Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

sind auch die Momente der Vergleichung verschiedener Anlagsmetho-
den. Man kann aber wählen zwischen den Anlagen auf Privat-
obligationen, Actien, Gemeindeobligationen und Staatspapiere,
unter welchen Lezteren es, wie gesehen, verschiedene Arten gibt
(§. 336.). Es gehören dazu die genauesten Kenntnisse von den
Verhältnissen dieser Personen, Gesellschaften, Gemeinden und Staa-
ten, welche ihren Kredit bestimmen3).

1) Die Gründe dieser Wahl sind meistens persönlicher Natur, z. B. Untaug-
lichkeit zu einem Gewerbe, Bequemlichkeit, Hoffnung auf außerordentliche Gewinnste.
2) Diese sind sehr manchfacher Art; gewissermaßen ist auch hierher zu zählen,
daß manche bei der Anlage die Bequemlichkeit des leichten Austausches der Obliga-
tionen, der Aufkündbarkeit u. dgl., manche aber die Festigkeit der Anlage, Unauf-
kündbarkeit vorziehen. Zu Schenkungen zieht man eine Anlagsart der anderen, z. B.
Staatspapiere und Actien den Privatobligationen vor u. dgl. m.
3) Je ausgedehnter das Capitaliengeschäft ist, desto mehr gründliche Kenntnisse
setzt es voraus, in den verschiedenen Abstufungen zwischen dem politischen und Pri-
vatleben, diese mitgerechnet. S. Meine Versuche. S. 471 folg.
Zweites Hauptstück.
Umsatz-Betriebslehre.
§. 362. a.

Die Umsatz-Betriebslehre stellt die Grundsätze und Regeln
auf, nach welchen das Umsatzgewerbe (das Handels- und Leih-
gewerbe) als ein zusammenhängendes Gewerbe geleitet werden soll,
um daraus den größten Vortheil zu beziehen1).

1) In ihrem ganzen Umfange ist diese Abtheilung der Umsatz-Gewerbslehre
nicht abgehandelt, obschon es eine unverzeihliche Menge von Schriften über kauf-
männische Briefstellerei, Buchhalterei, Contorwissenschaft u. dgl. gibt.
I. Von den allgemeinen Bedürfnissen des Umsatz-
Betriebes.
§. 363.
1) Naturmittel; 2) Verkehrsmittel; 3) Arbeiter.

Die allgemeinen Erfordernisse zum Betriebe des Umsatzgewerbes,
insbesondere eines Handlungsgeschäftes1), sind zwar von denen der
anderen Gewerbe verschieden, lassen sich aber doch unter den auch
dort aufgestellten Abtheilungen betrachten. Es gehören hierher:

1) Naturmittel. Diese sind a) der Grund und Boden
für die Anlage der Gewerbsgebäude, von dessen Lage und Beschaf-
fenheit sehr viel abhängt, weil jene auf den Absatz, diese aber auf
die Güte der Waaren, z. B. Sicherung vor Feuchtigkeit, von
Einfluß ist; b) die von der Natur dargebotenen Gewässer, die

ſind auch die Momente der Vergleichung verſchiedener Anlagsmetho-
den. Man kann aber wählen zwiſchen den Anlagen auf Privat-
obligationen, Actien, Gemeindeobligationen und Staatspapiere,
unter welchen Lezteren es, wie geſehen, verſchiedene Arten gibt
(§. 336.). Es gehören dazu die genaueſten Kenntniſſe von den
Verhältniſſen dieſer Perſonen, Geſellſchaften, Gemeinden und Staa-
ten, welche ihren Kredit beſtimmen3).

1) Die Gründe dieſer Wahl ſind meiſtens perſönlicher Natur, z. B. Untaug-
lichkeit zu einem Gewerbe, Bequemlichkeit, Hoffnung auf außerordentliche Gewinnſte.
2) Dieſe ſind ſehr manchfacher Art; gewiſſermaßen iſt auch hierher zu zählen,
daß manche bei der Anlage die Bequemlichkeit des leichten Austauſches der Obliga-
tionen, der Aufkündbarkeit u. dgl., manche aber die Feſtigkeit der Anlage, Unauf-
kündbarkeit vorziehen. Zu Schenkungen zieht man eine Anlagsart der anderen, z. B.
Staatspapiere und Actien den Privatobligationen vor u. dgl. m.
3) Je ausgedehnter das Capitaliengeſchäft iſt, deſto mehr gründliche Kenntniſſe
ſetzt es voraus, in den verſchiedenen Abſtufungen zwiſchen dem politiſchen und Pri-
vatleben, dieſe mitgerechnet. S. Meine Verſuche. S. 471 folg.
Zweites Hauptſtück.
Umſatz-Betriebslehre.
§. 362. a.

Die Umſatz-Betriebslehre ſtellt die Grundſätze und Regeln
auf, nach welchen das Umſatzgewerbe (das Handels- und Leih-
gewerbe) als ein zuſammenhängendes Gewerbe geleitet werden ſoll,
um daraus den größten Vortheil zu beziehen1).

1) In ihrem ganzen Umfange iſt dieſe Abtheilung der Umſatz-Gewerbslehre
nicht abgehandelt, obſchon es eine unverzeihliche Menge von Schriften über kauf-
männiſche Briefſtellerei, Buchhalterei, Contorwiſſenſchaft u. dgl. gibt.
I. Von den allgemeinen Bedürfniſſen des Umſatz-
Betriebes.
§. 363.
1) Naturmittel; 2) Verkehrsmittel; 3) Arbeiter.

Die allgemeinen Erforderniſſe zum Betriebe des Umſatzgewerbes,
insbeſondere eines Handlungsgeſchäftes1), ſind zwar von denen der
anderen Gewerbe verſchieden, laſſen ſich aber doch unter den auch
dort aufgeſtellten Abtheilungen betrachten. Es gehören hierher:

1) Naturmittel. Dieſe ſind a) der Grund und Boden
für die Anlage der Gewerbsgebäude, von deſſen Lage und Beſchaf-
fenheit ſehr viel abhängt, weil jene auf den Abſatz, dieſe aber auf
die Güte der Waaren, z. B. Sicherung vor Feuchtigkeit, von
Einfluß iſt; b) die von der Natur dargebotenen Gewäſſer, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0512" n="490"/>
&#x017F;ind auch die Momente der Vergleichung ver&#x017F;chiedener Anlagsmetho-<lb/>
den. Man kann aber wählen zwi&#x017F;chen den Anlagen auf Privat-<lb/>
obligationen, Actien, Gemeindeobligationen und Staatspapiere,<lb/>
unter welchen Lezteren es, wie ge&#x017F;ehen, ver&#x017F;chiedene Arten gibt<lb/>
(§. 336.). Es gehören dazu die genaue&#x017F;ten Kenntni&#x017F;&#x017F;e von den<lb/>
Verhältni&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;er Per&#x017F;onen, Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, Gemeinden und Staa-<lb/>
ten, welche ihren Kredit be&#x017F;timmen<hi rendition="#sup">3</hi>).</p><lb/>
                    <note place="end" n="1)">Die Gründe die&#x017F;er Wahl &#x017F;ind mei&#x017F;tens per&#x017F;önlicher Natur, z. B. Untaug-<lb/>
lichkeit zu einem Gewerbe, Bequemlichkeit, Hoffnung auf außerordentliche Gewinn&#x017F;te.</note><lb/>
                    <note place="end" n="2)">Die&#x017F;e &#x017F;ind &#x017F;ehr manchfacher Art; gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen i&#x017F;t auch hierher zu zählen,<lb/>
daß manche bei der Anlage die Bequemlichkeit des leichten Austau&#x017F;ches der Obliga-<lb/>
tionen, der Aufkündbarkeit u. dgl., manche aber die Fe&#x017F;tigkeit der Anlage, Unauf-<lb/>
kündbarkeit vorziehen. Zu Schenkungen zieht man eine Anlagsart der anderen, z. B.<lb/>
Staatspapiere und Actien den Privatobligationen vor u. dgl. m.</note><lb/>
                    <note place="end" n="3)">Je ausgedehnter das Capitalienge&#x017F;chäft i&#x017F;t, de&#x017F;to mehr gründliche Kenntni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;etzt es voraus, in den ver&#x017F;chiedenen Ab&#x017F;tufungen zwi&#x017F;chen dem politi&#x017F;chen und Pri-<lb/>
vatleben, die&#x017F;e mitgerechnet. S. <hi rendition="#g">Meine</hi> Ver&#x017F;uche. S. 471 folg.</note>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zweites Haupt&#x017F;tück</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Um&#x017F;atz</hi>-<hi rendition="#g">Betriebslehre</hi>.</hi> </head><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#c">§. 362. <hi rendition="#aq">a.</hi></hi> </head><lb/>
                <p>Die <hi rendition="#g">Um&#x017F;atz</hi>-<hi rendition="#g">Betriebslehre</hi> &#x017F;tellt die Grund&#x017F;ätze und Regeln<lb/>
auf, nach welchen das Um&#x017F;atzgewerbe (das Handels- und Leih-<lb/>
gewerbe) als ein zu&#x017F;ammenhängendes Gewerbe geleitet werden &#x017F;oll,<lb/>
um daraus den größten Vortheil zu beziehen<hi rendition="#sup">1</hi>).</p><lb/>
                <note place="end" n="1)">In ihrem ganzen Umfange i&#x017F;t die&#x017F;e Abtheilung der Um&#x017F;atz-Gewerbslehre<lb/>
nicht abgehandelt, ob&#x017F;chon es eine unverzeihliche Menge von Schriften über kauf-<lb/>
männi&#x017F;che Brief&#x017F;tellerei, Buchhalterei, Contorwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft u. dgl. gibt.</note>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#c">I. <hi rendition="#g">Von den allgemeinen Bedürfni&#x017F;&#x017F;en des Um&#x017F;atz</hi>-<lb/><hi rendition="#g">Betriebes</hi>.</hi> </head><lb/>
                <div n="6">
                  <head> <hi rendition="#c">§. 363.<lb/>
1) <hi rendition="#g">Naturmittel</hi>; 2) <hi rendition="#g">Verkehrsmittel</hi>; 3) <hi rendition="#g">Arbeiter</hi>.</hi> </head><lb/>
                  <p>Die allgemeinen Erforderni&#x017F;&#x017F;e zum Betriebe des Um&#x017F;atzgewerbes,<lb/>
insbe&#x017F;ondere eines Handlungsge&#x017F;chäftes<hi rendition="#sup">1</hi>), &#x017F;ind zwar von denen der<lb/>
anderen Gewerbe ver&#x017F;chieden, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aber doch unter den auch<lb/>
dort aufge&#x017F;tellten Abtheilungen betrachten. Es gehören hierher:</p><lb/>
                  <p>1) <hi rendition="#g">Naturmittel</hi>. Die&#x017F;e &#x017F;ind <hi rendition="#aq">a)</hi> der <hi rendition="#g">Grund</hi> und <hi rendition="#g">Boden</hi><lb/>
für die Anlage der Gewerbsgebäude, von de&#x017F;&#x017F;en Lage und Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit &#x017F;ehr viel abhängt, weil jene auf den Ab&#x017F;atz, die&#x017F;e aber auf<lb/>
die Güte der Waaren, z. B. Sicherung vor Feuchtigkeit, von<lb/>
Einfluß i&#x017F;t; <hi rendition="#aq">b)</hi> die von der Natur dargebotenen <hi rendition="#g">Gewä&#x017F;&#x017F;er</hi>, die<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0512] ſind auch die Momente der Vergleichung verſchiedener Anlagsmetho- den. Man kann aber wählen zwiſchen den Anlagen auf Privat- obligationen, Actien, Gemeindeobligationen und Staatspapiere, unter welchen Lezteren es, wie geſehen, verſchiedene Arten gibt (§. 336.). Es gehören dazu die genaueſten Kenntniſſe von den Verhältniſſen dieſer Perſonen, Geſellſchaften, Gemeinden und Staa- ten, welche ihren Kredit beſtimmen3). ¹⁾ Die Gründe dieſer Wahl ſind meiſtens perſönlicher Natur, z. B. Untaug- lichkeit zu einem Gewerbe, Bequemlichkeit, Hoffnung auf außerordentliche Gewinnſte. ²⁾ Dieſe ſind ſehr manchfacher Art; gewiſſermaßen iſt auch hierher zu zählen, daß manche bei der Anlage die Bequemlichkeit des leichten Austauſches der Obliga- tionen, der Aufkündbarkeit u. dgl., manche aber die Feſtigkeit der Anlage, Unauf- kündbarkeit vorziehen. Zu Schenkungen zieht man eine Anlagsart der anderen, z. B. Staatspapiere und Actien den Privatobligationen vor u. dgl. m. ³⁾ Je ausgedehnter das Capitaliengeſchäft iſt, deſto mehr gründliche Kenntniſſe ſetzt es voraus, in den verſchiedenen Abſtufungen zwiſchen dem politiſchen und Pri- vatleben, dieſe mitgerechnet. S. Meine Verſuche. S. 471 folg. Zweites Hauptſtück. Umſatz-Betriebslehre. §. 362. a. Die Umſatz-Betriebslehre ſtellt die Grundſätze und Regeln auf, nach welchen das Umſatzgewerbe (das Handels- und Leih- gewerbe) als ein zuſammenhängendes Gewerbe geleitet werden ſoll, um daraus den größten Vortheil zu beziehen1). ¹⁾ In ihrem ganzen Umfange iſt dieſe Abtheilung der Umſatz-Gewerbslehre nicht abgehandelt, obſchon es eine unverzeihliche Menge von Schriften über kauf- männiſche Briefſtellerei, Buchhalterei, Contorwiſſenſchaft u. dgl. gibt. I. Von den allgemeinen Bedürfniſſen des Umſatz- Betriebes. §. 363. 1) Naturmittel; 2) Verkehrsmittel; 3) Arbeiter. Die allgemeinen Erforderniſſe zum Betriebe des Umſatzgewerbes, insbeſondere eines Handlungsgeſchäftes1), ſind zwar von denen der anderen Gewerbe verſchieden, laſſen ſich aber doch unter den auch dort aufgeſtellten Abtheilungen betrachten. Es gehören hierher: 1) Naturmittel. Dieſe ſind a) der Grund und Boden für die Anlage der Gewerbsgebäude, von deſſen Lage und Beſchaf- fenheit ſehr viel abhängt, weil jene auf den Abſatz, dieſe aber auf die Güte der Waaren, z. B. Sicherung vor Feuchtigkeit, von Einfluß iſt; b) die von der Natur dargebotenen Gewäſſer, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/512
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/512>, abgerufen am 23.11.2024.