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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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§. 415.
Fortsetzung. 2) Kredit. a) Im Allgemeinen.

Was man unter Kredit1) versteht, ist im §. 343. schon ge-
sagt. Hat er seine Grundlage in der Persönlichkeit des Menschen,
so heißt er Personal-, hat er sie aber im Vermögen desselben,
dann wird er Realkredit genannt. Der Kredit vermehrt das
Volksvermögen nicht durch unmittelbare Production, aber er ist
ein Beförderungsmittel des Güterumlaufs und bewirkt die produc-
tive Verwendung vieler Capitalien, dieses, indem er die Capitalien
denjenigen zugänglich macht, welche sie in ihren Gewerben anwen-
den wollen, und jenes, indem er nicht blos eine Menge von Geld
entbehrlich macht und seine Stelle als Umlaufsmittel weit leichter
vertritt, sondern auch verschiedene Einrichtungen in's Leben ruft,
welche den Güterumlauf erleichtern2). Lediglich dem Kredite ver-
danken die Banken, Anweisungen und Wechsel, die Abrech-
nungen und Ueberweisungen im Verkehre ihre Existenz3).

1) Zur Literatur: Rau polit. Oeconom. I. §. 278. Nebenius, der öffentl.
Credit. I. 1-17. storch Cours, Uebers. von Rau. II. 153. say Cours. II. 284.
Uebers. von v. Th. I. 213. Lotz Handb. I. §. 70. S. 420. Murhard, Theorie
des Handels. S. 347. simonde de sismondi, Rich. Commer. I. 177. Mac-Culloch
Principles. p. 114.
Uebers. von v. Weber S. 89. Desselben Dictionnary of
Commerce-Art. Credit.
Deutsche Bearbeitung. I. 429. Genovesi Lezioni. II. 354.
Beccaria Elementi. II. 158.
2) Pinto, Traite de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771. Uebersetzt
in (v. Struensee's) Sammlung von Aufsätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat
die Wirkung des Kredits so überschätzt, daß er sogar die umlaufenden verzinslichen
Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens ansieht. Es gehört auch
hierher: Hope, Lettres on Credit. p. 5. Zachariä, Ueber das Staatsschulden-
wesen. S. 31. 42. 52. Ein Aufsatz in den Times v. 19. Dec. 1829 und v. 7.
und 30. Januar 1830. Die Schrift: Influence of the public Debt on the
Prosperity of the Country. London 1834. = Times
v. 26. Febr. 1834. S. da-
gegen Meine Versuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite ist die
Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbst Rau
scheint in seiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital ist
auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit ist dies ohne sie auch nicht, er ist
eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches
das sachliche Capital in einzelnen Gewerben zu ersetzen vermag, so daß es ander-
wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarsten durch die Betrach-
tung der Kreditanstalten.
3) Das Papiergeld ist ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel
anzusehen, wenn es ganz frei ist. Allein es ist aus dem Bisherigen gewiß klar,
daß noch allerlei andere Umstände auf seinen Bestand Einfluß haben, weßhalb es
als angemessen erscheint, dasselbe unter der Erörterung über das Geld einer Be-
trachtung zu unterwerfen.
§. 416.
Fortsetzung. b) Krediteinrichtungen insbesondere.

Die verschiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent-
stehung verdanken und als Umlaufsmittel zu betrachten sind, wur-

§. 415.
Fortſetzung. 2) Kredit. a) Im Allgemeinen.

Was man unter Kredit1) verſteht, iſt im §. 343. ſchon ge-
ſagt. Hat er ſeine Grundlage in der Perſönlichkeit des Menſchen,
ſo heißt er Perſonal-, hat er ſie aber im Vermögen deſſelben,
dann wird er Realkredit genannt. Der Kredit vermehrt das
Volksvermögen nicht durch unmittelbare Production, aber er iſt
ein Beförderungsmittel des Güterumlaufs und bewirkt die produc-
tive Verwendung vieler Capitalien, dieſes, indem er die Capitalien
denjenigen zugänglich macht, welche ſie in ihren Gewerben anwen-
den wollen, und jenes, indem er nicht blos eine Menge von Geld
entbehrlich macht und ſeine Stelle als Umlaufsmittel weit leichter
vertritt, ſondern auch verſchiedene Einrichtungen in's Leben ruft,
welche den Güterumlauf erleichtern2). Lediglich dem Kredite ver-
danken die Banken, Anweiſungen und Wechſel, die Abrech-
nungen und Ueberweiſungen im Verkehre ihre Exiſtenz3).

1) Zur Literatur: Rau polit. Oeconom. I. §. 278. Nebenius, der öffentl.
Credit. I. 1–17. storch Cours, Ueberſ. von Rau. II. 153. say Cours. II. 284.
Ueberſ. von v. Th. I. 213. Lotz Handb. I. §. 70. S. 420. Murhard, Theorie
des Handels. S. 347. simonde de sismondi, Rich. Commer. I. 177. Mac-Culloch
Principles. p. 114.
Ueberſ. von v. Weber S. 89. Deſſelben Dictionnary of
Commerce-Art. Credit.
Deutſche Bearbeitung. I. 429. Genovesi Lezioni. II. 354.
Beccaria Elementi. II. 158.
2) Pinto, Traité de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771. Ueberſetzt
in (v. Struenſee's) Sammlung von Aufſätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat
die Wirkung des Kredits ſo überſchätzt, daß er ſogar die umlaufenden verzinslichen
Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens anſieht. Es gehört auch
hierher: Hope, Lettres on Credit. p. 5. Zachariä, Ueber das Staatsſchulden-
weſen. S. 31. 42. 52. Ein Aufſatz in den Times v. 19. Dec. 1829 und v. 7.
und 30. Januar 1830. Die Schrift: Influence of the public Debt on the
Prosperity of the Country. London 1834. = Times
v. 26. Febr. 1834. S. da-
gegen Meine Verſuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite iſt die
Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbſt Rau
ſcheint in ſeiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital iſt
auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit iſt dies ohne ſie auch nicht, er iſt
eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches
das ſachliche Capital in einzelnen Gewerben zu erſetzen vermag, ſo daß es ander-
wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarſten durch die Betrach-
tung der Kreditanſtalten.
3) Das Papiergeld iſt ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel
anzuſehen, wenn es ganz frei iſt. Allein es iſt aus dem Bisherigen gewiß klar,
daß noch allerlei andere Umſtände auf ſeinen Beſtand Einfluß haben, weßhalb es
als angemeſſen erſcheint, daſſelbe unter der Erörterung über das Geld einer Be-
trachtung zu unterwerfen.
§. 416.
Fortſetzung. b) Krediteinrichtungen insbeſondere.

Die verſchiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent-
ſtehung verdanken und als Umlaufsmittel zu betrachten ſind, wur-

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[582/0604] §. 415. Fortſetzung. 2) Kredit. a) Im Allgemeinen. Was man unter Kredit1) verſteht, iſt im §. 343. ſchon ge- ſagt. Hat er ſeine Grundlage in der Perſönlichkeit des Menſchen, ſo heißt er Perſonal-, hat er ſie aber im Vermögen deſſelben, dann wird er Realkredit genannt. Der Kredit vermehrt das Volksvermögen nicht durch unmittelbare Production, aber er iſt ein Beförderungsmittel des Güterumlaufs und bewirkt die produc- tive Verwendung vieler Capitalien, dieſes, indem er die Capitalien denjenigen zugänglich macht, welche ſie in ihren Gewerben anwen- den wollen, und jenes, indem er nicht blos eine Menge von Geld entbehrlich macht und ſeine Stelle als Umlaufsmittel weit leichter vertritt, ſondern auch verſchiedene Einrichtungen in's Leben ruft, welche den Güterumlauf erleichtern2). Lediglich dem Kredite ver- danken die Banken, Anweiſungen und Wechſel, die Abrech- nungen und Ueberweiſungen im Verkehre ihre Exiſtenz3). ¹⁾ Zur Literatur: Rau polit. Oeconom. I. §. 278. Nebenius, der öffentl. Credit. I. 1–17. storch Cours, Ueberſ. von Rau. II. 153. say Cours. II. 284. Ueberſ. von v. Th. I. 213. Lotz Handb. I. §. 70. S. 420. Murhard, Theorie des Handels. S. 347. simonde de sismondi, Rich. Commer. I. 177. Mac-Culloch Principles. p. 114. Ueberſ. von v. Weber S. 89. Deſſelben Dictionnary of Commerce-Art. Credit. Deutſche Bearbeitung. I. 429. Genovesi Lezioni. II. 354. Beccaria Elementi. II. 158. ²⁾ Pinto, Traité de la circulation et du Credit. Amsterd. 1771. Ueberſetzt in (v. Struenſee's) Sammlung von Aufſätzen. Liegnitz 1776. S. 145 folg. hat die Wirkung des Kredits ſo überſchätzt, daß er ſogar die umlaufenden verzinslichen Obligationen für eine Vermehrung des Volksvermögens anſieht. Es gehört auch hierher: Hope, Lettres on Credit. p. 5. Zachariä, Ueber das Staatsſchulden- weſen. S. 31. 42. 52. Ein Aufſatz in den Times v. 19. Dec. 1829 und v. 7. und 30. Januar 1830. Die Schrift: Influence of the public Debt on the Prosperity of the Country. London 1834. = Times v. 26. Febr. 1834. S. da- gegen Meine Verſuche über Staatskredit. S. 487. Auf der andern Seite iſt die Wirkung des Kredits auch nicht immer genug gewürdigt worden. Selbſt Rau ſcheint in ſeiner Betrachtung nicht tief genug zu dringen. Denn das Capital iſt auch ohne Arbeit nicht nutzbringend; der Kredit iſt dies ohne ſie auch nicht, er iſt eine Art von National- und Privatcapital, ein äußeres immaterielles Gut, welches das ſachliche Capital in einzelnen Gewerben zu erſetzen vermag, ſo daß es ander- wärts productiv verwendet werden kann. Dies wird am klarſten durch die Betrach- tung der Kreditanſtalten. ³⁾ Das Papiergeld iſt ebenfalls als ein auf Kredit berechnendes Umlaufsmittel anzuſehen, wenn es ganz frei iſt. Allein es iſt aus dem Bisherigen gewiß klar, daß noch allerlei andere Umſtände auf ſeinen Beſtand Einfluß haben, weßhalb es als angemeſſen erſcheint, daſſelbe unter der Erörterung über das Geld einer Be- trachtung zu unterwerfen. §. 416. Fortſetzung. b) Krediteinrichtungen insbeſondere. Die verſchiedenen Einrichtungen, welche dem Kredite ihre Ent- ſtehung verdanken und als Umlaufsmittel zu betrachten ſind, wur-

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/604>, abgerufen am 25.11.2024.