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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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geschenken ist die Entwickelung des Menschen in geradem Verhält-
nisse zu seiner Arbeit, und die Geschichte lehrt auch, daß die Ver-
besserungen in der Arbeit neue Beweise und Ursachen von den
Fortschritten der Menschheit sind1). Es werden aber zugleich
durch die Arbeit der Menschen die rohen Naturproducte so durch
chemische und mechanische Einwirkung verändert und ihre Werthe
werden dermaßen durch sie erhöhet, daß es oft ganz unmöglich ist,
sie wieder zu erkennen2). Es ist also in dieser Beziehung die
Arbeit die vorzüglichste und eigentliche Quelle des Vermögens,
und Alles, was ihre Wirksamkeit erhöht, steigert auch die Wohl-
fahrt der Völker. Da die Arbeit aber einen sicheren Gegenstand
haben muß, so ist die erste Bedingung der Erhöhung ihrer Wirk-
samkeit: 1) die Sicherheit des Eigenthums. Das Eigenthum
hat nur in der Arbeit seinen Ursprung, und sollte diese auch blos
in jener der Besitzergreifung und Vertheidigung des von der Natur
Dargebotenen bestehen. So erwerben sich die Völkerstämme ihr
Eigenthum, so auch die Einzelnen ihre Antheile an dem gemein-
schaftlichen Gute. Die Geschichte beweist dies eben so gründlich,
wie es aus Vernunftgründen angenommen werden muß. Wo man
sich nun aber der körperlichen oder geistigen Producte seiner Arbeit
nicht mit Sicherheit erfreuen kann, da wird man auch nicht
arbeitsam sein und keine Verbesserung in der Arbeit einführen3).
Alle Anstalten und Thätigkeiten, welche die Sicherheit des Eigen-
thums bewirken, sind daher Mittel zur Erhöhung der productiven
Wirkung der Arbeit. Die zweite Bedingung einer productiven
Wirkung der Arbeit ist 2) die geistige Entwickelung. Ohne
das geistige Element, welches den Körper des Menschen überhaupt
in Bewegung setzt und dieser Lezteren ihre dem Zwecke entsprechende
Richtung vorschreibt, kann es keine productive Arbeit geben. Die
Erfahrung zeigt, daß, so groß auch die körperliche Kraft sein
mag, die Arbeitsunfähigkeit des Menschen immer um so geringer
ist und wird, nicht blos je geringer die Geistesanlagen an sich,
sondern auch je weniger sie ausgebildet sind und werden. Deßhalb
hängt die productive Wirkung der Arbeit, wie ebenfalls die Ge-
schichte zeigt, von allen jenen Anstalten und Thätigkeiten ab, welche
die geistige Entwickelung der Menschen befördern. Unter diesen
beiden Bedingungen wird den Erfolg der Arbeit noch bedingen
3) die Anzahl und körperliche Geschicklichkeit des arbei-
tenden Theiles der Bevölkerung. Diese Bedingung der nutzbaren
Wirkung der Arbeit kann niemals die zweite genannte ersetzen.
Wohl aber können wenige recht unterrichtete Arbeiter eben so viel
und noch mehr leisten als viele gar nicht oder wenig unterrichtete.

geſchenken iſt die Entwickelung des Menſchen in geradem Verhält-
niſſe zu ſeiner Arbeit, und die Geſchichte lehrt auch, daß die Ver-
beſſerungen in der Arbeit neue Beweiſe und Urſachen von den
Fortſchritten der Menſchheit ſind1). Es werden aber zugleich
durch die Arbeit der Menſchen die rohen Naturproducte ſo durch
chemiſche und mechaniſche Einwirkung verändert und ihre Werthe
werden dermaßen durch ſie erhöhet, daß es oft ganz unmöglich iſt,
ſie wieder zu erkennen2). Es iſt alſo in dieſer Beziehung die
Arbeit die vorzüglichſte und eigentliche Quelle des Vermögens,
und Alles, was ihre Wirkſamkeit erhöht, ſteigert auch die Wohl-
fahrt der Völker. Da die Arbeit aber einen ſicheren Gegenſtand
haben muß, ſo iſt die erſte Bedingung der Erhöhung ihrer Wirk-
ſamkeit: 1) die Sicherheit des Eigenthums. Das Eigenthum
hat nur in der Arbeit ſeinen Urſprung, und ſollte dieſe auch blos
in jener der Beſitzergreifung und Vertheidigung des von der Natur
Dargebotenen beſtehen. So erwerben ſich die Völkerſtämme ihr
Eigenthum, ſo auch die Einzelnen ihre Antheile an dem gemein-
ſchaftlichen Gute. Die Geſchichte beweist dies eben ſo gründlich,
wie es aus Vernunftgründen angenommen werden muß. Wo man
ſich nun aber der körperlichen oder geiſtigen Producte ſeiner Arbeit
nicht mit Sicherheit erfreuen kann, da wird man auch nicht
arbeitſam ſein und keine Verbeſſerung in der Arbeit einführen3).
Alle Anſtalten und Thätigkeiten, welche die Sicherheit des Eigen-
thums bewirken, ſind daher Mittel zur Erhöhung der productiven
Wirkung der Arbeit. Die zweite Bedingung einer productiven
Wirkung der Arbeit iſt 2) die geiſtige Entwickelung. Ohne
das geiſtige Element, welches den Körper des Menſchen überhaupt
in Bewegung ſetzt und dieſer Lezteren ihre dem Zwecke entſprechende
Richtung vorſchreibt, kann es keine productive Arbeit geben. Die
Erfahrung zeigt, daß, ſo groß auch die körperliche Kraft ſein
mag, die Arbeitsunfähigkeit des Menſchen immer um ſo geringer
iſt und wird, nicht blos je geringer die Geiſtesanlagen an ſich,
ſondern auch je weniger ſie ausgebildet ſind und werden. Deßhalb
hängt die productive Wirkung der Arbeit, wie ebenfalls die Ge-
ſchichte zeigt, von allen jenen Anſtalten und Thätigkeiten ab, welche
die geiſtige Entwickelung der Menſchen befördern. Unter dieſen
beiden Bedingungen wird den Erfolg der Arbeit noch bedingen
3) die Anzahl und körperliche Geſchicklichkeit des arbei-
tenden Theiles der Bevölkerung. Dieſe Bedingung der nutzbaren
Wirkung der Arbeit kann niemals die zweite genannte erſetzen.
Wohl aber können wenige recht unterrichtete Arbeiter eben ſo viel
und noch mehr leiſten als viele gar nicht oder wenig unterrichtete.

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[558/0580] geſchenken iſt die Entwickelung des Menſchen in geradem Verhält- niſſe zu ſeiner Arbeit, und die Geſchichte lehrt auch, daß die Ver- beſſerungen in der Arbeit neue Beweiſe und Urſachen von den Fortſchritten der Menſchheit ſind1). Es werden aber zugleich durch die Arbeit der Menſchen die rohen Naturproducte ſo durch chemiſche und mechaniſche Einwirkung verändert und ihre Werthe werden dermaßen durch ſie erhöhet, daß es oft ganz unmöglich iſt, ſie wieder zu erkennen2). Es iſt alſo in dieſer Beziehung die Arbeit die vorzüglichſte und eigentliche Quelle des Vermögens, und Alles, was ihre Wirkſamkeit erhöht, ſteigert auch die Wohl- fahrt der Völker. Da die Arbeit aber einen ſicheren Gegenſtand haben muß, ſo iſt die erſte Bedingung der Erhöhung ihrer Wirk- ſamkeit: 1) die Sicherheit des Eigenthums. Das Eigenthum hat nur in der Arbeit ſeinen Urſprung, und ſollte dieſe auch blos in jener der Beſitzergreifung und Vertheidigung des von der Natur Dargebotenen beſtehen. So erwerben ſich die Völkerſtämme ihr Eigenthum, ſo auch die Einzelnen ihre Antheile an dem gemein- ſchaftlichen Gute. Die Geſchichte beweist dies eben ſo gründlich, wie es aus Vernunftgründen angenommen werden muß. Wo man ſich nun aber der körperlichen oder geiſtigen Producte ſeiner Arbeit nicht mit Sicherheit erfreuen kann, da wird man auch nicht arbeitſam ſein und keine Verbeſſerung in der Arbeit einführen3). Alle Anſtalten und Thätigkeiten, welche die Sicherheit des Eigen- thums bewirken, ſind daher Mittel zur Erhöhung der productiven Wirkung der Arbeit. Die zweite Bedingung einer productiven Wirkung der Arbeit iſt 2) die geiſtige Entwickelung. Ohne das geiſtige Element, welches den Körper des Menſchen überhaupt in Bewegung ſetzt und dieſer Lezteren ihre dem Zwecke entſprechende Richtung vorſchreibt, kann es keine productive Arbeit geben. Die Erfahrung zeigt, daß, ſo groß auch die körperliche Kraft ſein mag, die Arbeitsunfähigkeit des Menſchen immer um ſo geringer iſt und wird, nicht blos je geringer die Geiſtesanlagen an ſich, ſondern auch je weniger ſie ausgebildet ſind und werden. Deßhalb hängt die productive Wirkung der Arbeit, wie ebenfalls die Ge- ſchichte zeigt, von allen jenen Anſtalten und Thätigkeiten ab, welche die geiſtige Entwickelung der Menſchen befördern. Unter dieſen beiden Bedingungen wird den Erfolg der Arbeit noch bedingen 3) die Anzahl und körperliche Geſchicklichkeit des arbei- tenden Theiles der Bevölkerung. Dieſe Bedingung der nutzbaren Wirkung der Arbeit kann niemals die zweite genannte erſetzen. Wohl aber können wenige recht unterrichtete Arbeiter eben ſo viel und noch mehr leiſten als viele gar nicht oder wenig unterrichtete.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/580>, abgerufen am 25.11.2024.