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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Macht halben andern vorgezogen/ haben grosse Land/ vnd herrschen weit vnd fern. Die Graffen/ Herrn/ vnd ander Adel wohnen in den Landtschafften hin vnnd wider / die vnter den Fürsten gleich wie schöne Blumen leuchten. Doch sind alle Fürsten / Graffen vnnd Herrn der Kömische Käyserl. Majestät/ als jhrem höchsten Häupt/ vnderthänig vnd gehorsam/ so offt es deß Reichs Notturfft erfordert. Die Kriegsleuth geben für/ sie seyn frey/ wollen niemand denn nur vmb Sold dienen/ doch erkennen sie gleicher gestalt den Kömischen Keyser für jhren allergnedigsten Herrn. Es bedünckt sie jhrer Ehr verkleinerlich seyn/ mit Kauffmanschafft oder Handtwercken vmbzugehen/ ein gemeines Bawersweib freyen/ in einer Statt wie ein ander Bürger wohnen. Sie hassen alle Bürgerliche Händel/ bawen feste Schlösser vnnd Häuser auff die Berg/ Wäld vnd Felder / da sie mit jhrem Haußgesind frey wohnen. etliche Fürsten oder Könige sitzen bey Gericht / etliche ziehen den Kriegen nach/ etliche leben daheim von jhrem Vätterlichen Gut. In gemein so haben alle weltliche Herrn Jachten/ geben für/ daß jhnen das nur allein gebüre vnd von langen zeiten her sey gestattet worden. Die gemeine Leuth dörffen kein Hasen / Rehe/ Hirsch oder dergleichen an etlichen Orthen fangen/ dann so man solche würde betretten/ stünd es drauff daß jhnen etliche Herrschafften die Augen außstechen/ etliche auch den Kopff abschlagen lassen. Doch mag ein jeder die schädliche Thier erlegen. Die vom Adel leben stattlich/ Kleyden sich herrlich/ zieren sich mit Golt vnd Silber/ jhr tracht ist von mancherley Farben/ es seyen Manns oder Weibspersonen. Sie gehen so gemachsam vnnd züchtig/ daß die Bawersleuth sie kennen/ so bald sie nur derselben ansichtig worden. Wenn sie etwas weit reisen müssen/ thun sie es zu Pferdt vnnd nicht zu Fuß: dann es bedünckt sie diß sehr vbel stehen/ vnnd haltens für ein grosse Armuth. Wenn man sie beleidigte/ richten sie es langsamb mit Recht/ sondern es versamblen sich offtmals jhrer viel/ vnnd grieffen den Beleidiger mit Schwert vnnd Fewer an/ streifften auch auff jhn so fern sie jhn erreichen können: Also ward er gezwungen jhnen ein gleiches zu thun.

Der dritte Stand begreiffet die Bürger in Stätten/ deren etlich dem Römischen Keyser / etliche den Fürsten/ Grauen oder Herrn oder Geistlichen Praelaten vnderworffen sind.

Alle Jahr erwehlet man die Obrigkeit auß der Bürgerschafft/ denen alle Gewalt gegeben wirdt. Wenn man Peinlich Halsgericht vber einen halten will/ so setzen sich die rathsverwandten/ welche die Statt dazu erkohren/ zusammen/ die beklagten bringt man gebunden herbey /

Macht halben andern vorgezogen/ haben grosse Land/ vñ herrschen weit vnd fern. Die Graffen/ Herrn/ vnd ander Adel wohnen in den Landtschafften hin vnnd wider / die vnter den Fürsten gleich wie schöne Blumen leuchten. Doch sind alle Fürsten / Graffen vnnd Herrn der Kömische Käyserl. Majestät/ als jhrem höchsten Häupt/ vnderthänig vnd gehorsam/ so offt es deß Reichs Notturfft erfordert. Die Kriegsleuth geben für/ sie seyn frey/ wollen niemand denn nur vmb Sold dienen/ doch erkennen sie gleicher gestalt den Kömischẽ Keyser für jhren allergnedigsten Herrn. Es bedünckt sie jhrer Ehr verkleinerlich seyn/ mit Kauffmanschafft oder Handtwercken vmbzugehen/ ein gemeines Bawersweib freyen/ in einer Statt wie ein ander Bürger wohnen. Sie hassen alle Bürgerliche Händel/ bawen feste Schlösser vnnd Häuser auff die Berg/ Wäld vnd Felder / da sie mit jhrem Haußgesind frey wohnen. etliche Fürsten oder Könige sitzen bey Gericht / etliche ziehen den Kriegen nach/ etliche leben daheim von jhrem Vätterlichen Gut. In gemein so haben alle weltliche Herrn Jachten/ geben für/ daß jhnen das nur allein gebüre vnd von langen zeiten her sey gestattet worden. Die gemeine Leuth dörffen kein Hasen / Rehe/ Hirsch oder dergleichen an etlichen Orthen fangen/ dann so man solche würde betretten/ stünd es drauff daß jhnen etliche Herrschafften die Augen außstechen/ etliche auch den Kopff abschlagen lassen. Doch mag ein jeder die schädliche Thier erlegen. Die vom Adel leben stattlich/ Kleyden sich herrlich/ zieren sich mit Golt vnd Silber/ jhr tracht ist von mancherley Farben/ es seyen Manns oder Weibspersonen. Sie gehen so gemachsam vnnd züchtig/ daß die Bawersleuth sie kennen/ so bald sie nur derselben ansichtig worden. Weñ sie etwas weit reisen müssen/ thun sie es zu Pferdt vnnd nicht zu Fuß: dann es bedünckt sie diß sehr vbel stehen/ vnnd haltens für ein grosse Armuth. Wenn man sie beleidigte/ richten sie es langsamb mit Recht/ sondern es versamblen sich offtmals jhrer viel/ vnnd grieffen den Beleidiger mit Schwert vnnd Fewer an/ streifften auch auff jhn so fern sie jhn erreichen können: Also ward er gezwungen jhnen ein gleiches zu thun.

Der dritte Stand begreiffet die Bürger in Stätten/ deren etlich dem Römischen Keyser / etliche den Fürsten/ Grauen oder Herrn oder Geistlichen Praelaten vnderworffen sind.

Alle Jahr erwehlet man die Obrigkeit auß der Bürgerschafft/ denen alle Gewalt gegeben wirdt. Wenn man Peinlich Halsgericht vber einen haltẽ will/ so setzen sich die rathsverwandtẽ/ welche die Statt dazu erkohren/ zusam̃en/ die beklagten bringt man gebunden herbey /

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[158/0178] Macht halben andern vorgezogen/ haben grosse Land/ vñ herrschen weit vnd fern. Die Graffen/ Herrn/ vnd ander Adel wohnen in den Landtschafften hin vnnd wider / die vnter den Fürsten gleich wie schöne Blumen leuchten. Doch sind alle Fürsten / Graffen vnnd Herrn der Kömische Käyserl. Majestät/ als jhrem höchsten Häupt/ vnderthänig vnd gehorsam/ so offt es deß Reichs Notturfft erfordert. Die Kriegsleuth geben für/ sie seyn frey/ wollen niemand denn nur vmb Sold dienen/ doch erkennen sie gleicher gestalt den Kömischẽ Keyser für jhren allergnedigsten Herrn. Es bedünckt sie jhrer Ehr verkleinerlich seyn/ mit Kauffmanschafft oder Handtwercken vmbzugehen/ ein gemeines Bawersweib freyen/ in einer Statt wie ein ander Bürger wohnen. Sie hassen alle Bürgerliche Händel/ bawen feste Schlösser vnnd Häuser auff die Berg/ Wäld vnd Felder / da sie mit jhrem Haußgesind frey wohnen. etliche Fürsten oder Könige sitzen bey Gericht / etliche ziehen den Kriegen nach/ etliche leben daheim von jhrem Vätterlichen Gut. In gemein so haben alle weltliche Herrn Jachten/ geben für/ daß jhnen das nur allein gebüre vnd von langen zeiten her sey gestattet worden. Die gemeine Leuth dörffen kein Hasen / Rehe/ Hirsch oder dergleichen an etlichen Orthen fangen/ dann so man solche würde betretten/ stünd es drauff daß jhnen etliche Herrschafften die Augen außstechen/ etliche auch den Kopff abschlagen lassen. Doch mag ein jeder die schädliche Thier erlegen. Die vom Adel leben stattlich/ Kleyden sich herrlich/ zieren sich mit Golt vnd Silber/ jhr tracht ist von mancherley Farben/ es seyen Manns oder Weibspersonen. Sie gehen so gemachsam vnnd züchtig/ daß die Bawersleuth sie kennen/ so bald sie nur derselben ansichtig worden. Weñ sie etwas weit reisen müssen/ thun sie es zu Pferdt vnnd nicht zu Fuß: dann es bedünckt sie diß sehr vbel stehen/ vnnd haltens für ein grosse Armuth. Wenn man sie beleidigte/ richten sie es langsamb mit Recht/ sondern es versamblen sich offtmals jhrer viel/ vnnd grieffen den Beleidiger mit Schwert vnnd Fewer an/ streifften auch auff jhn so fern sie jhn erreichen können: Also ward er gezwungen jhnen ein gleiches zu thun. Der dritte Stand begreiffet die Bürger in Stätten/ deren etlich dem Römischen Keyser / etliche den Fürsten/ Grauen oder Herrn oder Geistlichen Praelaten vnderworffen sind. Alle Jahr erwehlet man die Obrigkeit auß der Bürgerschafft/ denen alle Gewalt gegeben wirdt. Wenn man Peinlich Halsgericht vber einen haltẽ will/ so setzen sich die rathsverwandtẽ/ welche die Statt dazu erkohren/ zusam̃en/ die beklagten bringt man gebunden herbey /

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/178>, abgerufen am 30.11.2024.