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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Westfrießland gelegen/ ist eine von den siebenzehen Prouintzen der Niderlanden/ vnd die erste oder Oberste vnder den vier Stenden von Westfrießland. Es ist aber Grüningen ein grosse vnd weite Statt/ vnd ist auß der Naturen oder Gelegenheit deß Orts/ vnd auch durch mittel Menschlicher Hände sehr starck vnd wol erbawet/ hat sein eigne Gesatz vnd Statuten/ Ja seine eigne Jurtsdiction/ vnd hat vil Flecken vnd Dörffer so vnder jhr gehören/ vnnd als Eydgenossen mit jhr verbunden sind/ sie ist auch starck vnd werhafft an Volck. Es sol diese Friesische Statt den Namen bekommen haben von einem Troianer/ so Grunius genant: Munsterus sagt von einem Francken/ doch das were dann gleiche vil/ nach dem (wie man sagen wil) Francken von den Troianern nach zerstörung der Statt/ herkommen. Durch diese Statt sind viel schöner Wässer von frembden Orten in vnd durch geleitet/ darzu dann sehr viel höltzne Roer oder Pompen (alles mit sonderlicher Kunst vnnd Mühe gearbeit) gegangen sind. Was angehet die freyen Künsten/ so hat dieser Statt vnd Lande einen grossen Nahmen nachgelassen/ der einige Mann Rudolphus Agricola, welcher anfrenglich zu Löuen/ nach mals zu Ferrara in Italien vnder dem weitberümbten Theodoro Gaza, sein Latein vnd Griechisch studiret/ daß er endlich derselben Sprachen/ sonderlich aber & Logica in der Heydelbergischen Academia, Professor ward/ welchem nach dem er Anno 1485. daselbst gestorben/ Hermolaus Barbarus dieses Tetrastichon verehret hat:

Inuida clauserunt hoc marmore fata Rodolphum

Agricolam, Phrisii spemque decusque soli.

Scilicet hoc vno meruit Germania laudis

Quicquid habet Latium, Graecia quic quid habet.

Diese Statt vnnd Prouintz hat vorzeiten der Graff von Embden Georgio Hertzogen zu Sachsen (Welcher ein Lehenmann Caroli Quinti gewesen) abgenommen. Als in aber bedauchte/ daß er sie den langen Weg doch nicht würde behalten vnnd beschirmen können/ hat er sie Carolo Hertzogen zu Geldern geschencket/ vmb das Jahr CHRISTI 1514. Welches Georgio zu Sachsen / als den rechten Herren der massen verdroß/ daß er hingieng/ vnnd schenckt sie Carolo Quinto/ als dem obersten Herren/ nemblich dem Keyser. Darauß dann grosser Krieg zwischen den Geldrischen vnnd Burgunder entstanden/ welche doch mit Vertrag sich geleget haben / darunder dises das fürnembst war/ daß Hertzog Carl sie besitzen solte/ als

Westfrießland gelegen/ ist eine von den siebenzehen Prouintzen der Niderlanden/ vnd die erste oder Oberste vnder den vier Stenden von Westfrießland. Es ist aber Grüningen ein grosse vnd weite Statt/ vnd ist auß der Naturen oder Gelegenheit deß Orts/ vnd auch durch mittel Menschlicher Hände sehr starck vnd wol erbawet/ hat sein eigne Gesatz vnd Statuten/ Ja seine eigne Jurtsdiction/ vnd hat vil Flecken vnd Dörffer so vnder jhr gehören/ vnnd als Eydgenossen mit jhr verbunden sind/ sie ist auch starck vñ werhafft an Volck. Es sol diese Friesische Statt den Namen bekommen haben von einem Troianer/ so Grunius genant: Munsterus sagt von einem Francken/ doch das were dann gleiche vil/ nach dem (wie man sagen wil) Francken von den Troianern nach zerstörung der Statt/ herkommen. Durch diese Statt sind viel schöner Wässer von frembden Orten in vnd durch geleitet/ darzu dañ sehr viel höltzne Roer oder Pompen (alles mit sonderlicher Kunst vnnd Mühe gearbeit) gegangen sind. Was angehet die freyen Künsten/ so hat dieser Statt vnd Lande einen grossen Nahmen nachgelassen/ der einige Mann Rudolphus Agricola, welcher anfrenglich zu Löuen/ nach mals zu Ferrara in Italien vnder dem weitberümbten Theodoro Gaza, sein Latein vnd Griechisch studiret/ daß er endlich derselben Sprachen/ sonderlich aber & Logica in der Heydelbergischen Academia, Professor ward/ welchem nach dem er Anno 1485. daselbst gestorben/ Hermolaus Barbarus dieses Tetrastichon verehret hat:

Inuida clauserunt hoc marmore fata Rodolphum

Agricolam, Phrisii spemque decusque soli.

Scilicet hoc vno meruit Germania laudis

Quicquid habet Latium, Graecia quic quid habet.

Diese Statt vnnd Prouintz hat vorzeiten der Graff von Embden Georgio Hertzogen zu Sachsen (Welcher ein Lehenmann Caroli Quinti gewesen) abgenommen. Als in aber bedauchte/ daß er sie den langen Weg doch nicht würde behalten vnnd beschirmen können/ hat er sie Carolo Hertzogen zu Geldern geschencket/ vmb das Jahr CHRISTI 1514. Welches Georgio zu Sachsen / als den rechten Herren der massen verdroß/ daß er hingieng/ vnnd schenckt sie Carolo Quinto/ als dem obersten Herren/ nemblich dem Keyser. Darauß dann grosser Krieg zwischen den Geldrischen vnnd Burgunder entstanden/ welche doch mit Vertrag sich geleget haben / darunder dises das fürnembst war/ daß Hertzog Carl sie besitzen solte/ als

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Westfrießland gelegen/ ist eine von den            siebenzehen Prouintzen der Niderlanden/ vnd die erste oder Oberste vnder den vier Stenden            von Westfrießland. Es ist aber Grüningen ein grosse vnd weite Statt/ vnd ist auß der            Naturen oder Gelegenheit deß Orts/ vnd auch durch mittel Menschlicher Hände sehr starck            vnd wol erbawet/ hat sein eigne Gesatz vnd Statuten/ Ja seine eigne Jurtsdiction/ vnd            hat vil Flecken vnd Dörffer so vnder jhr gehören/ vnnd als Eydgenossen mit jhr verbunden            sind/ sie ist auch starck vn&#x0303; werhafft an Volck. Es sol diese Friesische Statt den            Namen bekommen haben von einem Troianer/ so Grunius genant: Munsterus sagt von einem            Francken/ doch das were dann gleiche vil/ nach dem (wie man sagen wil) Francken von den            Troianern nach zerstörung der Statt/ herkommen. Durch diese Statt sind viel schöner            Wässer von frembden Orten in vnd durch geleitet/ darzu dan&#x0303; sehr viel höltzne Roer            oder Pompen (alles mit sonderlicher Kunst vnnd Mühe gearbeit) gegangen sind. Was angehet            die freyen Künsten/ so hat dieser Statt vnd Lande einen grossen Nahmen nachgelassen/ der            einige Mann Rudolphus Agricola, welcher anfrenglich zu Löuen/ nach mals zu Ferrara in            Italien vnder dem weitberümbten Theodoro Gaza, sein Latein vnd Griechisch studiret/ daß            er endlich derselben Sprachen/ sonderlich aber &amp; Logica in der Heydelbergischen            Academia, Professor ward/ welchem nach dem er Anno 1485. daselbst gestorben/ Hermolaus            Barbarus dieses Tetrastichon verehret hat:</p>
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[167/0187] Westfrießland gelegen/ ist eine von den siebenzehen Prouintzen der Niderlanden/ vnd die erste oder Oberste vnder den vier Stenden von Westfrießland. Es ist aber Grüningen ein grosse vnd weite Statt/ vnd ist auß der Naturen oder Gelegenheit deß Orts/ vnd auch durch mittel Menschlicher Hände sehr starck vnd wol erbawet/ hat sein eigne Gesatz vnd Statuten/ Ja seine eigne Jurtsdiction/ vnd hat vil Flecken vnd Dörffer so vnder jhr gehören/ vnnd als Eydgenossen mit jhr verbunden sind/ sie ist auch starck vñ werhafft an Volck. Es sol diese Friesische Statt den Namen bekommen haben von einem Troianer/ so Grunius genant: Munsterus sagt von einem Francken/ doch das were dann gleiche vil/ nach dem (wie man sagen wil) Francken von den Troianern nach zerstörung der Statt/ herkommen. Durch diese Statt sind viel schöner Wässer von frembden Orten in vnd durch geleitet/ darzu dañ sehr viel höltzne Roer oder Pompen (alles mit sonderlicher Kunst vnnd Mühe gearbeit) gegangen sind. Was angehet die freyen Künsten/ so hat dieser Statt vnd Lande einen grossen Nahmen nachgelassen/ der einige Mann Rudolphus Agricola, welcher anfrenglich zu Löuen/ nach mals zu Ferrara in Italien vnder dem weitberümbten Theodoro Gaza, sein Latein vnd Griechisch studiret/ daß er endlich derselben Sprachen/ sonderlich aber & Logica in der Heydelbergischen Academia, Professor ward/ welchem nach dem er Anno 1485. daselbst gestorben/ Hermolaus Barbarus dieses Tetrastichon verehret hat: Inuida clauserunt hoc marmore fata Rodolphum Agricolam, Phrisii spemque decusque soli. Scilicet hoc vno meruit Germania laudis Quicquid habet Latium, Graecia quic quid habet. Diese Statt vnnd Prouintz hat vorzeiten der Graff von Embden Georgio Hertzogen zu Sachsen (Welcher ein Lehenmann Caroli Quinti gewesen) abgenommen. Als in aber bedauchte/ daß er sie den langen Weg doch nicht würde behalten vnnd beschirmen können/ hat er sie Carolo Hertzogen zu Geldern geschencket/ vmb das Jahr CHRISTI 1514. Welches Georgio zu Sachsen / als den rechten Herren der massen verdroß/ daß er hingieng/ vnnd schenckt sie Carolo Quinto/ als dem obersten Herren/ nemblich dem Keyser. Darauß dann grosser Krieg zwischen den Geldrischen vnnd Burgunder entstanden/ welche doch mit Vertrag sich geleget haben / darunder dises das fürnembst war/ daß Hertzog Carl sie besitzen solte/ als

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/187>, abgerufen am 12.12.2024.