Deßgleichen ist die Befleissigung zur Artzney bey jhnen gar gebräuchlich. Es giebt auch bey Gelegenheit der herrlichen Länder viel Cavallierens vnnd Cortegien/ das ist / Ritterlich vnd Hofflebens/ Belustirung in Reden/ spatziren vnd dem Singen/ also daß die besten Componisten oder Musici in Italien gefunden werden/ auch ein solche Art der Thonen vnnd liebliche Frembde/ vnd Frembde Lieblichkeit zu hören/ daß man seiner drüber vergessen solte. Vnd da die Italianer der Teutschen etwa spotteten/ wegen Beliebniß deß Truncks/ daß den Teutschen wegen calidae & humidi constitutionis anhänget/ da andere Völcker nach Mittage frigidi vnnd sicci findt. Da antworten die Teutschen: vt nos ebrietas: sic vos Venus improba vexat. Darumb dieweil viel vnderm Italianischen Volck sehr zum Buhlen geneigt / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0253" n="233"/> vnderscheiden/ sondern auch viel newer Wöter zu brauchen pflegen/ so einem Latino gantz vnbekandt sindt. Als zum Exempel: Non è bisogno, das ist so viel: non est necesse, es ist nicht von nöhten. Sie reden auch das bisogno, nicht nach der schrifft/ sondern gleich als wann stünde bisoinggho, sagen nach dem casu also: il huomo: der Mensch/ del huomo deß Menschen/ al huomo dem Menschene al huomo den Menschen/ o huomo <gap reason="illegible"/> Mensch/ dal huomo von dem Menschen. In plurali machen sie eyteli also: i huomini, delli huommini, alli huomini, i huomini, o huomini, dal li huomini. So haben sie auch kein Neutrum, sie haben auch kein sonderlich Passivum: sondern brauchen den Zusatz si, als insegnirsi gelehrt werden. Sie brauchen das ho vnnd sono: io ho fatto, feci, ich habs gethan. egli ha vice vuto, recepit: er hat entpfangen. Sono stimpt den alten Lateinischen Sum gleich/ Das L können sie nicht wol nennen/ derowegen sie ein I darfür reden/ als chiave das ist clavis ein Schlüssel. Chiesa das ist Ecclesia, es sey dann vornen im Wort/ als il lume, lumen das Liecht/ sc. Summa sie zwingens all zu Leichtigkeit der Sprache/ vnd sagen vor pate, patre. Kan demnach kein Italianer die alte Lateinische Sprache von Natur/ sondern muß sie von der Kunst in der Schuhle lernen/ wie dann in gantz Europa/ da man Hebraeisch/ Griechisch vnnd Lateinisch lernet. In der Insel Malda reden sie Africanische Sprache/ Als Alla scleb: Gott grüß euch/ Nesi ceiri: Gott danck euch/ vemort ve cento: wo seyd jhr gewesen. Iena racilta ich bin ein ehrlich Mann.</p> <p>Jhre Handthierung in Italia ist vornemblich die Kauffmanschafft/ bey Gelegenheit deß Meers auff beyden seiten/ vnnd sonderlich deren zu Venediga vnnd Genua/ sc. Also daß sich auch die Edlen der Kauffmanschafft gebrauchen/ mit grossen Händelen in ferrne Lande. Deßgleichen ist die Befleissigung zur Artzney bey jhnen gar gebräuchlich. Es giebt auch bey Gelegenheit der herrlichen Länder viel Cavallierens vnnd Cortegien/ das ist / Ritterlich vnd Hofflebens/ Belustirung in Reden/ spatziren vnd dem Singen/ also daß die besten Componisten oder Musici in Italien gefunden werden/ auch ein solche Art der Thonen vnnd liebliche Frembde/ vnd Frembde Lieblichkeit zu hören/ daß man seiner drüber vergessen solte. Vnd da die Italianer der Teutschen etwa spotteten/ wegen Beliebniß deß Truncks/ daß den Teutschen wegen calidae & humidi constitutionis anhänget/ da andere Völcker nach Mittage frigidi vnnd sicci findt. Da antworten die Teutschen: vt nos ebrietas: sic vos Venus improba vexat. Darumb dieweil viel vnderm Italianischen Volck sehr zum Buhlen geneigt / </p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0253]
vnderscheiden/ sondern auch viel newer Wöter zu brauchen pflegen/ so einem Latino gantz vnbekandt sindt. Als zum Exempel: Non è bisogno, das ist so viel: non est necesse, es ist nicht von nöhten. Sie reden auch das bisogno, nicht nach der schrifft/ sondern gleich als wann stünde bisoinggho, sagen nach dem casu also: il huomo: der Mensch/ del huomo deß Menschen/ al huomo dem Menschene al huomo den Menschen/ o huomo _ Mensch/ dal huomo von dem Menschen. In plurali machen sie eyteli also: i huomini, delli huommini, alli huomini, i huomini, o huomini, dal li huomini. So haben sie auch kein Neutrum, sie haben auch kein sonderlich Passivum: sondern brauchen den Zusatz si, als insegnirsi gelehrt werden. Sie brauchen das ho vnnd sono: io ho fatto, feci, ich habs gethan. egli ha vice vuto, recepit: er hat entpfangen. Sono stimpt den alten Lateinischen Sum gleich/ Das L können sie nicht wol nennen/ derowegen sie ein I darfür reden/ als chiave das ist clavis ein Schlüssel. Chiesa das ist Ecclesia, es sey dann vornen im Wort/ als il lume, lumen das Liecht/ sc. Summa sie zwingens all zu Leichtigkeit der Sprache/ vnd sagen vor pate, patre. Kan demnach kein Italianer die alte Lateinische Sprache von Natur/ sondern muß sie von der Kunst in der Schuhle lernen/ wie dann in gantz Europa/ da man Hebraeisch/ Griechisch vnnd Lateinisch lernet. In der Insel Malda reden sie Africanische Sprache/ Als Alla scleb: Gott grüß euch/ Nesi ceiri: Gott danck euch/ vemort ve cento: wo seyd jhr gewesen. Iena racilta ich bin ein ehrlich Mann.
Jhre Handthierung in Italia ist vornemblich die Kauffmanschafft/ bey Gelegenheit deß Meers auff beyden seiten/ vnnd sonderlich deren zu Venediga vnnd Genua/ sc. Also daß sich auch die Edlen der Kauffmanschafft gebrauchen/ mit grossen Händelen in ferrne Lande. Deßgleichen ist die Befleissigung zur Artzney bey jhnen gar gebräuchlich. Es giebt auch bey Gelegenheit der herrlichen Länder viel Cavallierens vnnd Cortegien/ das ist / Ritterlich vnd Hofflebens/ Belustirung in Reden/ spatziren vnd dem Singen/ also daß die besten Componisten oder Musici in Italien gefunden werden/ auch ein solche Art der Thonen vnnd liebliche Frembde/ vnd Frembde Lieblichkeit zu hören/ daß man seiner drüber vergessen solte. Vnd da die Italianer der Teutschen etwa spotteten/ wegen Beliebniß deß Truncks/ daß den Teutschen wegen calidae & humidi constitutionis anhänget/ da andere Völcker nach Mittage frigidi vnnd sicci findt. Da antworten die Teutschen: vt nos ebrietas: sic vos Venus improba vexat. Darumb dieweil viel vnderm Italianischen Volck sehr zum Buhlen geneigt /
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/253 |
Zitationshilfe: | Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/253>, abgerufen am 16.02.2025. |