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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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6) Dies findet nach den oben angegebenen Prinzipien des Tauschwerthes Statt
(§. 402.). Die in einem Lande vorhandene Geldmenge regulirt sich aber immer
so viel als möglich nach dem Bedarfe daran. Ist a) zu viel in demselben, so sinkt
sein Tauschwerth, so wie der des Metallgeldes, und der Tauschwerth der anderen
Waaren, Nutzungen und Leistungen steigt relativ gegen jenen, wenn er an sich auch
nicht größer geworden ist, d. h. man gibt mehr Edelmetall oder Metallgeld dafür,
als zuvor und dadurch wird das Ausland angezogen, in diesem Lande Waaren gegen
Gold abzusetzen und dieses mitzunehmen, was so lange fortgeht, bis das Gleich-
gewicht wieder hergestellt ist. Ist b) zu wenig in demselben, so steigt sein Tausch-
werth und jener des Metallgeldes, woraus ein relatives Sinken des Tauschwerthes
der andern Waaren, der Nutzungen und Leistungen entsteht, d. h. bewirkt wird,
daß man mehr Waaren u. s. w. für das Edelmetall und Metallgeld gibt und
wegen dieser Wohlfeilheit der Güter, Nutzungen und Leistungen das Ausland zum
Eintausche mit seinem Gelde angezogen wird, bis das Gleichgewicht: abermals her-
gestellt ist. Ist c) zu viel Metallgeld im Verhältnisse zu dem anderweitigen Ver-
brauche der Edelmetalle vorhanden, so finden nicht blos die Erscheinungen unter a
Statt, sondern es wird auch Metallgeld eingeschmolzen, bis das Gleichgewicht wieder
hergestellt ist, da der Tauschwerth des Metallgeldes gegen jenen des Edelmetalls
gefallen, also jener des Letzteren gestiegen war. Ist aber d) zu wenig Metallgeld
im Verhältnisse zum übrigen Verbrauche des Edelmetalls vorhanden, so steigt sein
Tauschwerth gegen jenen des Letzteren und es treten nicht die Erscheinungen von b
ein, sondern man wendet die Edelmetalle von ihrem andern Gebrauche jetzt mehr
ab, und der Münze zu, bis auch hier wieder das gehörige Verhältniß besteht.
Man darf sich aber nicht vorstellen, als ob diese Veränderungen ohne Hindernisse
rasch auf einander folgten. Es gibt im Gegentheile allerlei entgegenwirkende Um-
stände, welche diese Erscheinungen zwar nicht unmöglich machen, aber doch aufhalten.
Es gehören hierher a) die Aus- und Einfuhrverbote; b) die Auslagen, welche mit
der Waaren- und Metallsendung von einem Lande zum andern verbunden sind,
und also den Preis derselben erhöhen; c) der Umstand, daß an sich die Erscheinung
der Waaren und Metalle auf dem vortheilhaften Markte nicht auf einmal erscheinen
und folglich in einem Lande in verschiedenen Bezirken und bei verschiedenen Waa-
ren, Nutzungen und Leistungen eine Mischung obiger Erscheinungen eintreten kann;
d) der Umstand, daß bei hohen Preisen die Concurrenz der Producenten, Handels-
leute, Ausleihenden und Dienstleistenden zunimmt und eine Verminderung der Preise
dadurch veranlaßt wird, die dem ersteren Grunde der Erhöhung wieder einigermaßen
entgegenwirkt, und daß bei niedrigeren Preisen, Nutzungen und Leistungen ein
Streben entsteht, die Production zu verbessern und sich verhältnißmäßig mehr ein-
zuschränken, um die Güter, Nutzungen und Leistungen auch wohlfeiler geben zu
können, damit man von der Concurrenz nicht ausgeschlossen bleibe; und endlich
e) das Bestreben der Gewerbsunternehmer, ihrerseits der Verwohlfeilerung der
Producte, Nutzungen und Leistungen entgegen zu arbeiten. Allgemeiner ausdrückend
kann man alle diese Punkte damit zusammenfassen, daß es die vielen andern Um-
stände, welche den freien Verkehr hindern, und diejenigen, welche den Preis
reguliren, sind, wodurch jener Wirkung des Tauschwerthes begegnet wird. S. auch
Rau polit. Oeconom. I. §. 268 folg. Nebenius, Der öffentliche Credit. I. 99.
storch Cours, Uebers. von Rau. I. 480. Ricardo Principles. pag. 481 folg.
A. smith Inquiry. II. 108. 240. Meine Versuche. S. 74 folg. senior, Three
Lectures on the transmission of precions Metals. London 1830.
Diese Sätze sind
zugleich eine Widerlegung des mercantilischen Systems.
7) Ueber die verschiedenen Tauschwerthsverhältnisse von Gold und Silber in
verschiedenen Ländern und Zeiten finden sich Untersuchungen in: Meinen Ver-
suchen. S. 93. 101. 163. 167 u. 168. Gioja Nuovo Prospetto. III. pag. 102.
Genovesi Lezioni II. 325. Galiani Della Moneta. II. p. 20.
S. oben §. 328.
Note 5. Tooke a. a. O. I. 21.
8) Berechnungen über die wirklich vorhandene Geldmenge in einzelnen Ländern
und Erdtheilen finden sich angeführt bei Rau polit. Oeconom. I. §. 266. storch
Cours,
Uebers. von Rau. III. 50. Auch in meinen Versuchen S. 104. Ueber
die Metallproduction auf der Erde finden sich Berechnungen bei W. Jacob, An
6) Dies findet nach den oben angegebenen Prinzipien des Tauſchwerthes Statt
(§. 402.). Die in einem Lande vorhandene Geldmenge regulirt ſich aber immer
ſo viel als möglich nach dem Bedarfe daran. Iſt a) zu viel in demſelben, ſo ſinkt
ſein Tauſchwerth, ſo wie der des Metallgeldes, und der Tauſchwerth der anderen
Waaren, Nutzungen und Leiſtungen ſteigt relativ gegen jenen, wenn er an ſich auch
nicht größer geworden iſt, d. h. man gibt mehr Edelmetall oder Metallgeld dafür,
als zuvor und dadurch wird das Ausland angezogen, in dieſem Lande Waaren gegen
Gold abzuſetzen und dieſes mitzunehmen, was ſo lange fortgeht, bis das Gleich-
gewicht wieder hergeſtellt iſt. Iſt b) zu wenig in demſelben, ſo ſteigt ſein Tauſch-
werth und jener des Metallgeldes, woraus ein relatives Sinken des Tauſchwerthes
der andern Waaren, der Nutzungen und Leiſtungen entſteht, d. h. bewirkt wird,
daß man mehr Waaren u. ſ. w. für das Edelmetall und Metallgeld gibt und
wegen dieſer Wohlfeilheit der Güter, Nutzungen und Leiſtungen das Ausland zum
Eintauſche mit ſeinem Gelde angezogen wird, bis das Gleichgewicht: abermals her-
geſtellt iſt. Iſt c) zu viel Metallgeld im Verhältniſſe zu dem anderweitigen Ver-
brauche der Edelmetalle vorhanden, ſo finden nicht blos die Erſcheinungen unter a
Statt, ſondern es wird auch Metallgeld eingeſchmolzen, bis das Gleichgewicht wieder
hergeſtellt iſt, da der Tauſchwerth des Metallgeldes gegen jenen des Edelmetalls
gefallen, alſo jener des Letzteren geſtiegen war. Iſt aber d) zu wenig Metallgeld
im Verhältniſſe zum übrigen Verbrauche des Edelmetalls vorhanden, ſo ſteigt ſein
Tauſchwerth gegen jenen des Letzteren und es treten nicht die Erſcheinungen von b
ein, ſondern man wendet die Edelmetalle von ihrem andern Gebrauche jetzt mehr
ab, und der Münze zu, bis auch hier wieder das gehörige Verhältniß beſteht.
Man darf ſich aber nicht vorſtellen, als ob dieſe Veränderungen ohne Hinderniſſe
raſch auf einander folgten. Es gibt im Gegentheile allerlei entgegenwirkende Um-
ſtände, welche dieſe Erſcheinungen zwar nicht unmöglich machen, aber doch aufhalten.
Es gehören hierher a) die Aus- und Einfuhrverbote; b) die Auslagen, welche mit
der Waaren- und Metallſendung von einem Lande zum andern verbunden ſind,
und alſo den Preis derſelben erhöhen; c) der Umſtand, daß an ſich die Erſcheinung
der Waaren und Metalle auf dem vortheilhaften Markte nicht auf einmal erſcheinen
und folglich in einem Lande in verſchiedenen Bezirken und bei verſchiedenen Waa-
ren, Nutzungen und Leiſtungen eine Miſchung obiger Erſcheinungen eintreten kann;
d) der Umſtand, daß bei hohen Preiſen die Concurrenz der Producenten, Handels-
leute, Ausleihenden und Dienſtleiſtenden zunimmt und eine Verminderung der Preiſe
dadurch veranlaßt wird, die dem erſteren Grunde der Erhöhung wieder einigermaßen
entgegenwirkt, und daß bei niedrigeren Preiſen, Nutzungen und Leiſtungen ein
Streben entſteht, die Production zu verbeſſern und ſich verhältnißmäßig mehr ein-
zuſchränken, um die Güter, Nutzungen und Leiſtungen auch wohlfeiler geben zu
können, damit man von der Concurrenz nicht ausgeſchloſſen bleibe; und endlich
e) das Beſtreben der Gewerbsunternehmer, ihrerſeits der Verwohlfeilerung der
Producte, Nutzungen und Leiſtungen entgegen zu arbeiten. Allgemeiner ausdrückend
kann man alle dieſe Punkte damit zuſammenfaſſen, daß es die vielen andern Um-
ſtände, welche den freien Verkehr hindern, und diejenigen, welche den Preis
reguliren, ſind, wodurch jener Wirkung des Tauſchwerthes begegnet wird. S. auch
Rau polit. Oeconom. I. §. 268 folg. Nebenius, Der öffentliche Credit. I. 99.
storch Cours, Ueberſ. von Rau. I. 480. Ricardo Principles. pag. 481 folg.
A. smith Inquiry. II. 108. 240. Meine Verſuche. S. 74 folg. senior, Three
Lectures on the transmission of precions Metals. London 1830.
Dieſe Sätze ſind
zugleich eine Widerlegung des mercantiliſchen Syſtems.
7) Ueber die verſchiedenen Tauſchwerthsverhältniſſe von Gold und Silber in
verſchiedenen Ländern und Zeiten finden ſich Unterſuchungen in: Meinen Ver-
ſuchen. S. 93. 101. 163. 167 u. 168. Gioja Nuovo Prospetto. III. pag. 102.
Genovesi Lezioni II. 325. Galiani Della Moneta. II. p. 20.
S. oben §. 328.
Note 5. Tooke a. a. O. I. 21.
8) Berechnungen über die wirklich vorhandene Geldmenge in einzelnen Ländern
und Erdtheilen finden ſich angeführt bei Rau polit. Oeconom. I. §. 266. storch
Cours,
Ueberſ. von Rau. III. 50. Auch in meinen Verſuchen S. 104. Ueber
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[575/0597] ⁶⁾ Dies findet nach den oben angegebenen Prinzipien des Tauſchwerthes Statt (§. 402.). Die in einem Lande vorhandene Geldmenge regulirt ſich aber immer ſo viel als möglich nach dem Bedarfe daran. Iſt a) zu viel in demſelben, ſo ſinkt ſein Tauſchwerth, ſo wie der des Metallgeldes, und der Tauſchwerth der anderen Waaren, Nutzungen und Leiſtungen ſteigt relativ gegen jenen, wenn er an ſich auch nicht größer geworden iſt, d. h. man gibt mehr Edelmetall oder Metallgeld dafür, als zuvor und dadurch wird das Ausland angezogen, in dieſem Lande Waaren gegen Gold abzuſetzen und dieſes mitzunehmen, was ſo lange fortgeht, bis das Gleich- gewicht wieder hergeſtellt iſt. Iſt b) zu wenig in demſelben, ſo ſteigt ſein Tauſch- werth und jener des Metallgeldes, woraus ein relatives Sinken des Tauſchwerthes der andern Waaren, der Nutzungen und Leiſtungen entſteht, d. h. bewirkt wird, daß man mehr Waaren u. ſ. w. für das Edelmetall und Metallgeld gibt und wegen dieſer Wohlfeilheit der Güter, Nutzungen und Leiſtungen das Ausland zum Eintauſche mit ſeinem Gelde angezogen wird, bis das Gleichgewicht: abermals her- geſtellt iſt. Iſt c) zu viel Metallgeld im Verhältniſſe zu dem anderweitigen Ver- brauche der Edelmetalle vorhanden, ſo finden nicht blos die Erſcheinungen unter a Statt, ſondern es wird auch Metallgeld eingeſchmolzen, bis das Gleichgewicht wieder hergeſtellt iſt, da der Tauſchwerth des Metallgeldes gegen jenen des Edelmetalls gefallen, alſo jener des Letzteren geſtiegen war. Iſt aber d) zu wenig Metallgeld im Verhältniſſe zum übrigen Verbrauche des Edelmetalls vorhanden, ſo ſteigt ſein Tauſchwerth gegen jenen des Letzteren und es treten nicht die Erſcheinungen von b ein, ſondern man wendet die Edelmetalle von ihrem andern Gebrauche jetzt mehr ab, und der Münze zu, bis auch hier wieder das gehörige Verhältniß beſteht. Man darf ſich aber nicht vorſtellen, als ob dieſe Veränderungen ohne Hinderniſſe raſch auf einander folgten. Es gibt im Gegentheile allerlei entgegenwirkende Um- ſtände, welche dieſe Erſcheinungen zwar nicht unmöglich machen, aber doch aufhalten. Es gehören hierher a) die Aus- und Einfuhrverbote; b) die Auslagen, welche mit der Waaren- und Metallſendung von einem Lande zum andern verbunden ſind, und alſo den Preis derſelben erhöhen; c) der Umſtand, daß an ſich die Erſcheinung der Waaren und Metalle auf dem vortheilhaften Markte nicht auf einmal erſcheinen und folglich in einem Lande in verſchiedenen Bezirken und bei verſchiedenen Waa- ren, Nutzungen und Leiſtungen eine Miſchung obiger Erſcheinungen eintreten kann; d) der Umſtand, daß bei hohen Preiſen die Concurrenz der Producenten, Handels- leute, Ausleihenden und Dienſtleiſtenden zunimmt und eine Verminderung der Preiſe dadurch veranlaßt wird, die dem erſteren Grunde der Erhöhung wieder einigermaßen entgegenwirkt, und daß bei niedrigeren Preiſen, Nutzungen und Leiſtungen ein Streben entſteht, die Production zu verbeſſern und ſich verhältnißmäßig mehr ein- zuſchränken, um die Güter, Nutzungen und Leiſtungen auch wohlfeiler geben zu können, damit man von der Concurrenz nicht ausgeſchloſſen bleibe; und endlich e) das Beſtreben der Gewerbsunternehmer, ihrerſeits der Verwohlfeilerung der Producte, Nutzungen und Leiſtungen entgegen zu arbeiten. Allgemeiner ausdrückend kann man alle dieſe Punkte damit zuſammenfaſſen, daß es die vielen andern Um- ſtände, welche den freien Verkehr hindern, und diejenigen, welche den Preis reguliren, ſind, wodurch jener Wirkung des Tauſchwerthes begegnet wird. S. auch Rau polit. Oeconom. I. §. 268 folg. Nebenius, Der öffentliche Credit. I. 99. storch Cours, Ueberſ. von Rau. I. 480. Ricardo Principles. pag. 481 folg. A. smith Inquiry. II. 108. 240. Meine Verſuche. S. 74 folg. senior, Three Lectures on the transmission of precions Metals. London 1830. Dieſe Sätze ſind zugleich eine Widerlegung des mercantiliſchen Syſtems. ⁷⁾ Ueber die verſchiedenen Tauſchwerthsverhältniſſe von Gold und Silber in verſchiedenen Ländern und Zeiten finden ſich Unterſuchungen in: Meinen Ver- ſuchen. S. 93. 101. 163. 167 u. 168. Gioja Nuovo Prospetto. III. pag. 102. Genovesi Lezioni II. 325. Galiani Della Moneta. II. p. 20. S. oben §. 328. Note 5. Tooke a. a. O. I. 21. ⁸⁾ Berechnungen über die wirklich vorhandene Geldmenge in einzelnen Ländern und Erdtheilen finden ſich angeführt bei Rau polit. Oeconom. I. §. 266. storch Cours, Ueberſ. von Rau. III. 50. Auch in meinen Verſuchen S. 104. Ueber die Metallproduction auf der Erde finden ſich Berechnungen bei W. Jacob, An

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/597>, abgerufen am 22.11.2024.