Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

erscheint. Schon aus gewöhnlichen Ursachen ist klar, daß also der
Bergbau auf die Edelmetalle nicht so wichtig ist, wie jener auf
die unedeln und die andern roheren bergmännischen Producte. Der
Bau auf unedle Metalle und Mineralien kann sogar wegen des
größeren Begehres darnach einen größeren Gewinn absetzen als
jener auf edle Metalle, um so mehr, da die Versendungskosten der
Letztern gegen ihren Tauschwerth sehr gering sind, und darum
die Concurrenz aller auswärtigen Länder auf dem Metallmarkte
weit mehr erleichtert ist, als bei den unedeln1) und weil bei er-
heblichem Betriebe auf edle Metalle schon eine große inländische
Consumtion erfordert wird, um dem jährlichen Erzeugnisse im
Inlande Absatz zu verschaffen. Es gehört zum guten bergmänni-
schen Betriebe, worin sich Deutschland von jeher ausgezeichnet hat,
schon ein hoher Grad der Fortschritte in den Naturwissenschaften
und in der Mechanik. Es werden aber dazu so bedeutende Kräfte
erfordert, daß nur ungeheure Capitalien, wie sie Einzelne nicht
leicht besitzen, den erwünschten Erfolg geben können, weßhalb er
sich am besten für Gesellschaften eignet. Der Bergbau ist eine
wohlthätige Erscheinung, namentlich in sonst armen Gebirgsgegen-
den, weil er einem bedeutenden Theile der Bevölkerung nutzbrin-
gende Beschäftigung gewährt. Indessen ist er wegen der mercan-
tilischen Vorliebe für die Edelmetalle oft überschätzt worden, und
auch zu weit getriebene Privatspeculationen, aufgeweckt durch
großen momentanen Gewinn, können leicht fehlschlagen, und das
Aufgeben von einzelnen oder ganzen Betrieben zur Folge haben,
wodurch viele Arbeiter brodlos und die betroffenen Gegenden sehr
arm werden können, wenn die günstigen Productions- und Absatz-
verhältnisse aufhören.

1) Ein Pfund Eisen ist nicht schwerer als 1 Pfund Gold, aber dieses hat
einen weit höheren Tausch-, und jenes einen weit höheren Gebrauchswerth. S.
Rau polit. Oeconom. I. §. 350. say Cours. II. 114. Uebers. von v. Th. II. 84-
Lotz Handb. I. 265. A. smith Inquiry. I. 258. Kraus Staatswirthsch. II 152.
storch Cours, Uebers. von Rau. I. 386. Die Stein- und Braunkohlen sind mit
dem Holze als Brennmaterial auf gleiche Stufe zu stellen.
§. 432.
2) Die Landwirthschaft.

Die Landwirthschaft ist wegen ihres Einflusses auf Wohlstand,
moralische Kraft und geselliges Zusammenleben des Volkes schon
im Anfange des Völkerlebens von der größten Wichtigkeit. Von
der Jagd gehen die mehr zerstreuten Horden zur Thierzucht über
und diese zwingt sie dann zu einem regelmäßigeren Ackerbaue. Von
Anfang ist der Ertrag desselben sehr spärlich, und erst die Verbin-

erſcheint. Schon aus gewöhnlichen Urſachen iſt klar, daß alſo der
Bergbau auf die Edelmetalle nicht ſo wichtig iſt, wie jener auf
die unedeln und die andern roheren bergmänniſchen Producte. Der
Bau auf unedle Metalle und Mineralien kann ſogar wegen des
größeren Begehres darnach einen größeren Gewinn abſetzen als
jener auf edle Metalle, um ſo mehr, da die Verſendungskoſten der
Letztern gegen ihren Tauſchwerth ſehr gering ſind, und darum
die Concurrenz aller auswärtigen Länder auf dem Metallmarkte
weit mehr erleichtert iſt, als bei den unedeln1) und weil bei er-
heblichem Betriebe auf edle Metalle ſchon eine große inländiſche
Conſumtion erfordert wird, um dem jährlichen Erzeugniſſe im
Inlande Abſatz zu verſchaffen. Es gehört zum guten bergmänni-
ſchen Betriebe, worin ſich Deutſchland von jeher ausgezeichnet hat,
ſchon ein hoher Grad der Fortſchritte in den Naturwiſſenſchaften
und in der Mechanik. Es werden aber dazu ſo bedeutende Kräfte
erfordert, daß nur ungeheure Capitalien, wie ſie Einzelne nicht
leicht beſitzen, den erwünſchten Erfolg geben können, weßhalb er
ſich am beſten für Geſellſchaften eignet. Der Bergbau iſt eine
wohlthätige Erſcheinung, namentlich in ſonſt armen Gebirgsgegen-
den, weil er einem bedeutenden Theile der Bevölkerung nutzbrin-
gende Beſchäftigung gewährt. Indeſſen iſt er wegen der mercan-
tiliſchen Vorliebe für die Edelmetalle oft überſchätzt worden, und
auch zu weit getriebene Privatſpeculationen, aufgeweckt durch
großen momentanen Gewinn, können leicht fehlſchlagen, und das
Aufgeben von einzelnen oder ganzen Betrieben zur Folge haben,
wodurch viele Arbeiter brodlos und die betroffenen Gegenden ſehr
arm werden können, wenn die günſtigen Productions- und Abſatz-
verhältniſſe aufhören.

1) Ein Pfund Eiſen iſt nicht ſchwerer als 1 Pfund Gold, aber dieſes hat
einen weit höheren Tauſch-, und jenes einen weit höheren Gebrauchswerth. S.
Rau polit. Oeconom. I. §. 350. say Cours. II. 114. Ueberſ. von v. Th. II. 84-
Lotz Handb. I. 265. A. smith Inquiry. I. 258. Kraus Staatswirthſch. II 152.
storch Cours, Ueberſ. von Rau. I. 386. Die Stein- und Braunkohlen ſind mit
dem Holze als Brennmaterial auf gleiche Stufe zu ſtellen.
§. 432.
2) Die Landwirthſchaft.

Die Landwirthſchaft iſt wegen ihres Einfluſſes auf Wohlſtand,
moraliſche Kraft und geſelliges Zuſammenleben des Volkes ſchon
im Anfange des Völkerlebens von der größten Wichtigkeit. Von
der Jagd gehen die mehr zerſtreuten Horden zur Thierzucht über
und dieſe zwingt ſie dann zu einem regelmäßigeren Ackerbaue. Von
Anfang iſt der Ertrag deſſelben ſehr ſpärlich, und erſt die Verbin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0634" n="612"/>
er&#x017F;cheint. Schon aus gewöhnlichen Ur&#x017F;achen i&#x017F;t klar, daß al&#x017F;o der<lb/>
Bergbau auf die Edelmetalle nicht &#x017F;o wichtig i&#x017F;t, wie jener auf<lb/>
die unedeln und die andern roheren bergmänni&#x017F;chen Producte. Der<lb/>
Bau auf unedle Metalle und Mineralien kann &#x017F;ogar wegen des<lb/>
größeren Begehres darnach einen größeren Gewinn ab&#x017F;etzen als<lb/>
jener auf edle Metalle, um &#x017F;o mehr, da die Ver&#x017F;endungsko&#x017F;ten der<lb/>
Letztern gegen ihren Tau&#x017F;chwerth &#x017F;ehr gering &#x017F;ind, und darum<lb/>
die Concurrenz aller auswärtigen Länder auf dem Metallmarkte<lb/>
weit mehr erleichtert i&#x017F;t, als bei den unedeln<hi rendition="#sup">1</hi>) und weil bei er-<lb/>
heblichem Betriebe auf edle Metalle &#x017F;chon eine große inländi&#x017F;che<lb/>
Con&#x017F;umtion erfordert wird, um dem jährlichen Erzeugni&#x017F;&#x017F;e im<lb/>
Inlande Ab&#x017F;atz zu ver&#x017F;chaffen. Es gehört zum guten bergmänni-<lb/>
&#x017F;chen Betriebe, worin &#x017F;ich Deut&#x017F;chland von jeher ausgezeichnet hat,<lb/>
&#x017F;chon ein hoher Grad der Fort&#x017F;chritte in den Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften<lb/>
und in der Mechanik. Es werden aber dazu &#x017F;o bedeutende Kräfte<lb/>
erfordert, daß nur ungeheure Capitalien, wie &#x017F;ie Einzelne nicht<lb/>
leicht be&#x017F;itzen, den erwün&#x017F;chten Erfolg geben können, weßhalb er<lb/>
&#x017F;ich am be&#x017F;ten für Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften eignet. Der Bergbau i&#x017F;t eine<lb/>
wohlthätige Er&#x017F;cheinung, namentlich in &#x017F;on&#x017F;t armen Gebirgsgegen-<lb/>
den, weil er einem bedeutenden Theile der Bevölkerung nutzbrin-<lb/>
gende Be&#x017F;chäftigung gewährt. Inde&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t er wegen der mercan-<lb/>
tili&#x017F;chen Vorliebe für die Edelmetalle oft über&#x017F;chätzt worden, und<lb/>
auch zu weit getriebene Privat&#x017F;peculationen, aufgeweckt durch<lb/>
großen momentanen Gewinn, können leicht fehl&#x017F;chlagen, und das<lb/>
Aufgeben von einzelnen oder ganzen Betrieben zur Folge haben,<lb/>
wodurch viele Arbeiter brodlos und die betroffenen Gegenden &#x017F;ehr<lb/>
arm werden können, wenn die gün&#x017F;tigen Productions- und Ab&#x017F;atz-<lb/>
verhältni&#x017F;&#x017F;e aufhören.</p><lb/>
                    <note place="end" n="1)">Ein Pfund Ei&#x017F;en i&#x017F;t nicht &#x017F;chwerer als 1 Pfund Gold, aber die&#x017F;es hat<lb/>
einen weit höheren Tau&#x017F;ch-, und jenes einen weit höheren Gebrauchswerth. S.<lb/><hi rendition="#g">Rau</hi> polit. Oeconom. I. §. 350. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">say</hi> Cours. II. 114.</hi> Ueber&#x017F;. von v. Th. II. 84-<lb/><hi rendition="#g">Lotz</hi> Handb. I. 265. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A. smith</hi> Inquiry. I. 258.</hi> <hi rendition="#g">Kraus</hi> Staatswirth&#x017F;ch. II 152.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">storch</hi> Cours,</hi> Ueber&#x017F;. von <hi rendition="#g">Rau</hi>. I. 386. Die Stein- und Braunkohlen &#x017F;ind mit<lb/>
dem Holze als Brennmaterial auf gleiche Stufe zu &#x017F;tellen.</note>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head> <hi rendition="#c">§. 432.<lb/>
2) <hi rendition="#g">Die Landwirth&#x017F;chaft</hi>.</hi> </head><lb/>
                    <p>Die Landwirth&#x017F;chaft i&#x017F;t wegen ihres Einflu&#x017F;&#x017F;es auf Wohl&#x017F;tand,<lb/>
morali&#x017F;che Kraft und ge&#x017F;elliges Zu&#x017F;ammenleben des Volkes &#x017F;chon<lb/>
im Anfange des Völkerlebens von der größten Wichtigkeit. Von<lb/>
der Jagd gehen die mehr zer&#x017F;treuten Horden zur Thierzucht über<lb/>
und die&#x017F;e zwingt &#x017F;ie dann zu einem regelmäßigeren Ackerbaue. Von<lb/>
Anfang i&#x017F;t der Ertrag de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;ehr &#x017F;pärlich, und er&#x017F;t die Verbin-<lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[612/0634] erſcheint. Schon aus gewöhnlichen Urſachen iſt klar, daß alſo der Bergbau auf die Edelmetalle nicht ſo wichtig iſt, wie jener auf die unedeln und die andern roheren bergmänniſchen Producte. Der Bau auf unedle Metalle und Mineralien kann ſogar wegen des größeren Begehres darnach einen größeren Gewinn abſetzen als jener auf edle Metalle, um ſo mehr, da die Verſendungskoſten der Letztern gegen ihren Tauſchwerth ſehr gering ſind, und darum die Concurrenz aller auswärtigen Länder auf dem Metallmarkte weit mehr erleichtert iſt, als bei den unedeln1) und weil bei er- heblichem Betriebe auf edle Metalle ſchon eine große inländiſche Conſumtion erfordert wird, um dem jährlichen Erzeugniſſe im Inlande Abſatz zu verſchaffen. Es gehört zum guten bergmänni- ſchen Betriebe, worin ſich Deutſchland von jeher ausgezeichnet hat, ſchon ein hoher Grad der Fortſchritte in den Naturwiſſenſchaften und in der Mechanik. Es werden aber dazu ſo bedeutende Kräfte erfordert, daß nur ungeheure Capitalien, wie ſie Einzelne nicht leicht beſitzen, den erwünſchten Erfolg geben können, weßhalb er ſich am beſten für Geſellſchaften eignet. Der Bergbau iſt eine wohlthätige Erſcheinung, namentlich in ſonſt armen Gebirgsgegen- den, weil er einem bedeutenden Theile der Bevölkerung nutzbrin- gende Beſchäftigung gewährt. Indeſſen iſt er wegen der mercan- tiliſchen Vorliebe für die Edelmetalle oft überſchätzt worden, und auch zu weit getriebene Privatſpeculationen, aufgeweckt durch großen momentanen Gewinn, können leicht fehlſchlagen, und das Aufgeben von einzelnen oder ganzen Betrieben zur Folge haben, wodurch viele Arbeiter brodlos und die betroffenen Gegenden ſehr arm werden können, wenn die günſtigen Productions- und Abſatz- verhältniſſe aufhören. ¹⁾ Ein Pfund Eiſen iſt nicht ſchwerer als 1 Pfund Gold, aber dieſes hat einen weit höheren Tauſch-, und jenes einen weit höheren Gebrauchswerth. S. Rau polit. Oeconom. I. §. 350. say Cours. II. 114. Ueberſ. von v. Th. II. 84- Lotz Handb. I. 265. A. smith Inquiry. I. 258. Kraus Staatswirthſch. II 152. storch Cours, Ueberſ. von Rau. I. 386. Die Stein- und Braunkohlen ſind mit dem Holze als Brennmaterial auf gleiche Stufe zu ſtellen. §. 432. 2) Die Landwirthſchaft. Die Landwirthſchaft iſt wegen ihres Einfluſſes auf Wohlſtand, moraliſche Kraft und geſelliges Zuſammenleben des Volkes ſchon im Anfange des Völkerlebens von der größten Wichtigkeit. Von der Jagd gehen die mehr zerſtreuten Horden zur Thierzucht über und dieſe zwingt ſie dann zu einem regelmäßigeren Ackerbaue. Von Anfang iſt der Ertrag deſſelben ſehr ſpärlich, und erſt die Verbin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/634
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/634>, abgerufen am 22.12.2024.